Eigenartiges Stück Osage

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Lord Hurny
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Eigenartiges Stück Osage

Beitrag von Lord Hurny »

Hallo Gemeinde,
ich hab mir vor ein paar Tagen ein Stück aus meinem Osage Lager genommen (Trocknungszeit 4 Monate im Freien und 2 Monate Innen).
Das Kernholz hat aussen schon eine eher dunkle Farbe im Kernholz angenommen, der Splint war weiß.
Als ich den Stave zu bearbeiten begann viel mir folgendes auf:

1) das Kernholz unter der nachgedunkelten Haut war nicht gelb oder orange sondern hellgelb und fast nicht vom Splint zu unterscheiden.
2) das Holz greift sich anders als typischer Osage an, es ist eigenartigerweise sehr leicht zu bearbeiten und hat auch kein Gewicht - also definitiv nicht die typisch harten und schweren Eigenschaften
3) Es riecht auch komisch und macht einen sehr trockenen und porösen Eindruck

Der aktuelle Rohling ist bis zum Bodentiller rausgearbeitet und biegt sich in beiden Wurfarmen einigermaßen gleich. Er hat jetzt eine Länge von 143cm, ist von 38mm auf 12mm breit, über die ganze Länge ca. 13mm dick (ausser am Griffbereich) und nur mehr 325 Gramm schwer! ??? Geplant ist ein Recurve für meine Frau, ca. 30# bei einem Auszug von 25" - damit ich dieses Zuggewicht erreiche, muss ich noch einiges abtragen, d.h. der Bogen kommt definitive unter 300 Gramm (!) und dass halte ich bei Osage für eher unmöglich.
Ist mein Holzn krank?
Könnte es sein, dass das Holz (aus Ungarn) tatsächlich irgendwie vorbehandelt wurde?
Hat von Euch schon jemand ein Stück mit den von mir beschriebenen Eigenschaften bearbeitet?
lg,
Lord Hurny

der manchmal den Bogen überspannt...
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Lord Hurny
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Re: Eigenartiges Stück Osage

Beitrag von Lord Hurny »

Es sei noch erwähnt, dass der Frühholzanteil relativ hoch ist.(darum wird das auch ein Frauenbogen daraus ;D )

hier ein paar Fotos:
DSCN1405.jpg
die Ringe haben 3-4mm
die Ringe haben 3-4mm
Farbvergleich: der darüber ist aus Hickory, der darunter aus "normalem" Osage
Farbvergleich: der darüber ist aus Hickory, der darunter aus "normalem" Osage
Mal sehen ob dieses eigenartige Stück das biegen über Dampf der Osages überlebt...
lg,
Lord Hurny

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Ravenheart
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Re: Eigenartiges Stück Osage

Beitrag von Ravenheart »

Das ist kein Osage...

Rabe
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Lord Hurny
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Re: Eigenartiges Stück Osage

Beitrag von Lord Hurny »

Rabe,
auch ich hatte bzw. habe noch immer Zweifel ob es wirklich Osage ist. Aber ein Punkt ist fix:
Auf dem Bild wurde er vom 2. Stave (von vorne) abgespalten - von mir persönlich - und dieser Stave sieht verdammt nach Osage aus.
DSCN0402.jpg
lg,
Lord Hurny

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inge
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Re: Eigenartiges Stück Osage

Beitrag von inge »

In einem Buch, weiss jetzt nicht auf Anhieb ob " Auf der Spur des Osagebogens " oder woanders ist dies mit der unterschiedlichen Farbe des Osage erwähnt. Das Helle soll nicht so " fest " sein.
lg
inge
Am Ende stellt sich die Frage:
Was hast du aus deinem Leben gemacht?
Was du dann wünschst getan zu haben, das tue jetzt.
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Re: Eigenartiges Stück Osage

Beitrag von Tom Tom »

Hast mal n Reststück vom Stave gebogen ?

lg Tom Tom
Zeit ist eine durchaus relative Angelegenheit
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inge
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Re: Eigenartiges Stück Osage

Beitrag von inge »

inge hat geschrieben:In einem Buch, weiss jetzt nicht auf Anhieb ob " Auf der Spur des Osagebogens " oder woanders ist dies mit der unterschiedlichen Farbe des Osage erwähnt. Das Helle soll nicht so " fest " sein.
lg
inge
Habs gefunden. In der Bibel des t. Bogenbaus 1 auf Seite 145!!
lg
inge
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Windmann
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Re: Eigenartiges Stück Osage

Beitrag von Windmann »

inge hat geschrieben:Das Helle soll nicht so " fest " sein.
Ob das auf jedes helle Osage-Holz zutrifft, vermag ich natürlich nicht zu sagen. Aber von dem hellen Holz, das ich bisher unter den Fingern hatte, kann ich nur sagen, dass ich jedes Mal überdimensioniert bauen musste, um auf ein adäquates Zuggewicht zu kommen. Auch setzte sich das Holz stärker, als gewohnt. Die Hälfte dieser Bögen hatte dann die unrühmliche Eigenschaft, dass sie nicht besonders schnell waren, was ihre Rückstelleigenschaften anbelangt.
Dennoch waren es nicht unbedingt schlechte Bögen. Aktuell verarbeite ich wieder so ein helles Osage und schon beim Bodentiller zeigt sich eine gewisse Weichheit in der Struktur.
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Lord Hurny
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Re: Eigenartiges Stück Osage

Beitrag von Lord Hurny »

Danke Inge fürs recherchieren, ich hab ja all die Bücher und kann mich an diese Passage wage erinnern - gleich mal nachlesen...

