Verwendung von Eiche

Themen zum Bogenbau
Wurzelpeter
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Verwendung von Eiche

Beitrag von Wurzelpeter »

... vor einigen Monaten bin ich durch die heimischen Wälder gefahren und da lagen einige Eichenstämme am Boden. Mal angenommen, einer von denen hätte sich in meinem Fahrrad verfangen und ich hab's erst zu Hause bemerkt...
:lalala

Mein Plan ist es, das Stück irgendwann mal zu einer Armbrust umzuwursten. Aber gibt's daneben noch andere Verwendungsmöglichkeiten?
Wie sieht's beispielsweise mit einem Eiche-Facing aus? Wäre das eine Alternative zum Knochen oder hat das noch gar keiner probiert?
Erzählt mal was! :)

Steffen
Der Grund f?r den Anlass war letztlich die Ursache f?r den Ausl?ser.
_Julius_
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Vielleicht ein Eichen-Selfbow?

Beitrag von _Julius_ »

Hi!
Ich mache seit ein paar Wochen meine ersten Gehversuche im Bogenbau und habe dabei bis jetzt 3 mal Eiche verwendet. Von den 3 Bögen ist bisher erst einer gebrochen :D .
Außerdem habe ich noch mind. 3 mal Brennholz mit anderen Holzarten fabriziert :o .
Mich würde auch mal die Meinung zu Eiche als Bogenholz von "Bogenbauern" mit mehr Erfahrung interessieren, denn ich als Anfänger bin damit sehr zufrieden :-) .
Gruß Spearhead
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Steini
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Beitrag von Steini »

Ich habe aus DEUTSCHER Eiche noch keinen Bogen gebaut (was mich an dieser Stelle disqualifiziert), aber schon ein paar andere Dinge und daher:

Eiche ist hart:
gut, oberflächen-robuster Bogen
Eiche ist sehr schwer:
schlecht für leichte WA
Eiche ist unelastisch:
schlecht für biegsame WA
Eiche ist spröde:
schlecht fürs biegen überhaupt

Es soll amerikanische Eiche (Roteiche??) geben, die recht gut geeignet ist. Unsere einheimische meiner Meinung nach nicht besonders. Was aber nicht heissen soll das es nicht geht.

Steini
Archiv
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Beitrag von Archiv »

Hallo zusammen,

es gibt hier im Forum meines Wissens niemanden mit mehr Erfahrung mit Eiche, das haben wir an anderer Stelle bereits mal diskutiert.

Mein Stück Eiche (keine Roteiche) trocknet noch, nächstes Jahr mehr......

liebe Grüße benzi
hugin
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Beitrag von hugin »

die amerikanische eiche , (nie wieder nehm ich die zum schnitzen) ist erheblich gradliniger im wuchs ,hat erheblich weniger äste im weg und ist erheblich zäher als unsere Eiche. ich hatte mit zum frühstücksbretter schnitzen welche gekauft . gott sei dank bin ich endlich mit der bohle am ende. ich vergleiche sie in der härte und zähheit mit eibe.
aber es könnte für den bogenzweck schon toll sein.
Brennende-Seele
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Beitrag von Brennende-Seele »

Also,deutsche Eiche ist absolut ungeeignet als Bogenholz.Die einzige Eiche,die dafür in Frage kommt ist die amerikanische Roteiche(Red Oak).Ich habe vor kurzem gesehen,dass es hier
Rohlinge aus diesem Material gibt.Wenn Roteiche bei solch schmalen Langbogenbogenwurfarmen nicht bricht,dann sollte es kein schlechtes Bogenholz sein.

