Obwohl ich eigentlich den Auszugsfetischismus bei den Daumenschützen erst nicht ganz nachvollzogen habe, habe ich doch das Gefühl, dass mir ein längerer Auszug besser liegt. Ich hab mich deshalb mal an einem koreanischen Kompositbogen versucht. Ich hab das Video von Thomas Duvernay angeschaut. Sah soweit ganz klar aus, ein paar Details blieben aber unklar. Es wurden z.B. keine Maße genannt und auch sonst wird mit Kommentaren sehr sparsam umgegangen. Wenn man da das detailierte Buch von Adam Karpowicz anschaut, da ist wie Tag und Nacht. Die unklaren Sachen hab ich halt nach Gefühl gemacht. Ich musste zwischendurch mal ein zwei wesentliche Korrekturen machen, aber insgesamt war das ganze gar nicht so schwierig, wie ich befürchtet hatte.
Der Rahmen wird beim koreanischen Bogen aus Bambus gebaut. Da wir hier keine schönen Bambuswälder haben, hab ich mir mit Baumarktbambus beholfen. Aufgrund des eher geringen Durchmessers des Bambusrohrs hab ich den Bambus verkehrt rum mit der Außenseite als Rücken verwendet. Diesen Baumarktbambus hab ich schon öfter als Backing verwendet. Für diesen Bogen habe ich vorher mal getestet, wie es mit ordentlichem Verbiegen aussieht. Der Bambus war vorher ein paar Wochen im Keller und daher nicht mehr ganz auf der trockenen Seite, das hilft natürlich beim Verbiegen. War allerdings gewaltig, was der mitgemacht hat.

Der Aufbau lief wie üblich. Der Bambus wurde erst mal mit Hitze in etwa in einen Halbkreis vorgebogen. Dann hab ich die "Siyahs" V-gespleißt und das Horn aufgeleimt. Ich hab nicht daran gedacht, das Horn auch vorzubiegen, daher ist etwas Reflex rausgegangen. In der koreanischen Bauweise wird der Reflex Tip-zu-Tip eingebogen und dann kommt eine dicke Sehnenlage drauf. Ich musste es dann auf die türkische Art machen und den Reflex über die Sehnen steigern. So sieht das ganze beim Trocknen aus:

Aus der Form:

... eine Tillerprozedur und ein paar Pfeile später ... Ich musste ein paar Tage wegen Krankheit die Couch bewachen, da hatte ich Zeit für das Finish. Der Bogen hat relativ viel Reflex behalten, das find ich gut! Die Fotos sind vom Vormittag. Heute hab ich ihn den halben Tag aufgespannt gelassen und mehrmals etwas länger auf 33" gehalten. Mal schauen, wieviel jetzt noch an Reflex zurückkommt!


Die Siyahs hab ich aus Espe laminiert. Ich hatte sonst nur Hasel zur Hand und Espe gefällt mir da gut, weil sie sich gut biegen lässt und ziemlich leicht ist. Im Finish ist Espe allerdings nicht sehr kooperativ, nächstes Mal nehme ich da eher was anderes. Ulmenkern wäre schön. Ich weiß nicht genau, wie das mit dem Leder an den Tips gemacht wird. Ich hab es mal mit einem dünnen Leder probiert. Irgendwie konnte ich dieses Leder aber nicht schön schneiden, deshalb ist die Bindelinie da nicht so schön. Ich kenn ein Lederwarengeschäft mit einer Restekiste, da muss ich mich mal nach was besserem umsehen. Bin auch leider nicht so der Held bei Lederarbeiten.



Für das Finish hab ich diesmal etwas mehr Gewicht in Kauf genommen und eine Lage Pergament als Basis für die Birkenrinde verwendet. Ich hab immer noch Probleme mit der geringen Dehnbarkeit meiner Birkenrinde, aber es gelingt mir schon besser! Beim Schnitt auf der Hornseite war das Ergebnis aber leider eher 50/50.


So, dann komme ich jetzt mal zum Bogen! Beim Aufspannen ist bis jetzt immer ein Wurfarm stärker als der andere gewesen. Das kann durch kurzen Gegendruck leicht korrigiert werden. Bin gespannt, ob das irgendwann mal aufhören wird. Ich denke nicht, weil es für das Ungleichgewicht schon genügt, beim Aufspannen einen Wurfarm etwas stärker zu sich zu ziehen. Ich hab jedenfalls erstmal aufgehört am Horn zu schaben, obwohl die Radien noch nicht gleich sind.

Diese Sehne liegt etwas rechts aus der Mitte, ganz ok für die Daumentechnik. Den oberen Wurfarm hat es leider etwas verzogen.

Ich wollte diesmal kein wildes Zuggewicht, damit ich mich auf die Technik konzentrieren kann und nicht dem Gewicht kämpfen muss. Das hat ganz gut geklappt. Hätte auch etwas weniger sein können, aber das ist ok. Ich hab am Tillerbaum bis zu 34" gezogen, glaube aber mein Auszug zum Schießen wird eher so bei 33" sein.

Hier ist der Auszug auf ca. 33". Diese Auszugslänge ist sehr ungewohnt, ich hör noch automatisch bei 32" auf und deshalb ist das ganze noch etwas unruhig. Hab auch noch keine Pfeile mit 34" Länge.

Hier noch ein paar Zahlen.
Länge aufgespannt entlang des Rückens gemessen: 128 cm.
Hauptbiegezone: Breite ~33 mm und Dicke ~10,5 mm.
Masse samit Finish und Sehne: 430 Gramm.
Zuggewicht: 48# bei 33" Auszug.
Gruß,
Daniel