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Re: Reiterbogen-Bau
Verfasst: 08.11.2012, 11:52
von deckelsmoog
Micha, da Du nun unbedingt mit dem Kopf durch die Wand willst, würde ich Dir vorschlagen,
während der Planungsphase Deines Grossprojektes, mal einen Möllegabet zu bauen.
http://tinyurl.com/d99387s
Diese Bogenform kommt der von Dir angestrebten, im Umriss, schon sehr nahe, auch wenn der Bogen anders funktioniert und aussieht.
Vor allem wenn er ausgezogen wird.
Aber: Am Mölledesign kannst Du die vielen Fadeouts ( die Übergänge der unterschiedlichen WA-Profile) schon mal üben.
Den könntest Du ohne viel Investitionen vorab schon mal bauen.
Brauchst nämlich nur ein Stück Holz dafür

.
Danach bist Du um einiges schlauer und Deine Fragen werden danach wahrscheinlich zielführender sein.
micha101 hat geschrieben:Freue mich sehr von eurem Wissen und eurer Erfahrung profitieren zu können, vielen Dank nochmal. Ich konstruiere einfach fleißig weiter und denke in Ruhe über eure Kommentare nach
Bin um jeden froh, der hier bei erfahrenen Bogenbauern Rat sucht, aber um von den "alten Hasen" zu lernen, sollte man Ratschläge auch annehmen können.
Im Bogenbau kann man über vieles nachdenken, aber die Erfahrung zeigt, dass das nur begrenzt möglich ist und das meiste Wissen durch Praxis erworben wird.
Im diesem Sinne, viel Erfolg für Dein Projekt, bin sehr gespannt.
Re: Reiterbogen-Bau
Verfasst: 08.11.2012, 12:04
von Wilfrid (✝)
naja, ist zwar total bescheuert und es erinnert mehr an den Schildkrötenbogen der TBB4, aber das Gekurve geht mit Esche, im Biegenden max 8 mm dick, aber so 50-70 mm breit, kräftig reflex gedämft (Reset), die "Nadeln und Siyahs so 10mm breit und so 20-30 hoch, runde und fließende Übergänge, irgendwo zwischen 1300-1600 mm lang.
Die Höhe der Nadeln und Siyahs brauchst Du, damit sich der Kram beim nicht schon beim Angucken seitlich verzieht
Wenn man kein Zuggewicht im Auge hat und keine Performance etc. Es ist ja nix anderes als ein vertillerter Möllegabet mit angeklebten Siyahs.
Stur nach Schema F durchkonstruieren, die Gesetze der Mechanik und Konstruktionslehre beachten usw. , dann kommt da ein schießender Bogen bei raus. Wobei "Schießen" der falsche Ausdruck ist. Mehr ein Teil, bei dem der Pfeil auch wegfliegt, das dafür aber mit seinem Handschock ein mächtiges Körpergefühl bringt.
Re: Reiterbogen-Bau
Verfasst: 08.11.2012, 12:52
von Ravenheart
hmmmm... ich gebe zu, ich hab den Thread nur überflogen, aber er erinnert mich mal wieder an das, was in den letzten Jahren leider HÄUFIG zu beobachten ist:
Ich sag's mal mit einem Gleichnis:
Der neue Lehrling ist seit 3 Wochen bei seinem Meister (Elektriker) in der Lehre.
Am Montag-Morgen der 4. Woche beim Frühstück sagt der Meister zu ihm:
"So, Michael, nun hast Du schon ein paar Sachen hier kennen gelernt, bist immer überall mitgelaufen, es wird Zeit, dass Du mal was praktisches machst und ein erstes eigenes Übungs-Projekt zusammenbaust! Was würdest Du denn gene mal bauen? Einen Lichtschalter? Ne Steckdose?
Und Michael antwortet:
"Nen Elektonenbeschleuniger! So was wie CERN, nur kleiner...!"
Reiterbogen sind die "High-End-Beschleuniger" des manuellen Bogenbaus.
Wie wäre es, DOCH vielleicht mal mit "ner Steckdose" zu beginnen?
Rabe
Re: Reiterbogen-Bau
Verfasst: 08.11.2012, 15:48
von Arry
"High-End-Beschleuniger" finde ich schön, merke ich mir ^^
Re: Reiterbogen-Bau
Verfasst: 08.11.2012, 19:23
von micha101
Hallo Leute,
vielen Dank für die Anregungen, Manau will ich nicht nehmen weil es ausleiert, momentan schwanke ich zwischen Osage Orange - nee Quatsch, aber wunderschön, Eibe, Bergulme, Ahorn oder Traubenkirsche (speziell dazu hab ich grad ein Angebot für ein gutes Stück Holz, gleich mal ne Frage dazu: der Stamm ist mittig aufgetrennt und gerade - so wie ich es verstanden habe würde ich ja dann dieses Kernstück an der jetzigen Schnittkante als Bogenrücken verwenden, oder ?)

