Linkes Auge dominant - ein Problem?

Bogenschiessen in der Praxis, mediterran, Daumentechnik u.a.
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sonnenschein
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Linkes Auge dominant - ein Problem?

Beitrag von sonnenschein »

Hallo!

Bei einer Bekannten von mir ist das linke Auge das Dominante. Sie kam eigentlich zufällig drauf.
Beim Bodenschießen hat sie aber immer das linke Auge zu- na ja; und auch nicht so gut getroffen.
Ich habe ihr geraten unbedingt mit zwei offenen Augen versuchen zu zielen. ???
Was sollte man denn sonst noch beachten? Bei den meisten ist doch das rechte Auge dominant, oder? Dachte
ich jedenfalls.

glg Yasmin
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Wilfrid (✝)
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Re: Linkes Auge dominant - ein Problem?

Beitrag von Wilfrid (✝) »

Dem ist auch so, die meisten haben ein dominantes Rechtes Auge.

Beide Augen auf und den Bogen in die RECHTE Hand, dann wird das leichter was mit dem Treffen
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Blacksmith77K
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Re: Linkes Auge dominant - ein Problem?

Beitrag von Blacksmith77K »

Whooo, wieder sowas 'überbewertetes' und niemand weis wirklich warum. ;)

Folgendes:

Im traditionellen, insbesondere dem instinktiven (besser intuitiven) Bogenschießen soll man ja den Bogen schräg halten. Oft liest man, dass dieses dazu dient, damit der Pfeil nicht von der Auflage rutscht oder damit man das Ziel sehen kann, welches angeblich durch den oberen Wurfarm verdeckt sei. Ich habe zwar noch nie Wurfarme gesehen, die so breit sind, dass sie das Ziel verdecken, aber das sei mal so dahingestellt.

Ist alles irgendwie richtig, aber die eigentliche Begründung liegt mal wieder viel tiefer.
Das Mittel der Ziel- Bogen- und Pfeilwahrnehmung beim intuitiven Schießen ist das räumliche Wahrnehmungsvermögen. Nun sieht man bekanntlich nur mit beiden Augen räumlich, und wenn man sich vorstellt, dass man, wenn man exakt mit dem Zeigefinger auf ein Objekt deuten will, den Zeigefinger intuitiv am ausgestreckten Arm exakt "zwischen" beide Augen hält (einfach mal ausprobieren), ergibt sich folgendes:

Hält man den Bogen nun ganz gerade (die schwarze senkrechte Linie bei meinem guten Freund Smiley), ist der waagerechte Abstand des (rot dargestellten) Pfeils zu den Augen (grüne Linie mit senkrechter "Gedankenlinie") so, dass das rechte Auge genau über dem Pfeil liegt (A), das linke Auge aber einen sehr großen Abstand zum Pfeil hat (B).
Das wäre ideal, wenn man als Systemschütze über die Pfeilspitze zielend schießen will. Und dabei das Auge, das vom Pfeil am weitesten entfernt ist, schließt.
1.jpg
Das alle brauchen oder wollen wir aber nicht, weil man beim Systemschießen die Entfernung zum Ziel exakt wissen muss. Wir schießen intuitiv, gerade weil wir die Entfernung zum Ziel nicht wissen müssen wollen. Was für ein Satz... ;-).
"Kreuzdominante" intuitive Schützen haben zudem einen immensen Nachteil dabei: Das rechte Auge soll zielen, aber das linke Auge "führt" und leitet den Pfeil in die "dominante" Richtung.
Folgende Nachteile ergeben sich also aus dieser Bogenhaltung für den intuitiven Schützen:

Das räumliche Bild von Bogen, Bogenarm und Pfeil wird "verzerrt" dargestellt, das linke Auge gibt unbrauchbare Informationen an das Gehirn weiter.
Sollte man ein rechtshändiger Schütze sein, dessen linkes Auge dominant ist, ergeben sich noch größere Probleme bei der Anvisierung des Pfeiles auf das Ziel.

