Mein erster Clubtag bei Lajos Kassai in Ungarn
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Lü Tián
Mein erster Clubtag bei Lajos Kassai in Ungarn
Ich habe Bogen und drei Pfeile in der Hand. Ich sitze auf dem Pferd. Mein erster Galopp kommt immer näher. Unter den Augen der anderen und vor allem unter dem Auge Lajos Kassais ist es nun an mir, mich zu beweisen. Zu zeigen, dass ich nicht umsonst nach Ungarn gekommen bin. Nie zuvor habe ich drei Pfeile hintereinander weg geschossen, geschweige denn auf einem galoppierenden Pferd eingenoggt. Ich reite auf die Bahn zu. Galoppiere an. Und auf einmal sind alle Bedenken weg. Probleme, die mich bis jetzt beschäftigt hatten, sind verschwunden. Es gibt nur mich und das Ziel. Ich konzentriere mich vollkommen auf den Moment. Ich schieße intuitiv, automatisch. Und ich treffe.
Ich fuhr mit dem Nachtzug von Hamburg nach Wien, von dort weiter mit Pettra und Johannes per PKW über die ungarische Grenze. Die Fahrt war lang und ich wurde mit der Zeit immer aufgeregter. Bald würde ich dort ankommen, wo ich hin wollte, seitdem ich mit Bogenschiessen angefangen habe: Nach Kaposmerö zu unserem Lehrmeister Lajos Kassai. Angekommen erwartete mich eine lockere Stimmung. Im Shop lernte ich Lajos Kassai kennen. Das war natürlich ein Highlight.
Dann ging es ins Tal. Wir fuhren einen furchtbar matschigen Weg entlang und Johannes sagte zu mir: „Nun verlassen wir das 21. Jahrhundert. Willkommen in einer anderen Welt“. Und es war eine andere Welt. Als sich das Tal vor meinen Augen ausbreitete, war ich überwältigt. Es ist so abgeschieden von allen äußeren Einflüssen, dass die Natur wie unberührt wirkt. Es ist wunderschön. Die Pferde leben hier frei. Ein großer See trennt den Stall vom Gäste- und Wohnhaus. Wir sollten uns das erst später angucken können, denn erst einmal ging es an die Arbeit. Ein paar andere Schüler waren auch schon da und gemeinsam erledigten wir die Stallarbeit…
Schließlich geht es ans Trainieren. Lajos Kassai lobte mich dafür, dass ich alle Übungen mitmachen konnte. Ich bin sehr glücklich darüber. Das monatelange Training hatte sich ausgezahlt.
Die Arbeit und das Training waren sehr anstrengend, aber ich kann sagen, dass ich an diesem Wochenende Ich war. Mich trieb immer die Sehnsucht eine Kriegerin zu sein und zu den Steppenvölkern dazuzugehören. In Ungarn habe ich erkannt, dass das nicht nur ein Kindertraum ist, sondern ein wahres Lebensgefühl. Ich habe dort Menschen getroffen, die die gleiche Sehnsucht treibt, und das macht mich sehr glücklich.
Ich fuhr mit dem Nachtzug von Hamburg nach Wien, von dort weiter mit Pettra und Johannes per PKW über die ungarische Grenze. Die Fahrt war lang und ich wurde mit der Zeit immer aufgeregter. Bald würde ich dort ankommen, wo ich hin wollte, seitdem ich mit Bogenschiessen angefangen habe: Nach Kaposmerö zu unserem Lehrmeister Lajos Kassai. Angekommen erwartete mich eine lockere Stimmung. Im Shop lernte ich Lajos Kassai kennen. Das war natürlich ein Highlight.
Dann ging es ins Tal. Wir fuhren einen furchtbar matschigen Weg entlang und Johannes sagte zu mir: „Nun verlassen wir das 21. Jahrhundert. Willkommen in einer anderen Welt“. Und es war eine andere Welt. Als sich das Tal vor meinen Augen ausbreitete, war ich überwältigt. Es ist so abgeschieden von allen äußeren Einflüssen, dass die Natur wie unberührt wirkt. Es ist wunderschön. Die Pferde leben hier frei. Ein großer See trennt den Stall vom Gäste- und Wohnhaus. Wir sollten uns das erst später angucken können, denn erst einmal ging es an die Arbeit. Ein paar andere Schüler waren auch schon da und gemeinsam erledigten wir die Stallarbeit…
Schließlich geht es ans Trainieren. Lajos Kassai lobte mich dafür, dass ich alle Übungen mitmachen konnte. Ich bin sehr glücklich darüber. Das monatelange Training hatte sich ausgezahlt.
Die Arbeit und das Training waren sehr anstrengend, aber ich kann sagen, dass ich an diesem Wochenende Ich war. Mich trieb immer die Sehnsucht eine Kriegerin zu sein und zu den Steppenvölkern dazuzugehören. In Ungarn habe ich erkannt, dass das nicht nur ein Kindertraum ist, sondern ein wahres Lebensgefühl. Ich habe dort Menschen getroffen, die die gleiche Sehnsucht treibt, und das macht mich sehr glücklich.
RE: Mein erster Clubtag bei Lajos Kassai in Ungarn
Hallo Lü Tián,
willkommen bei :fcsmilie
Schön daß wir immer mehr berittene Bogenschützen werden.
liebe Grüße benzi
willkommen bei :fcsmilie
Schön daß wir immer mehr berittene Bogenschützen werden.
Da hab ich doch gleich eine Frage an Dich: was verstehst Du genau unter "Sehnsucht eine Kriegerin zu sein"?Original geschrieben von Lü Tián
Mich trieb immer die Sehnsucht eine Kriegerin zu sein und zu den Steppenvölkern dazuzugehören. In Ungarn habe ich erkannt, dass das nicht nur ein Kindertraum ist, sondern ein wahres Lebensgefühl. Ich habe dort Menschen getroffen, die die gleiche Sehnsucht treibt, und das macht mich sehr glücklich.
liebe Grüße benzi
Kiegersehnsucht
Hallo an Alle,
es gibt heute niemanden mehr, der den Weg des Kriegers geht, beklagte Mitte des 16. Jahrhunderts Miyamato Musashi am Ende seines Lebens. Denn ein Krieger ist, vor die Wahl um Leben und Tod gestellt, sich stets für den Tod entscheidet.
