Vom Stamm zum Bogen...Fragen über Fragen

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lixel
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Vom Stamm zum Bogen...Fragen über Fragen

Beitrag von lixel »

Hallo,

ich bin ja recht neu hier. Habe bisher nur fleissig gelesen, nun möchte ich hier etwas mehr teilhaben ;-)

Ich habe mir einen Haselnussstamm besorgt und Ihn nun entrindet im Keller liegen. Ich weiss, es ist so ziemlich die schlechteste Jahreszeit um Holz zu schlagen, aber ich bin neugierig ob es vielleicht doch recht gut hinhaut. Ich habe den Stamm an beiden Enden mit Wachs versiegelt und hoffe er trocknet im alten, leicht feuchten Keller ganz behutsam vor sich hin.
Je nach Gewichtverlust werde ich Ihn dann umlagern.
Der Stamm ist 2,5m lang und wog gestern 5,2kg. Der Durchmesser beträgt 5,5 - 6,5cm.

Falls gewünscht kann ich gerne ein paar Bilder verlinken :)

Ich möchte einfach mal drauf los hobeln, raspeln und schleifen und die ersten Erfahrungen ohne wirkliches Wissen über Bogenbau zu haben.
Ich habe in einem Bogenbaukurs zwar einen sehr schönen Flachbogen aus Robinie gebaut, aber das heisst erstmal garnix.

Was mich nun aktuell beschäftigt ist die Frage wo ich das benötigte Werkzeug zu einem fairen Preis bekomme. Also ich denke da erstmal an ein Ziehmesser, Ziehklinge und 1 oder 2 gute Raspeln.

Bei der Gelegenheit fällt mir ein das ich mir auch noch Gedanken machen muss  wo ich den Bogen baue. Ich habe
keine Werkbank zur Verfügung. Und eine Schnitzbank erst recht nicht. Gibt es hier hier Leute die auch ohne
solche Hilfsmittel Bögen gebaut haben? Ich wäre für einige Tipps dankbar ;-)

Nun gut, für den Anfang ziemlich viel zu lesen, je nach Resonanz wirds mehr oder weniger...hehehe.

Viele Grüsse
lixel
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Squid (✝)
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Re: Vom Stamm zum Bogen...Fragen über Fragen

Beitrag von Squid (✝) »

All diese Hilfsmittel habe ich auch nicht.
Aber dennoch geht das Bogenbauen recht gut.

Zu dem Rohling: Erst einmal heisst es hoffen, dass er nicht drehwüchsig ist.

Wenn du ihn aber mit der gewölbten Seite nach aussen baust, also einen geraden flachen Bauch fabrizierst, sollte auch dieses Problem zu beherrschen sein.

Ansonsten: Entweder so wie er ist versiegelt trocknen lassen, oder alternativ schon einmal eine grobe Form herausarbeiten und dann diesen Rohling trocknen.

Um zu verhindern, dass er sich verzieht, kann man ihn dazu auf einem Brett oder Kantholz mit Schraubzwingen befestigen.

Mit dem Robinien-Flat - und dann auch noch vom Ballweg - hast du doch schon ein gewisses Maß an Grundvorstellungen, worum es geht...
Hat der denn für jeden Kursteilnehmer immer eine Fixierungsmöglichkeit für den Bogen?

Zu den Werkzeugen: Lieber im Eisenwarenhandel. Die Sachen sind zwar teurer, aber die billige Baumarktvariante verendet doch sehr schnell und verbreitet Frust.

Zu den Arbeitsmöglichkeiten: Man kann beispielsweise den Bogen zwischen Wand und Oberkörper - gefaltetes Tuch drunterlegen, sonst gibts blaue Flecken - fixieren und dran arbeiten. Alternativ zur Wand geht auch der Winkel Wand-Fußboden.
Alternativ kann man das Prinzip "Fußschlinge" benutzen: Eine selbst zuziehende Schlinge wird um den Bogen und den Fuß gelegt und der Rohling damit durch Spannung fixiert.

