Decrowning- Probleme, Vorteile, wie man es nicht machen soll, was zu beachten is

Themen zum Bogenbau
Antworten
Kadano
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 63
Registriert: 16.10.2006, 14:47

Decrowning- Probleme, Vorteile, wie man es nicht machen soll, was zu beachten is

Beitrag von Kadano »

Ich möchte hier einen Thread zu diesem Thema eröffnen, in dem alle Versuche gesammelt werden können, insbesondere Brüche, und Erfahrungen usw. ausgetauscht werden können, da in den bisherigen Decrowning-Threads meist recht wenig solcherlei Info erhalten war.

Ich habe jetzt einen Robinienbogen pyramidal und decrowned gebaut, dabei habe ich absichtlich und bewusst all die "Fehler" gemacht, vor denen einem immer abgeraten wird, weil ich austesten wollte, wie riskant diese wirklich sind.

Ich habe hier ein paar Bilder davon:
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild

Das Fade-Out ist so gestaltet, dass sich ein möglichst großer Bereich des Wurfarms wirklich biegen kann. Das runde Layout war mit Sicherheit schuld an dem Bruch (des unteren WAs)

Der Bereich, in dem sich der Riesensplitter abgehoben hat, war NIHCT überlastet (Tiller hat gepasst, Stelle war sogar übermäßig breit).
In diesem Bereich gibt es überhaupt keinen Frühring, wie man sehen kann. Der Bruch ist passiert, weil die Fasern in einem großen Winkel mit der Wurfarmkante geschnitten wurden. Die andere WAKante hingegen schneidet (fast) nirgends Fasern durch, deshalb kam es auch zu einem Längsbruch.

Der Bruch wäre durch 2 Vorkehrungen vermeidbar gewesen:
1) Beim unteren Bruch hätte man das Fade-Out nicht so riskant bauen sollen.
2) Beim oberen Bruch hätte man entweder beide Wurfarmkanten die Fasern im etwa gleichen Winkel schneiden lassen sollen (gleichmäßige Verteilung), oder die Kanten stärker abrunden (hab ich nur minimal).

Wer sich über die Nocken wundert: Ich weiß nicht, ob das andere auch machen, aber mich haben bei normalen Nocken die "überflüssigen" Bereiche oberhalb der Nocke gestört, deshalb habe ich in die Stirnflächen Kerben gemacht, so dass "verkehrt herum" gespannt wird.

Anm.: Dieser Versuch soll hauptsächlich anderen (und mir) zeigen, was beim Decrownen sehr wichtig ist. Anders als bei einem Rücken aus einem ganzen Jahresring sind die äußeren Teile des WAs genauso belastet wie die inneren, allerdings durch die angeschnittenen Fasern viel labiler. Doch wenn man hier die erwähnten Vorkehrungen trifft, steht so ein decrownter WA einem ganzen-JR-Rücken in nichts nach, im Gegenteil: Der Bogen hat insgesamt unter 1 cm Set bekommen. Bei dem Auszug, der zum Bruch geführt hat, wurde er lediglich um 1-2'' weiter gezogen als zuvor.
Decrowning vermindert das Set erheblich und macht den Bogen stabiler und haltbarer. Werden jedoch die gezeigten Fehler gemacht, kann man den Bogen vergessen.
Bei 75% Auszug hat der Bogen übrigens verdammt schnell geschossen.
Zuletzt geändert von Kadano am 21.01.2008, 18:36, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Mordrag
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 782
Registriert: 16.07.2007, 08:29

Re: Decrowning- Probleme, Vorteile, wie man es nicht machen soll, was zu beachte

Beitrag von Mordrag »

Absichtlich einen Bogen versauen?  :o Das könnt ich nicht!
Der Pfeil ist nicht weg....er ist jetzt nur woanders. ;-)
Kadano
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 63
Registriert: 16.10.2006, 14:47

Re: Decrowning- Probleme, Vorteile, wie man es nicht machen soll, was zu beachte

Beitrag von Kadano »

Mordrag hat geschrieben: Absichtlich einen Bogen versauen?  :o Das könnt ich nicht!
Mir ist es ehrlich gesagt auch schwergefallen, vor allem später hat es mir leidgetan, dass ich unbedingt solch ein Experiment starten musste, da die Pfeilgeschwindigkeit göttlich war.
Aber immerhin hab ich und alle anderen, die das hier lesen, jetzt etwas mehr praktische Erfahrung zum Decrowning haben. Früher oder später hätte ich sowieso so was gemacht, und falls noch andere so experimentierfreudig sind, haben die jetzt weigstens einen Rohling gerettet.