Doch Hand aufs Herz - wer entscheidet sich heute noch so? Wir entscheiden uns für unser Leben und gieren nach Anerkennung, Macht, Prestige und sonstige niederen Beweggründe.
Musashi fährt fort und erklärt, einfältigen Menschen falle es nicht leicht sich von den Gedanken, um das eigene Wohlergehen zu befreien, sie mögen ihre Handlungen deshalb an den vier Eiden orientieren:
Lasse dich in deinen Anstregungen von niemanden übertreffen,
sei deinem Herrn nützlich,
ehre deine Eltern und
sei von großer Güte und tue alles für andere.
es gibt heute niemanden mehr, der den Weg des Kriegers geht, beklagte Mitte des 16. Jahrhunderts Miyamato Musashi am Ende seines Lebens. Denn ein Krieger ist, vor die Wahl um Leben und Tod gestellt, sich stets für den Tod entscheidet.
Doch Hand aufs Herz - wer entscheidet sich heute noch so? Wir entscheiden uns für unser Leben und gieren nach Anerkennung, Macht, Prestige und sonstige niederen Beweggründe.
Musashi fährt fort und erklärt, einfältigen Menschen falle es nicht leicht sich von den Gedanken, um das eigene Wohlergehen zu befreien, sie mögen ihre Handlungen deshalb an den vier Eiden orientieren:
Lasse dich in deinen Anstregungen von niemanden übertreffen,
sei deinem Herrn nützlich,
ehre deine Eltern und
sei von großer Güte und tue alles für andere.
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Niels
Dann will ich mich mit meinem Bericht vom Clubtag in Ungarn mal hier einsortieren. Ich denke, das passt.
Man muss wohl schon sehr verrückt sein, um für ein 1 1/2 tägiges Training insgesamt mehr als 2 Tage Fahrtzeit in Kauf zu nehmen. Bereut habe ich angesichts dieses Verhältnisses aber nicht, dass ich gefahren bin, sondern dass ich nicht länger bleiben konnte.
Berittenes Bogenschießen ist nach meiner in der Kürze der Zeit gewonnenen Einschätzung in Ungarn sehr stark durch die ungarische Mentalität geprägt.
Jeder begreift sich als Teil der Gruppe, die gemeinsam ungarische Traditionen pflegt und nimmt das, was Lajos Kassai diesbezüglich als Idee geschaffen hat, mit Freude und viel Engagement an, indem man sich einfach in die Gemeinschaft einzufügen versucht. Niemand versucht beim gemeinsamen Training seiner individuellen Note Geltung zu verschaffen. Und damit, dass diese Tradition eben recht martialisch und kriegerisch ist, hat man - anders als z.B. in Deutschland - auch kein Problem, im Gegenteil.
Ich denke, nachdem ich dort war, dass etwaige Vorbehalte von ausländischen Beobachtern oder Teilnehmern eben genau darauf zurückzuführen sind, dass sie sich offenbar nicht ausreichend vergegenwärtigt haben, dass es sich beim berittenen Bogenschießen, wie es in Ungarn betrieben wird, um etwas zutiefst ungarisches und nicht um eine für ausländische Touristen organisierte oder inszenierte Veranstaltung handelt. Man sollte also dankbar sein, dass es einem als Ausländer gewährt wird, daran teilhaben zu können und sich im Gegenzug darum bemühen, mal kein typisches Kind unserer durch Individualismus und Eigenbrötlerei geprägten Gesellschaft zu sein.
Ich habe mich darum bemüht und hatte eine sehr schöne, aber leider viel zu kurze Zeit beim Clubtag im Tal.
Nachdem wir, Holger und ich, am Donnerstag um 19:30 in Berlin losfuhren und in Jena auch noch Horst (Schwarzer Falke) zu uns stieß, kamen wir am Freitag gegen sieben in Wien an. Dort holte uns Gerhard aus Wien ab und weiter ging es per Auto nach Kaposmerö. Dort kamen wir gegen 15:00 an, kauften im Shop ausgiebig ein und trafen uns mit Pettra, Johannes, Todd und Alex, die aus Budapest ankamen.
Da wir uns auf der Zugfahrt beim im wesentlichen erfolglosen Versuch im vollen Abteil zu schlafen als Schlangenmenschen versuchen mussten, waren wir dort schon nicht mehr so ganz frisch. Dennoch ging es nach kurzem Sachenablegen im Hotel gleich weiter.
Im Tal wurden wir kurz willkommen geheißen und schon schippten wir gemeinsam mit unseren ungarischen, östereichischen und US-amerikanischen Mitstreitern Kabelgräben für das neue Schulungsgebäude. Dabei wurden die müden Glieder zumindest mal wieder in Bewegung gebracht und wir lernten uns ein wenig kennen.
Danach ging es in den Katlan, eine überdachte und wegen der einsetzenden Dunkelheit beleuchtete, lange Reitbahn mit sehr vielen Scheiben. Bevor es allerdings ans Schießen ging, wurden noch Sandsäcke von der Decke gelassen, die man mit einem Schippenstiel im Trab zu verprügeln hatte, ohne sich dabei von einem pendelnden Sandsack herunterholen zu lassen. Eine angesichts der gut damit vertrauten Pferde nicht allzu schwere Aufgabe, die einfach einen Riesenspass machte.
Dafür, dass ich schon froh war, nicht vor Übermüdung aus dem Sattel zu kippen und ich zudem mit einem völlig neuen, gerade gekauften Bogen schoß, klappte es recht gut. Schon im Verlauf dieser 10 abendlichen Galopps war dank der Hinweise von Pettra und Johannes eine Steigerung bemerkbar. Eigentlich aber auch kein Wunder bei solchen optimalen Trainingsbedingungen. Bei unserer abschließenden Zusammenkunft übermittelte uns Pettra dann noch, dass Lajos Kassai von unseren Bemühungen recht angetan war. Wir konnten also zufrieden um 11:30 nach mittlerweile 40 Stunden wieder in ein richtiges Bett sinken.
Am nächsten Tag ging es um 7:30 weiter. Der eigentliche Clubtag begann ....
Nehmt es mir bitte nicht übel. Aber es ist schon spät und ein wenig steckt mir die lange Reise noch in den Knochen. Deshalb: Fortsetzung folgt.
Man muss wohl schon sehr verrückt sein, um für ein 1 1/2 tägiges Training insgesamt mehr als 2 Tage Fahrtzeit in Kauf zu nehmen. Bereut habe ich angesichts dieses Verhältnisses aber nicht, dass ich gefahren bin, sondern dass ich nicht länger bleiben konnte.
