den richtigen taper beibehalten

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sandinista
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den richtigen taper beibehalten

Beitrag von sandinista »

hey folks, bin absoluter bogenbauneuling aber seit einigen monaten schon eifriger leser dieses forums. hab zumindest ein wenig theoretisches wissen angesammelt.
hab mir vor kurzem einen hickorystave gekauft und zum ersten die breite rausgearbeitet ( 4cm auf 1,5cm).
nun bin ich dabei die dicke rauszarbeiten, dachte an 2cm zu 1,5 cm.
ich will den bogenbauch vollkommen flach halten . nun stellt sich mir die frage
wo ich denn dann beim tillern holz abnehmen sollte, wenn der bauch flach bleibt.angenommen ein teil des wurfarms ist zu steif und ich muß dort holz abnehmen-ensteht dann nicht automatisch ein unregelmäßiger dickenverlauf ? gibt es eine strategie nach der ihr vorgeht ?
und überhaupt wie kriegt ihr es hinn nur wenige mm dünner zu werden auf einer ganzen wurfarmlänge ? wie überbrüft man den richtigen taper ?, hätte nicht gedacht das bogenbau so eine mm arbeit is.

  hoffe ihr bringt ein wenig licht in mein taperproblem....
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captainplanet
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Re: den richtigen taper beibehalten

Beitrag von captainplanet »

!!!Du sollst nicht versuchen eine gleichmäßige Dicke zu erreichen sondern eine gleichmäßige Biegung!!!
Die Dicke wird dann automatisch so gleichmäßig wie das Holz gleichmäßig ist. Es umgekehrt zu versuchen ist nicht ratsam.

Den ganzen Wurfarm "wenige Millimeter" dünner zu machen wie Du schreibst wäre sogar noch ziemlich einfach, die hohe Kunst besteht darin genausoviele Millimeter (und Millimeterbruchteile!!!) wegzunehmen wie nötig und keinesfalls mehr! Wie das geht? Was denkst Du? Raspel, Ziemmesser, Zieklinge, Schmirgelpapier, Tillerstock, Sehne, Zugwaage, Werkbank o.ä. und natürlich vieeel Geduld und eine hohe Frustrationstoleranz. Das kann so freilich schon ein paar Tage dauern, aber nur wenn alles gut geht.... :D

Ich wünsche frohes Schaffen!

Lg Georg
Zuletzt geändert von captainplanet am 23.09.2008, 20:47, insgesamt 1-mal geändert.
Bester Rindengrapscher von FC!!!
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Ravenheart
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Re: den richtigen taper beibehalten

Beitrag von Ravenheart »

Hallo sandinista, willkommen in der FC!

Wie fast alle Bogenbau-Neulinge unterliegst Du einem GANZ gewaltigen Irrtum/Trugbild: Du orientierst Dich in Deiner Zielvorstellung an industrieell gefertigten, glasbelegten Bogen! Die haben einen ganz gleichmäßigen Verlauf der Dicke und Breite, in perfekten Linien und Kurven.

Vollholz-Bogen sehen ganz anders aus!

Holz ist KEIN homogener Werkstoff, es hat Schwachstellen und steife Stellen. Der Holzbogenbauer muss da drauf reagieren.

Wo der Bogen schwach ist, wird er dicker belassen, wo er steif ist, kommt was weg. Wie viele MILLIMETER er dann an der Stelle hat, ist völlig WURSCHT, entscheidend ist einzig und allein, dass er sich gleichmäßig biegt.

Im Extremfall kommen dann solche ultimativen Charakterbogen dabei heraus:

Bild

(Meisterstück von Boegli)

Rabe

Tipp zum Tillern bei Flachbauch:

* An beiden Kanten der Bauchseite machst Du eine 45°-Abschrägung, etwa 5 mm breit.
* Dann kommt der Bogen auf den Tillerstock, und wird ein Stück weit ausgezogen (min. 30x). Bei dem Auszug fixieren, und schauen. Steife Stellen/Abschnitte markieren.
* Nun nimmst Du mit der Ziehklinge an den markierten Stellen was ab. Nach Gefühl oder Erfahrung. An dem Dünner-Werden der Abschrägung kannst Du dabei genau erkennen, wie viel Du wo weggenommen hast.
* Bist Du mit dem Wegnehmen erst mal fertig, stellst Du die 45°-Abschrägung wieder vollständig her, sprich, da wo sie schmaler geworden ist, wird sie wieder aus 5 mm verbreitert.
* Nun kommt der Bogen wieder auf den Tillerstock, und alles beginnt von vorn....

