Hallo Forum,
als der Kollege Captainplanet im Februar diesen Jahres den hier wohl ersten Hartriegelbogen vorgestellt hatte (Holzbogen-Präsentationsthread 3, S. 13), lagen bei mir schon ein paar Stämmchen cornus sanguinera zum Trocknen. Jetzt ist der Kollege mir hier mit seinem nächsten Hartriegelbogen (vorige Seite) wieder zuvorgekommen. Besonders der letzte Bogen sieht klasse aus, Respekt !
In den letzten Wochen bin ich jetzt auch dazu gekommen, selbst meine ersten Hartriegelbögen zu bauen:
Die Bögen sind 160, 174 und 176 cm lang, Zuggewichte habe ich noch nicht gemessen, ich habe aber meine liebe Mühe, sie ganz auszuziehen. Die beiden Bögen mit den schwarzen Griffen habe ich heute Probe geschossen. Mit gewöhnlichen Holzpfeilen lagen sie so bis 150 m, wobei ich wegen des Frostes hier nicht bis zum letzten Zoll ausgezogen habe. Ich hätte die längeren Bögen aber wohl auch kürzer machen können, da das Holz sehr schwer ist (die Dichte soll Hainbuche entsprechen) und viel Belastung auszuhalten scheint.
Captainplanet scheint begeistert von Hartriegel zu sein, dem muss ich beipflichten. Das Holz lässt sich trotz seiner Härte recht leicht bearbeiten. Spalten geht wegen Drehwuchs zwar eher nicht, ist aber auch nicht nötig, denn mehr als 8 cm Durchmesser dürfte man nur selten finden, die meisten Stämmchen liegen darunter. Auf besonders gerade Stücke darf man nicht hoffen, auch Knospen und schwarze Äste finden sich eigentlich immer. Das alles macht aber auch nichts, sondern führt zum Charakterbogen. Die Oberfläche sieht geölt und mit den Bastresten, die man aus den Vertiefungen nur mit viel Zeit herausbekommt, fast aus wie Geweih. Als Nachteil könnte ich neben dem Drehwuchs den Geruch nennen, der beim Entrinden entsteht. Irgendwie wie Meerrettich, zieht durch das ganze Haus und sorgt für Unmut. Aber jetzt kann ich das Holz auch blind am Geruch erkennen ...
Ein weiterer Bogen aus Hartriegel ist in Arbeit, der über die ganze Länge knapp 90° Drehwuchs hat, das scheint aber nichts zu machen. Nachdem das Holz also gut geeignet erscheint, liegen die nächsten frischen Stämmchen schon zum Trocknen bereit.
Baut mehr Hartriegelbögen ! Hier bei uns wächst quasi überall Hartriegel. Wenn man weiß, wie die Pflanze aussieht und wo sie gerne wächst (Böschungen, Bahn- und Autobahndämme, Waldränder), lässt sich per Fahrrad und Klappbaumsäge leichte Beute machen. Und man braucht auch nur ein oder zwei Stämmchen aus einem Strauch, der dann ohnehin prima wieder ausschlägt. Man muss also keinen ganzen Baum fällen, um unter großen Zerspanungsverlusten aus dem Filet des Stammes wenige Bögen zu bauen...
Beste Grüße aus Frankfurt/Main
Christian