Berittenes Bogenschießen ist nach meiner in der Kürze der Zeit gewonnenen Einschätzung in Ungarn sehr stark durch die ungarische Mentalität geprägt.
Jeder begreift sich als Teil der Gruppe, die gemeinsam ungarische Traditionen pflegt und nimmt das, was Lajos Kassai diesbezüglich als Idee geschaffen hat, mit Freude und viel Engagement an, indem man sich einfach in die Gemeinschaft einzufügen versucht. Niemand versucht beim gemeinsamen Training seiner individuellen Note Geltung zu verschaffen. Und damit, dass diese Tradition eben recht martialisch und kriegerisch ist, hat man - anders als z.B. in Deutschland - auch kein Problem, im Gegenteil.
Ich denke, nachdem ich dort war, dass etwaige Vorbehalte von ausländischen Beobachtern oder Teilnehmern eben genau darauf zurückzuführen sind, dass sie sich offenbar nicht ausreichend vergegenwärtigt haben, dass es sich beim berittenen Bogenschießen, wie es in Ungarn betrieben wird, um etwas zutiefst ungarisches und nicht um eine für ausländische Touristen organisierte oder inszenierte Veranstaltung handelt. Man sollte also dankbar sein, dass es einem als Ausländer gewährt wird, daran teilhaben zu können und sich im Gegenzug darum bemühen, mal kein typisches Kind unserer durch Individualismus und Eigenbrötlerei geprägten Gesellschaft zu sein.
Ich habe mich darum bemüht und hatte eine sehr schöne, aber leider viel zu kurze Zeit beim Clubtag im Tal.
Nachdem wir, Holger und ich, am Donnerstag um 19:30 in Berlin losfuhren und in Jena auch noch Horst (Schwarzer Falke) zu uns stieß, kamen wir am Freitag gegen sieben in Wien an. Dort holte uns Gerhard aus Wien ab und weiter ging es per Auto nach Kaposmerö. Dort kamen wir gegen 15:00 an, kauften im Shop ausgiebig ein und trafen uns mit Pettra, Johannes, Todd und Alex, die aus Budapest ankamen.
Da wir uns auf der Zugfahrt beim im wesentlichen erfolglosen Versuch im vollen Abteil zu schlafen als Schlangenmenschen versuchen mussten, waren wir dort schon nicht mehr so ganz frisch. Dennoch ging es nach kurzem Sachenablegen im Hotel gleich weiter.
Im Tal wurden wir kurz willkommen geheißen und schon schippten wir gemeinsam mit unseren ungarischen, östereichischen und US-amerikanischen Mitstreitern Kabelgräben für das neue Schulungsgebäude. Dabei wurden die müden Glieder zumindest mal wieder in Bewegung gebracht und wir lernten uns ein wenig kennen.
Danach ging es in den Katlan, eine überdachte und wegen der einsetzenden Dunkelheit beleuchtete, lange Reitbahn mit sehr vielen Scheiben. Bevor es allerdings ans Schießen ging, wurden noch Sandsäcke von der Decke gelassen, die man mit einem Schippenstiel im Trab zu verprügeln hatte, ohne sich dabei von einem pendelnden Sandsack herunterholen zu lassen. Eine angesichts der gut damit vertrauten Pferde nicht allzu schwere Aufgabe, die einfach einen Riesenspass machte.
Dafür, dass ich schon froh war, nicht vor Übermüdung aus dem Sattel zu kippen und ich zudem mit einem völlig neuen, gerade gekauften Bogen schoß, klappte es recht gut. Schon im Verlauf dieser 10 abendlichen Galopps war dank der Hinweise von Pettra und Johannes eine Steigerung bemerkbar. Eigentlich aber auch kein Wunder bei solchen optimalen Trainingsbedingungen. Bei unserer abschließenden Zusammenkunft übermittelte uns Pettra dann noch, dass Lajos Kassai von unseren Bemühungen recht angetan war. Wir konnten also zufrieden um 11:30 nach mittlerweile 40 Stunden wieder in ein richtiges Bett sinken.
Am nächsten Tag ging es um 7:30 weiter. Der eigentliche Clubtag begann ....
Nehmt es mir bitte nicht übel. Aber es ist schon spät und ein wenig steckt mir die lange Reise noch in den Knochen. Deshalb: Fortsetzung folgt.
auch Mein erster Clubtag bei Lajos Kassai in Ungarn
erstmal Guten Morgen!
Prima Niels :anbet besser kann man es nicht beschreiben und ich freue mich schon auf Deine Fortsetzung.
Ich werde Dir noch die Fotos, die ich gemacht habe zukommen lassen, dann wird der Bericht noch plastischer.
gruss
Holger
Prima Niels :anbet besser kann man es nicht beschreiben und ich freue mich schon auf Deine Fortsetzung.
Ich werde Dir noch die Fotos, die ich gemacht habe zukommen lassen, dann wird der Bericht noch plastischer.
gruss
Holger
"Ich kann nur Männer gebrauchen, die hart sind!
Männer, die wirklich was aushalten!
...
Verheiratete Männer!"
(Hägar der Schreckliche)
Männer, die wirklich was aushalten!
...
Verheiratete Männer!"
(Hägar der Schreckliche)
Hallo acheson,
willkommen bei :fcsmilie
@Niels
danke für Deinen Bericht, ich freu mich auch schon auf die Fortsetzung und auf Bilder.
Es ist toll Eure Eindrücke hier aus erster Hand zu lesen. Es gibt eine neue und gute Perspektive. Wir können hoffentlich auf diesem Weg manche gegenseitige Vorurteile abbaun.
Die Worte Krieger und Meister haben halt für mich, aufgrund der nahen deutschen Vergangenheit, oftmals einen anderen Klang....
liebe Grüße benzi
willkommen bei :fcsmilie
@Niels
danke für Deinen Bericht, ich freu mich auch schon auf die Fortsetzung und auf Bilder.
Es ist toll Eure Eindrücke hier aus erster Hand zu lesen. Es gibt eine neue und gute Perspektive. Wir können hoffentlich auf diesem Weg manche gegenseitige Vorurteile abbaun.
