Tapertool für Dickentaper

Selbstgebaute Befiederungsgeräte, Spinetester, etc.
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Palmstroem
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Tapertool für Dickentaper

Beitrag von Palmstroem »

An alle Freunde mehr oder weniger nützlicher und nichttraditioneller Werkzeuge für den Bogenbau...

Da mir schon lange stinkt, was die Anzeichnerei des Dickentapers auf die Selfbows für ein Gefuddel ist, habe ich mir ein Werkzeugchen ausgedacht, mit dem dies ohne große Aufwände geht. Umgesetzt habe ich das, mangels gescheiter Metallwerkstatt, mit Hilfe von Kollegen. Danke an dieser Stelle noch mal.

Das Prinzip ist einfach: Eine Drehbewegung wird über ein Kegelradpaar und eine Gewindespindel in eine lineare Bewegung umgewandelt. Die Drehbewegung entsteht beim Abrollen eines Rades mit definiertem Durchmesser auf dem Bogenrücken und wird in die senkrechte Bewegung eines Stiftes (bevorzugt Fasermaler) an der Wurfarmseite gewandelt. Dabei entsteht der harmonisch abnehmende Dickenverlauf, der Dickentaper.

Bild

Gelöst habe ich das mit einem Kegelradpärchen gleichen Durchmessers (1:1) und einer Gewindespindel M10 mit dem Anstieg 1,5.
Mit Rädern unterschiedlicher Durchmesser kann ich unterschiedliche Anstiege der Kurve erzeugen, kann also auch Taper für längere Wurfarme oder größere Delta zwischen Fadeout und Tip realisieren.

Bild

Als Input benötige ich lediglich das Größtmaß der Dicke am Ende des Fadeouts, das Kleinstmaß der Dicke an den Tips und die Streckenlänge. Dann berechne ich mir den erforderlichen Raddurchmesser (Excel-Vorlage, klar. ;) ), schraube selbiges auf, stelle den Stift auf Startpositionen (angetragene Dicke am Fadeout) und rolle ohne weitere Messung die Wurfarmlänge ab - fertig ist der Dickentaper ;D

Bild

Clou der Geschichte: ich kann auch stark wellige Geometrien abfahren und bekomme auch dort in einem Rutsch einen harmonischen Dickentaper. Es ist auch egal, ob ich an den Rändern des Bogenrückens entlangfahren muss, um beide Seiten anzuzeichnen, oder in der Mitte, das Tool kann beides.

Die Räder habe ich jetzt in 2mm Stufen vorliegen, ich runde momentan auf den vollen geraden Durchmesser. Ich glaube, daß das hinreichend genau ist. Schließlich soll ja nicht das Tillern ersetzt werden, sondern die lästige Schablonenbastelei oder Anzeichnerei.

Mit dem Stifthalter hatte ich mich am Anfang etwas verkalkuliert, der war zunächst zu starr ausgelegt. Es hat sich herausgestellt, dass es besser ist, wenn der etwas federt (nicht zu viel, da sonst das Ergebnis verfälscht wird). Verwendet habe ich für den Stifthalter ein Rumfort-Teil, das sieht jetzt etwas überdimensioniert aus.

Möchte ich jetzt die Gegenseite des Wurfarms kennzeichnen, verschiebe ich die obere Achse, bringe das Gegenrad in Eingriff und los gehts.

Möchte ich lediglich eine Parallele (z.B. bei pyramidalen Wurfarmen), verschiebe ich die Achse auf Leerlaufposition und rolle das Rad von der Position an weiter, bei der ich soeben war und habe eine parallele Linie, bei der sich die Dicke nicht ändert.

Einzig auf Unregelmäßigkeiten, die sich nicht in einer Dickenabnahme äußern sollen, muss ich getrennt reagieren, aber das bleibt mir ja sonst ja auch nicht erspart, z.B. deflexe Bereiche manuell etwas auffüttern, Äste begradigen u.s.w.u.s.f.

