Entstehung eines Bambus Langbogen

Themen zum Bogenbau
Benutzeravatar
Mordrag
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 782
Registriert: 16.07.2007, 08:29

Re: Langbogen aus Bambus?

Beitrag von Mordrag »

Das Backing für den Bogen, das ungefähr 4-5mm dick sein wird. Muss dieses getapert werden und zu den Enden hin dünner werden? Wenn ja wieviel ungefähr?
Der Pfeil ist nicht weg....er ist jetzt nur woanders. ;-)
Benutzeravatar
datenmetz
Full Member
Full Member
Beiträge: 208
Registriert: 18.11.2006, 08:40

Re: Langbogen aus Bambus?

Beitrag von datenmetz »

Hallo Mordrag,

ja solltest du auf jeden Fall. Mach das Bambus so dünn wie nur möglich, 3-4 mm.
Genau wie die Wurfarmbreite sich zu den Enden hin verjüngt muss das der Bambus auch tun und ab da dann tapern sonst wird der Bambus zu dick.
Gruß
Datenmetz
Wer nichts als Stroh im Kopf hat, fürchtet zu Recht den Funken der Wahrheit...
Benutzeravatar
Squid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 9789
Registriert: 23.06.2004, 16:40

Re: Langbogen aus Bambus?

Beitrag von Squid (✝) »

Wenns in der Breite passt, kannst - solltest - du von 4 mm am Griff bis auf 1 mm an den Tips heruntergehen.

Nach meinen Erfahrungen mit Bambus reicht das völlig aus und auch wenn einen dieses filigrane Brettchen zunächst mal erschreckt: Auf nem Bogen macht sich das sehr gut.

Mit einem Backing von durchgehend 4 mm zerquetscht du fast jeden Belly - ich hab das schon mit Hainbuche und Hickory ausgetestet  ;D
Mit dem o. g. Taper dagegen kommen flotte Dinger raus... bei mir z. B. welche mit Osage- oder Hickorybelly.

Den Perryreflex nicht vergessen und großzügig dimensionieren. Trotz seiner Vorteile führt Bambus zu einer ziemlichen Kompression des Belly, was dieser mit mehr Set als üblich quittiert. Bei mir blieb meist nicht mehr als 50 - 60% des ursprünglich angebrachten Reflex übrig.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
Benutzeravatar
Mordrag
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 782
Registriert: 16.07.2007, 08:29

Re: Langbogen aus Bambus?

Beitrag von Mordrag »

Solange er nach dem Einschiessen immernoch Reflex hat, ist es doch sehr schön. Das habe ich bis jetzt erst bei 2 Bögen geschafft. Der erste ist ein "Pyramidal-Holmegard Mischung" (ja wirklich  ;D ) und der zweite ein Rattan Reiterbogen mit Lederwicklung.

Das Belly soll ja auch aus Bambus bestehen. Also komplett aus Bambus das ganze. Werde dann also vorsichtig tapern müssen :)

Ab wann verjüngt sich eigentlich ein Langbogen? Die Länge wird im entgültigen Zustand ungefähr 1,95m betragen. Das wird der erste seiner Art in meiner Sammlung.
Der Pfeil ist nicht weg....er ist jetzt nur woanders. ;-)
Benutzeravatar
Squid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 9789
Registriert: 23.06.2004, 16:40

Re: Langbogen aus Bambus?

Beitrag von Squid (✝) »

Hmm, das mit dem Verjüngen kann man so nicht beantworten...
Langbogen is ja erst mal vieles ab so grob 150 cm ohne viele Kinkerlitzchen wie Recurve, Reflex-Deflex, Composit etc. Halt ohne andere namensgebende Eigenschaften.

Der englische Langbogen verjüngt sich letztlich relativ gleichmäßig über die ganze Länge, Pyramidalbögen auch, Flachbögen bleiben über 1/3, die Hälfte oder auch 2/3 gleichbreit - manche noch weiter - und werden dann schmaler. Einen Grundsatz gibt es da meines Wissens nach nicht.

Wie breit hast du denn die Wurfarme am Griff geplant?
Wie sieht der Belly aus? Streifenaufbau (Reaction Bo)? Oder (wie der Ansatz vom Raben) aus einer Schicht?
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 15.03.2008, 15:13, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
Benutzeravatar
Mordrag
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 782
Registriert: 16.07.2007, 08:29

Re: Langbogen aus Bambus?

Beitrag von Mordrag »

Wurfarmbreite um die 4 Zentimeter in Griffnähe. Der Belly wird nach dem Reaction-Bo Prinzip aufgebaut wie schon auf der ersten Seite dargestellt (Bild von Snake-Jo).
Der Pfeil ist nicht weg....er ist jetzt nur woanders. ;-)
Benutzeravatar
Squid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 9789
Registriert: 23.06.2004, 16:40

Re: Langbogen aus Bambus?