Grobarbeiten gehen mit dem Handbeil oder einem Dechsel am senkrecht stehnden Rohling, für die feinarbeit mit der Ziehklinge braucht man keine Fixierung.
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 13.07.2009, 20:11, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
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walta
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Re: Vom Stamm zum Bogen...Fragen über Fragen

Beitrag von walta »

wenn man ihn sofort spaltet sieht man gleich den unterschied zwischen kein drehwuchs und brennholz und kann sich das trocknen ev. sparen.
wenn er (der stecken) gespaltet ist trocknet er auch schneller.

werkzeug gibts auch bei ebay - schau mal ob du nicht ein sehr altes ziehmesser (ein geschmiedetes) ersteigern kannst. macht zwar am anfang etwas arbeit weil du es zuerst schleifen muss hat aber gute qualität. auch ein flohmarkt ist was tolles.

grüsse
walta
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im schlafzimmer trocknets schneller :-)
lixel
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Re: Vom Stamm zum Bogen...Fragen über Fragen

Beitrag von lixel »

Hallo,

erstmal vielen Dank für die netten Tipps. Die Anregungen von Squid sind ja schonmal ein guter Anfang, einfach mal ausprobieren würd ich sagen.
Ich hab auch schon 2 geschmiedete Ziehklingen bei ebay unter Beobachtung, schau mer mal :-)

Was das Spalten angeht, ich dachte eigentlich das ich den Stamm als Ganzes verarbeite. Reicht denn die Stärke um "komfortabel" spalten zu können? Und dazu brauch ich dann wieder Werkzeug. Dann peil ich es ned beim Spalten und der Stamm ist hin.  Ich versuch mich an dem ganzen Ding mitdem Beil und Ziehmesser glaub ich.
Erstmal muss er richtig trocken und ned reissen, dann schau ich mal weiter.

Bis dann
lixel
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acker
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Re: Vom Stamm zum Bogen...Fragen über Fragen

Beitrag von acker »

Hallo,

Was zum Lesen:
http://www.fletchers-corner.de/index.php?topic=10935.0

Ich würde Ihn auch nicht spalten.
Wenn Du die möglichkeit hast, dann schnapp Dir die Hasel und fahr zum nächsten Schreiner . Lass Ihn Dir dort sägen .
Da braucht er nur 2min für und evtl hast Du die möglichkeit noch ein paar schöne Holzreste für ein paar Kröten zu ergattern.

Ansonsten Beil und Ziehmesser für´s grobe und ne Raspel und / oder Ziehklinge für die Feinarbeit  -> mit dem Ziehmesser reisst da schon mal gerne ein zu grosser Span ab ...

Gruß acker
Zuletzt geändert von acker am 13.07.2009, 23:18, insgesamt 1-mal geändert.
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.
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Schuggi
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Re: Vom Stamm zum Bogen...Fragen über Fragen

Beitrag von Schuggi »

Hi, ich hab auch erst angefangen und ich kann nur sagen, dass es nichts frustrierenderes gibt, als mit schlechtem Werzeug zu arbeiten, zumal man noch nicht 100%ig weiß, was man da macht - da sind schnell Stunden für nichts vergangen; ich spreche aus Erfahrung ;D
Deswegen würde ich mir auch überlegen, ob du die Methode, die Squid alternativ vorgestellt hat, anwenden solltest, wenn es doch wesentlich einfacher mit einer kleinen Hobelbank geht, die man zusätzlich an die Wand dübelt. Das geht super und die Bank bekommst du schon (gebraucht) für ca. 40-80 €. ES LOHNT SICH !!!
Schuggi.
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Silberwolke
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Re: Vom Stamm zum Bogen...Fragen über Fragen

Beitrag von Silberwolke »

@ Squid
Verziehung, das habe ich nicht verstanden
Squid hat geschrieben: Zu dem Rohling: Erst einmal heisst es hoffen, dass er nicht drehwüchsig ist.