Die Kanten bekommen alle noch Fasen oder Radien, schließlich sollen beim Abrollen keine Macken im Bogenrücken entstehen.

Eure Meinungen und natürlich Kritik, ob kon- oder destruktiv würden mich interessieren.

Palmström
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Sir Weazel
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Re: Tapertool für Dickentaper

Beitrag von Sir Weazel »

Cool ! Da steckt viel Arbeit und" Fuckel" drinn .....Sicherlich eine feine Sache...... mir persönlich ist das "alte,traditionelle"aber lieber.
suum cuique!....... Ego sum qui sum ... a debet ..
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Neumi
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Re: Tapertool für Dickentaper

Beitrag von Neumi »

Hallo Palmstroem, also der Zeitaufwand für mich beim anzeichnen des Tapers ist auch immer enorm. Ich hab jetzt aber noch keine Meinung zu so nem Tool, ausser vielleicht, dass man ganz schön aufgeschmissen ist, wenn man nen Bogen bauen will und sich von Anfang an so ein Tool gewöhnt hat und wenns nicht dabei oder kaputt ist, nicht mehr ohne Tool kann.
Ich werd mir mal ne Meinung bilden (Gedanken, wie ich sowas bauen könnte hab ich mir aber auch schon gemacht und Mangels wissen über Werkzeugbau wieder bleiben lassen).
Aber auf alle Fälle, auch wenn ichs vielleicht nach der Meinungsbildung nicht so gut finden werde, grossen Respekt für den umgesetzten Willen, etwas abzustellen, was nervt.
Viele Grüsse - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...
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alfred33
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Re: Tapertool für Dickentaper

Beitrag von alfred33 »

Ja so ein Tüftler ;D
sauber gemacht.
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(der mit der kleinen Wölfin)
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Re: Tapertool für Dickentaper

Beitrag von Heidjer »

Ganz ehrlich, das ist mir zu Mathematisch und zu Aufwändig.
Wenn ich denn mal eine Seitenkontur anzeichne, dann mit solchen Gismos wie ich es hier mal gezeigt habe. Will ich dabei einen Taperverlauf haben dann kippe ich das Brett langsam beim Anzeichnen. ;)
Meistens arbeite ich aber Freihand und messe die Dicke nur am Fadeout und arbeite mit Fingergefühl die Wurfarmdicke heraus, orientiere mich höchstens an der Maserung.


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.
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Re: Tapertool für Dickentaper

Beitrag von klaus1962 »

Absolut SUPER !! 8) 8) 8)
... die Optik ist zwar noch Verbesserungswürdig, aber die Technik, die Du da ausgetüftelt hast, finde ich genial.
Jetzt fehlt nur noch der Post mit dem dazu gehörenden Excel-File, für die Rollrad-Taper-Berechnung. ;)

Gruß
Klaus
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Re: Tapertool für Dickentaper

Beitrag von Wilfrid (✝) »

Hmmm, wieviele Bögen muß man bauen, bis man die Zeit für das Teil raus hat? Gut man kann sich nicht soo leicht mehr verhauen, aber das macht man ohne und mit Strich an der Seite sowieso. Was macht man, wenn die WA unterschiedlich lang sind?

Hier nimmt die Dicke pro cm um 0, x mm ab, konstant, aber will man das?
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Palmstroem
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Re: Tapertool für Dickentaper

Beitrag von Palmstroem »

So oder ähnlich kontrovers hatte ich mir die Antworten vorgestellt... ;D
Aber bitte keine Diskussion über traditionelles oder nichttraditionelles Handwerk anfangen, genau das wollte ich nicht auslösen :-* .

@Dirk: Vielen Dank für den Link, den Thread kannte ich noch nicht. Vielleicht stellen ja noch andere ihre Methoden vor?!