Jetzt neigen wir den Bogen, doch die einzigen Vorteile, die war dadurch haben, sind die Allerweltsvorteile von wegen "Pfeil fällt nicht runter" oder "der Blick zum Ziel wird endlich vom breiten Wurfarm freigegeben".
Für das exakte räumliche Wahrnehmen des Pfeiles in Richtung zum Ziel haben wir keinen Vorteil, da der Pfeil ja immer noch nur unter dem rechten Auge liegt:
2.jpg
Nun wird der Bogen geneigt, und - was unbedingt dazugehört - der Kopf gleich mit.
3.jpg
Was ergibt sich nun aus der Neigung des Bogens und des Kopfes?
Der Pfeil liegt - wie beim Deuten mit dem Zeigefinger - zwischen beiden Augen (die Strecken A und B sind annähernd gleich). Dadurch wird die räumliche Wahrnehmung des Bogens, des Bogenarmes und des Pfeiles in Richtung zum Ziel "wirklich" dargestellt, es kommt zu keiner Verzerrung mehr.
Und selbst wenn man ein kreuzdominanter Schütze sein sollte, stört das nun nicht mehr, denn es spielen ja beide Augen beim Visiervorgang jeweils eine gleichberechtigte, korrekte Rolle.

Nun haben wir eine Menge Vorteile, indem wir den Bogen mit dem Kopf zur Seite neigen:

Der Pfeil fällt nicht mehr so leicht herunter
...Das mit dem "das Ziel verdeckenden" Wurfarm können wir eh vergessen
Wir verbessern die räumliche Wahrnehmung mit einer einfachen Maßnahme in großer Weise und verbessern so das Trefferbild erheblich.
Damit dürfte auch den Menschen geholfen sein, denen empfohlen wird, bei Kreuzdominanz den Bogenarm zu wechseln. Das ist nämlich gar nicht nötig, wenn man Bogen und Kopf zusammen neigt.

Deswegen den Bogen schräg halten. Aber den Kopf dabei nicht vergessen!


quelle: http://www.bucherbogner.de/
Zuletzt geändert von Blacksmith77K am 28.10.2012, 08:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Linkes Auge dominant - ein Problem?

Beitrag von Wilfrid (✝) »

alles sehr schön, nur wie sieht das bei den Leuten aus, die über den Daumen schießen?

Ich denke, da wird´s am deutlichsten, das die ganze Theorie mit "mit dem Pfeilkuscheln o.ä." ziemlich daneben ist :-)

Ich habe denn mal gemalt:
Bild

Dank Archers Paradoxon trifft der Pfeil.
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magenta
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Re: Linkes Auge dominant - ein Problem?

Beitrag von magenta »

Hmm, Wilfried - interessante Skizze! Allerdings weiß ich jetzt nicht so recht,
was sie bedeuten soll ?? Liegt wahrscheinlich an der Zeitumstellung, da bin ich noch
nicht richtig wach ;)

Blacky, eine echt anschauliche Darstellung, ich habe mich damit bisher nur wenig beschäftigt, aber
so gesehen macht das wirklich Sinn.
Wie ist das dann bei den 3under-Schützen, die sich ja eben bemühen, den Pfeil vors Auge zubekommen?
So wie bei Systemschützen?

Klaus
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Re: Linkes Auge dominant - ein Problem?

Beitrag von Haitha »

@: Wilfrid: Antizipation und Erfahrung sind noch ein ganz anderes Stück Kuchen, welches hier noch nicht angeschnitten wurde. :)
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Re: Linkes Auge dominant - ein Problem?

Beitrag von Blacksmith77K »

@Wilfrid

Die Beschreibung passt natürlich nur auf 'zielende' Schützen, also Mund-, Kinn- oder was für ein Anker auch immer.
Für ELB, Warbow, Horsebow, die meisten Daumenschützen oder Flitzebagenschützen, die geometrisch hinter dem Auge Ankern, ergibt sich ein komplett anderer Vorgang.

Durch einen Auszug über 30 Zoll, also bis unter's Ohr, Schulter oder Brustanker, rutscht die Intuition (...oder Instinkt...), das Gefühl für Pfeil und Bogen, die Übung etc. an vorderste Stelle.
Zuletzt geändert von Blacksmith77K am 28.10.2012, 09:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Sateless
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Re: Linkes Auge dominant - ein Problem?

Beitrag von Sateless »

Hallo Jasmin!
Nein die Linksdominanz ist kein Problem. Das Auge zukneifen ist keine Lösung. Manche Menschen bekommen davon sogar Kopfschmerzen. Wenn deine Freundin weiterhin zielen will, wie das die Olympioniken machen, dann wird sie um einen Linkshandbogen auf Kurz oder Lang nicht drumrum kommen.
Will sie instinktiv schießen kann sie der Anleitung von Blacky folgen, oder direkt Asbell oder Vorderegger lesen. Nur vorweg, ob das dann instinktiv, oder intuitiv heißen soll ist einer unserer Glaubenskriege *g*.
Ob dabei dann der Pfeil links oder rechts vom Bogen aufliegt ist dann egal, da es eh nur um die Hand-Auge-Koordination und Raumwahrnehmung geht.
Ich schreibe ohne Autokorrektur lesenswerter. Du etwa auch?
.مع سلامة في أمان السهم و القوس
sonnenschein
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Re: Linkes Auge dominant - ein Problem?