Liebe Grüße

Dominic
Boettger
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Beitrag von Boettger »

also ich bin wirklich mit Eiche (noch) absolut unerfahren. Geht es aber nach der berühmten Bibel des traditionellen Bogenbaus dann gibt es kein wirklich ungeeignetes Bogenholz sondern nur ein ungeeignetes Bogendesign. Oder anders gesagt, wenn man aus Eiche einen brauchbaren Bogen bauen will (er muss ja nicht mit jedem Carbonbogen mithalten können) muss man das Design seines Bogens eben an die Eigenschaften der Eiche anpassen.
Vielleicht gibts doch jemanden hier im Forum, der dazu schon Erfahrungen gesammelt hat?
Wurzelpeter
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Ich nochmal

Beitrag von Wurzelpeter »

Ich denke mal, dass Eiche als reines Bogenholz wirklich ungeeignet ist. Nomalerweise lässt sich frisches Holz ja ziemlich gut biegen. Weil ich kein Drei-Meter-Stück wegschleppen konnte, hab ich's mit Säge und Beil portioniert. Dabei fiel mir auf, dass sich Eiche ziemlich schlecht spalten lässt. Soll heißen, der Spalt lief immer raus und irgendwann brach das Stück einfach nur weg. Mit Biegen war da also garnichts.

Meine Überlegung war halt Eiche als Facing-Material. Da kann es nicht wegbrechen, weil ja der Bogenrücken noch da ist. Die Frage wär, ob's trotzdem irgendwie kaputt gehen kann. Elastisch wird das Holz auch im trockenen Zustand nicht sein. Aber wenn ich so an Horn denke, wird das in Sachen Elastizität wohl kaum besser sein, oder?
So, das war mein Senf. :D

Steffen
Der Grund f?r den Anlass war letztlich die Ursache f?r den Ausl?ser.
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Ravenheart
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RE: Ich nochmal

Beitrag von Ravenheart »

Original geschrieben von Wurzelpeter
Aber wenn ich so an Horn denke, wird das in Sachen Elastizität wohl kaum besser sein, oder?
So, das war mein Senf. :D
"Weit gefehlt, Magister..."

Horn ist eines der (druck-)elastischsten Materialien überhaupt!

Beim Bogenbau müssen wir ja zwischen Zug (Rücken) und Druck (Bauch) unterscheiden!

Nicht jedes Material, das sich gut dehnen lässt, bietet die selbe Qualität auch auf Druck und umgekehrt! Daher verwendet ein "High-Performance-Naturbogen" ja auch einen Sehnenbelag auf dem Rücken und Horn auf der Bauchseite!

Hinzu kommt die Toleranz gegenüber Biegung und natürlich die Reaktionsgeschwindigkeit, also die Schnellkraft bzw. "Rückstelleigenschaft".

Nur die perfekte Kombination aller Eigenschaften, besonders bei Zug- und Druckelastizität auch das Verhältnis zueinander, ergibt das optimale Bogenmaterial!

Welche Materialien das sind, haben die Menschen in den letzten 20.000 Jahren hinreichend ausprobiert.

Dt. Eiche war m.W. nicht dabei... ;-)

Rabe
Wurzelpeter
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anders

Beitrag von Wurzelpeter »

Original geschrieben von ravenheart

"Weit gefehlt, Magister..."

Horn ist eines der (druck-)elastischsten Materialien überhaupt!

Beim Bogenbau müssen wir ja zwischen Zug (Rücken) und Druck (Bauch) unterscheiden!
Also ich meinte hier eigentlich Elastizität im Sinne von Biegen. Schließlich heißt der Bogen ja Bogen, weil er sich bogt äh biegt. :D

Das Horn druckelastisch ist, weiß ich natürlich - hab da mal so'n Lexikon durchgelesen. ;-)

Geplant war mein Stück Eiche ja eh für was anders. Und da es für'n Bogen nix taugt, bleibt es halt dabei.

Schönen Abend noch!

Steffen
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Boettger
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Eiche scheint doch zu taugen!

Beitrag von Boettger »

Also, wenn ich hier lese, wie Eiche so pauschal als ungeeignet für den Bogenbau beschrieben wird regt sich bei mir der Widerspruchsgeist gleich ganz gewaltig. ;-)
Und auch wenn Eiche kein „High Performance Naturmaterial“ sein mag, kann ich mich doch erinnern, schon von schönen Eichen- Bögen gelesen zu haben und nachdem hier bisher niemand eigene Erfahrungen mit Eiche gemacht zu haben scheint, finde ich, sollen die Erfahrungen der „alten Klassiker“ hier auch Erwähnung finden.