Die Worte Krieger und Meister haben halt für mich, aufgrund der nahen deutschen Vergangenheit, oftmals einen anderen Klang....
liebe Grüße benzi
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Der Steppenreiter
Ungarn
Vielleicht bin ich einer der wenigen hier die Ungarn und Lajos schon jetzt bald mehr als 9 Jahre kennen. Es hat für mich nicht mehr den Reiz des Neuen.Die Worte Krieger und Meister haben halt für mich, aufgrund der nahen deutschen Vergangenheit, oftmals einen anderen Klang....
Benz, wie du kann ich mit den Begriffen Krieger und Meister im Zusammenhang mit berittenen Bogenschiessen nichts anfangen. Als Begriffspaar wirken sie wie eine religiöse Überhöhung, die für den Sport nicht notwendig ist.
Mag sein, dass Ungarn, wie Niels feststellte, sowas brauchen, um sich damit besser zu identifizieren, ich selbst habe damit so meine liebe Mühe.
Re: Ungarn
@ Steppenreiter
sicherlich verlieren "Spielzeuge" und Sportarten Ihren Reiz, wenn man ihrer überdrüssig ist, aber muss man sich deswegen so abfällig darüber äussern?! und dies anderen die dieses neue gerade erfahren und für sich entdecken von vornherein schlechtmachen, ich denke nicht.
ein kleiner tipp: belächle einfach unsere kläglichen Versuche an deine Grösse heranzukommen und zeige Grösse und lass uns unseren Spass.
Danke und Gruss
Holger
sicherlich verlieren "Spielzeuge" und Sportarten Ihren Reiz, wenn man ihrer überdrüssig ist, aber muss man sich deswegen so abfällig darüber äussern?! und dies anderen die dieses neue gerade erfahren und für sich entdecken von vornherein schlechtmachen, ich denke nicht.
ein kleiner tipp: belächle einfach unsere kläglichen Versuche an deine Grösse heranzukommen und zeige Grösse und lass uns unseren Spass.
Danke und Gruss
Holger
"Ich kann nur Männer gebrauchen, die hart sind!
Männer, die wirklich was aushalten!
...
Verheiratete Männer!"
(Hägar der Schreckliche)
Männer, die wirklich was aushalten!
...
Verheiratete Männer!"
(Hägar der Schreckliche)
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Der Steppenreiter
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Niels
In Ungarn war ich vorher zum Reiten auch schon das eine oder andere mal. So ganz neu sind mir die ungarischen Einstellungen also auch nicht. Ich bin mir aber dennoch durchaus bewußt, dass ich lediglich sehr subjektiv meine Wahrnehmungen und Empfindungen wiedergeben kann, denn das Tal hatte natürlich durchaus den Reiz des Neuen.
Das führte dann auch immer mal wieder zu gewissen Unsicherheiten bei uns ausländlischen Neulingen, denn wir kannten weder die üblichen Abläufe noch konnten wir die auf ungarisch erteilten Anweisungen und Hinweise ohne Übersetzung sofort verstehen. Man musste also sehr aufmerksam schauen, was die anderen machen und dann einfach mitmachen.
Pünktlich um 7:30 Uhr traten die Teilnehmer des Clubtags in einer Linie zur Einweisung an. Es wurden Arbeitsgruppen eingeteilt. Ich war wieder mit Erdarbeiten dran. Das ca. zweistündige Arbeiten ist durchaus schon Bestandteil des Trainings. Das wurde einem spätestens klar, als das Abrücken zum Arbeitsgeräteholen nicht etwa im Schlenderschritt sondern in Reihe im Laufschritt erfolgte.
Überhaupt erfolgten alle Bewegungen der teilnehmenden Schüler sortiert und im Laufschritt, was bei dem hügeligen Gelände schon ein wenig Kondition erfordert. Diejenigen die lediglich als Besitzer eines Kassaibogen zum Schießen in einer ruhigen Ecke oder als Besucher gekommen waren, hatten es da natürlich wesentlich gemütlicher.
Allerdings ging es für mich dann gar nicht so stramm weiter, wie es begonnen hatte. In Abstimmung mit Pettra haben wir entschieden, dass wir, die ausländischen Neulinge, an den Formübungen nicht teilnehmen, weil das Ziel dieser Übungen nicht nur im Training des eigenen Bewegungsablaufs besteht, sondern auch darin dem regelmäßigen Takt der Trommel- und Gongschläge gemeinsam in einer gleichmäßigen Bewegung zu folgen. Ich fand es o.k. so, denn wer möchte schon gern vor Zuschauern als das "Störschwein" ausgemacht werden, das den Sinn des Gruppentraining (Gefühl für Taktreinheit/Teamwork etc.) gefährdet, ausgemacht werden.
So bot sich dann die Gelegenheit das Tal auf sich wirken zu lassen und die anderen zu beobachten. Leider streikte da auch gerade meine Camera, so dass ich nur hoffen kann, dass Holger ein paar Aufnahmen gelungen sind.
Der vordere Bereich des Tals bietet zwar vorzügliche Trainingsbedingungen durch überdachte Reithalle und Katlan. Aber mir hat es im hinteren Bereich, wo sich die Jurte, die Reitbahn befinden, besser gefallen. Vorne war halt das High-Tech-Trainingszentrum und hinten der wirklich naturverbunden Teil, der mir einfach besser liegt, so sehr ich auch gute Trainingsbedingungen schätze. Außerdem waren leider Zimmerleute beim Bau des Schuluungsgebäudes vorne im Einsatz, was einen gewissen Geräuschpegel mit sich brachte. Holger sprach diesen Umstand abends in der Jurte kritisch an und Lajos Kassai nahm diese Kritik auch an. Aber die Arbeiten dürften bald erledigt sein und dann soll nach den Wünschen des Hausherrn auch wieder die gewünschte Ruhe einkehren.
Die Erwärmung und die Formübungen in einheitlicher Kleidung (weißes T-Shirt/scharze Jeans) erinnerte allein schon wegen der rythmischen Trommel- und Gongschläge eher an die gemeinsamen Übungen buddistsischer Mönche als an das Militär. Das mag daran liegen, dass ich leider drei Jahre Gelegenheit hatte, echte Exerzierplatzatmosphäe zu "genießen".
