Hilfe - Riss im Rücken

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Lucky Luke
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Hilfe - Riss im Rücken

Beitrag von Lucky Luke »

Hi liebe Bogner,

wie schon im Winter-Selfbow Thread geschrieben, habe ich mir gestern einen Riss auf dem Rücken meines Hasel Bogens eingefangen.
Genaugenommen hatte ich sogar Glück, dass nichts mehr passiert ist. Beim ersten Knacken hatte ich noch keinen Riss sehen können, und hab das Geräusch auf einen rutschenden Knoten geschoben.
Nach ca. 15 Schuss kam dann das zweite Knacken, und dann war der Riss nicht mehr zu übersehen.

Hier nun ein Bild von der Problemstelle.

Bild

Was meint Ihr, wie kann man den Bogen noch retten?
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Ravenheart
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Re: Hilfe - Riss im Rücken

Beitrag von Ravenheart »

Jeder Bogten ist zu retten, is nur ne Frage des Aufwands und des ästhetischen Anspruchs bzgl. des Ergebnisses....

Erst mal im Kurzform, Du kannst ja gezielt nachfragen.

2 Grundansätze + 1 Kombi:

1. Schaden entfernen. Vorteil: Perfekter Bogen. Nachteil: Schwächerer Bogen. Stichwort "Decrownen".
Gefahr: Kann so schwach werden, dass nur Kinderbogen übrig bleibt.
2. Schaden überbrücken. Vorteil: Zuggewicht bleibt. Nachteil: Sieht geflickt aus. Stichwort: "Backing + Wicklung"
Gefahr: Ähnlicher Schaden an anderer Stelle kann entstehen.
3. Kombi: Decrownen und Backing über ganzen Bogen.
Vorteile: Perfekter Bogen und Zuggewicht steuerbar. Nachteil: Aufwändiger als ein Neubau.
Gefahr: Scheitern an den Schwierigkeiten oder Überlastung des Bauches.

Rabe
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Firestormmd
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Re: Hilfe - Riss im Rücken

Beitrag von Firestormmd »

Ich würde da mal ein Stück Leinen aufkleben, dass auf jeder Seite des Risses 2cm länger ist. Dannach das Ganze mit Zwirn wickeln und am anderen WA auch eine Wicklung an der entsprechenden Stelle machen. Die Wicklung auch ordentlich mit Leim tränken.
So habe ich es bei meinem ersten Haselbogen gemacht, an dem sich ein 10cm langer Span aufgestellt hat. Wenn du die Möglichkeit hast, würde ich noch warmen Epoxy in den Spalt laufen lassen. Bei mir ging das gut. Bei dir sieht der Riss zum Glück noch nicht so groß aus, dass man reinschauen kann.

Grüße, Marc
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Re: Hilfe - Riss im Rücken

Beitrag von Wilfrid (✝) »

Es ist ja nicht nur der eine Riss. Wenn ich mir die Stellen daneben ansehe, kommen da noch mehr.
Mach Komplett Leinenbacking drauf, Knickstelle wickeln, Nachtillern und toasten. Aber allzuviel ist mit dem Hasel wohl nicht los.
Bogenede

Re: Hilfe - Riss im Rücken

Beitrag von Bogenede »

Für mich gehört dieser Bogen in die Gruppe: Man kann aus jedem Holz einen Bogen bauen, ABER, man muss nicht.

Bis Du den im Griff hast, viel Arbeit und Material investierst, hast Du auch einen neuen gebaut und Du hättest immer noch eine Krücke. Verbuche es als Erfahrung.

Also auf zu neuen Ufern.


Bogenede


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Metzger und Bäcker können ihre Misserfolge essen, uns Bogenbauern machen sie warm.
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Lucky Luke
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Re: Hilfe - Riss im Rücken

Beitrag von Lucky Luke »

[
Bogenede hat geschrieben:Für mich gehört dieser Bogen in die Gruppe: Man kann aus jedem Holz einen Bogen bauen, ABER, man muss nicht.
Na ja, das ganze Jahr über hat der Bogen wunderbar geschossen. Nun ist er leider entweder durch die Heizungsluft zu trocken geworden, oder die 0°C hat er nicht gemocht.

Nichts desto trotz würde ich ihn gerne noch retten. Mein nächster Bogen ist zwar schon geplant, aber ich habe lieber einen geflickten aber funktionierenden Bogen in Reserve. Dann kann ich an dem nächsten mit mehr Ruhe arbeiten ;)

Nun ist die Frage wie ich es am besten Mache.
"Decrownen" scheidet für mich erst mal aus. Ist eine Menge Arbeit und man verliert Zuggewicht.

Also bleibt anscheinend entweder ein lokaler Flicken, oder ein Backing über die ganze Länge.
Gefallen würde mir ein lokaler Flicken besser, da ich die Maserung des Rückens sehr schön finde.

Was denkt Ihr was am besten funktioniert: Rohhaut, Leinen-Stoff, oder Flachs-/Hanf-Fasern?