@Wilfrid: Mit dem Tool muss ich nicht zwangsläufig eine Steigung anzeichnen, durch den Leerlauf gelingen auch Parallelen. Klar darf ich beim Bogenbauen nicht das Hirn ausschalten, sondern muss wissen, wie ich auf welche auftretende Schwierigkeit reagieren muss.
Das Tool selbst funktioniert auch nur mit etwas Übung gut.

@ klaus1962: voila, hier das Tabellchen, ein paar Spalten mit den Zwischenergebnissen sind ausgeblendet, die kann man einblenden, da ist kein Zellschutz drauf, oder so.
Berechnung Wechselrad für Tapertool.xls
Berechnung der Wechselräder
(21 KiB) 91-mal heruntergeladen
Hier noch schnell die einfache Mathematik dahinter:

dWR = Lwa / Delta D * 0,4775

dWR: Durchmesser Wechselrad
Lwa: Länge Wurfarm mit Taper
Delta D: Größte Dicke am Fadeout minus kleinste Dicke am Taperende

Palmström
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Re: Tapertool für Dickentaper

Beitrag von Benedikt »

Schöne Idee :)
Auch wenn ichs immer nach Jahresring und Gefühl mit dem Schweifhobel mach-spart Stifte ;D
Gruß
Benedikt

P.s.: Ist Robinie, gell? ;)
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Re: Tapertool für Dickentaper

Beitrag von SchmidBogen »

Robinie mit Splint Ansatz? Ich tippe da eher auf Hickory. :)
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Palmstroem
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Re: Tapertool für Dickentaper

Beitrag von Palmstroem »

Das ist Robinie mit Splint. Obwohl ich noch nicht weiß, ob das was wird. Ich bin mit dem Stave noch gar nicht so weit, um den Dickentaper anzutragen. Er ist nur einer der nächsten Projekte, der rumstand und zu Testzwecken dran glauben musste.

@Benedikt: Bei Deinem Output glaube ich schon, dass der Stiftverschleiß ein ernstzunehmender Kostenfaktor wäre... ;D

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Re: Tapertool für Dickentaper

Beitrag von Benedikt »

Wusst ichs doch... ;D
[OT]
Lass den Splint mal drauf, wenn er sich mehr wie Hartgummi als wie Butterkeks schneidet.
[/OT]
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Re: Tapertool für Dickentaper

Beitrag von Bogenhannes »

Hey Palmström, was ist jetzt genau das "Gefuddel"? Das Anzeichnen oder das Herausfinden, wo genau die Messpunkte sind?
Ich ermittele die Messpunkte und die Maße immer vorher mit einer kleinen Zeichnung und benutze dann Messschieber oder Geo-Dreieck. So etwa:
Hartriegel Breitenabmessungen.jpg
Beim Tillern ändert sich dann eh wieder alles. Wäre natürlich toll den Bogen (insbesondere Flachbögen) genau aus dem Holz zu schneiden und der Tiller würde schon passen...naja schöner Traum ;)
Ansonsten ist das eine nette Idee, obwohl ich es selber nicht benutzen würde. Melde doch schon mal ein Patent an... ;)
Grüße
Johannes
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Archerbald
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Re: Tapertool für Dickentaper

Beitrag von Archerbald »

Hey Palmström Düssentrieb,
als bekennender Over-egineerer finde ich das prima.
Gruß Archerbald
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Wazuka
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Re: Tapertool für Dickentaper

Beitrag von Wazuka »

Palmström, das ist eine sehr geniale "Erfindung", chapeau! Leider hast Du es schon vor der Patentierung veröffentlicht, aber naja ;) . Ich hab auch immer so meine Probleme mit dem Taper und dem Anzeichnen und würde mir so ein Gerät oft wünschen. Vielen Dank fürs Zeigen!
Deep in the human unconscious is a pervasive need for a logical universe that makes sense. But the real universe is always one step beyond logic.
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