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Robin Hood pro und contra
Verfasst: 04.07.2003, 08:57
von Mongol
@Mathias
Dass im Mittelalter die grösseren Wälder mit Geächteten voll waren, ist kein Wunder, denn sie waren die sichersten Rückzugsmöglichkeiten um sich der Exekutive zu entziehen. Man konnte sich dort recht gut selbst versorgen...
Und wenn es da nun jemanden gegeben hat, der etwas dreister war als alle anderen, haben Gerüchte und immer wieder erzählte/veränderte Geschichten sicherlich dazu beigetragen, dass wir diese Robin Hood Geschichte kennen...
Robin Hood pro und contra
Verfasst: 04.07.2003, 09:26
von carpe arcum
Wahrheit und Dichtung wird doch immer wieder miteinander vermischt! BEi der Suche nach ersterem kann ich nur vor einem warnen: Das Internet! Es steht soviel unglaublicher Käse in diesem weil weltumspannenden Netz, dass es mir die Zornesröte ins Gesicht treibt. Zusätzlich ist das Internet nicht verlässlich, weil das was heute zu finden ist, kann morgen verschwunden sein. Verlässlich sind ausschliesslich nicht revidierbare Quellen.
Mich erinnert der Fall Robin Hood immer wieder an die beliebten Hörner an den Wikingerhelmen - nicht belegt, eine Erfindung Richard Wagners, aber nichts desto trotz unglaublich haltbar - auch wenn sich mittlerweile herumgesprochen hat, dass es Quatsch ist. Allerdings bedurfte es dafür Originalfundstücke - vielleicht ist Robin Hood in der Fassung des Kevin Costner deswegen unsterblich, denn hier gibt es solche Funde schliesslich nicht, nur Aufzeichnungen die akribisch analysiert wurden und ein komplett anderes Bild von Robin Hood zeichnen. Mir wäre eine Gestalt wie sie von Errol Flynn verkörpert wurde auch lieber, auch mir wird ein Jugendidol genommen, dennoch ist mir die Wahrheit lieber als die Hirngespinste irgendwelcher Regisseure.
Abschliessend noch eine Frage: Warum sollte sich ein Vogelfreier im Mittelalter mit dem schwer bewachten Adel anlegen, wenn es doch genug nicht bewachte Bürger gab. Gesetzlos war er sowieso...
Robin Hood pro und contra
Verfasst: 04.07.2003, 09:45
von Mongol
@carpe arcum
1. Im Internet gibt es beides: Mist und gute Quellen/wissenschaftliche Arbeiten.
2. eine wirkliche "Wahrheit" zum Thema Robin Hood wird man nicht finden...
3. Warum sich ein Vogelfreier mit dem Adel anlegen soll: ganz einfach - bessere Verdienstmöglichkeiten. Und so schwer bewacht war der Adel letzlich auch nicht. Man war auf seiner Burg sicher, aber auf Reisen... (Mir ist nicht bekannt, dass Adlige mit Hundertschaften Bewaffneter gereist seien...)
Robin Hood pro und contra
Verfasst: 04.07.2003, 09:46
von Netzwanze
@c.a.
Hat hier irgend jemand gesagt, dass man alles, was im Internet (oder auch andere Quellen) steht für bare Münze nehmen soll? Man sollte jeder Quelle hinterfragen, da es KEINE Originalquellen darüber gibt. Es handelt sich immer um Spekulationen mit weitreichendem persönlichen Einfluss der Schreiber. Da ist das Internet nichts anderes als gedruckte Bücher. Auch letztere können hanebüchenen Unsinn enthalten den man nicht unbedingt Glaube schenken soll. Das Internet erleichtert einem nur den Zugriff auf eine Unmenge von Daten (dabei natürlich auch viel Mist).
Was sind für Dich denn nicht revidierbare Quellen? Hast Du etwa Zeitzeugen befragt? Oder das (wissenschaftlich nachweisliche) Tagebuch des Robin Hood gelesen?