Wilfrid hat geschrieben:Es ist ja nicht nur der eine Riss. Wenn ich mir die Stellen daneben ansehe, kommen da noch mehr.
Welche Stelle daneben meinst Du?
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Wilfrid (✝)
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Re: Hilfe - Riss im Rücken

Beitrag von Wilfrid (✝) »

Alles eine Sache der Übung. In diesem Fall übt sich eben Backing und Reparatur.
Die in den "Rindenresten". und wenn Du genau hinsiehst, sind es 2 Risse.Und da Hasel nun Druck nicht mag, ist Backing gefährlich.
Wie gesagt, toasten könnte helfen. Rohhaut bringt hier wenig, Hanf oder Leinenfasern könnte schick aussehen.
Wenn der Rücken ne Maserung hat, ist schon mal was verkehrt :-))
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Firestormmd
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Re: Hilfe - Riss im Rücken

Beitrag von Firestormmd »

Firestormmd hat geschrieben:Ich würde da mal ein Stück Leinen aufkleben, dass auf jeder Seite des Risses 2cm länger ist. Dannach das Ganze mit Zwirn wickeln und am anderen WA auch eine Wicklung an der entsprechenden Stelle machen. Die Wicklung auch ordentlich mit Leim tränken.
So habe ich es bei meinem ersten Haselbogen gemacht, an dem sich ein 10cm langer Span aufgestellt hat. Wenn du die Möglichkeit hast, würde ich noch warmen Epoxy in den Spalt laufen lassen. Bei mir ging das gut. Bei dir sieht der Riss zum Glück noch nicht so groß aus, dass man reinschauen kann.

Grüße, Marc

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Galighenna
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Re: Hilfe - Riss im Rücken

Beitrag von Galighenna »

Hmm also ich sehe da nur einen Riss und der sieht so aus:
Bild.jpg
Das dürfte doch mit warmem Epoxy, einem stabilen Leinenflicken und einer kräftigen Wicklung in den Griff zu bekommen sein...
Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
in der harten Wand verschwand

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Wilfrid (✝)
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Re: Hilfe - Riss im Rücken

Beitrag von Wilfrid (✝) »

Und so ne kleinfingerbreit drüber ist noch ne Linie
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Re: Hilfe - Riss im Rücken

Beitrag von Blacksmith77K »

Wilfrid hat geschrieben:Und so ne kleinfingerbreit drüber ist noch ne Linie
Ich kann aber auch nur den einen sehen?! ???
img3221ck.jpg
...du biegst nicht den Bogen, der Bogen biegt Dich!

76" Yew Warbow (ELB) 135#@32"
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...and several yew warbows...
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Re: Hilfe - Riss im Rücken

Beitrag von Firestormmd »

Wenn der Rücken noch mehr solcher Rissandeutungen zeigt, dann würde ich eine Seidenkrawatte auftrennen und das als Backing nehmen. Die Stelle mit dem bekannten Riss hinterher noch wickeln und es sollte ganz gut halten. Die Seide kann man mit Lederfarbe auch schön färben, wenn man nicht so auf Mickey Mouse steht.

Eine Krawatte sollte genug Material geben um einen Bogen zu backen. Ein Leinenbackin über den gesamten Haselbogen würde ich nicht machen. Da bekommt der Bauch bestimmt Probleme.

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Re: Hilfe - Riss im Rücken

Beitrag von Snake-Jo »

Sorry, Leute, ich bin ganz anderer Meinung.
Der Riss quer am Rücken bedeutet für mich: Das Holz ist spröde geworden und wurde überlastet. Gerade Hasel neigt dazu, relativ schnell zu verspröden, vor allen Dingen, wenn sie nicht lackiert wird.
Mit dem Toasten wird das Teil noch spröder - sehe ich als kontra-produktiv an, mal vorsichtig ausgedrückt.

Ich kann von einer Reparatur nur abraten: Weil es Hasel ist. Bei anderen Hölzern könnte man drüber reden.
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Re: Hilfe - Riss im Rücken

Beitrag von Ravenheart »

Nun, ein einfacher lokaler Flicken wird's leider vmtl. nicht halten!
Gerade bei dem konvexen Rücken muss der Scheitelbereich die maximalen Zugkräfte auf einem schmalen Streifen aufnehmen!
Die Stelle des Flickens wird auf Zug UND Abscherung belastet, weil der Span sich bei gekrümmtem WA abheben will. Ein einfaches Gewebe wird das nicht halten, das reißt einfach wieder quer ein!

Da müssen "größere Geschütze" aufgefahren werden...
Ich würde..

1. (evtl., sh. unten!) Zuerst den Bogen vorsichtig aufspannen, die Schadensstelle mit Epoxi einstreichen und erwärmen, so dass möglicht viel Kleber in die Risse eindringt. Dann abspannen und Stelle leicht vepressen (Fahrradschlauch-Streifen-Wicklung genügt!).

2. Nach dem Abbinden den Bereich schleifen, die Bastreste müssen unter dem Flicken weg, damit maximale Kraftübertragung Flicken<>Holz stattfindet.

3. Ein Backingmaterial aufkleben, das die volle Zugkraft übernehmen kann. Das könnten mehrere, durchtränkte Leinenlagen sein, dicke Rohhaut, mehrere lagen Glasfasermatte oder Hickory. Vorteil bei Hicory: man kann die Dicke beliebig steuern, daher auch tiefer in die Schadstelle gehen!

4. Wicklung anbringen. Bei Holzbacking genügtes am beiden Übergängen, Gewebe und Haut sollten auch im Schadstellenbereich gewickelt sein.

Ich würde Hickory bevorzugen, und zwar so:
(sh.Anlage). bei dieser Methode wäre auch Schritt 1 verzichtbar!

Rabe
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Rissreparatur.JPG
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Re: Hilfe - Riss im Rücken

Beitrag von Firestormmd »

Wie stark ist der Bogen denn? Ich meine bei 20# brauchen wir ja nicht mit der Wurst nach der Brühe werfen. Wenn es aber über 40# sind, wird es schon interessanter.

Egal, was es ist, aber wegwerfen würde ich den Bogen nie. Ein Reperaturversuch hat noch nie geschadet. Wenigstens hat man dann was gelernt.

Grüße, Marc
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