Wenn du ihn aber mit der gewölbten Seite nach aussen baust, also einen geraden flachen Bauch fabrizierst, sollte auch dieses Problem zu beherrschen sein.
Meinst du, Aussenseite vom Stamm sollte den Bogenrücken bilden und der Bogenbauch (Stammmitte) sollte flach sein? Und dann spielt ein Drehwuchs keine Rolle? Habe ich da was falsch verstanden? Vielen Dank für deine Erklärung.
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Squid (✝)
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Re: Vom Stamm zum Bogen...Fragen über Fragen

Beitrag von Squid (✝) »

N. P.
Also: Wenn der Bogenrücken gewölbt ist - in deinem Falle also die Aussenseite des Stammen - ist Drehwuchs nicht so dramatisch, als wenn du nur eine "scheibe" eben die Mittelschicht des Stammes verwenden würdest. Während bei der Mittelschicht die Fasern aus dem Bogen laufen würden --> Bruchgefahr, ist bei der gewölbten Aussenseite ja alles durch einen geschlossenen Jahresring abgesichert.
Probleme mag das beim Tillern geben, wen der Bogen seitlich abweicht. Dem kann man aber durch entsprechend einseitiges Tillern entgegenwirken.

Noch dazu: Hasel neigt zum Drehwuchs. Hasel ist aber auch äusserst zugfest.
Also kann man einen Haselbogen bauen, wie einen umgekehrten ELB (Englischen Langbogen). Der Bauch ist flach, der Rücken rund.

Und wenn ein komplett geschlossener Jahresring den Bogen "umschliesst" und der Tiller potentiellen Drehwuchs kompensiert, dann passt das.

Ich fummel mal ein Bild oder zwei rein, wenn mein Bildhoster wieder funzt...

Sq

 
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
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Wilfrid (✝)
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Re: Vom Stamm zum Bogen...Fragen über Fragen

Beitrag von Wilfrid (✝) »

lkass das Spalten!
Schnitz den Bogen aus dem Vollen, und zwar schnellstens, nass!
Warum?
Wenn die Rinde runter ist, reißt auch Hasel, und bei Drehwuchs, drehwüchsig und schon ist er hin.
Hasel kann ne Menge ab. Du hast bei 2,5m Genug Holz, um z.B. einen Griffbereich unterzuleimen, aber bei 65 mm ist der Griff für nen Selfbow immer drin.
Nicht decrownwen, runder Rücken , Bauch eventuell hellbraun toasten
Bogenschützen sind irgendwo alle Spanner, aber das Schießen entspannt definitiv
Der schönste Pfeil ist der im Centerkill
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Brandy
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Re: Vom Stamm zum Bogen...Fragen über Fragen

Beitrag von Brandy »

Hey - ich hab zwar absolut NULL Erfahrung bzgl professionellem Bogenbau etc - aber als ich diesen Thread gelesen habe ist mir spontan mein erster "richtiger" Bogen eingefallen den ich mir als Bub (weiss nicht, so 10 oder 12 jährig) gebaut habe und bei dem ich - wenn ich das hier so lese - offensichtlich einiges "intuitiv richtig" gemacht habe.

Kurz die Anekdote:

Bei den Grosseltern zu Besuch gewesen und Langeweile gehabt... da dann im Wald rumgestromert und irgendwann mit der Säge des Taschenmessers ein Haselnuss-Stämmchen abgesägt. Man muss dazu sagen dass ich bis dahin schon einige "Gebogenen Stöcke mit Paketschnursehne- Bögen" gebaut hatte, immer instinktiv aus Hasel da die ja so schön grad, schlank und quasi "schon fertig" ist.

Doch dies war nun schon eher ein Stämmchen.