TomTom,
der Rest vom Stave (der größere Teil) lagert noch bei mir, wenn ich mich nicht irre - ich werd gleich morgen mein Lager umkrempeln - heut geh ich nicht mehr in die Werkstatt... ;)
Ich warte noch bis der 2. Recurve erkaltet ist und ich ihn aus der Form nehmen kann und ab in die Falle, ach ja - biegen ließen sich die Recurves so problemlos, wie ich es von Osage gewöhnt bin...
lg,
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Toddi
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Re: Eigenartiges Stück Osage

Beitrag von Toddi »

sieht für mich aus wie Robinie. Hat ne ganz ähnliche Holzstruktur wie Osage und wächst auch in Ungarn... ;) "komischer Geruch" würde auch passen.
Gruß Toddi
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Lord Hurny
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Re: Eigenartiges Stück Osage

Beitrag von Lord Hurny »

Toddi,
ich hoffe ich muss dir nicht recht geben - nach längerm nachdenken hab ich da einen leisen Verdacht, der sich hoffentlich nicht bestätigt.

Die dunkle Färbung an der Oberfläche ist für meinen Geschmack viel zu schnell eingetreten (das Bild der Staves oben entstand 3 Monate nach der "Schlachtung", da waren die Staves eigentlich noch ziemlich nass). Ähnlich stark nachgedunkelte Staves hab ich erst einmal gesehen, und die waren fast 20 Jahre lang gelagert worden.
Hier könnte vom Lieferanten mit irgendeiner Behandlung des Holzes die Farbe in Richtung Osage verändert worden sein.

Ich werde auf jeden Fall heute Abend den "Mutter-Stave" hervorkramen, genau unter die Lupe nehmen und mit Robine vergleichen - speziell was den Geruch angeht...
lg,
Lord Hurny

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Chirion
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Re: Eigenartiges Stück Osage

Beitrag von Chirion »

Ich habe auch einige Staves vom hellen Osage, die Dichte ist wesentlich geringer, das Holz ist weniger ölig, dunkelt aber wesentlich schneller nach und wird letztlich fast dunkler als normaler Osage. Die Rückstellkräfte sind geringer aber immer noch vergleichsweise gut, durch die geringere Dichte muss man etwas dicker bauen. Ich werd bald mal eine ELB aus diesem Osage light bauen. Ich habe den Verdacht, dass es sich um Holz von männlichen Bäumen handelt. Zumindest bei meinen Staves kann ich Robinie auschließen, eine Vorbehandlung würde ich ebenfalls ausschließen.
Zuletzt geändert von Chirion am 21.08.2012, 08:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Lord Hurny
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Re: Eigenartiges Stück Osage

Beitrag von Lord Hurny »

stimmt, du hast ja auch vom selben Baum eingekauft - hast du davon schon einen Bogen verbaut?

zur Färbung,
du hast recht, der abgespaltene Stave, den ich gerade verarbeite, hatte damals direkt nach dem spalten eine helle und eine dunkle Seite - jetzt waren beide Seiten wieder gleich dunkel...
lg,
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Re: Eigenartiges Stück Osage

Beitrag von Chirion »

von dem besagten Baum hab ich noch nichts verareitet allerdings hab ich schon länger einen paar Staves aus diesem Teil hier
Stöckchen1.jpg
auf dem Bild sieht man die helle Farbe nach dem Spalten
auf dem Bild sieht man die helle Farbe nach dem Spalten
der hat exakt die gleichen Eigenschaften.
Der Belly von dem Teil ist daraus
der Bogen ist verflucht schnell, und derzeit mein Liblingsbogen
der Bogen ist verflucht schnell, und derzeit mein Liblingsbogen
hier sieht man die Farbe nach dem verarbeiten, inzwischen ist der Belly satt dunkel ich werd heut mal ein Vergleichsbild machen
hier sieht man die Farbe nach dem verarbeiten, inzwischen ist der Belly satt dunkel ich werd heut mal ein Vergleichsbild machen
lam1.jpg (15.17 KiB) 2029 mal betrachtet
Ich habe beim Verarbeiten auch daran gezweifelt das es Osage ist und gedacht es könnte Maulbeere sein, allerdings nachdem ich die neuen Staves bekommen habe bin ich mir sicher das es Osage ist, wie schon gesagt ich denke es ist männlicher Osage.
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Re: Eigenartiges Stück Osage

Beitrag von Blacksmith77K »

Lord Hurny hat geschrieben:
-das Kernholz unter der nachgedunkelten Haut war nicht gelb oder orange sondern hellgelb und fast nicht vom Splint zu unterscheiden.

-es ist eigenartigerweise sehr leicht zu bearbeiten und hat auch kein Gewicht - also definitiv nicht die typisch harten und schweren Eigenschaften

-Es riecht auch komisch und macht einen sehr trockenen und porösen Eindruck

...spricht aber auch gegen Robinie...
...du biegst nicht den Bogen, der Bogen biegt Dich!

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