Beitrag von Squid (✝) »

Ah, OK.
Ich denke, dann kannst du es halten wie n Dachdecker. Wichtig ist, dass die Tips schön schmal = leicht sind. Du kannst durchaus bis 1 cm heruntergehen, und dennoch 2,5 - 3 mm starke Sehnenkerben einfeilen. Das hält, auch wenns irre dünn aussieht.

Möglichkeit 1: Konsequente Pyramide
Möglichkeit 2: Irgendwo bei einem Drittel (+/- 10 cm) der Wurfarmlänge anfangen, schmaler zu werden.
Möglichkeit 3: Ne beliebige Mischform davon

Ich denke, etwas leichter ist es, zunächst mal 20 cm bei gleicher Breite zu bleiben und dann zu verschmälern. Das hat den Vorteil, dass man beim Tillern nicht ganz so leicht Gefahr läuft, den Bogen gleich am Griff zu schwach zu machen und sich so ausgerechnet griffnah Set einhandelt.

Von der Leistung her dürfte (primär rechnerisch!) die konsequent durchgehaltene Pyramidenform etwas besser sein, vorausgesetzt der Tiller stimmt.

Möglicherweise musst du auch noch von den 4 cm runter und bis auf 3,5 gehen... is bei mir mal so gewesen. Bambusbackings mit Perryreflex bringen erstaunlich viel Stärke in den Bogen.

Das kann dann z. B. so ausehen: 1,85 lang, 3,5 cm breit, an den Tips 1 cm, 50# @  28", 2,5 cm Perry sind geblieben. Annähernd gleichmäßig in der Breite vom Griff an abnehmend.
Das Bambusbacking ist nur 3 mm stark, abnehmend auf 1,5 an den Tips.

Bild
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 15.03.2008, 17:36, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
Benutzeravatar
Mordrag
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 782
Registriert: 16.07.2007, 08:29

Re: Langbogen aus Bambus?

Beitrag von Mordrag »

Ich denke mal ich werde nach 1/3 erst schmäler werden. Sieht schick aus dein Bogen.

Was mir an deinem Bogen aufgefallen ist, das die Nodien schön parallell auf dem oberen und unterem Wurfarm und genau in der Mitte des Wurfarms liegen. Muss das so sein, oder ist es egal wo sich die Nodien befinden?
Der Pfeil ist nicht weg....er ist jetzt nur woanders. ;-)
Benutzeravatar
Squid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 9789
Registriert: 23.06.2004, 16:40

Re: Langbogen aus Bambus?

Beitrag von Squid (✝) »

Im Prinzip ist es egal.
Aber an den Tips sollte keine Nodie sein. Irgendwie empfinde ich sie dort als störend, ausserdem kann es da möglicherweise kleinere bauliche Komplikationen geben, wenn die Sehnenkerbe ausgerechet in der Nodie sitzt und die dort kleine Wachstumsunregelmäßigkeiten hat.

Möglicherweise (ist mir grad spontan eingefallen) ist es auch einfacher, den Bogen zu tillern, wenn man die Nodien halbwegs symetrisch "anordnet", denn derartige Unregelmäßigkeiten lenken leicht das Auge auf sich. Schön wenn das dann an beiden Seiten gleich der Fall ist. Das klappt natürlich nur bei gleichmäßig gewachsenem Bambus mit gleichen Abständen zwischen den Abschnitten

Letztlich find ich es einfach schöner, wenn die Nodien - die ich ja erhaben belasse - symmetrisch auf dem Bogen verteilt sind. Ob man aber genau in die Mitte einen Knoten legt, oder einen der "Bubbel" am Griff stört und man darum einen glatten Abschnitt in den griffbereich legt, ist aber ausschließlich Geschmackssache.

Noch was zum Hobeln des Bambus: Wegen der Nodien liegt der Backingstreifen nicht plan auf der Unterlage auf. Um eine gleichmäßige Dicke bzw. gleichmäßigen Taper des Backings zu erreichen sollte man daher die Bereiche zwischen den Nodien irgendwie unterfüttern. Sonst läuft man Gefahr, dass man "Wellen" fabriziert.
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 15.03.2008, 19:14, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
Benutzeravatar
Mordrag
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 782
Registriert: 16.07.2007, 08:29

Re: Langbogen aus Bambus?

Beitrag von Mordrag »

Stimmt, das mit den Nodien habe ich garnicht bedacht. Ich denke mal ich werde Schaumgummi darunter legen, den Streifen fest einspannen und teil für teil runternehmen.
Der Pfeil ist nicht weg....er ist jetzt nur woanders. ;-)
Benutzeravatar
Squid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 9789
Registriert: 23.06.2004, 16:40

Re: Langbogen aus Bambus?