Beitrag von sonnenschein »

Hallo!

Ja, meine Bekannte hat sich nun für beide Augen offen entschieden. Ein Linkshandbogen kam für sie gar nicht in Frage.
Ich denke auch mit viel Übung wird sie das ausgleichen können.
Ist halt immer blöd, dass so viele erfahrene Schützen sie nicht beraten konnten und erst ein Laie draufkommt. Aber was solls.
Sie wird das schon meistern. ;)

glg Yasmin
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Re: Linkes Auge dominant - ein Problem?

Beitrag von Blacksmith77K »

sonnenschein hat geschrieben: Ist halt immer blöd, dass so viele erfahrene Schützen sie nicht beraten konnten und erst ein Laie draufkommt.

glg Yasmin

Erkläre dich mal genauer... ;)
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sonnenschein
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Re: Linkes Auge dominant - ein Problem?

Beitrag von sonnenschein »

Hallo Blacksmith77K!

Na ich meinte nur, dass im Bogenverleih und später im Bogengeschäft keiner draufkam sie in Puncto "Dominanten" Auge zu testen. Aber ist anscheinend nicht so oft der Fall. Dann hätte sie von Anfang an gleich einen Linkshandbogen versuchen können oder auch gleich mit 2 offenen Augen schießen. Aber jetzt ist es eh geklärt. :)
Schönen Sonntag noch.

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Felsenbirne
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Re: Linkes Auge dominant - ein Problem?

Beitrag von Felsenbirne »

@Blacky
danke für die Ausführung. Was das neigen des Bogens angeht, stimme ich dir aber nicht voll zu, bzw. habe es vieleicht missverstanden:
Der Pfeil liegt - wie beim Deuten mit dem Zeigefinger - zwischen beiden Augen (die Strecken A und B sind annähernd gleich). Dadurch wird die räumliche Wahrnehmung des Bogens, des Bogenarmes und des Pfeiles in Richtung zum Ziel "wirklich" dargestellt, es kommt zu keiner Verzerrung mehr
Der Bogen sowie der pfeil werden beim Instinktiven Schießen gar nicht wahrgenommen, bzw. sollten nicht wahrgenommen werden. Die Konzentration ist einzig auf das Ziel ausgerichtet. Durch die Wahrnehmung des Bogens / Pfeils wird unbewußt ein Referenzsystem aufgebaut, welches ein instinktives Schießen verhindert.
Gruss Matthias

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Re: Linkes Auge dominant - ein Problem?

Beitrag von Felsenbirne »

magenta hat geschrieben:Hmm, Wilfried - interessante Skizze! Allerdings weiß ich jetzt nicht so recht,
was sie bedeuten soll ?? Liegt wahrscheinlich an der Zeitumstellung, da bin ich noch
nicht richtig wach ;)

Blacky, eine echt anschauliche Darstellung, ich habe mich damit bisher nur wenig beschäftigt, aber
so gesehen macht das wirklich Sinn.
Wie ist das dann bei den 3under-Schützen, die sich ja eben bemühen, den Pfeil vors Auge zubekommen?
So wie bei Systemschützen?

Klaus
Beim Abriff unterhalb des Pfeiles, der ja den Pfeil näher an das Auge bringt, ist zu beachten, dass sich der Tiller verändern kann.
Das Schußverhalten dann entsprechend auch. Es spricht aber nichts dagegen, wenn man damit zurechtkommt (und der Bogen auch)
Gruss Matthias

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Re: Linkes Auge dominant - ein Problem?

Beitrag von Blacksmith77K »

mschwanner hat geschrieben:@Blacky
Der Bogen sowie der pfeil werden beim Instinktiven Schießen gar nicht wahrgenommen, bzw. sollten nicht wahrgenommen werden.
Stimmt, beim Instinktiven Schießen zielt ja auch niemand wirklich über den Pfeil, die Sehne oder sonstwas. Somit ist beim instinktiven Schießen eine Kreuzdominanz auch völlig Wurst. :)

Insofern ging ich von aus, dass hier ein Problem beim Zielen durch Kreuzdominanz angesprochen wurde. Also nicht das instinktive Schießen.
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