ich bin bereits seit einigen Jahren hier im Forum registriert, war aber nun lange nicht mehr in Sachen Bogenbau/Bogenschießen tätig. Früher, als ich noch im Verein Recurve schoss, beschäftigte ich mich auch mit dem Bogenbau. Damals gelang es mir auch einen Flachbogen aus Esche zu bauen, der sogar halbwegs passabel aussah und soagar schoss ;=) (Leider brach er, nachdem er beim Transport der Rücken eine tiefe Macke abbekam...). Ich habe im Zuge dessen auch einiges an Bogenholz eingelagert, darunter als einzig brauchbares ein Stück Eibenholz. Letzteres fiel mir vor kurzem wieder in die Hände beim Aufräumen und da ich gerade etwas Zeit habe, juckte es mich, mich wieder einmal daran zu versuchen. Mein Ziel ist es hierbei, einen möglichst perfekt (soweit das mir möglich ist) gearbeiteten Bogen mit beliebigen Zuggewicht herzustellen, den ich dann auch gelegentlich wieder schießen will.
Zunächst habe ich mir alle nötigen Werkzeuge (die sich inzwischen als äußerst nützlich erwiesen haben), sprich Ziehmesser, Ziehklinge (gerade/Schwanenhals), Schweifhobel und Zahnhobel besorgt.
Ich habe mir nun also aus einem Stück Eibenholz, das 4 Jahre getrocknet war (gespalten, versiegelt, unterm Balkon draußen 2 Jahre gelagert und nochmal 2 Jahre im Dachboden) zunächst mittels Tischsäge eine handhabbare Bohle ausgesägt, analog der Anleitung der Bibel des trad. Bogenbaus Teil 1 habe ich dann einen 1,80 m langen Stave herausgearbeitet. Lediglich bei der Breite des Griffes lies ich noch alles dran, da beim Griffstück in der Tiefe etwas Holz fehlt und ich ihn zur Versteifung somit etwas breiter machen wollte (kann ja noch korrigiert werden). Den idealen Jahresring (der zufällig sehr dick ist) habe ich sehr vorsichtig (immer nur ein Ring runter, auf den idealen nur noch mit Ziehklinge und scharfem Messer) so freigelegt, dass ca. 1/3 der späteren Dicke Splint- und der Rest Kernholz ist. Die Dicke des Rohlings habe ich exakt nach der Anleitung in der genannten Literatur (Seite 133) herausgearbeitet, zudem habe ich zusätzlich abschließend alle 2 cm mit der Schieblehre kontrolliert, ob sich der Wurfarm gleichmäßig verjüngt. Da Profil habe ich D-förmig herausgearbeitet, anschließend wurden alle Bearbeitungsspuren mittels Schleifpapier (im Garten mit Staubmaske) vor allem vom Rücken sorgfältig entfernt. Der so erhaltene Rohling zeigte keine größeren Äste oder andere Störungen (nur die für Eibe typischen winzigen Äste sind z.T. vorhanden), allerdings sind die Wurfarme leicht verdreht und der obere weißt einen leichten Deflex auf. Auch ein paar winzige Längsrisse sind im Holz im Griffbereich zu finden (ich hatte den Markkanal nicht entfernt, da der Stamm nur halbiert wurde). Insgesamt denke ich, dass der der Rohling recht gut gelungen ist, ich konnte größere Patzer vermeiden. Gestern habe ich nun noch Overlays aus Hirschhorn aufgeklebt, diese wurden heute grob zurecht gefeilt und die Sehnenkerben mit einer kleinen Rundfeile eingeschnitten.
Insgesamt hat der Bogen nun folgende Maße:
- Länge: 1,8 m, Mittelstück um 2,5 cm nach unten versetzt (untere Wurfarm somit 5 cm kürzer als der obere)
- Breite: 1,6 cm an den Nocken, 3,2 cm bei 10 cm vor dem Griffbeginn, 3,2 cm über der gesamten Grifflänge
- Dicke: ca. 3 cm am Griff, 1,6-1,7 cm an den Nocken, ca. 10 cm so bleibend, dann 1,5 cm/1,7 cm/1,9 cm/2,2 cm/2,5 cm bei 15 cm/30 cm/45 cm/60 cm/75 cm von den Nocken entfernt
Soweit, sogut. Nun steht das an, wovor ich den meisten Respekt habe: Das Tillern. Dazu habe ich mir eine Tillerwand gebaut, also eine Tillerstock mit Umlenkrolle stabil an der weißen Werkstattwand befestigt. An diesem Punkt aber traue ich mich nicht alleine weiter, nicht bei so wertvollem Holz. Da ich in letzter Zeit wieder öfters hier gelesen und Wissen gesammelt habe, dachte ich mir, dass vielleicht der eine oder andere Großmeister ein Auge auf mein Werk haben könnte

Hierzu findet ihr in den folgenden Abbildungen mal ein paar Ausschnitte des Bogens sowie ein Foto bei einer Auszugslänge von 6" an der Tillerwand:

Abbildung 1: Links ist der gesamte Bogen zu sehen (von oben). Rechts von oben nach unten: Ein Horn-Overlay an einem der beiden Tips (von oben), der untere Wurfarm (Seitenansicht), der obere Wurfarm (Seitenansicht), das Griffstück (Seitenansicht), Rückseite als Beispiel für kleine Äste.

Abbildung 2: Bogen an der Tillerwand im entspanntem Zustand (Sehnenlänge=Bogenlänge), der untere Wurfarm ist rechts.

Abbildung 3: Bogen an der Tillerwand bei 6" Auszug, der untere Wurfarm ist rechts.
Ich würde sagen, der untere Wurfarm ist noch zu steif im Vergleich zum oberen. Den oberen Wurfarm könnte ich evtl unmittelbar vor den steifen Endbereichen noch etwas schwächer machen, da er meiner Meinung nach im hinteren Bereich schon zu viel arbeitet. Was meint ihr dazu? Über Anregungen, Kommentare und auch Kritiken würde ich mich sehr freuen!