Zur ersten Frage: Alle Bögen verlieren etwas Spannkraft, sie biegen sich Richtung Sehne. Das nennt man Set bzw. Stringfollow und es ist bei Holzbögen aller Art völlig normal und auch bei glasbelegten Bögen gelegentlich zu beobachten..
Aber man kann es minimieren, indem man die angemessene Bauweise verwendet. Wenn man Rattan z. B. ein Facing verabreicht, dann gibts nur minimal Set.
Alternativ kann man Rattan wie blöde mit Hitze in alle Richtungen biegen. Besonders reflexe Enden sind da natürlich gefragt - sie gleichen Set aus. Die Anleitung von Broken Arrow zeigt das recht gut:
http://bogenbau-broken-arrow.de/bauanle ... /index.php
Bei Holz klappt das nicht. Die gebogenen Bereiche müssen, um die Biegung zu halten, dicker sein als der Rest des Bogens. Sonst sind die nach 3 mal Auszug weg.
Das zieht aber ein Problem nach sich: Zwar hat der Holzbogen theoretisch schön viel Reflex, aber das zusätzliche Gewicht der dickeren Partien frisst die Leistung des Reflexes wieder auf. Der Bogen muss halt erst einmal sich selbst bewegen, bevor er den Pfeil anschieben kann.
Wenn man einen Reflex-Deflex-Bogen bauen will, wie du ihn dir da zurechtkonstruierst, wirst du nur mit Fiberglas- bzw. Carbonfasermaterialien was. Die Biegebereiche sind einfach zu kurz, die Radien zu eng. Das macht kein Holz mit.
Zu 2.: Es gibt zwei Möglichkeiten, Bögen zu verleimen.
Erstens: Unter Spannung. Das nennt man bei langen Holzbögen "Perry-Reflex". Der Bogen kann wegen der Vorspannung ca. 10% leichter ausfallen, was die Wurfleistung erhöht.
Oder durch verleimen mit Produkten, die beim Trocknen schrumpfen. Das ist beim echten Kompositbogen so: Auf einen dünnen Holzkern werden Sehnen mit Hautleim in Lagen aufgepappt. Die Sehnen ziehen den Bogen stark Reflex. Danach pappt man Hornstreifen auf die Innenseite, die dann den Bogen verstärken und mit dem hohen Druck klar kommen.
In beiden Fällen hat der Bogen eine gewisse Vorspannung.
Zweitens: Ohne Spannung. Dazu werden in einer Form viele dünne Laminate (oft auch Glas oder Kohlefaser) übereinander gepappt, die aber schon die ungefähre spätere Bogenform haben. Diese Bögen haben wenig Vorspannung und beziehen Leistungsvorteile hauptsächlich aus der vorgegebenen Form.
Bei einem Facing kommt es auf die Dicke nicht an. Da sich die Kräfte beim Schießen auf der Oberfläche des Bogens verteilen, hat schon ein 1-2 mm starkes Facing die gewünschte Wirkung. Da Facinghölzer anwendungsbedingt ein recht hohes spezifisches Gewicht haben, sollte sie also so dünn wie möglich und so dick wie nötig ausfallen. Sonst wird der Bogen schwerer, was sich wiederum auf die Leistung auswirkt.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.