wenig handschock beim Reiterbogen/Erfahrung

Sättel, Zaumzeug, Reiterbogen, Kompositbogenbau, usw.
benz

Re: wenig handschock beim Reiterbogen/Erfahrung

Beitrag von benz »

Niels hat geschrieben: [
Mag sein oder mag nicht sein, nur wozu sollte man?.
zum Beispiel um den Büffel nicht dazu zu bringen sich tod zu lachen über den Pfeil  ;D obwohl das Ergebnis natürlich das selbe wäre oder das gleiche  >:( lern ich nie

Ich denke heutige Jagdzuggewichte sind ein vernünftiger Anhaltspunkt, denn mal von Rüstungen abgesehen wird sich die Anatomie nicht wesentlich verändert haben und in den meisten Bundesländern der USA z.B. liegt das Mindestzuggewicht für die Jagd bei 45# bis 50#. Bedingt durch die modernen Materialien würde ich 10# zugeben, das beruht auf heutige Erfahrungen mit Selfbows. Somit komme ich zu Zuggewichten von 55# bis 60#, die auch für eine Wildschweinschwarte oder ein Bisonfell ausreichend sind.

Auf menschliche Ziele möchte ich in diesem Zusammenhang nicht näher eingehen....

liebe Grüße benzi
Zuletzt geändert von benz am 12.10.2007, 18:24, insgesamt 1-mal geändert.
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kra
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Re: wenig handschock beim Reiterbogen/Erfahrung

Beitrag von kra »

benz hat geschrieben:
Niels hat geschrieben: [
Mag sein oder mag nicht sein, nur wozu sollte man?.
.... Somit komme ich zu Zuggewichten von 55# bis 60#, die auch für eine Wildschweinschwarte oder ein Bisonfell ausreichend sind.

Auf menschliche Ziele möchte ich in diesem Zusammenhang nicht näher eingehen....

liebe Grüße benzi
Wenn ich so die Schwarte von unserem Schwein betrachte kannst bei Menschen glatt 20# abziehen... ;D ;D
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw
Fritzig
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Quellenlage

Beitrag von Fritzig »

Tja, das ist so eine Sache, weil immer Interpretation. Wir haben keine Menschen mehr von früher, die original so leben. Da ich selber kein Forscher bin kann ich mich nur auf gelesenes berufen. Es wäre mal eine interessante Frage für Experimentalpsychologen.
Zu den Langbogenschützen ist es "anscheinend" belegt, daß sie ca. 130# schossen.
Da gab es doch mal eine berühmten Kunstschützen Mitte letzten Jahrhunderts, Horward Hill, der schoss normal oft 90# für seine Kunstschüsse, so etwas wie auf ein kleine Brett im Nacken eines Reiters, damit der dann vom Pferd fallen konnte etc.
Zu den Jägern habe ich bei einem Ami gelesen, 70 # wäre Pflicht.
WEitschüsse in der Türkei, scheint dort eine Disziplin seit den Janitscharen zu sein, sind in Klasse eingeteilt 700, 800, über 900m.
Naja, ich war nicht dabei.
Es gab neulich eine interessante Untersuchung über die Ruderer in der Antike (Triremen der Athener u.a.). Die guten Jungs waren demnach so fit, das heute jeder leistungsruderer daneben nach 1-2 Stunden halb tot wäre. Fragt mich nicht, wieso.
Vielleicht war das Ausleseprinzip früher ein griffiger. Wie schon einer sagte, die meisten Anwesenden hätten ihre Lebensenergie schon verbraucht. Vermutlich macht es auch einen Unterschied, ob man schon mit 3 Jahren anfängt oder mit 30.
Sir Lancelot

Re: Quellenlage

Beitrag von Sir Lancelot »

Angela hat geschrieben: ....über 40#, obwohl manche rein von der Kraft her locker das Doppelte ziehen könnten.
Waaas "das Doppelte"  :o
Das gehört aber auch in die Legenden-Schublade  :D

Fritzig hat geschrieben: Es gab neulich eine interessante Untersuchung über die Ruderer in der Antike (Triremen der Athener u.a.). Die guten Jungs waren demnach so fit, das heute jeder leistungsruderer daneben nach 1-2 Stunden halb tot wäre. Fragt mich nicht, wieso.
Damit Bild erreicht ein Ruderer ungeheure Leistungsspitzen  ;D
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Angela
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Re: Quellenlage

Beitrag von Angela »

