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Themen zum Bogenbau
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Beitrag von Archiv »

Ich habe vor längerem mal einen Ulmenbogen mit einem Kabelbacking gebaut. Der Grund für das K.-B. war, dass er nur 50 Pfund hatte. Mit dem K.-B. konnte ich das Zuggewicht auf 5-7 Pfund steigern, leider nur "kurzfristig". Das Kabel ist immer wieder gerissen (Schusterzwirn). Wollte mir dann Seide besorgen, dabei ist es bis heute geblieben. Damals dachte ich, Dacron ,wenn es sich ausgedehnt hat, sei ebenfalls zu unelastich. Tja, falsch gedacht!
Momentan bin ich dabei Perry- Reflex Bögen zu bauen. (mit Bambus-Backing) Ist nur verdammt schwer RICHTIG GUTES BAMBUSMATERIAL zu bekommen. Schlechtes Zeug bekommt man relativ einfach. Mittlerweile nehme ich für den Belly Robinie, den Versuch Hickory-Bohlen (GEEIGNETE!) hier in diesem unserem Lande zu bekommen, habe ich mittlerweile aufgesteckt.
In Hamburg wollte mir ein Holzhändler ein Packet mit 130 Bohlen a 5m verkaufen, Kleinere Mengen verkaufen die nicht...
Materialbeschaffung kann manchmal ganz schön nerven.
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locksley
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Beitrag von locksley »

@sbartels
Ist wirklich mal eine tolle anschauliche Anleitung zum Kabelbacking, danke. Werde es mal an meinem Eschenflatbow ausprobieren vieleicht ist er dann wieder etwas schneller.
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Beitrag von locksley »

Seit Heute ist mein Eschenbogen, dank Stefans Hilfe mit Kabelbacking aus- und aufgerüstet.
Laut vorher/nachher Messung nimmt das Zuggewicht um ca. 5% zu und auch die Wurfleistung erhöht sich spürbar.

Stefan hat auch alle Arbeitsschritte fotografisch dokumentiert und wird sie hier noch veröffentlichen.
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Beitrag von locksley »

Wir hätten wahrscheinlich noch etwas mehr herausholen können, wenn wir das erste Nock-zu-Nock-Kabel doppelt so stark gemacht - und dafür bei den kürzeren je 1 oder 2 Strang wenige genommen hätten.
Denn bei Lockleys Bogen liegt das meiste Stringfollow im Bereich der Wurfarmmitte, Die Bogenmitte arbeitet recht wenig. Bei meinen Bögen liegt das meiste Stringfollow om Bereich des Wurfarm-Griff-Übergangs (die sog. "Fades" oder "Buchanan dips"), so dass dort die meisten Stränge liegen und mehr bringen.
Dieser Zusammenhang zwischen Lage des Stringfollows und Backingstärke wurde mir -wie so oft- erst hinterher klar. Er ist auch sonst nirgendwo dokumentiert.
Der Vorteil des Kabelbackings ist natürlich, dass Locksley, wenn er nichts Besseres zu tun hat, das Backing wieder herunter- und neu draufwickeln kann.
Eine weitere Möglichkeit ist auch, den Bogen in Vorspannung zu bringen, also zum Beispiel einen Bogen mit viel Set in auf einer flachen Unterlage festzuklemmen, damit schon mal ein Teil des Stringfollows aufgehoben ist.
Stefan
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Beitrag von Archiv »

@ sbartels
Tja, hinterher ist man immer schlauer als vorher, aber besonders beim Bogenbau gilt "learning by doing."
Meine Gedanken dazu sind folgende:
Tiller ist ja nichts anderes als die gleichmässige Abnahme von Stärke und Breite der Wurfarme.(die Tipps bleiben steif) Demnach müsste bei einem ebenmässig getillerten Bogen, auch der Stringfollow ebenmässig sein. Ein partieller Stringfollow bzw.S.f. ab einer bestimmten Stelle , ist ja eigentlich mehr eine Hinge (stark belastete Stelle, Knick).
Dein abgestuftes Kabel ist ja quasi getillert, passt also eher zu einem Bogen mit gleichmässigen S.f. .
Wäre es nicht besser,bei einem Bogen mit ungleichmässigem S.f. ein Kabel mit durchgehend gleicher Strangzahl zu verwenden? Man hätte eine geringfügig höhere Masse an den Tipps, müsste sich aber keine Gedanken über den Verlauf des S.f. machen.?
Ich denke um der Sache auf den Grund zu gehen ist A ein akribisches Arbeiten (wie z.B. Tim Baker es getan hat) und B die ERstellung von Kraft/Weg- Diagrammen (F/D Kurve) nötig.
Um festzustellen um wieviel die Zunahme an Zuggewicht die Wurfleistung steigert, müsste man zusätzlich noch die Pfeilgeschwindigkeit messen.Ich denke,so könnte man herausfinden, wie stark das Kabel eingedreht sein muss, damit es am effektivsten ist.
Würde mich gerne Euren "Forschungen" anschliessen, (bin auch im Besitz eines Pfeilgeschwindigkeitsmessers) aber wahrscheinlich liegen zwischen Mannheim und da wo Ihr werkelt doch etliche Kilometerschen.  
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Beitrag von locksley »