Im Opas Schuppen dann mit einem kleinen Handbeil (und Papas Hilfe, da Hände klein und schwach) eine grobe Form rausgehauen - vor allem eben das dickere Ende verjüngt damit es so ist wie das dünnere.

Später dann mit nem Messer an das ich mir mit Hansaplast an der Klingenspitze eine Art Griff gemacht hatte (damit ich mit beiden Händen abziehen konnte) ewig an dem Stamm rumgeschnitzt.

So - und jetzt kommt der Gag. Das noch feuchte Holz fühlte sich irgendwie noch nicht wirklich "schussfreudig" an - aber dann lag der Stecken aufgrund dessen dass wir wieder gen Heimat gefahren sind ne halbe Ewigkeit mehr oder weniger fertig irgendwo rum. Wie lange das war weiss ich nicht, kann aber gut ein Jahr gewesen sein.

Irgendwann hab ich ihn dann aber fertig geschnitzt - aufgrund dessen dass das Holz nun "so komisch hart" war musste ich da viel mit der Holzraspel machen. Wenn ich das recht im Kopf hab hatte der Bogen auf der Vorderseite die Stammrundung genutzt, auf der Innenseite war er abgeflacht - und zusätzlich verjüngten sich die Enden natürlich. Der Griff war glaub ich unbearbeitet mit Rinde drum rum. Irgendwo hat ich glaube ich zu viel weg genommen, da hab ich einfach mit Flüssigholz (das zum spachteln aus der Dose) irgendwie wieder aufgedickt.

Ich hab dann in nem Sportgeschäft ne "richtige Bogensehne" gekauft (das mit der Paketschnur wollte ich nicht weiterführen) . Da ich nicht wusste dass man die zwirbelt habe ich halt den Bogen entsprechend so angepasst dass des so etwa passte. Ferner hab ich mir "gescheite" Pfeile gekauft - klar, von Spine, Auszugslängen etc noch nie was gehört - einfach die gekauft die im Angebot waren, da waren ein paar Fiberglaspfeile bei und 2 Holzpfeile, aaaber es waren bessere Pfeile als die welche man sich so selbst schnitzt als Junge.

Nun, der Bogen war in sich ein wenig verwunden und ich hab auch keine Ahnung gehabt von der richtigen Technik, ich hab soweit ich das mittlerweile beurteilen kann eine "Indianer-Technik" geschossen - also vor der Brust ohne Anker ausgezogen (der Bogen war auch sicher nur ca 1,20 m lang) und über den Zeigefinger der Bogenhand geschossen, der Sehnengriff war "Pfeil mit Daumen und Zeigefinger halten und Mittel+Ringfinger unterstütztend an der Sehne". Natürlich keine Handschuhe etc. Hab sowas in der Art tatsächlich mal in ner Zeitschrift gesehen. Mit dem hab ich durchaus ein paar Jahre geschossen. Das Ding ging schon ganz gut ab, also so auf geschätzte 15-20 Meter auf Baumstämme - kein Problem...

Mal schauen, kann gut sein dass ich den noch auf dem Speicher von Mutti finde. Ist dann ja gut 20 Jahre alt das Teil..

Ok, hoffe das war nicht zu OT.
Brandy
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walta
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Re: Vom Stamm zum Bogen...Fragen über Fragen

Beitrag von walta »

nun - wenn es dein einziger haselstamm ist dann schnitze ihn (den bogen) einfach raus. wenn du viel haselstämme in deiner nähe rumstehen hast dann spalte ihn - falls es drehwuchst hat nimm einfach den nächsten.
spalten kann man gut mir dem ziehmesser - den stamm aufstellen und das ziehmesser leicht wiegend durch den stamm ziehen - funktioniert bei feuchtem haselnuss gut.

grüsse
walta
---------------
keine furcht - einfach drauf los :-)
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Silberwolke
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Re: Vom Stamm zum Bogen...Fragen über Fragen

Beitrag von Silberwolke »

Hier gibt's noch mehr zu diesem Thema

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