Ich habe mal eine Rundfrage unter Bogenbauern und Händlern gestartet.
Das Ergebnis sieht wie folgt aus:
Liebe Bogenbauer und Händler,
im Bogensportforum fand vor geraumer Zeit eine Debatte über das richtige Messen der Auszugslänge und in Verbindung damit des richtigen Zuggewichtes statt.
Ich (und einige andere Nutzer) waren der Meinung, die Auszugslänge wird von der Bogen-Innenseite (Bauchseite) gemessen. Andere waren der Meinung, dafür gibt es einen AMO-Standard. Und dieser besagt, daß die Auszugslänge von der Bogen-Außenseite (Rücken) gemessen wird – was für mich und einige Andere unlogisch ist.
viewtopic.php?t=32540
viewtopic.php?t=33427
Leider kann dieser Unterschied in der Herangehensweise durchaus ein ganzes Zoll oder gar mehr ausmachen.
Eine diesbezügliche und stichprobenartige Anfrage meinerseits beim ungarischen Hersteller Flagella Dei ergab, daß zumindest dieser Bogenbauer so misst, wie ich messen würde: von der Innenseite her (Bauch).
Leider antworten nicht alle Händler bzw. Bogenbauer auf Anfragen. Aber wenn ich zum Beispiel einen Bogen habe, der mit 29 Zoll, max. 29,5 Zoll angegeben ist und meine persönliche Auszugslänge in der Daumentechnik 29,5" ist – dann ist das entscheidend, wo und wie gemessen wird.
Bei einem 33"-Bogen mag das nicht schlimm sein, bei einem 29,5"-Bogen schon.
Ich habe alle meine Bögen, die ich zuvor von der Innenseite her gemessen habe noch einmal von der Außenseite gemessen und habe festgestellt, daß ich dann bei einigen (zum Teil) weit unter den Zuggewichten (angegebene lbs bei 28") bleibe und bei anderen passt es.
Also macht das wohl doch jeder wie er will.....
Ich bin ratlos.
Mit freundlichen Grüßen, Albrecht K.
P.S.: Sicher darf man auch nicht verwechseln – AMO-Standard hin oder her – daß das Messen der Auszugslänge und das Messen oder ggf. auch Berechnen der erforderlichen Pfeillänge zwei getrennte Paar Schuhe sind. Das ist mir selbstverständlich klar.
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Antworten:
1.) Flagella Dei (Bogenbauer und Händler / Ungarn) erwähnte ich oben bereits. Flagella Dei misst von der Griff-Innenseite zur Sehne.
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https://traditionalbowshop.com/de/
2.) Thorsten Schwartz, Black Arrow (Bogenfachgeschäft in Genthin)
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https://www.blackarrow-shop.de/
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http://www.blackarrow-refugium.de/
„Also man muß zwei Sachen beachten: Das Bestimmen der Zugstärke wird ja bis zum Pivot Point gemessen. Das wäre bis zur tiefsten Stelle (ich sage jetzt meistens) bzw. auch meistens da, wo bei einigen Bögen vielleicht auch der Button eingeschraubt wird. Dieser Wert wäre ja auch Fix und kann jetzt 28“ genau gemessen werden, und damit die Zugstärke des Bogens.
Die Pfeillänge – ja, die sollte man dann bis zur Vorderkante des Bogens messen, sonst werden die Pfeile zu kurz. Oder Pivot Point + 1 ¾ Zoll (1,75 Zoll).
Ich habe mal einen Link zur Uukha-Seite, da ist ein schönes Bild:
https://www.uukha.com/en/setup-your-bow#configurateur
So, ich hoffe, daß das ist richtig rübergekommen ist. Wenn noch Fragen sind, nur los….“
Mit freundlichen Grüßen, Torsten Schwartz
3.) Lino Coscia, Arrowforge (Bogenfachgeschäft in Luhden)
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https://www.arrowforge.de/
„Wenn wir bei uns Bögen nachmessen, messen wir nach AMO-Standard, also Außenkante Bogen. Jedenfalls, wenn nicht extra True Draw Length (DLPP – Draw Length Pivot Point) gewünscht ist.
Allerdings gibt es zwei AMO-Standards
A – für Hersteller gilt DLPP plus 1,75" ist AMO-Auszug
B – für Händler gilt Außenkante Bogen ist AMO-Auszug.
A und B liegt in der Praxis sehr nah beieinander. Wir benutzen bei uns B, weil es tatsächlich einfacher für unsere Prozesse ist und leichter fotografierbar ist. Der Pivot Punkt ist auf Fotos meist schwieriger zu sehen, als die Kante des Bogens.