Ebenso diszpliniert wurden die Übungen mit dem Bogen absolviert. Das war nachvollziehbar und beeindruckend, immerhin wirbelten dort geschätzte 30 Personen in teilweise recht hoher Geschindigkeit mit ihren Bögen und Pfeilen vor den Zuschauern herum. Ich denke, dieses gemeinsame Training kann sehr viel hilfreich sein, denn auch auf dem Pferd genügt es ja nicht, wenn man sich nur auf das eigene Schießen konzentrieren kann. Allerdings bedarf eine Teilnahme schon eines gewissen Maßes an Vorbereitung sonst bringt es nicht nur einem selbst sondern auch den anderen nichts.
Auch bei den anschließenden Reitübungen, an denen nur die fortgeschrittenen Schülern teilnahmen, wurde deutlich, dass es hier nicht so sehr darauf ankommt, irgendwie vom Pferd zu schießen. Das können vermutlich ohnehin die meißten der Schüler auch wenn sie noch nicht den formellen Grad des "berittenen Bogenschützen" erreicht haben. Vielmehr wird viel Wert auf die Schaffung einer soliden und weittragenden Basis gelegt, bevor es mit dem eigentlichen berittenen Bogenschießen losgeht.
Das bestätigte uns später auch Marc, ein Kassai-Schüler mit ungarisch-duetschen Eltern, der uns durch seine Übersetzungen und Erklärungen sehr geholfen hat. Er meinte sinngemäß, dass man im Tal unabhängig von den Trainingsresultaten eben "erst wer ist", wenn man auch die Vorprüfungen bis zum "berittenen Bogenschützen" absolviert hat und die haben es wohl in sich.
Bei den Reiterübungen ging es mit Bahnfiguren los. Dann warfen sich je zwei Reiter ziemlich schwere Medizinbälle nebeneinandereitend zu. Weiter ging des mit sehr schweren Schwertern, mit denen beidhändig feste Ziele verprügeöt wurden. Am Schluss der Reitervorübungen "bewaffneten" sich die Teilnehmer mit längliche Sandwürsten und versuchten sich damit gegenseitig auf den Pferden zu treffen. Mit der Ausführung dieser Übung war Lajos Kassai nicht zufrieden, wie er abends in der Jurte auswertete. Es sei von außen nicht wirklich das Ziel dieses zugegebenermaßen sehr robusten Reiterspiels erkennbar gewesen. Es sollte also kein vorsichtiges Rumgedittsche sein.
Es folgte dann eine Vorführungen der Höhergraduierten bis hin zum Meister selbst. An dieser nahmen auch Pettra und Johannes teil. Dabei gab es einen Zwischenfall, der aber doch noch gut ausging. Als vier Reiter, unter ihnen Pettra und Johannes mit riesigen und sicher auch nicht leichten Fahnen einritten, sauste eine ungarischer Mitstreiter mitsamt seiner großen Fahne vom Pferd, weil er ein Pferd mit schlecht gegurtetem Sattel in die Hand gedrückt bekam. Eigentlich ein gutes (eher schlechtes) Beispiel dafür, wie wichtig es bei einer solchen Teamworkveranstaltung ist, dass man sich wirklich aufeinander verlassen kann, denn zur Nachkontrolle war offenbar einfach keine Zeit. Aber wie gesagt, es ist niemand zu Schaden gekommen.
Ich fand Pettra und Johannes haben eine sehr ordentliche Vorstellung mit ihren Bögen und Speeren abgeliefert. Sie selbst sahen das kritischer.
Die Vorführung von Lajos Kassai war natürlich ein Highlight. Zwar habe ich das schon mal auf Video gesehen. Aber live zu sehen, wie er auf einer Strecke von ca. 60 m 6 in die Luft geworfene Scheiben mit ca. 30 cm Durchmesser vom gallopierenden Pferd aus herunterschießt, ist nochmal was anderes. Wir durften später feststellen, wie schwer es schon ist, in größeren Abständen geworfenen Scheiben im Stand zu treffen.
Nach der Vorführung war erstmal Mittagspause bis 15:00 Uhr.
Danach ging es hinten auf der Reitbahn weiter. Dort wäre ich gern auch noch mal geritten. Aber es waren sehr viele Teilnehmer da und für uns Ausländer wurde keine Extrawurst gebraten (sh.oben). Hat also nicht sollen sein. Wir studerten also die anderen Reiter und halfen beim Pfeileholen.
Besonders auffällig waren die Ritte von Erika, einer 14jährigen Schülerin von Lajos Kassai, die ich auch wegen ihres souveränen, aber nie überheblichen Auftretens nie für so jung gehalten hätte. Sie trägt als einzige neben Lajos Kassai selbst den schwarzen Meisterkaftan. Und wenn man sie reiten und schießen sieht, dann weiß man auch warum. Es hat den Anschein, als bestünde ihr Körper aus zeit voneinander getretenten Teilen, einem beweglichen Unterteil und einem von der Hüfte aufwärts völlig ruhigem Oberkörper, der ohne jede Hektik einen Pfeil nach dem anderen in die Scheibe befördert. Pettra erzählte mir, dass sie gemeinsam mit zwei anderen Kindern ein Jahr lang im Rahmen eines Projekts bei Lajos Kassai trainierte. Außerdem ist sie mit Pferden aufgewachsen und konnte früher reiten als laufen. Es sollte mich nicht wundern, wenn sie ihren Lehrer irgendwann einmal übetrifft.
Es gab wohl zu Beginn des Bahntrainings auch einen kleinen Streit zwischen einigen Teilnehmern über die Besetzung der Pferde, der abends in der Jurte sehr intensiv ausgewertet wurde. Lajos Kassai stellte abschließend klar, dass Erika als Trägerin des schwarzen Kaftans trotz ihres jugendlichen Alters bei der Trainingsorganisation im Zweifel das letzte Wort sprechen sollte, wenn er nicht da. Ich kann mir schon vorstellen, dass dies gerade für die ungarischen Männer nicht ganz so leicht ist. Auch wenn wir aufrgund unserer nicht so berauschenden Ungarischkenntnisse erst in der Jurte überhaupt etwas von der Auseinandersetzung mitbekamen, gewährte die Auswertung wieder gute Einblicke in die Spielregeln im Tal.
Nachdem wir Meister Kassai noch beim Warmschießen beobachten konnten, was aus der Nähe hinsichtlich der Pfeilhaltetechnik interessant und verwirrend zugleich war, wurde uns Bodentraining verordnet, welches der oben bereits erwähnte Marc anleitete.