Sir Lancelot hat geschrieben:
Angela hat geschrieben: ....über 40#, obwohl manche rein von der Kraft her locker das Doppelte ziehen könnten.
Waaas "das Doppelte"   
Das gehört aber auch in die Legenden-Schublade 
Lese bitte genau, ich schrieb "rein von der Kraft", nicht vom Pferderücken  ;). Ich kriege z.B. einen 50# mit etwas Mühe und Not (am Boden) gezogen. Daher finde ich es nicht so weit hergeholt anzunehmen, dass so manche der stärkeren Steppenreiter-Kerls einen 80# Bogen vom Boden aus gezogen bekämen, wenn sie sich anstrengen. Ich hätte ja gesagt, wir können's in Pforzheim mal ausprobieren, aber zum Glück gibt's dieses "ich schieß mehr Pfund wie du" oder "ein richtiger kerl zieht so-und-soviel Pfund" Gedankengut, dass man ab und zu woanders mitbekommt, dort nicht. Wir regeln sowas über Mogu  ;D ;D ;D
Zuletzt geändert von Angela am 13.10.2007, 10:45, insgesamt 1-mal geändert.
shortRec
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Re: Quellenlage

Beitrag von shortRec »

Fritzig hat geschrieben:
Es gab neulich eine interessante Untersuchung über die Ruderer in der Antike (Triremen der Athener u.a.). Die guten Jungs waren demnach so fit, das heute jeder leistungsruderer daneben nach 1-2 Stunden halb tot wäre. Fragt mich nicht, wieso.
Hast du dafür eine Quelle?
In einer Weise ist das mit Sicherheit richtig, weil die heutigen Regatta-Ruderer auf plattem Wasser und relativ kurze Strecken (<5000m) gefahren werden. Allerdings mit maximaler Geschwindigkeit. D.h. im Training und im Wettkampf geht es um Schnellkraftausdauer, nicht um Ausdauer wie bei den Rudersklaven auf antiken Kriegsschiffen. Die sind auf Ausdauer trainiert.
Das ist ungefähr so, als würde ein 400m-Läufer ohne spezielle Vorbereitung einen Marathon laufen. Die Strecke würde der wahrscheinlich schaffen. Sollte er allerdings das Tempo eines Marathonläufers halten wollten, würde er nach kurzer Zeit zusammenbrechen.
Von daher ist das ein wenig wie mit den Äpfeln und Birnen.

Zum Thema Zuggewicht: Ich bin davon überzeugt, das alles bis ca. 80lbs reine Trainingssache ist. Ok, am Boden, wie das auf dem Pferd ist, kann ich als "Fußgänger" nicht beurteilen.
Wir müssen uns bei der Betrachtung von körperlichen Leistungen der Menschen in früheren Epochen immer vor Augen halten, dass sie in ihrem Alltag ganz andere körperliche Leistungen erbringen mussten. Sehr viele, wenn nicht sogar alle Wege wurde zu Fuß bewältigt, oft mit Gepäck. Von Kindesbeinen sind die Menschen sehr viel mehr gelaufen und haben für ihr tägliches Leben viele schwere Gegenstände mit ihrem Körper bewegen müssen. Sie konnten auf ganz andere Kräfte und vor allem Ausdauerfähigkeit zurückgreifen, die sie von kleinauf "trainiert" haben.
Bei und ist das heute so, dass die Kinder mit dem Auto in die Schule gefahren werden, sich dort möglichst wenig bewegen sollen, wenn sie nach Hause kommen, bewegen sie sich auch nicht besonders viel. Das setzt sich bei den Erwachsenen fort. Da gehts aus der Tiefgarage mit dem Fahrstuhl ins Büro und dann heißt es ca. 5h sitzen. Alles in allem bleiben für ausgiebige Bewegung nur 2-3h täglich, gegenüber ca. 6h früherer Zeiten.

Mal ein kleines Beispiel aus meiner Familie. Mein Urgroßvater war in seiner Jugend auf dem kaiserlichen Gut Cadinen in Ostpreußen für die Pferde zuständig. Nach der Vertreibung Ende des zweiten Weltkriegs ist er zur Seegefahren und hat als Kumpel unter Tage im Ruhrgebiet gearbeitet.
Er hat also Zeit seines Lebens körperlich hart gearbeitet.
Mein Vater war bei der Bundeswehr und Leistungsportler. Er ist vor allem mit dem Abfahrtsboot (Kajak) Hessenmeisterschaften gefahren, hat einen Langstrecken-Weltrekord aufgestellt etc. Auch er war fit.
Allerdings hat der mit Mitte zwanzig praktisch immer gegen seinen fast achtzigjährigen Großvater im Armdrücken verloren...

