Haselnuss

Themen zum Bogenbau
masticore
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Haselnuss

Beitrag von masticore »

Ich habe mir heute ein paar Haselstämme aus dem Wald geholt. Die Durchmesser liegen zwischen 5 und 8 cm. Nun habe ich einige Fragen dazu:

1. Sollte ich die Stämme entrinden? Ist das auch möglich wenn ich den äussersten Jahresring als Rücken nehmen will? Wenn ich die Rinde dranlasse, muss ich dann die obersten 5cm der Seiten trozdem versiegeln?

2. Bis zu welchem Durchmesser kann ich noch spalten? Wie sieht es aus, wenn ich aufsäge und der Stamm Drehwuchs hatte, kann ich das erkennen oder kann man trotzdem einen Bogen draus bauen?

3. Was ist besser: Jetzt spalten oder erst nach dem Tocknen?

4. Kann man aus Haselnuss auch Backingstreifen sägen? Wie siehts dann aus mit durchtrennten Jahresringen (evtl. Seidenbacking oder so)? Hasel sollte ja auf Zug stark belastbar sein...

5. Mit einem Stämmchen möchte ich die "Schnellbaumethode" ausprobieren, d.h. Bogenrohling grob ausarbeiten und dann Wochenweise immer an einem wärmeren Ort lagern und so (hoffentlich) in ca. einem Monat mit dem Bau beginnen zu können. Kann ich den Rohling schon jetzt fertigstellen, oder sollte ich das Holz zuerst noch einige Zeit am Stück trocknen lassen?

Die meisten der Fragen sind wohl schon beantwortet worden.  :'(
Ich hoffe ihr macht es wieder  ;D

gruss masticore
Wolfram
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Re: Haselnuss

Beitrag von Wolfram »

zu 1. Ja sofort, dann geht das ganz einfach und der oberste Ring ist unverletzt. Später geht das überhaupt nicht mehr einfach. ;D Versiegeln auf jeden Fall, obwohl Hasel nicht so empfindlich ist (meine Erfahrung)
zu 2. Ich bin für sägen. Aber da gibt es auch andere Meinungen. Wenn das Stämmchen total verdreht ist, trocknet es vermutlich winsch.
zu 3. Jetzt sägen und dann reflex trocknen lassen (dies kann man noch fördern)
zu 4. Null Ahnung ansonsten: Versuch macht kluch.
zu 5. Wenn der Stab nicht verdreht ist, geht das. Besser ist wahrscheinlich die Hälften sowie sie sind zu trocknen und erst dann den Bogen rausarbeiten.

Nach meiner Erfahrung geht Schnelltrocknen bei Hasel gut. Auch in der Wohnung. Dazu die Hälften wiegen und Gewicht draufschreiben (Küchenwaage) und das solange wiederholen, bis kein Gewichtsverlust mehr auftritt. Zwei Wochen könnten reichen.

Gruß Wolfram
masticore
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Re: Haselnuss

Beitrag von masticore »

hallo wolfram

vielen dank für die antworten! kann man die rinde eigentlich auch auf dem fertigen bogen lassen? sie ist ja nicht dick und das würde bestimmt noch cool aussehen.
Taran
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Re: Haselnuss

Beitrag von Taran »

Zu Backingstreifen: Ja, das geht, ein leichtes Backing sollte drauf, da sich gerne mal ein Span abhebt.

Das beste überhaupt sind decrownte, leich gebackte Haselflachbögen.
Viel effizienter als solche mit einer hohen Rückenwölbung!
Taran von Caer Dallben

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masticore
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Re: Haselnuss

Beitrag von masticore »

was meinst du mit leichtes backing? Seiden, Leinen, Rohaut oder besser ein anderes Holz?
Welches Holz eignet sich als Bauch, bei einem Haselrücken?
Das decrownen werde ich sicherlich versuchen.
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captainplanet
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Re: Haselnuss

Beitrag von captainplanet »

Also ich habe die Erfahrung gemacht daß Haselnuß recht druckempfindlich ist. Man kann zwar sicher gute Bögen draus bauen wenn man auf einen entsprechend breiten Bauch achtet, aber ein zusätzliches Backing - das würd ich mich nicht trauen! Hasel als Backingmaterial könnte ich mir prinzipiell vorstellen, hab ich aber noch nie gehört. Vielleicht hat das ja seinen Grund...?
Bester Rindengrapscher von FC!!!
Taran
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Re: Haselnuss

Beitrag von Taran »

"Leichtes" backing: Eben eines, das weder den Bauch beansprucht (siehe  captainplanet), also kein Hanf oder sowas, dann geht der Bogenbauch in die Knie (hübsches Bild LOL).
Andererseits auch keines, das gewichtsmäßig bes. schwer ist, Hasel ist ja selber ein leichtes Holz. Daher kein dickes Rohhautbackinge, sondern, wenn Rohhaut, eher eine, die schon in Richtung Pergament geht...

Dünnes Leinengewebe oder Seide scheinen mir ideal.
Taran von Caer Dallben

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masticore
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Re: Haselnuss

Beitrag von masticore »

ich habe heute 2 Stämmchen gespalten, da mein Kreissägeblatt noch beim Nachschärfen ist. Leider hatten beide starken Drehwuchs. Der eine 90°, der andere hatte sowohl oben als auch unten schon nach 30cm spalten schon ca 45°. Den zweiten habe ich dann mit der Stichsäge aufgesägt.

Rabe sagt aber, dass man Stämme spalten sollte, um so den Drehwuchs zu erkennen. Wenn ich die Stämme nun aber aufsäge und somit den Drehwuch nicht erkenne, und trotzdem nen Bogen draus baue, kann das dann überhaupt klappen? Oder verdreht der Bogen sich dann zu stark oder zerbricht er, da die Fasern ja durchtrennt wurden?

