Whooo, wieder sowas 'überbewertetes' und niemand weis wirklich warum.
Folgendes:
Im traditionellen, insbesondere dem instinktiven (besser intuitiven) Bogenschießen soll man ja den Bogen schräg halten. Oft liest man, dass dieses dazu dient, damit der Pfeil nicht von der Auflage rutscht oder damit man das Ziel sehen kann, welches angeblich durch den oberen Wurfarm verdeckt sei. Ich habe zwar noch nie Wurfarme gesehen, die so breit sind, dass sie das Ziel verdecken, aber das sei mal so dahingestellt.
Ist alles irgendwie richtig, aber die eigentliche Begründung liegt mal wieder viel tiefer.
Das Mittel der Ziel- Bogen- und Pfeilwahrnehmung beim intuitiven Schießen ist das räumliche Wahrnehmungsvermögen. Nun sieht man bekanntlich nur mit beiden Augen räumlich, und wenn man sich vorstellt, dass man, wenn man exakt mit dem Zeigefinger auf ein Objekt deuten will, den Zeigefinger intuitiv am ausgestreckten Arm exakt "zwischen" beide Augen hält (einfach mal ausprobieren), ergibt sich folgendes:
Hält man den Bogen nun ganz gerade (die schwarze senkrechte Linie bei meinem guten Freund Smiley), ist der waagerechte Abstand des (rot dargestellten) Pfeils zu den Augen (grüne Linie mit senkrechter "Gedankenlinie") so, dass das rechte Auge genau über dem Pfeil liegt (A), das linke Auge aber einen sehr großen Abstand zum Pfeil hat (B).
Das wäre ideal, wenn man als Systemschütze über die Pfeilspitze zielend schießen will. Und dabei das Auge, das vom Pfeil am weitesten entfernt ist, schließt.
Das alle brauchen oder wollen wir aber nicht, weil man beim Systemschießen die Entfernung zum Ziel exakt wissen muss. Wir schießen intuitiv, gerade weil wir die Entfernung zum Ziel nicht wissen müssen wollen. Was für ein Satz... ;-).
"Kreuzdominante" intuitive Schützen haben zudem einen immensen Nachteil dabei: Das rechte Auge soll zielen, aber das linke Auge "führt" und leitet den Pfeil in die "dominante" Richtung.
Folgende Nachteile ergeben sich also aus dieser Bogenhaltung für den intuitiven Schützen:
Das räumliche Bild von Bogen, Bogenarm und Pfeil wird "verzerrt" dargestellt, das linke Auge gibt unbrauchbare Informationen an das Gehirn weiter.
Sollte man ein rechtshändiger Schütze sein, dessen linkes Auge dominant ist, ergeben sich noch größere Probleme bei der Anvisierung des Pfeiles auf das Ziel.
Jetzt neigen wir den Bogen, doch die einzigen Vorteile, die war dadurch haben, sind die Allerweltsvorteile von wegen "Pfeil fällt nicht runter" oder "der Blick zum Ziel wird endlich vom breiten Wurfarm freigegeben".
Für das exakte räumliche Wahrnehmen des Pfeiles in Richtung zum Ziel haben wir keinen Vorteil, da der Pfeil ja immer noch nur unter dem rechten Auge liegt:
Nun wird der Bogen geneigt, und - was unbedingt dazugehört - der Kopf gleich mit.
Was ergibt sich nun aus der Neigung des Bogens und des Kopfes?
Der Pfeil liegt - wie beim Deuten mit dem Zeigefinger - zwischen beiden Augen (die Strecken A und B sind annähernd gleich). Dadurch wird die räumliche Wahrnehmung des Bogens, des Bogenarmes und des Pfeiles in Richtung zum Ziel "wirklich" dargestellt, es kommt zu keiner Verzerrung mehr.
Und selbst wenn man ein kreuzdominanter Schütze sein sollte, stört das nun nicht mehr, denn es spielen ja beide Augen beim Visiervorgang jeweils eine gleichberechtigte, korrekte Rolle.
Nun haben wir eine Menge Vorteile, indem wir den Bogen mit dem Kopf zur Seite neigen:
Der Pfeil fällt nicht mehr so leicht herunter
...Das mit dem "das Ziel verdeckenden" Wurfarm können wir eh vergessen
Wir verbessern die räumliche Wahrnehmung mit einer einfachen Maßnahme in großer Weise und verbessern so das Trefferbild erheblich.
Damit dürfte auch den Menschen geholfen sein, denen empfohlen wird, bei Kreuzdominanz den Bogenarm zu wechseln. Das ist nämlich gar nicht nötig, wenn man Bogen und Kopf zusammen neigt.
Deswegen den Bogen schräg halten. Aber den Kopf dabei nicht vergessen!
quelle:
http://www.bucherbogner.de/