Von daher denke ich, müssen wir sehr vorsichtig sein, was die Beurteilung von der körperlichen Leistungsfähigkeit von Menschen angeht, die vor unserer Epoche gelebt haben. Gerade der Rückschluss von unseren Fähigkeiten auf deren ist mit äußerster Vorsicht zu genießen.
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tarek
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Re: wenig handschock beim Reiterbogen/Erfahrung

Beitrag von tarek »

Ich denke auch dass die berittenen Bogenschuetzen damals mehr ls 30-40 gezogen haben. Ich meine die Reitervölker in den Steppen waren von ihrem Pferd abhängig. Die haben von klein auf Reiten gelernt, wovon  auch das Überleben abhing. Auch die Plänkler sind denke ich nicht so nah an die Feinde heran geritten dass die Pfeile (bronzespitze usw) mit 35# diese gesteppte Seide oder Hornschuppenpanzer durchschlagen haben. Wenn man nu noch bedenkt wie die Europäische Reiterei die Hunnen und MOngolen gefürchtet hat weil sie ihnen, außerhalb der Reichweite der Speere, die Pfeile reingewemst haben (durch Peren panzer), denke ich dass man davon ausgehen kann, dass die Schuetzen damals schon so 60# gezogen haben... nehmt euch n Turner der Turnt seit er 3 ist und nu 30 ist und einen der mit 22 anfängt und nu 30 ist... da liegen Welten zwischen. Die Jungs haben damals denke ich mehr zu Pferd geschossen/geübt als zu Fuß und sowas lehrt sehr stark denke ich
Wenn du den Feind und dich selbst kennst, brauchst du den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu f?rchten...
(Sunzi-Die Kunst des Krieges)
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Angela
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Re: wenig handschock beim Reiterbogen/Erfahrung

Beitrag von Angela »

Dass damalige Steppenvölker wahrscheinlich etwas stärkere Bögen benutzten als heutige Sportsteppenreiter bestreitet auch keiner. Stärken bis 50 oder vielleicht auch bis 60 (falls der Einsatzzweck es erfordert) wären ja auch noch plausibel bei entsprechendem Trainingszustand. Aber Fritzig hat ja vielmehr pauschal behauptet, dass "die früheren Berufsreiter i.d.R. minimum 80 # geschossen haben bis zu über 100 #", und das fände ich ohne Quellen doch ganz schön weit hergeholt. Daher wär's wirklich mal interessant zu hören, wo er das her hat.
Zuletzt geändert von Angela am 13.10.2007, 13:10, insgesamt 1-mal geändert.
Sir Lancelot

Re: Quellenlage

Beitrag von Sir Lancelot »

Angela hat geschrieben:
Sir Lancelot hat geschrieben:
Angela hat geschrieben: ....über 40#, obwohl manche rein von der Kraft her locker das Doppelte ziehen könnten.
Waaas "das Doppelte" 
Das gehört aber auch in die Legenden-Schublade 
Lese bitte genau, ich schrieb "rein von der Kraft", nicht vom Pferderücken  ;). Ich kriege z.B. einen 50# mit etwas Mühe und Not (am Boden) gezogen.
Ich hab's schon richtig verstanden!  Trotzdem stellt sich mir die Frage, wer da in Frage kommen könnte.  ;D ??? ;)
Boah, 50 lbs vom Boden aus, RESPEKT  :o
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Angela
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Re: wenig handschock beim Reiterbogen/Erfahrung

Beitrag von Angela »