Robin Hood pro und contra
Verfasst: 04.07.2003, 09:49
von Netzwanze
@c.a.
Noch was. Die Wickingerhörner waren keine Erfindung Richard Wagners, sondern sind mündliche Überlieferungen aus christlichen Quellen. Die Wickinger würden von den Pfaffen als Teufel beschrieben und mit diesem verglichen. Daher kommen dann auch die Hörner mit ins Spiel.
Robin Hood pro und contra
Verfasst: 04.07.2003, 10:55
von locksley
@c.a.
Wie Mongol schon sagte, war bei den Adligen mehr zu holen, und als Vogelfreier bekam man automatisch mit den Adligen Gesetzeshütern, Sheriff oder Vogt oder Friedensrichter, Wie immer sie auch hiessen zu tun. Warum sollte sich daraus nicht im Lauf der Jahre eine Privatfehde wie zwischen Robin und dem Sheriff entwickelt haben?
Ich habe auch ein Buch in dem es darum geht wie sich die Legenden entwickelt haben könnten. Die Leute um Robin Hood führten im Sommer ihr Leben als Räuber und kämpfen gegen die Soldaten des Sheriffs. Dieses Leben war natürlich hart, blutig und entbehrungsreich. Im Winter zogen sie sich in Ihre Dörfer zurück und ersannen die berühmten Geschicjten der "Merry Men", die ein glückliches, sorgenfreies Leben im Sherwood Forrest führten. Diese Geschichten wurden dann von Bänkelsängern unter die Leute gebracht um den Rückhalt in der Bevölkerung nicht zu verlieren und um Nachwuchs anzuwerben. Da sich bei diesem Leben schwere Verwundungen und Tod nicht vermeiden liessen, wurde der Name "Robin Hood" an den fähigsten der Bande weitergegeben, quasi als Titel.
Robin Hood pro und contra
Verfasst: 04.07.2003, 12:46
von carpe arcum
@Netzwanze: Ohne Sarkasmus und Polemik kommen wir alle weiter, dabin ich ganz sicher! Versuchs doch auch mal - es klappt wirklich!
Nein, ich habe nicht das persönliche Tagebuch des Robin Hood gelesen - würde es aber gerne tun, wenn Du es mir mal leihen würdest? Als nicht revidierbare Quellen gelten für mich Bücher oder sonstige Medien, die nicht mit der Bestätigung der Frage "sind Sie sicher dass Sie den gesamten Bestand löschen wollen?" für alle Zeiten und vollständig der Allgemeinheit entzogen werden können. Dazu zähle ich neben Büchern auch z. B. CD-ROMs, denn solche Quellen entziehen sich dem nihilierenden Einfluss des Autors und sind damit nicht revidierbar!
Wie gesagt: Auch mir gefiel das nicht was ich da gelesen habe, schliesslich passte es so gar nicht in mein Bild des heren Robin Hood. Ich habe diese neuen Fakten aber akzeptiert - wenn ihr das nicht tun wollt, dann ist das euer gutes Recht und fertig! Ich möchte mich seitdem nicht mehr mit Robin Hood vergleichen lassen, aber das ist meine ganz persönliche Einstellung (die im Übrigen keine Sau interessiert, denn ich werde ungefähr 150 Mal pro Markt mit diesem Namen konfrontiert und das nervt auch irgendwann!)
Greets
Arnie
Robin Hood pro und contra
Verfasst: 04.07.2003, 15:27
von Niels
Vielleicht sollte man sich der Robin-Hood-Legende auch nicht in erster Linie über die Hauptfigur nähern wollen. Bei Legenden ist es nun einmal so, dass die Existenz der Hauptfigur bzw. mehrerer, auf die sich das Überlieferte beziehen lässt, nur in den seltensten Fällen einmal nachweisen lässt. Im Falle des Robin Hood gibt es - soweit ich weiss - wohl eher nur ein paar Vermutungen aufgrund weniger Indizien.