Beitrag von Squid (✝) »

Jo, is ne Option.
Aber Vorsicht: Es gibt 2 Arten von "Wellen". Die eine scheint logisch: Weil auf den Nodien mehr Druck ist, wird auch mehr Material abgetragen - also ist das "Wellental" an der Nodie.
Aber es gibt auch die gegenläufige Version: Durch die Biegsamkeit in den Bereichen zwischen den Nodien drängt sich dieser Teil in den Vordergrund (Hebelwirkung und so) und wird runtergehobelt, und plötzlich sind die "Wellenberge" unter den Nodien ( :o).
Hängt ein wenig von den Werkzeugen und der Arbeitsweise ab. Aber jetzt wo du es weisst, musst du es ja nicht mehr durch "Learning by neuen Bambuskaufing" lernen.  ;)
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
Benutzeravatar
Snake-Jo
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 8750
Registriert: 10.10.2003, 11:05
Hat gedankt: 20 Mal
Hat Dank erhalten: 34 Mal

Nicht egal

Beitrag von Snake-Jo »

Die genaue Stellung der Nodien ist nicht egal. Schon die alten Japaner wußten sehr genau, wo sie ihre Nodien bei den Yumis hinzusetzen hatten und es gibt da sehr genaue Vorgaben. Es hängt natürlich alles mit der Biegsamkeit, also letztendlich mit dem Tiller zusammen und in der Folge eine harmonische Bogen-Kurve, die eine hohe Effiziens aufweist. Konkret: Die ersten Nodien am Griff sollten so platziert werden, das sie in dem Bereich der höchsten Belastung, also kurz nach dem Fade-out zum Einsatz kommen. Ansonsten erhält man hier einen Knick im Wurfarm. Im weiteren Verlauf muss man dann schauen, dass man die Biegung nicht beeinträchtigt und man von Wurfarm zu Wurfarm eine gute Symmetrie hinbekommt. Liegen die Nodien am Ende  (Tipps), sollte man die Sehnenkerben im Internodium kurz vor dem Nodium einbauen.
Benutzeravatar
Mordrag
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 782
Registriert: 16.07.2007, 08:29

Re: Langbogen aus Bambus?

Beitrag von Mordrag »

Um die Nodien an den Tips mache ich mir keine Sorgen. Höchstwarscheinlich werde ich eine Tipverstärkung aus Horn oder Hartholz machen.

Wenn ich die Nodien so anordnen soll, das sie an den Fadeouts anfangen, muss ich mal gucken ob ich dann mit der Länge noch so hinkomme  :'(
Der Pfeil ist nicht weg....er ist jetzt nur woanders. ;-)
Benutzeravatar
Mordrag
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 782
Registriert: 16.07.2007, 08:29

Re: Langbogen aus Bambus?

Beitrag von Mordrag »

So, ich habe heute gespalten.

Die Leiste die dort unten zu sehen ist, will ich für das Backing benutzen. Allerdings gibt es dort ein kleines Problem. Die Leiste biegt sich nach dem Spalten ziehmlich in eine Richtung.

Muss ich das vor dem Leimen irgendwie begradigen oder kann ich es so lassen?

Der Streifen ist zur Zeit noch ziehmlich dick und ich komme irgendwie nicht damit klar ihn dünner zu machen. Das Restende will ich nachher mit dem Bandschleifer machen, aber 1cm Wandstärke ist ein bisschen viel dafür.

Mit der Ziehklinge, oder mit dem Hobel will es nicht so recht. Wenn die Leiste in der Luft schwebt ist sie zu wabbelig und auf dem Tisch kriege ich sie auch nicht richtig fest  :'(

Maße:

Länge: 201cm
Breite: 3,5cm
Dicke: 1,0cm

Bild
Zuletzt geändert von Mordrag am 16.03.2008, 14:52, insgesamt 1-mal geändert.
Der Pfeil ist nicht weg....er ist jetzt nur woanders. ;-)
Benutzeravatar
Botjer
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2036
Registriert: 24.11.2003, 18:27
Hat gedankt: 9 Mal

Re: Langbogen aus Bambus?

Beitrag von Botjer »

Also … ich würde den Backingstreifen jetzt erst einmal so lassen wie er ist und mich um den Belly kümmern. Denn das ist bei dieser Art des Bogenbauens ja selbst ein eigenständiger "Bogen".
Sobald dieser fertig ist, also nahezu alle Dimensionen fast ihre Endstärke erreicht haben, mach mit dem Backing weiter.

Anders ausgedrückt: Biegt sich der Belly beim Bodentiller wie er es soll, und auch schon sehr leicht (es kommt ja noch das Backing drauf), dann benutze ihn als Schablone und übertrage die Umrisse auf das Bambusbacking.

Dann das Backing mit etwas seitlicher Zugabe aussägen (Vorsicht, dass sich da nichts abspaltet) und dann erst am Bandschleifer die Dicke anpassen.

Und dann kommt die Leimaction …
LG Niels

War der Tag nicht dein Freund, war er dein Lehrer … (unbekannt)
Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie angeschaut haben. (Alexander von Humboldt)
Antworten

Zurück zu „Bogenbau“