So schlimm ist die Entfernung nicht ca. 200 km. Eine Distanz, die sich im Dienst der Wissenschaft doch mal überbrücken liesse. Pfeilgeschwindigkeitsmessung wäre gut.
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Beitrag von locksley »

Ich denke, dass ein recht langer, bereits gut eingeschossener Flatbow (ab 72") ohne oder nur mit einem kurzen starren Griff und einem Zuggewicht um die 40-45lbs am besten wäre. Die zusätzliche Beschleunigung der Wurfarmenden wäre bei so einem Bogen besonders auffällig, andererseits würde sich die zusätzliche Belastung durch die Sehnenkabel gut verteilen und es wären kaum Stauchrisse am Bogenbauch zu befürchten, da der breite Wurfarm diese Belastung besser aufnimmt als ein Langbogen (für den diese Art des Backings logischerweise auch nicht nachgewiesen ist).

Im Interesse der Wissenschaft müsste man aber eigentlich auch eine Schiessmaschine konstruieren, da Auszug, Ankerzeit und Release ja durchaus Veränderungen im Bereich der 5-10% Leistung verursachen und damit die Ergebnisse verfälschen können!
Mich würde so eine Versuchsreihe schon reizen.
Der Vorteil des Kabelbackings ist ja, dass in einer Stunde der gleiche Bogen mit einem ganz neuen Backing versehen werden kann.
Vielleicht hat Henning so einen Bogen rumliegen?

Manche Amazonasstämme haben überlange Sehnen, die um die Nocken herum den Bogenrücken entlang laufen. Sie versuchen ausserdem durch grosse Bogenlänge bei relativ kurzem Auszug und äusserst geringer Standhöhe dem im feuchten Klima besonders starken Stringfollow entgegenzuwirken.

Indianerstämme des Nordwestens und Inuit verwendeten Kabelbacking, da Hautleim sich auflöst, wenn man den Bogen z.B. im Kajak dabeihat und weil kaum geeignetes Bogenholz vorhanden war. Viele Inuitbögen sind aus Geweihabschnitten gespleisst (mit Wicklung oder Kupfernägeln!) oder aus minderem Bogenholz wie Fichte oder Birke gefertigt, auch Treibholz und Fassdauben sollen verwendet worden sein.
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Beitrag von Archiv »

@sbartels
Worum es mir bei der Kabel-backing Diskussion geht, ist folgendes: Man will sich einen Flachbogen aus relativ leicht zu beschaffenden Weissenholz (Esche, Ahorn) bauen. (Teures und schwer zu beschaffendes Holz wie z.B. Osagedorn oder Eibe sind nicht automatisch ein Garant für gute Bögen, höchstens für leere Geldbeutel).

Wenn der Wuchs des Holzes stimmt (ich gehe davon aus, dass die Kriterien für gutes Bogenholz bekannt sind) geht es an´s Design.
Für 28" Auszug eine Bogenlänge von 68" Zuggewicht ca. 50 lbs., nicht arbeitender Griff, die breiteste Stelle des Wurfarms an den Fade-outs ca. 5 cm breit, verläuft dann parallel bis zur Mitte der WA, von dort aus verjüngt sich der WA. leicht zu den ca. 1,5 cm breiten Nocks. Auf den letzten 20 cm vor den Nocks biegt sich der WA fast nicht mehr. DER Wa-Querschnitt ist rechteckig absolut flacher Bauch. Bei der Gestaltung der Nocks kann man ja bereits das K.-B. berücksichtigen.

So, wenn jetzt noch die Holzfeuchte stimmt, und der Bogenbauer seinen Job richtig gemacht hat (korrektes Tillern) müsste man t h e o r e t i sc h
einen guten Bogen in den Händen halten, mit sehr wenig Stringfollow, der  ü b e r h a u p t   k e i n   B a c k i n g  n ö t i g  h a t .