Tim Baker stellt in der TBB einige seiner Lieblingsbögen vor – darunter ein Eiche–Langbogen (Roteiche) mit Flachsbacking, den er als „eine starke, zuverlässige Waffe“ mit Charakter beschreibt, auch wenn er in Bezug auf Geschwindigkeit und Bequemlichkeit eher mittelmäßig sei. (TBB Band 2, S. 57-58) Aber wenn man es wirklich "optimal" haben will, warum dann nicht gleich ein Compound aus Carbon?

Paul Comstock führt Eiche sogar explizit neben Ulme, Esche und Hickory als excellentes Bogenholz an (TBB, Band 1, S. 159) und bezieht sich dabei sogar vor allem auf Weißeiche (quercus alba), von der er sagt man halte sie „allgemein für das verlässlichste Bogenholz“ (ebd. S. 171) Hört, Hört! 8-)

Also scheinen sich aus Eichenstaves doch recht gute Bögen bauen zu lassen auch wenn unsere Altvorderen in den letzten 20000 Jahren lieber auf Eibe und Ulme zurückgegriffen haben. Damals gab es beides ja noch im Überfluss!
Ich finde ein Versuch, aus dem Eichen-Stave einen Bogen zu bauen, ist es allemal wert (ich hätte im Moment gerne einen 8-| ).
Eine Menge Leute hier im Forum dürften an Deinen Erfahrungen sehr interessiert sein.

Dazu vielleicht noch ein Hinweis aus der TBB. In seinem berühmten Artikel „Leistungsfähigkeit und Design“ gibt Tim Baker von ihm ermittelte Richtbreiten für die verschiedensten Hölzer an vor allem auch mit dem Ziel das Stringfollow gering zu halten. Bezogen auf Flachbögen mit 66 ““, 50 lbs bei 28“ Auszug empfiehlt er für Roteiche eine Bogenbreite von 4,7 cm und für Weißeiche eine Breite von 4,5 cm. (ebd. S. 112 f)
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Steini
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Beitrag von Steini »

@Boettger
Alles richtig! Keiner hat die Eignung amerikanischer Eichenarten in Zweifel gezogen. Nur die Nutzung der DEUTSCHEN Eiche. Und (s.o.) ich sage nicht das es nicht geht, die Wahrscheinlichkeit eines Bruches ist aber meiner Meinung nach sehr groß und der bestenfalls baubare Bogen wahrscheinlich höchstens mittelmäßig.

Eins kann ich aber mit absoluter Gewissheit (und aus eigenen Arbeiten mit dt. Eiche) sagen: Wer sich mit Raspel, Ziehklinge und Schmirgel an DEUSTCHE Eiche wagt hat einen haufen Arbeit vor sich.

Steini
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Beitrag von Archiv »

Hallo zusammen,

ob nun deutsch oder amerikanisch ist ja nicht gerade ein botanischer Begriff, deshalb hier mal die Eichenarten im Überblick:

Eichenarten

Mein Spaltling, der gerade trocknet, dürfte eine Stieleiche sein.

liebe Grüße benzi

PS die obengenannte Weißeiche (quercus alba) kommt leider überhaupt nicht drin vor

hier noch ein link zu den Begriffsbestimmmungen: Eichen im Überblick
Boettger
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RE:

Beitrag von Boettger »

Original geschrieben von benz

PS die obengenannte Weißeiche (quercus alba) kommt leider überhaupt nicht drin vor
naja, Quercus robur klingt doch sowieso viel besser oder nicht!?! :)

Aus Deinem zweiten Link geht hervor (bin selbst überrascht): quercus alba = amerikanische Weißeiche

mfG
Karly

weiseiche...

Beitrag von Karly »

Also... ich habe mit weiseiche rumexperimentert...

Tolles Material !! Ich habe es bei meinem Holzdealer als White Oak erstanden als Brett...
Ein Bogen existiert noch aus dem Zeug..

Das Holz ist extrem zäh und hart... zum Bearbeiten echt übel...

So.. habe noch ein Bild gefunden >>>----> White Oak

Also nicht das Grifstück.. sondern die Wurfarme sind White Oak....
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