Meine grundlegende Feststellung ist: Berittenes Bogenschiessen kann nur getrennt gelernt werden, Bogenschiessen für sich, reiten für sich. Bogenschiessen ohne Reiten und Reiten ohne Bogenschiessen! Letzteres wird dem Nichtereiter sehr schnell klar, wenn er noch um seine Balance kämpft und Ersteres dem Nichtschützen, wenn er keinen Pfeil eingenockt bekommt, egal wie gut er reitet.Ein langes, intensives getrenntes Training von Reiten und Bogenschiessen, gerade wenn man sich auf dem Pferd schon etwas auskennt, ist nun nicht Jedermanns Sache. Wenn also jemand bereits gut Reiten kann, will er natürlich auch gleich mal das Bogenschiessen vom Pferd ausprobieren und nicht monatelang irgendwelche "unsinnig erscheinenden" Übungen machen. Es hat ja auch nicht jeder automatisch große Ambitionen in dieser Sportart.
Inwieweit monatelange "unsinnig erscheinende" Übungen hilfreich sind das jeweilige Manko zu beheben, weiß ich nicht. Ich denke es gibt den Schulansatz, der vielen Personen die immergleichen Standardübungen angedeihen läßt oder einen individuellen Weg, der auf die einzelne Person zugeschnitten ist. Manch einer ist begabt, ein anderer weniger, einer ist jung der andere alt, einer ist eine Mann eine andere eine Frau usw. Jeder hat neben seiner höchstpersönlichen Motivation auch sehr persönliche Vorzüge und Schwächen. Gute Lehrer erkennen das sehr schnell und wissen aus ihrem Repertoire und aufgrund ihrer Ausbildung den angemessenen Weg bereitzustellen.
Ein Erfolg kann sich deshalb individuell und früh zeigen, anders als beim Standardweg, der monatelanges und deshalb tatsächlich unsinniges Üben zur Pflicht macht. Die moderne Sportmedizin und -physiologie hat viele dieser individualisierten Wege erforscht und erfolgreich in vielen Sportarten umgesetzt. Die entsprechend ausgebildeten Trainer nutzen sehr ziel- und personenorientiert die Kenntisse aus diesen Grundlagenforschungen.
Es ist zum Beispiel fraglich, ob das heute noch bei Herigel beschriebenen dreijährigen Üben des Bogenspannens seine Berechtigung hat. Sind wir solche Menschen als dieses Trainingsmodell noch gang un gäbe war. bzw. stammen wir aus der Kultur, die solches Ertragen zu ihrem Erziehungsideal erklärte? Sicher überstürzen wir viel und schädigen uns sogar dadurch. (Zu starker Bogen, Zielneurosen, falsches Sitzen, und unkoordinierte Hilfengebung usw.) Das aber meist deshalb, weil wir überhaupt nie einen Lehrer aufsuchten.
Vor jedem Trainingsbeginn muß das Aufwärmen stattfinden, und es ist eine Binsenweisheit, dass allein durch Bogenschiessen nicht genügend Muskeln aufgebaut werden, die für diese neue Sportart notwendig wären. Und ebenso falsch ist der Satz, dass man das Reiten allein durch Reiten erlerne. Doch es gibt sehr hervorragende Übungen gerade aus dem Gebiet der Sportmedizin, die besonders auf das Aufwärmen und dem Muskelaufbau ausgerichtet sind und sehr rasch wirken. Wieso sich also mit etwas aufhalten, was nur wenig bringt, aber monate- vielleicht jahrelang dauert? Ist man allein deshalb der Ambitioniertere, weil man diese Schinderei durchhält?
Dann noch eine ganz direkte Frage an deine dir bekannten Trainingsmethoden, wieviel von den dir bekannten Übungen dienem dem besseren Reiten oder sogar guten Reiten? Wieviele der dir bekannten Methoden dienen der Ausbildung des Pferdes zu einem rittigen Pferd? Was glaubst du ist das richtige Verhältnis von Pferd zu Bogen für einen berittenen Schützen. Muß er ein guter Schütze sein oder ein guter Reiter? Was glaubst du welche Vorzüge der Bahnwettkampf vom berittenen Schützen besonders fordert? Denkst du, dass der Bahnwettkampf tatsächlich zu Tage fördert, was der Einzelne in der Verknüpfung beider Sportarten leisten kann?