An der ersten Station schossen wir auf geworfene 30 cm - Scheiben und trafen erst mal so gut wie nichts. Nach guten Erklärungen von Marc trafen wir nach nur 20 Minuten schon mehr als jede zweite Scheibe. Eine beeindruckende Entwicklung.
Die nächste Station war das Schießen auf unterschiedliche Entfernungen. Dazu waren Scheiben vor kleinen Hügeln in einer Reihe angestellt, die beschossen wurden.
Die dritte Station fand in einer jurtenähnlichen, nach vorne offenen Holzlaube statt, die in einer schattigen Senke errichtet war. Hier schossen wir gegen eine Wall, wobei es darum ging ruhig und konzentriert an der Technik zu feilen.
Und dann war der Tag auch schon vorbei und alle versammelten sich in der Jurte in deren Mitte ein gemütliches Feuerchen knisterte. Nach dem gemeinsamen Essen wurde der Trainingstag ausgewertet. Jeder war der Reihe nach dran. Es wurde ein deutschsprachiger und ein englischsprachiger Übersetzer abgestellt, so dass wir den Gesprächen zu den einzelnen Statements recht gut folgen konnten. Es wurde deutlich, dass sich wirklich alle darum bemühten, die Trainingsabläufe sehr genau zu analysieren, um größere aber auch kleinste Fehler zu beseitigen. Gleich mehrer Teilnehmer äußerten sich sehr positiv über das Mitwirken von uns ausländischen Neulingen. Das hat uns gerade angesichts des erkennbar hohen Anspruchs der ungarischen Schüler natürlich sehr gefreut und so fand dann auch dieser Tag nach 3 Stunden in der Jurte einen guten Abschluss.
Die Rückfahrt verlief so ähnlich wie die Hinfahrt. Da wir schon um 14:00 Uhr in Wien ankamen und unser Zug nach Berlin erst um 21:30 Uhr losfuhr, konnte wir noch einen schönen Sonntagnachmittagspaziergang durch das sonnige Wien unternehmen. Der Zug war wieder recht voll und lieferte uns gegen 8:30 Uhr in Berlin ab.
Ich konnte sehr viele Anregungen für das weitere Training mitnehmen. Live zu sehen, was man mit ausdauerenden Training erreichen kann, wirkte sehr motivierend.
Selbst wenn man sich an dem Trainingskonzept von Lajos Kassai orientieren will, so wird es meiner Meinung - wenn überhaupt - nur schwer möglich sein, so etwas wie das Tal und die dort bestehende Trainingsgemeinschaft 1:1 auf ein anderes Land zu übertragen. Das ist zwar einerseits bedauerlich, denn in einer solchen Gemeinschaft kann man sich - wenn man sich drauf einlässt - schon sehr wohl fühlen. Andererseits wäre ein offener Wettkampf, wie der im letzten Jahr, in Ungarn einfach undenkbar.
Das führte dann auch immer mal wieder zu gewissen Unsicherheiten bei uns ausländlischen Neulingen, denn wir kannten weder die üblichen Abläufe noch konnten wir die auf ungarisch erteilten Anweisungen und Hinweise ohne Übersetzung sofort verstehen. Man musste also sehr aufmerksam schauen, was die anderen machen und dann einfach mitmachen.
Pünktlich um 7:30 Uhr traten die Teilnehmer des Clubtags in einer Linie zur Einweisung an. Es wurden Arbeitsgruppen eingeteilt. Ich war wieder mit Erdarbeiten dran. Das ca. zweistündige Arbeiten ist durchaus schon Bestandteil des Trainings. Das wurde einem spätestens klar, als das Abrücken zum Arbeitsgeräteholen nicht etwa im Schlenderschritt sondern in Reihe im Laufschritt erfolgte.
Überhaupt erfolgten alle Bewegungen der teilnehmenden Schüler sortiert und im Laufschritt, was bei dem hügeligen Gelände schon ein wenig Kondition erfordert. Diejenigen die lediglich als Besitzer eines Kassaibogen zum Schießen in einer ruhigen Ecke oder als Besucher gekommen waren, hatten es da natürlich wesentlich gemütlicher.
Allerdings ging es für mich dann gar nicht so stramm weiter, wie es begonnen hatte. In Abstimmung mit Pettra haben wir entschieden, dass wir, die ausländischen Neulinge, an den Formübungen nicht teilnehmen, weil das Ziel dieser Übungen nicht nur im Training des eigenen Bewegungsablaufs besteht, sondern auch darin dem regelmäßigen Takt der Trommel- und Gongschläge gemeinsam in einer gleichmäßigen Bewegung zu folgen. Ich fand es o.k. so, denn wer möchte schon gern vor Zuschauern als das "Störschwein" ausgemacht werden, das den Sinn des Gruppentraining (Gefühl für Taktreinheit/Teamwork etc.) gefährdet, ausgemacht werden.
So bot sich dann die Gelegenheit das Tal auf sich wirken zu lassen und die anderen zu beobachten. Leider streikte da auch gerade meine Camera, so dass ich nur hoffen kann, dass Holger ein paar Aufnahmen gelungen sind.
Der vordere Bereich des Tals bietet zwar vorzügliche Trainingsbedingungen durch überdachte Reithalle und Katlan. Aber mir hat es im hinteren Bereich, wo sich die Jurte, die Reitbahn befinden, besser gefallen. Vorne war halt das High-Tech-Trainingszentrum und hinten der wirklich naturverbunden Teil, der mir einfach besser liegt, so sehr ich auch gute Trainingsbedingungen schätze. Außerdem waren leider Zimmerleute beim Bau des Schuluungsgebäudes vorne im Einsatz, was einen gewissen Geräuschpegel mit sich brachte. Holger sprach diesen Umstand abends in der Jurte kritisch an und Lajos Kassai nahm diese Kritik auch an. Aber die Arbeiten dürften bald erledigt sein und dann soll nach den Wünschen des Hausherrn auch wieder die gewünschte Ruhe einkehren.
Die Erwärmung und die Formübungen in einheitlicher Kleidung (weißes T-Shirt/scharze Jeans) erinnerte allein schon wegen der rythmischen Trommel- und Gongschläge eher an die gemeinsamen Übungen buddistsischer Mönche als an das Militär. Das mag daran liegen, dass ich leider drei Jahre Gelegenheit hatte, echte Exerzierplatzatmosphäe zu "genießen".