Re: Reiterbogen-Bau
Verfasst: 08.11.2012, 19:27
von Squid (✝)
Wer zum Henker sagt, dass Manau ausleiert, wenn man es richtig verbaut?
Und mit 'nem Facing drunter spielt das Zeugs durchaus in der ersten Liga...
Re: Reiterbogen-Bau
Verfasst: 08.11.2012, 19:54
von micha101
Hatte die letzten Kommentare garnicht gesehen - muss einfach mal sagen das ich es echt cool finde wie sich hier im Forum alle umeinander kümmern, ich kann im moment nichts anderes machen als lernen, aber echt top hier im Forum
Wilfried, ich sehe es wir Du, wenn man eine perfekte Konstruktion hat kommt da auch ein schießender Bogen bei raus, man muss halt nur die Gestze kennen. Zum Thema Elektriker

Nikola Tesla hat großartiges auf seinem Gebiet geleistet und hat von sich später behauptet das er erst die Materie angefasst hat als die Konstruktion in seinem Kopf perfekt war - ich denke auch irgendwie so, klar KANN MANS AUCH ÜBERTREIBEN

aber mir machts auch einfach Spass mir was "auszuspinnen"

Ansonsten bin ich relativ vielbeschäftigt und zwischen Weihnachten und Neujahr will ich mit einem Freund einen Bogen bauen - bis dahin hab ich Zeit mir zu überlegen was ich bauen will...
Möllegabet sieht schon geil aus, wie ein Jin-Bogen, nur da dann noch Reflex und Deflex, und dann tillern (vllt. so das er seinen Hauptbiegepunkt näher beim Mittelstück hat?? ) Wenn ich jetzt sagen würde ich mache die Wurfarme auf bspw. 1mm Stärke und rechne noch nen Millimeter drauf damit ich was habe was ich wegtillern kann - kann ich das so angehen, also eine Grundstärke +Tillermaterial?
Re: Reiterbogen-Bau
Verfasst: 08.11.2012, 19:56
von micha101
@Squid: hatte gehört das die Luftzwischenräume im Gewebe gestaucht werden und das Holz so an Spannkraft verliert ..??
Re: Reiterbogen-Bau
Verfasst: 08.11.2012, 19:59
von micha101
Hab grad folgendes gedacht: Wenn ich den Bogen von der Stärke her relativ dünn mache und dann ein dickeres Facing draufmache, dann ist der Reflex/Deflex ja viel einfacher zu biegen - ist das richtig so?
Re: Reiterbogen-Bau
Verfasst: 08.11.2012, 20:55
von Squid (✝)
Zur ersten Frage: Alle Bögen verlieren etwas Spannkraft, sie biegen sich Richtung Sehne. Das nennt man Set bzw. Stringfollow und es ist bei Holzbögen aller Art völlig normal und auch bei glasbelegten Bögen gelegentlich zu beobachten..
Aber man kann es minimieren, indem man die angemessene Bauweise verwendet. Wenn man Rattan z. B. ein Facing verabreicht, dann gibts nur minimal Set.
Alternativ kann man Rattan wie blöde mit Hitze in alle Richtungen biegen. Besonders reflexe Enden sind da natürlich gefragt - sie gleichen Set aus. Die Anleitung von Broken Arrow zeigt das recht gut:
http://bogenbau-broken-arrow.de/bauanle ... /index.php
Bei Holz klappt das nicht. Die gebogenen Bereiche müssen, um die Biegung zu halten, dicker sein als der Rest des Bogens. Sonst sind die nach 3 mal Auszug weg.