;)
Zuletzt geändert von Ravenheart am 24.09.2008, 14:01, insgesamt 1-mal geändert.
Christopher
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Re: den richtigen taper beibehalten

Beitrag von Christopher »

Das kann so freilich schon ein paar Tage dauern, aber nur wenn alles gut geht.... Lächelnd
nett geschrieben :D

der Captainplanet und der Rabe haben natürlich recht, aber tapern musst du ihn natürlich trotzdem. wenn der Bogen aus nicht vollständig unhomogenem Material besteht und der Taper halbwegs stimmt und nicht "wellig" ist, wird er sich bei den ersten Biegeversuchen auch halbwegs schön biegen. ich hatte einmal einen Fall, bei dem ich nach dem Bodentiller nur einen WAleicht nachtillern musste ;D ;D ;D
Du hast die Macht, missbrauche sie!!!
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Ravenheart
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Re: den richtigen taper beibehalten

Beitrag von Ravenheart »

Ja logisch, das stimmt, ich fange natürlich auch damit an, einen Stave erst mal GROB zu tapern, um ihn überhaupt in eine näherungsweise Biegung zu bekommen.

Die Frage hab ich aber schon so verstanden, wie es dann weiter geht...
...angenommen ein teil des wurfarms ist zu steif und ich muß dort holz abnehmen-ensteht dann nicht automatisch ein unregelmäßiger dickenverlauf ?
Und genau da ist ja der Punkt, wo man die Idealbilder verlassen und sich NUR noch nach dem Holz richten muss.

(Und nicht selten kommen dabei lustige Dinge zustande, also Bogen die plötzlich an einer Stelle 5 mm dicker oder auch dünner sind, als der ideale Taper-Verlauf vermuten ließe - das sieht manchmal ganz schön komisch aus!!)

Ich habe z.B. mal einen Bogen aus den Resten von 2 anderen zusammengesetzt. Die Holzart war identisch (Ulme), und auch die Ringe waren optisch vergleichbar.

Als er sich endlich harmonisch bog, war der eine Wurfarm nur noch halb so dick wie der andere.... Das sah SO bescheuert aus, dass ich den Bogen nie fertig gebaut habe...


Rabe
sandinista
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Re: den richtigen taper beibehalten

Beitrag von sandinista »

danke für die ausführlichen erklärungen.
habt einen verwirrten neuling weitergeholfen.
ich weiß zwar nicht wo ich die regel aufgeschnappt habe "ein gleichmäßiger taper verringert das bruchrisiko, das stringfollow und macht den bogen haltbarer."aber ich werd den satz aus meinem gedächtniß streichen....

gruß harald
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Re: den richtigen taper beibehalten

Beitrag von Wilfrid (✝) »

captainplanet hat geschrieben: !!!Du sollst nicht versuchen eine gleichmäßige Dicke zu erreichen sondern eine gleichmäßige Biegung!!!
Die Dicke wird dann automatisch so gleichmäßig wie das Holz gleichmäßig ist. Es umgekehrt zu versuchen ist nicht ratsam.

Den ganzen Wurfarm "wenige Millimeter" dünner zu machen wie Du schreibst wäre sogar noch ziemlich einfach, die hohe Kunst besteht darin genausoviele Millimeter (und Millimeterbruchteile!!!) wegzunehmen wie nötig und keinesfalls mehr! Wie das geht? Was denkst Du? Raspel, Ziemmesser, Zieklinge, Schmirgelpapier, Tillerstock, Sehne, Zugwaage, Werkbank o.ä. und natürlich vieeel Geduld und eine hohe Frustrationstoleranz. Das kann so freilich schon ein paar Tage dauern, aber nur wenn alles gut geht.... :D

Ich wünsche frohes Schaffen!

Lg Georg
Wahnsinnige Bogenbauer wie ich erreichen den richtigen Tiller , indem sie von der Breite abnehmen. gibt mehr Set etc, aber auch weniger Gewicht,  und ist richtig angewendet, ein Mittel, die letzten "Biegefehler" auszubügeln.
Son knorriges Stück holz sieht dann irgendwann überhaupt nicht nach Bogen aus, wirft aber klasse :-)
Zuletzt geändert von Ravenheart am 25.09.2008, 21:49, insgesamt 1-mal geändert.
Bogenschützen sind irgendwo alle Spanner, aber das Schießen entspannt definitiv
Der schönste Pfeil ist der im Centerkill
Finrod
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Re: den richtigen taper beibehalten

Beitrag von Finrod »

sandinista hat geschrieben: danke für die ausführlichen erklärungen.
habt einen verwirrten neuling weitergeholfen.
ich weiß zwar nicht wo ich die regel aufgeschnappt habe "ein gleichmäßiger taper verringert das bruchrisiko, das stringfollow und macht den bogen haltbarer."aber ich werd den satz aus meinem gedächtniß streichen....

gruß harald
Stammt vielleicht aus der TBB3. Dort wurden die Außentaster erwähnt und welchen nutzen sie für den Bogenbau sind. Paul Comstock war durch die Außentaster in der Lage einen perfekten Taper zu erzeugen und ihm hat es sehr zur Haltbarkeit seiner Bögen beigetragen. Ich persönlich finde den Taper auch wichtig
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