Der Unterschied zwischen AMO-Auszug und DLPP ist dagegen schon groß. Kleinere europäische Hersteller traditioneller Bögen scheinen öfter zu DLPP zu neigen. Größere Marken, meist AMO. Wenn wir Bögen aufnehmen, bei denen wir unsicher sind, klären wir das mit den Herstellern und standardisieren das bei uns, bzw. schreiben das Messverfahren mit dazu.“
Viele Grüße, Lino Coscia
4.) Marco Porsch, Bogensport Beyer (Bogenbauer und Händler in Untersiemau)
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https://www.bogensport-beier.de/
„Das Thema Auszugslänge sorgt im Bogensport immer wieder für Diskussionen, und wir können gut nachvollziehen, daß die unterschiedlichen Messmethoden verwirrend sein können.
Die gängige Methode nach AMO-Standard (heute ATA) misst die Auszugslänge vom Nockpunkt der Sehne bis zum tiefsten Punkt des Griffstücks (Pivot-Punkt) und addiert 1¾ Zoll. Dieser Aufschlag berücksichtigt, dass früher die Auszugslänge bis zur Vorderkante des Bogens gemessen wurde.
Das ist wichtig, weil sich das angegebene Zuggewicht eines Bogens auf diese Auszugslänge bezieht. Steht z. Bsp. „50# @ 28“ auf einem Bogen, bedeutet das, daß bei einer Auszugslänge von 28 Zoll das Zuggewicht 50 Pfund beträgt. Wer anders misst, kann leicht ein falsches Gefühl für Zuggewicht und Auszug bekommen.
In der Praxis messen manche Hersteller vom Nockpunkt bis zur Vorderkante des Bogens, andere nach AMO-Standard. Das erklärt die Unterschiede, die bei verschiedenen Bögen festgestellt werden – besonders bei kürzeren kann das deutlich ins Gewicht fallen.
Unser Tipp: Es ist sinnvoll, die Auszugslänge (Anm.: und zugehöriges Zuggewicht) selbst nach AMO-Standard zu messen, um das tatsächliche Zuggewicht für den eigenen Auszug zu überprüfen.
Wir hoffen, diese Informationen helfen weiter.“
Mit freundlichen Grüßen, i. A. Marco Porsch
5.) Sebastian Siebrecht, BogenSportWelt (Bogenfachgeschäft in Anklam)
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https://www.bogensportwelt.de/
„Wir messen immer vorne (Außenseite / Bogenrücken) und kommen so auch immer auf die vom Hersteller angegebenen Werte (einzelne Abweichungen herausgenommen).
Die meisten Hersteller sprechen bei einer Zuggewichtsabweichung von 2-3 lbs noch vom Toleranzbereich.
Für weitere Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.“
Mit besten Grüßen, Sebastian Siebrecht
6.) András Kovács (privater Bogenbauer aus Ungarn)
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https://phytonbows.eu/
András Kovács hat sich mit seinem Vertriebspartner „Drachengrube“ in Ravensburg und dem dortigen Bogensportfachmann Werner Gruber darauf geeinigt, die maximale Auszugslänge von der Griffaußenseite zur Sehne zu messen (-> AMO)
Bei András Kovács besteht meine Vermutung, da er mir schrieb, „er hat sich mit Werner Gruber darauf geeinigt…“, daß er – bevor er Drachengrube als Vertriebspartner hatte – die max. Auszugslänge von der Griff-Innenseite her gemessen hat.
7.) Imre Nagy (privater Bogenbauer und Eigendistributor)
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https://tradinagyijak.hu/
Imre Nagy misst die max. Auszugslänge seiner Bögen von der Griff-Innenseite (Bogenbauch)
8.) chinesische Hersteller traditioneller Bögen, (die auf ebay unter verschiedenen Namen ihre Bögen anbieten (qme-Archery, Sharrow Archery, mlm-Archery und zd-Archery oder noch andere Namenskreationen ihre Produkte anbieten)
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https://www.ebay.de/str/zdarchery?_trks ... 61.l161211
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https://www.ebay.de/str/mlmebd?_trksid= ... 61.l161211
Laut Auskunft auf meine Anfrage messen diese oder dieser Hersteller die max. Auszugslänge vom Griff innen
„Es schadet nichts, wenn einen von Euch sein Kummer bedrängt, daß er sich einen Bogen umhängt und damit seinen Kummer vertreibt.“ (islamische Weisheit)
„Wer aufhört besser werden zu wollen, hört auf gut zu sein.“
(# Reflexbogen / Reiterbogen)