Drehen wir doch die Frage um: Bist du denn der Meinung, dass das was die Steppenreiterjungs und Mädels vom Pferd aus so schießen, so ziemlich ihr Kraftmaximum darstellt? Es flitzen einige Kerle bei 3D Turniere, die dauerhaft 70# und drüber schießen (selbst schon ein Paar gesehen). Traust du es keinem Steppenreiter zu, so einen Bogen auch nur zu spannen? Aber das ist doch nun wirklich nicht Gegenstand dieser Diskussion, oder?
Boah, 50 lbs vom Boden aus, RESPEKT
Kommt etwas sarkastisch rüber, ob beabsichtigt oder nicht, ist jedenfalls nicht nötig. Das war nur ein BEISPIEL, und kein "Ey, ich zieh 50#, und du?"  8) ;D. Ich habe irgendwann mal den 50# Bogen eines Kumpels ausprobiert, habe ihn mit viiiel Anstrengung einigermaßen gezogen bekommen, für den Dauergebrauch wäre das bestimmt nichts. Da hatte ich das Gefühl "Nichts geht mehr". Das gleiche Gefühl stellt sich bei mir vom galoppierenden Pferd jedoch schon bei etwas über 35# ein, da kann ich den Bogen einfach nicht mehr voll ausziehen. Das sind zwei völlig unterschiedliche Situationen, vom stehenden Schützen möglicherweise nicht leicht nachvollziehbar. Ein Steppenreiter (weiß leider nicht mehr wer, vielleicht Claus?) hat mir mal den guten Rat gegeben, die Bogenstärke für's BB so auszuwählen, dass man den Bogen "sich selbst schießen lassen" kann. Finde, das trifft's ganz gut.

Es ging einfach darum zu betonen, dass ein Schütze vom Pferd wesentlich weniger # effektiv ziehen kann wie am Boden, dafür sind einfach zuviele andere Faktoren im Spiel. Wer das nicht nachvollziehen kann, muss es eben mal ausprobieren. Und aus diesem Grund scheinen mir diese Angaben 80-100# oder drüber doch etwas sehr hochgegriffen. Als Archäologin finde ich die Thematik jedoch sehr interessant, nur ohne halbwegs glaubhafte Quellen bringen Pauschalaussagen nicht viel. Daher hoffe ich ja nach wie vor, dass Fritzig da was Genaueres zu sagen kann.
Zuletzt geändert von Angela am 13.10.2007, 20:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Squid (✝)
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Re: wenig handschock beim Reiterbogen/Erfahrung

Beitrag von Squid (✝) »

Die Frage ist, ob man derartige Zuggewichte erreichen konnte, musste und wollte.

Zum Können: Die Ernährungssituation im Mittelalter war nicht optimal, so dass ein überproportionaler Muskelaufbau nicht zu erzielen war. Bleibt also die normale menschliche Leistungsfähigkeit + Technik + Training. Danach erscheinen 40 - 70 lbs für einen Steppenkrieger doch gut machbar. Ein kräftiger Kerl, der heutzutage noch nie nen Bogen in der Hand hatte bekommt 50 lbs nach einer Kurzeinweisung ja auch gespannt.

Zum Müssen: Wieviel Power war wirklich nötig? Zum Jagen braucht man effektiv nur 50 lbs mit "broadheads" als Spitzen. Das entnehme ich zumindest den Artikeln in der TBB.

Zum Heimsuchen von Landbevölkerung war auch nicht mehr nötig - 50pfünder mit klingenbewehrten Pfeilspitzen waren auf ca. 10-25 m relativ tödlich, zur zur Not konnte man auch mit dem Säbel finishen, wenn die Opfer nicht geflohen waren. Ein kompetent vom Pferd aus geführter Säbel ist wegen Schnittwirkung und Geschwindigkeit des Reiters eine ganz üble Waffe. Nicht ohne Grund waren die Dinger Kavalleriebewaffnung über 8 Jahrhunderte

Bleiben die Ritter, Soldaten, Militärs der Zeit. Gegen hochwertige Panzerungen kommt kein Bogen an. Dies ergibt sich z.B. aus plausiblen Tests von schweren Langbögen (130 und mehr lbs) gegen Plattenpanzer, wobei beide Waffen denen des 100jährigen Krieges (1337 - 1453) entsprechen. (Quelle z.B. hier: http://www.youtube.com/watch?v=m746lj90izs)

Dieses ergibt sich auch aus viel früheren (1100-1200) Berichten von moslemischen Chronisten, über christliche Kreuzritter (die überwiegend mit Kettenpanzern und diversen Stoff- und Lederschichten gepanzert waren), nach denen sich diese teilweise mit 20 oder mehr Pfeilen in der Rüstung unverletzt bewegten und immer noch auch die leicht gepanzerten Infanteristen der Moslems einprügelten.
Selbst wenn die Energie des Pfeils zum Durchschlagen der Panzerung ausreichte, waren da sehr oft noch andere Dinge im Wege, seien es der Schild, die Lanze oder das Pferd, so dass der Reiter an sich sehr gut geschützt war. 