Ich habe keine Lust, alle Stämme zu spalten, und dann nur verdrehtes Brennholz zu haben. Noch weniger Lust habe ich aber, zu sägen und erst beim Tillern zu merken, das aus dem Holz kein Bogen werden will.

edit: Habe mich eben mit Eibenmann im Chat unterhalten. Das Resultat: Aufsägen oder eine Steite weghobeln und beim Bau nicht auf den Drehwuchs achten. Das sollte möglich sein, wenn man nicht an die absolute Leistungsgrenze geht.
Danke Eibenmann für die Hilfe!
Zuletzt geändert von masticore am 21.03.2007, 17:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Haselnuss

Beitrag von Elfichris »

Super, auch für mich waren die vorangegangenen Tipps sehr interessant.

Ich habe nämlich auch am letzten Wochenende einen Haselnussstamm ergattert. Dann werde ich mich mal an die Anweisungen halten. Mal gespannt ob meiner auch 2verdreht" ist.
Grüße
Christoph
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Re: Haselnuss

Beitrag von masticore »

Habe noch ein paar Fragen:

Hat jemand Erfahrung beim Dämpfen von Haselnuss?
Kann man (allgemein) Holz dämpfen, wenn es noch feucht ist?

Es ist wirklich toll, wie einem hier geholfen wird! Vielen Dank allen, und vor allem vielen Dank an Marty für seine super Arbeit!
Wolfram
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Re: Haselnuss

Beitrag von Wolfram »

Wenn das Holz noch nass ist, geht auch die Heißluftpistole oder einfach so in Form biegen (fixieren) und dann in fixierter Lage trocknen.

Gruß Wolfram
Matthias Herp
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Re: Haselnuss

Beitrag von Matthias Herp »

Hallo masticore!

Ich denke, dass sich feuchtes Holz gut dämpfen lässt, da das enthaltene Wasser die Wärme besser speichert als das trockene Holz. Dadurch müsste es eigentlich auch länger biegbar sein.
Beim Ablagern und trocknen des Holzes verdampft ja nicht nur das Wasser, es verfestigt sich auch die innere Struktur (Hat Rabe in einem älteren Thread beschrieben).
Wenn du "gefestigtes" Holz wieder dämpfst, dann müssen sich diese "Verfestigungen" erst wieder lösen und später wieder neu aufbauen. Vermutlich ist es also besser das "unverfestigte" Holz zu biegen.

Das ist aber nur meine Meinung, ich habe aber noch nie grünes Holz gedämpft (nur getrocknetes).

Aber Haselnuss ist ja leicht zu bekommen, versuche es doch einfach einmal aus.

Liebe Grüße,
Matthias
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Re: Haselnuss

Beitrag von Ravenheart »

masticore hat geschrieben: Wenn ich die Stämme nun aber aufsäge und somit den Drehwuch nicht erkenne, und trotzdem nen Bogen draus baue, kann das dann überhaupt klappen? Oder verdreht der Bogen sich dann zu stark oder zerbricht er, da die Fasern ja durchtrennt wurden?

Ich habe keine Lust, alle Stämme zu spalten, und dann nur verdrehtes Brennholz zu haben. Noch weniger Lust habe ich aber, zu sägen und erst beim Tillern zu merken, das aus dem Holz kein Bogen werden will.

edit: Habe mich eben mit Eibenmann im Chat unterhalten. Das Resultat: Aufsägen oder eine Steite weghobeln und beim Bau nicht auf den Drehwuchs achten. Das sollte möglich sein, wenn man nicht an die absolute Leistungsgrenze geht.
Danke Eibenmann für die Hilfe!
Tja, was soll ich da noch sagen?

MEINE Meinung: Freu' Dich DASS Du gespalten hast! ALLE meine bisherigen Versuche, TROTZ Drehwuchs einen Bogen aus einem Stave zu bauen, endeten im Kamin...

Richtig ist: GERINGEN Drehwuchs (so bis max 15°) kann man ausgleichen. Aber nur, wenn man es vorher weiß! Bei gesägten Staves bist Du dem chancenlos ausgeliefert, und die Erkenntnis kommt erst nach vielen Arbeitsstunden...
So viel "überschüssige" Zeit hab ICH nicht...

Rabe
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Re: Haselnuss

Beitrag von Archiv »

So unterschiedlich kann Erfahrung sein :) Meine Haselnussbögen waren zum Teil mit deutlichem Drehwuchs versehen und haben trotzdem ganz gut die Pfeile geworfen. Ich habe sie nicht mit Backing oder Facing oder ähnlichem hergestellt, auch habe ich die mit starkem Drehwuchs nicht decrownt.
Sicher kann man aus einem Haselstamm ohne Drehwuchs mehr Leistung herausholen als aus einem mit Drehwuchs, bei ansonsten gleichen Eigenschaften, doch für einen ordentlichen Bogen reicht es allemal. Einzig beim Tillern muss dem Drehwuchs durch ein wenig extra Aufmerksamkeit Rechnung getragen werden.
flamme von udun
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Re: Haselnuss

Beitrag von flamme von udun »

hi leute

habe auch frage zu haselnuss. Bekannter von mir macht sich seit langem selber bögen aus haselnuss. er muss sich aber alle 3 Monate einen neuen machen da alle spröde werden und brechen. was kann man dagegen tun? 8hab schon versucht mit umwicklung, hab`s aber wahrscheinlich falsch gemacht da der bogen doch brach)

flamme
Zuletzt geändert von flamme von udun am 26.03.2007, 22:30, insgesamt 1-mal geändert.
Kniet nieder vor dem Herrn der Flammen!

Balrog
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