Das zieht aber ein Problem nach sich: Zwar hat der Holzbogen theoretisch schön viel Reflex, aber das zusätzliche Gewicht der dickeren Partien frisst die Leistung des Reflexes wieder auf. Der Bogen muss halt erst einmal sich selbst bewegen, bevor er den Pfeil anschieben kann.
Wenn man einen Reflex-Deflex-Bogen bauen will, wie du ihn dir da zurechtkonstruierst, wirst du nur mit Fiberglas- bzw. Carbonfasermaterialien was. Die Biegebereiche sind einfach zu kurz, die Radien zu eng. Das macht kein Holz mit.
Zu 2.: Es gibt zwei Möglichkeiten, Bögen zu verleimen.
Erstens: Unter Spannung. Das nennt man bei langen Holzbögen "Perry-Reflex". Der Bogen kann wegen der Vorspannung ca. 10% leichter ausfallen, was die Wurfleistung erhöht.
Oder durch verleimen mit Produkten, die beim Trocknen schrumpfen. Das ist beim echten Kompositbogen so: Auf einen dünnen Holzkern werden Sehnen mit Hautleim in Lagen aufgepappt. Die Sehnen ziehen den Bogen stark Reflex. Danach pappt man Hornstreifen auf die Innenseite, die dann den Bogen verstärken und mit dem hohen Druck klar kommen.
In beiden Fällen hat der Bogen eine gewisse Vorspannung.
Zweitens: Ohne Spannung. Dazu werden in einer Form viele dünne Laminate (oft auch Glas oder Kohlefaser) übereinander gepappt, die aber schon die ungefähre spätere Bogenform haben. Diese Bögen haben wenig Vorspannung und beziehen Leistungsvorteile hauptsächlich aus der vorgegebenen Form.
Bei einem Facing kommt es auf die Dicke nicht an. Da sich die Kräfte beim Schießen auf der Oberfläche des Bogens verteilen, hat schon ein 1-2 mm starkes Facing die gewünschte Wirkung. Da Facinghölzer anwendungsbedingt ein recht hohes spezifisches Gewicht haben, sollte sie also so dünn wie möglich und so dick wie nötig ausfallen. Sonst wird der Bogen schwerer, was sich wiederum auf die Leistung auswirkt.
Re: Reiterbogen-Bau
Verfasst: 08.11.2012, 22:04
von Wilfrid (✝)
Micha, ich sach ma so in den Saal ....
Lies mal das Bogenbauwiki, guck Dir mal n paar Bögen hier an, lies die Saplingow-Turniere....
Irgendwie habe ich nicht mitgekriegt, was Du von Beruf bist.
So wird das Brennholz, wie Du das angehst, gaaanz bestimmt.
Re: Reiterbogen-Bau
Verfasst: 10.11.2012, 16:44
von micha101
@ Squid - vielen Dank für deine ausführliche Beschreibung
@ Wilfried - wird sich zeigen

ich bin Elektroinstallateur und Sozialarbeiter, kann aber alles mögliche, bin handwerklich gut dabei
Re: Reiterbogen-Bau
Verfasst: 10.11.2012, 16:49
von micha101
...wie komme ich denn an ein Stück Horn von 25x2 cm

Re: Reiterbogen-Bau
Verfasst: 10.11.2012, 17:04
von Blacksmith77K
micha101 hat geschrieben:...wie komme ich denn an ein Stück Horn von 25x2 cm

Brauchst du Hornstreifen,oder wie lese ich das?
Re: Reiterbogen-Bau
Verfasst: 10.11.2012, 17:08
von Ravenheart