Aber für die Reitervölker war das Erschiessen des gepanzerten Reiters auch gar nicht nötig. Denn es reichten einige Treffer im Pferd und der Reiter stieg abrupt und unfreiwillig ab und brach sich gelegentlich die Knochen. Und einen so vorgeschädigten Gegner konnte man ebenfalls mit dem Säbel erledigen oder einfach niederreiten. Selbst wenn er unverletzt war und eine Handwaffe hatte - er war so langsam, dass er keine Gefahr mehr darstellte.

Letzlich genügten also "Standardbögen" für die meisten Zwecke der o. g. Reitervölker. Allerdings hatten deren Soldaten oftmals viele (bis zu 40) sehr verschiedene Pfeile mit sehr unterschiedlichen Spitzen bei sich um differenziert reagieren zu können. 

Zum Wollen sollte man bedenken, dass ein Bogen von bemerkenswert höherer Stärke schwerer zu bauen ist, als ein leichter Bogen. Bei der Menge an Bögen, die Hunnen und Mongolen brauchten, kann ich mir gut vorstellen, dass sich die Bogenbauer für die "Massenproduktion" nicht am Limit, sondern in bekannten und beherrschbaren Bereichen des Zuggewichts bewegten.
Ausserdem ist ein leichter - angemessener Bogen - schneller, genauer und auch öfter zu Schiessen, als ein "Kraftmonster", dass einen schnell müde macht.

PS: Ich weiss, dass es bei Galileo und ähnlichen Magazinen Tests vom ELB gegen Kettenpanzer gab. Der Kettenpanzer hat dabei sehr alt ausgesehen. Aber man sollte einge Dinge bedenken: Der ELB hat seine Berühmtheit durch den Einsatz gegen Reiter in Plattenpanzern erlangt. Das Kettenhemd war nie als Schutz gegen den ELB gedacht.
Galileo hatte kein mehrlagiges Kettenhemd mit verschweissten oder vernieteten Gliedern, wie es zumindest im Hochmittelalter üblich war, sondern einen Nachbau, bei dem die Ringe nur zusammengebogen waren. In der Sendung ging es publikumswirksam auch um Effekte...
Hier ein unwissenschaftlicher Test eines LB mit Bodkinpfeilen gegen ein einlagiges vernietetes Kettenhemd, der Bogen hat zwar nur 50 lb, aber der Typ hält aus 5 m Entfernung drauf...
http://www.cotasdemalla.com/test2.htm

Ich will den Bogenschützen - sowohl ELB als auch Reiterbogen - nicht ihre Effektivität absprechen, dazu waren sie einfach zu gut. Ich denke aber, dass sie oftmals zu Maßnahmen griffen - z.B. Pferde erschiessen - die den überliefernden damaligen Chronisten als undenkbar erschienen. Immerhin stellte ein Pferd als Beute einen hohen wert dar und es galt auch lange als unritterlich oder einfach unfair, den Gaul zu treffen.
Und einem Ritter der Zeit wäre es sicher auch schwer gefallen, "öffentlich" zuzugeben, dass er sich schon vor dem Feindkontakt beim Sturz vom Pferd den Arm gebrochen hat...
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 14.10.2007, 14:19, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
Sir Lancelot

Sorry for OFFtopic

Beitrag von Sir Lancelot »

Angela hat geschrieben: Drehen wir doch die Frage um: Bist du denn der Meinung, dass das was die Steppenreiterjungs und Mädels vom Pferd aus so schießen, so ziemlich ihr Kraftmaximum darstellt? Es flitzen einige Kerle bei 3D Turniere, die dauerhaft 70# und drüber schießen (selbst schon ein Paar gesehen). Traust du es keinem Steppenreiter zu, so einen Bogen auch nur zu spannen?
Quatsch, hab ich doch gar nicht gesagt. Ich habe mich nur gefragt, wenn du damit gemeint hast, als du sagtest "... obwohl manche rein von der Kraft her locker das Doppelte ziehen könnten."
Ich bin mir nicht so sicher, ob wir Steppenreiter mit 80lbs Bögen zurechtkommen, erstens schießen wir nicht so starke Bögen und zweitens können die meisten (me too) nicht so oft üben, folglich ist der Muskelaufbau nicht so fortgeschritten.
Angela hat geschrieben:
Boah, 50 lbs vom Boden aus, RESPEKT
Kommt etwas sarkastisch rüber, ob beabsichtigt oder nicht ...
Nicht beabsichtigt !
Angela hat geschrieben: Ich habe irgendwann mal den 50# Bogen eines Kumpels ausprobiert, habe ihn mit viiiel Anstrengung einigermaßen gezogen bekommen, für den Dauergebrauch wäre das bestimmt nichts. Da hatte ich das Gefühl "Nichts geht mehr".
Das hört sich schon besser an  ;)
Ernsthaft! Es ist so, wenn ich mit dem Compound meines Kumpels (55lbs) 2 Passen (2x6 Pfeile schieße) bin ich bzw. meine Muskeln total fertig. Das kommt nur daher, dass ich maximal 35 lbs schieße und an höhere Gewichte nicht gewöhnt bin.
Und deshalb habe ich mich nur gewundert.
Squid hat geschrieben: Ich weiss, dass es bei Galileo und ähnlichen Magazinen Tests vom ELB gegen Kettenpanzer gab.
Naja, Galileo ist nicht so der Hit. Ist halt auf das Ziel-Publikum, Jugend braucht Aktion, ausgerichet.