Ich hab noch genug Robinienholz, in der Nähe werden oft welche gefällt, wegen Nachschub muss ich mir also nicht so viel Sorgen machen.

Tut mir leid, dass imageshack bei manchen Bildern in den thumbnail-links die my.imageshack-Adresse genommen hat, so dass bei manchen Bildern nur die kleinen Thumbnails zur Verfügung stehen. Leider war ich nicht eingeloggt, als ich diese hochgeladen habe, daher kann ich die Links nicht korrigieren...
Benutzeravatar
Squid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 9789
Registriert: 23.06.2004, 16:40

Re: Decrowning- Probleme, Vorteile, wie man es nicht machen soll, was zu beachten is

Beitrag von Squid (✝) »

Die Form ist ja auch höchst optimal für hohe Geschwindigkeiten.

Zu den Nocken: Die Gefahr besteht, dass der kurze Bereich oberhalb der Kerbe den Zug nicht aushält und wegbricht. Daher ist es sinnvoller, den Bogen normal aufzuspannen und das unnötige Holz einfach wegzufeilen. Das ergibt dann Stiftnocken, die dem Bogen, wenn sie schön schmal (=leicht) sind, noch mal einen Tick mehr Geschwindigkeit geben.

Deine Beobachtungen hinsichtlich der Leistung decken sich übrigens mit den Ausführungen in der TBB, wo auch einige decrownte Bögen vorgestellt werden, die mit "Krone" nur Gurken gewesen wären.

Beim Pyramidalbogen soll der Tiller übrigens relativ giffnah eine Biegung zulassen, je pyramidaler der Bogen ist, desto kreisähnlicher soll der Tiller sein.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
Kadano
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 63
Registriert: 16.10.2006, 14:47

Re: Decrowning- Probleme, Vorteile, wie man es nicht machen soll, was zu beachten is

Beitrag von Kadano »

Wegen den Nocken: Stimmt schon, ich war mir bewusst, dass diese Gefahr besteht, aber da das ganze ohnehin ein Testbogen war- warum nicht? Schlechter als eine Stiftnocke ist so was ja erst, wenn die Stirnfläche (fast) so schmal wie die Sehne ist (dann funktionierts ja gar nicht mehr). Das Holz bei der Einkerbung hat aber erstaunlicherweise überhaupt keine Schäden genommen, habe es aber auch so genau abgerundet, dass sich die Kräfte gleichmäßig verteilt haben (hab da eher an die Sehne gedacht^^). Natürlich, wenn man den Winkel zwischen geometrischer Mitte und Wurfarmaußenkanten so ändert, dass die Nocken noch kürzer werden, sind die Stiftnocken effizienter, aber ich hab ihn auch im äußren Bereich (zu den Nocken hin) extra breit gemacht, was aber wegen der durchtrennten Fasern keinen Unterschied gemacht hat.
Der Vorteil bei dieser Nocke im Vergleich zur Stiftnocke ist einerseits, dass die Sehne nicht runterrutschen kann, und dass die Nocke (nauflage am Rücken) deutlich weniger belastet ist.

Der Tiller war wie gesagt sehr gleichmäßig, damit habe ich mich auf den pyramidaldesignspezifischen bezogen. Den Griffbereich musste ich sogar dünner machen, damit er sich genauso viel biegt wie der äußere Bereich.

Offtopic: Hat jemand schon einen "Konkav-Bogen" probiert? Also einen noch übertriebeneren Holmegaard, der sich fast nur im Griffbereich biegt und dort 0 cm breit ist? Würd mich interessieren, so was expereimentell zu versuchen...
Benutzeravatar
Squid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 9789
Registriert: 23.06.2004, 16:40

Re: Decrowning- Probleme, Vorteile, wie man es nicht machen soll, was zu beachten is

Beitrag von Squid (✝) »

0 cm im Griffbereich ist schon etwas knapp dimensioniert. ;D

Aber auch von 10 cm würde ich abraten. Denn zum einen wird der Bogen dann an der Stelle wirklich dünn, und das macht ihn wabbelig. Nach manchen Literaturmeinungen sollte  der Bogen nicht breiter als etwa Dicke * 5 sein, sonst wird er weich. Ob man das generell so sagen kann, bezweifle ich, aber es ist ein Anhaltspunkt und Hinweis auf die Gefahr zu großer Breite.

Ausserdem ist Set um so nachteiliger, je griffnäher er auftritt und so eine Konstruktion ruft geradezu danach.

Um mal wieder die TBB zu bemühen: dort wird ein brauchbarer Kiefernbogen von knapp 8 cm Breite vorgestellt, der diese Breite auch über fast den gesamten Wurfarm beibehält.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
Antworten

Zurück zu „Bogenbau“