Aber jeder , der schon einmal einen Bogen gebaut hat, weiss, dass der Unterschied zwischen Theorie und Praxis oft viel grösser ist, als uns meistens lieb ist.

Gehen wir mal davon aus, dass das gute Stück doch nicht so mit den auftretenden Kräften zurechtgekommen ist, warum auch immer, und sich ein starkes Stringfollow gebildet hat. Jetzt wäre es doch toll, man könnte in relativ kurzer Zeit ein K.-B. aus Dacron B50 anbringen, und die Leistungen zumindest so steigern, als hätte der Bogen ein geringes oder besser kein Stringfollow.
Und optisch wäre der helle Bogen auch noch aufgewertet.

Den Bogen, den Hillary Greenland (TB Nr.6/S.6) in den Händen hält, sieht auch aus wie ein ganz normaler Flachbogen, dem sie ein K.-B. verpasst hat.

Es wäre doch interessant zu wissen, wie muss ein
K.-B. aus Dacron B50 beschaffen sein, welche Leistungen kann man damit erzielen, wo sind die Grenzen ?
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Beitrag von locksley »

Ich hätte noch einen Rohling vom Konrad Vögele aus Robinie, der dem Rohling aus dem ich den oben genannten Eschenbogen gebaut hab in etwa entspricht und der auch die von Dir erwähnten Masse hat, Volkmar.
Aus diesem Rohling könnten wir ja den "idealen" Testbogen herstellen um damit eine Versuchsreihe durchzuführen.
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Beitrag von Archiv »

@ locksley
Die Massangaben stammen aus der B.B. Vol.1 Kapitel "Bow Design and Performance" , dort gibt`s  ein Abschnitt "Building the perfect bow" S.93. Dort findet Ihr noch weitere Angaben und ein Foto wie der Bogen getillert ist.
Denkt an die Holzfeuchte, ist sehr endscheident was den Srringfollow anbetrifft!
Jetzt weiss ich garnicht, was ich Euch wünschen soll,dass Ihr auf Anhieb den perfekten Bogen baut oder,dass Ihr einen nicht ganz so perfekten baut, den Ihr dann mittels K.B. perfekt macht.
Mich juckt es auch schon in den Fingern, mal was mit Dacron B50 zu testen, nachdem meine Versuche damals mit dem Schustergarn so gänzlich in die Hose gegangen sind.
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Beitrag von Archiv »

@Volkmar:
Ich stimme dir völlig zu! WENN alles stimmt, ist ein Bogen ohne Backing sogar besser, da ja keine zusätzliche Masse bewegt werden muss ("echtes" Sehnenbacking wie immer ausgenommen).
Kabelbacking reduziert nicht so sehr das Stringfollow und erhöht nicht so sehr das Zuggewicht, sonder verbessert eben (m.A. nach) das Wurfverhalten. So hat man das gleiche Verhalten wie bei einem besser getillerten Bogen.
Ich habe TBB auch auf dem Nachttisch liegen...
Das Schustergarn war sicher nicht so reissfest wie Sehne und wie alle Pflanzenfaser empfindlicher gegen Feuchtigkeit und Verrotten.
Und nichts spricht dagegen, einem gut getillerten Bogen noch ein bisschen mehr "Pep" zu verpassen, also brauchen wir gar nicht absichtlich zu pfuschen - als ob das das Problem wäre!
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Beitrag von locksley »

Die Holzfeuchte dürfte kein Problem mehr darstellen, da das Teil jetzt schon seit sechs Jahren im Keller gelagert wird. Verzug aufgrund von Nachtrocknung des Holzes dürfte also nicht mehr auftreten.
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Beitrag von Archiv »

Ich hab mich mal mit einem Bogenbauer ,nach der Schlappe mit dem Schustergarn unterhalten, der meinte Schustergarn sei schon reissfest aber nicht elastich ("gummiartig") genug,wenn es einmal gedehnt ist ,zieht es sich nicht mehr zusammen (im Gegensatz zur echter Sehne). Wenn es dann weiter belastet wird reisst es.
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Beitrag von locksley »

Hier noch ein foto vom Endergebnis unserer Bemühungen.

Bild
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Beitrag von TIWA »

Man sollte aber das Dämpfen nicht zu weit in den hintergrund schieben.
30 min den griff über den kochpott halten,
dann den Bogen mit einer Schraubzwinge, zwei klötzen und einem stück Holz in der Mitte biegen. Dann noch ein zwei wochen auf die Heizung. FERTIG
Die nocks stehen mit dem Griff in einer Flucht. Was will man mehr.
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