@Squid, sehr interessante Infos !
Zuletzt geändert von Sir Lancelot am 15.10.2007, 18:27, insgesamt 1-mal geändert.
benz

Re: Quellenlage

Beitrag von benz »

Fritzig hat geschrieben: Zu den Jägern habe ich bei einem Ami gelesen, 70 # wäre Pflicht.
äh... eigentlich reden wir hier ja nicht über die Jagd....... aber für diese Aussage hätte ich sehr gern die Quellenangabe, geht ja auch über IM damit wir hier nicht anfangen über die Jagd zu labern!

liebe Grüße benzi
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Re: wenig handschock beim Reiterbogen/Erfahrung

Beitrag von Snake-Jo »

Angela hat geschrieben: Dass damalige Steppenvölker wahrscheinlich etwas stärkere Bögen benutzten als heutige Sportsteppenreiter bestreitet auch keiner. Stärken bis 50 oder vielleicht auch bis 60 (falls der Einsatzzweck es erfordert) wären ja auch noch plausibel bei entsprechendem Trainingszustand. Aber Fritzig hat ja vielmehr pauschal behauptet, dass "die früheren Berufsreiter i.d.R. minimum 80 # geschossen haben bis zu über 100 #", und das fände ich ohne Quellen doch ganz schön weit hergeholt. Daher wär's wirklich mal interessant zu hören, wo er das her hat.
Ganz genau. Spekulationen bringen nichts, auch wenn es immer wieder schön ist, Anekdoten von "Kerlen", die Zuggewichte von über 120 lb ziehen, zu lesen.  ;D
Ich bin gerade dabei, von einigen Originalfunden die Zuggewichte zu bestimmen. Das geht leider nur über Nachbau und das dauert. Immerhin gibt es einen ziemlich authentischen Nachbau des Khotan von Grozer und der hatte 50 lb, was wiederum Angelas Darstellungen entspricht.
Ganz nebenbei:
1. Das Zuggewicht sagt zur Leistungsfähigkeit eines Bogens nur bedingt etwas aus. Reden wir lieber von Durchschlagskraft, Schussweiten oder einfach Wirkungsgrad.
2. Bin ich der Meinung, ein echter Kerl schaltet sein Gehirn ein und nimmt soviel Zuggewicht in Kauf, wie er für seine Zwecke benötigt oder baut sich einen Bogen, der möglichst viel Effektivität aus wenig Zuggewicht holt.  ;D
3. Gibt es auch Frauen (aufgrund meines Gender-Trainings mal hier erwähnt), die am Boden meinen Hörnerbogen voll ausziehen können.  8)
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Kyujin
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Re: wenig handschock beim Reiterbogen/Erfahrung

Beitrag von Kyujin »

Snake-Jo hat geschrieben: 2. Bin ich der Meinung, ein echter Kerl schaltet sein Gehirn ein
Interkultureller Einwurf vom Spielfeldrand:

Bei den bushi, denen kaum mangelnder Machismo vorgeworfen werden kann, hieß genau diese Haltung "die Kunst des schwachen Bogens" - wobei hier nicht nur die Bogenkonstruktion, sondern auch die Schießtechnik eine wesentliche Rolle spielt, um das letzte an Durchschlagskraft aus einem gut handhabbaren Zuggewicht herauszuholen.
Johannes Kolltveit Ibel
Oslo Kyūdō Kyōkai オスロ弓道協会
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