Ebenso diszpliniert wurden die Übungen mit dem Bogen absolviert. Das war nachvollziehbar und beeindruckend, immerhin wirbelten dort geschätzte 30 Personen in teilweise recht hoher Geschindigkeit mit ihren Bögen und Pfeilen vor den Zuschauern herum. Ich denke, dieses gemeinsame Training kann sehr viel hilfreich sein, denn auch auf dem Pferd genügt es ja nicht, wenn man sich nur auf das eigene Schießen konzentrieren kann. Allerdings bedarf eine Teilnahme schon eines gewissen Maßes an Vorbereitung sonst bringt es nicht nur einem selbst sondern auch den anderen nichts.
Auch bei den anschließenden Reitübungen, an denen nur die fortgeschrittenen Schülern teilnahmen, wurde deutlich, dass es hier nicht so sehr darauf ankommt, irgendwie vom Pferd zu schießen. Das können vermutlich ohnehin die meißten der Schüler auch wenn sie noch nicht den formellen Grad des "berittenen Bogenschützen" erreicht haben. Vielmehr wird viel Wert auf die Schaffung einer soliden und weittragenden Basis gelegt, bevor es mit dem eigentlichen berittenen Bogenschießen losgeht.
Das bestätigte uns später auch Marc, ein Kassai-Schüler mit ungarisch-duetschen Eltern, der uns durch seine Übersetzungen und Erklärungen sehr geholfen hat. Er meinte sinngemäß, dass man im Tal unabhängig von den Trainingsresultaten eben "erst wer ist", wenn man auch die Vorprüfungen bis zum "berittenen Bogenschützen" absolviert hat und die haben es wohl in sich.
Bei den Reiterübungen ging es mit Bahnfiguren los. Dann warfen sich je zwei Reiter ziemlich schwere Medizinbälle nebeneinandereitend zu. Weiter ging des mit sehr schweren Schwertern, mit denen beidhändig feste Ziele verprügeöt wurden. Am Schluss der Reitervorübungen "bewaffneten" sich die Teilnehmer mit längliche Sandwürsten und versuchten sich damit gegenseitig auf den Pferden zu treffen. Mit der Ausführung dieser Übung war Lajos Kassai nicht zufrieden, wie er abends in der Jurte auswertete. Es sei von außen nicht wirklich das Ziel dieses zugegebenermaßen sehr robusten Reiterspiels erkennbar gewesen. Es sollte also kein vorsichtiges Rumgedittsche sein.
Es folgte dann eine Vorführungen der Höhergraduierten bis hin zum Meister selbst. An dieser nahmen auch Pettra und Johannes teil. Dabei gab es einen Zwischenfall, der aber doch noch gut ausging. Als vier Reiter, unter ihnen Pettra und Johannes mit riesigen und sicher auch nicht leichten Fahnen einritten, sauste eine ungarischer Mitstreiter mitsamt seiner großen Fahne vom Pferd, weil er ein Pferd mit schlecht gegurtetem Sattel in die Hand gedrückt bekam. Eigentlich ein gutes (eher schlechtes) Beispiel dafür, wie wichtig es bei einer solchen Teamworkveranstaltung ist, dass man sich wirklich aufeinander verlassen kann, denn zur Nachkontrolle war offenbar einfach keine Zeit. Aber wie gesagt, es ist niemand zu Schaden gekommen.
Ich fand Pettra und Johannes haben eine sehr ordentliche Vorstellung mit ihren Bögen und Speeren abgeliefert. Sie selbst sahen das kritischer.
Die Vorführung von Lajos Kassai war natürlich ein Highlight. Zwar habe ich das schon mal auf Video gesehen. Aber live zu sehen, wie er auf einer Strecke von ca. 60 m 6 in die Luft geworfene Scheiben mit ca. 30 cm Durchmesser vom gallopierenden Pferd aus herunterschießt, ist nochmal was anderes. Wir durften später feststellen, wie schwer es schon ist, in größeren Abständen geworfenen Scheiben im Stand zu treffen.
Nach der Vorführung war erstmal Mittagspause bis 15:00 Uhr.
Danach ging es hinten auf der Reitbahn weiter. Dort wäre ich gern auch noch mal geritten. Aber es waren sehr viele Teilnehmer da und für uns Ausländer wurde keine Extrawurst gebraten (sh.oben). Hat also nicht sollen sein. Wir studerten also die anderen Reiter und halfen beim Pfeileholen.
Besonders auffällig waren die Ritte von Erika, einer 14jährigen Schülerin von Lajos Kassai, die ich auch wegen ihres souveränen, aber nie überheblichen Auftretens nie für so jung gehalten hätte. Sie trägt als einzige neben Lajos Kassai selbst den schwarzen Meisterkaftan. Und wenn man sie reiten und schießen sieht, dann weiß man auch warum. Es hat den Anschein, als bestünde ihr Körper aus zeit voneinander getretenten Teilen, einem beweglichen Unterteil und einem von der Hüfte aufwärts völlig ruhigem Oberkörper, der ohne jede Hektik einen Pfeil nach dem anderen in die Scheibe befördert. Pettra erzählte mir, dass sie gemeinsam mit zwei anderen Kindern ein Jahr lang im Rahmen eines Projekts bei Lajos Kassai trainierte. Außerdem ist sie mit Pferden aufgewachsen und konnte früher reiten als laufen. Es sollte mich nicht wundern, wenn sie ihren Lehrer irgendwann einmal übetrifft.
Es gab wohl zu Beginn des Bahntrainings auch einen kleinen Streit zwischen einigen Teilnehmern über die Besetzung der Pferde, der abends in der Jurte sehr intensiv ausgewertet wurde. Lajos Kassai stellte abschließend klar, dass Erika als Trägerin des schwarzen Kaftans trotz ihres jugendlichen Alters bei der Trainingsorganisation im Zweifel das letzte Wort sprechen sollte, wenn er nicht da. Ich kann mir schon vorstellen, dass dies gerade für die ungarischen Männer nicht ganz so leicht ist. Auch wenn wir aufrgund unserer nicht so berauschenden Ungarischkenntnisse erst in der Jurte überhaupt etwas von der Auseinandersetzung mitbekamen, gewährte die Auswertung wieder gute Einblicke in die Spielregeln im Tal.
Nachdem wir Meister Kassai noch beim Warmschießen beobachten konnten, was aus der Nähe hinsichtlich der Pfeilhaltetechnik interessant und verwirrend zugleich war, wurde uns Bodentraining verordnet, welches der oben bereits erwähnte Marc anleitete.
An der ersten Station schossen wir auf geworfene 30 cm - Scheiben und trafen erst mal so gut wie nichts. Nach guten Erklärungen von Marc trafen wir nach nur 20 Minuten schon mehr als jede zweite Scheibe. Eine beeindruckende Entwicklung.
Die nächste Station war das Schießen auf unterschiedliche Entfernungen. Dazu waren Scheiben vor kleinen Hügeln in einer Reihe angestellt, die beschossen wurden.
Die dritte Station fand in einer jurtenähnlichen, nach vorne offenen Holzlaube statt, die in einer schattigen Senke errichtet war. Hier schossen wir gegen eine Wall, wobei es darum ging ruhig und konzentriert an der Technik zu feilen.
Und dann war der Tag auch schon vorbei und alle versammelten sich in der Jurte in deren Mitte ein gemütliches Feuerchen knisterte. Nach dem gemeinsamen Essen wurde der Trainingstag ausgewertet. Jeder war der Reihe nach dran. Es wurde ein deutschsprachiger und ein englischsprachiger Übersetzer abgestellt, so dass wir den Gesprächen zu den einzelnen Statements recht gut folgen konnten. Es wurde deutlich, dass sich wirklich alle darum bemühten, die Trainingsabläufe sehr genau zu analysieren, um größere aber auch kleinste Fehler zu beseitigen. Gleich mehrer Teilnehmer äußerten sich sehr positiv über das Mitwirken von uns ausländischen Neulingen. Das hat uns gerade angesichts des erkennbar hohen Anspruchs der ungarischen Schüler natürlich sehr gefreut und so fand dann auch dieser Tag nach 3 Stunden in der Jurte einen guten Abschluss.
Die Rückfahrt verlief so ähnlich wie die Hinfahrt. Da wir schon um 14:00 Uhr in Wien ankamen und unser Zug nach Berlin erst um 21:30 Uhr losfuhr, konnte wir noch einen schönen Sonntagnachmittagspaziergang durch das sonnige Wien unternehmen. Der Zug war wieder recht voll und lieferte uns gegen 8:30 Uhr in Berlin ab.
Ich konnte sehr viele Anregungen für das weitere Training mitnehmen. Live zu sehen, was man mit ausdauerenden Training erreichen kann, wirkte sehr motivierend.
Selbst wenn man sich an dem Trainingskonzept von Lajos Kassai orientieren will, so wird es meiner Meinung - wenn überhaupt - nur schwer möglich sein, so etwas wie das Tal und die dort bestehende Trainingsgemeinschaft 1:1 auf ein anderes Land zu übertragen. Das ist zwar einerseits bedauerlich, denn in einer solchen Gemeinschaft kann man sich - wenn man sich drauf einlässt - schon sehr wohl fühlen. Andererseits wäre ein offener Wettkampf, wie der im letzten Jahr, in Ungarn einfach undenkbar.
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Der Steppenreiter
Ja, Niels du hast vollkommen recht, hier sind wir meistenteils Einzelkämpfer und manche schon recht lange. :-(Selbst wenn man sich an dem Trainingskonzept von Lajos Kassai orientieren will, so wird es meiner Meinung - wenn überhaupt - nur schwer möglich sein, so etwas wie das Tal und die dort bestehende Trainingsgemeinschaft 1:1 auf ein anderes Land zu übertragen.
Es lohnt sich aber trotz der großen Mühen in jedem Fall die erste Zeit immerwieder nach Ungarn zu gehen, um sich mit der Energie und Überzeugung für den deutschen Einzelkämpfereinsatz aufladen zu lassen.
Nicht ganz so ausgefeilt und professionell wie bei Lajos gibt es in Ungarn solche Trainings auch bei Victor in Dombovar, Agoston plant welche und in der Slowakei und natürlich bei Pettra und mir.
@ Niels
Prima, auch der zweite Teil der Beschreibung, ich hoffe meine Fotos können da mithalten
@steppenreiter
Du musst Dich bei mir für nichts entschuldigen. Ich habe Dich ja schliesslich angesprochen und anscheinend Deine Äusserungen missverstanden, entschuldige.
Gruss
Holger
Prima, auch der zweite Teil der Beschreibung, ich hoffe meine Fotos können da mithalten
@steppenreiter
Du musst Dich bei mir für nichts entschuldigen. Ich habe Dich ja schliesslich angesprochen und anscheinend Deine Äusserungen missverstanden, entschuldige.
Gruss
Holger
"Ich kann nur Männer gebrauchen, die hart sind!
Männer, die wirklich was aushalten!
...
Verheiratete Männer!"
(Hägar der Schreckliche)
Männer, die wirklich was aushalten!
...
Verheiratete Männer!"
(Hägar der Schreckliche)
Hallo Holger,
die Fotos fehlen tatsächlich noch, um den Bericht zu vervollständigen, freue mich schon drauf!
Um das Missverständnis vielleicht ein bischen auszuräumen, habe Christian - alias Steppenreiter am Wochenende kennengelernt, wir haben lange über das Kriegerthema diskutiert, das uns martial art Praktizierende doch irgendwie anzieht.
Ich habe festgestellt, dass vorallem Anfänger (Ich unterrichte seit Jahren Kendo) sich gerne davon locken lassen und es fällt ihnen leichter eine Disziplin einzuhalten, wenn sie sich selbst als Krieger ansehen. Je länger du die Kampfkunst ausübst, um so kleiner wirst du in deinem Selbstbild und den Krieger nimmst du dir dann nicht mehr ab.
Grüße
Peter
die Fotos fehlen tatsächlich noch, um den Bericht zu vervollständigen, freue mich schon drauf!
Um das Missverständnis vielleicht ein bischen auszuräumen, habe Christian - alias Steppenreiter am Wochenende kennengelernt, wir haben lange über das Kriegerthema diskutiert, das uns martial art Praktizierende doch irgendwie anzieht.
Ich habe festgestellt, dass vorallem Anfänger (Ich unterrichte seit Jahren Kendo) sich gerne davon locken lassen und es fällt ihnen leichter eine Disziplin einzuhalten, wenn sie sich selbst als Krieger ansehen. Je länger du die Kampfkunst ausübst, um so kleiner wirst du in deinem Selbstbild und den Krieger nimmst du dir dann nicht mehr ab.
Grüße
Peter