Dennoch steckt in solchen Legende doch viel Wissenswertes über die damalige Zeit.
z.B.:
Die Leute fanden offensichtlich zu allen Zeiten spanndende Heldengeschichten interessant, die zudem noch etwas mit ihren Alltagsproblemen zu tun hatten. Notfalls wurde eben hinzugedichtet.
Es gab offensichtlich gelegentlichen angelsächsischen Widerstand von dem die offiziellen normannischen Quellen selbstverständlich nur wenig berichten.
(So erklären sich vielleicht auch die geschilderten Angriffe auf Adlige)
usw.
Allerdings wird dieser Spiegel der Zeit immer auch stark dadaurch beeinträchtigt, dass die Moralvorstellungen der Neuzeit hinzugefügt wurden. So denke ich, dass gerade der Triumpf der Intelligenz über die Gewalt eher neuzeitlich als mittelalterlich geprägt ist. Auch dürfte das Gerechtigkeitsideal, gerade in Bezug auf die Verteilung zwischen arm und reich, im Mittelalter ein anderes gewesen sein, als es die jetzt bekannte Fassung des Robinn Hood widerspiegelt.
Interessanter erscheint es mir daher zu hinterfragen, was an der Legende wirklich noch mittelalterlichen Ursprungs ist.
Robin Hood pro und contra
Verfasst: 04.07.2003, 15:39
von Archiv
Einfach mal versuchen Robin Hood von der nüchteren Seite zu betracheten:
1.) Logistig:
100 Geächtete im Wald, fressen und saufen wie die Ochsen (Hollywood)
Völliger Blödsinn!! Die Wälder der damaligen Zeit waren nicht so mit Wild überfrachtet wie heute.
Realistischer wäre eine kleine Gruppe von 8-10 Mann.
2.) Polizeiliche Verfolgung:
Geächtet war man einfach aus dem Grunde, weil sich eine ständige Verfolgung nicht lohnte. Wer so einen erwischte konnte ihn ausliefern oder straffrei töten. So wie oben beschrieben eine kleine Gruppe deutlich mehr Überlebenchance hatte, als ein riesiger Tross.
3.) Militärische Stärke:
Solch ein Trupp hatte logischerweise nur Guerillataktik zur Verfügung. Offener Kampf wäre Selbsmord gewesen. Innerhalb dieser Taktik lohnten sich natürlich nur "reiche" Ziele. Ständig arme Leute beklauen wäre absurd gewesen.
Sagen haben einen wahren Kern. Innerhalb der Logig wäre solch ein Trupp durchaus möglich gewesen. Der Name John Little taucht z.B. im Raum Nottingham des öfteren auf, was natürlich nicht gleich heisst das dieser ein Nachfahre des Gefährten Robin Hoods ist.
Sinn der ganzen Geschichte ist doch, Menschen die unter Unterdrückung leiden, ausgebeutet werden usw. ein Sinnbild zu geben. Sinnbild für den Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit. Gerechtigkeit u. Freiheit werden von uns heute als selbsverständlich hingenommen obwohl in weiten Teilen der Welt diese nicht anzutreffen sind. Und wer weiss, vielleicht müssen auch wir irgendwann wieder zur Waffe greifen um unser Recht auf Leben zu verteidigen. Das ist dann der Moment wo wir wieder solche Sagen brauchen.
Egal ob Robin Hood gelebt hat oder nicht, wichtig ist das es ihn in den Köpfen der Menschen gibt!
Robin Hood pro und contra
Verfasst: 05.07.2003, 01:13
von locksley
@Umbra
Ein wahres Wort gelassen ausgesprochen.
Wichtig ist die Aussage die hinter der Legende steht, nicht die Figur, die ist durch alle Zeiten und Kulturen hindurch austauschbar.
Ich habe mich seinerzeit für eine an Robin Hood angelehnte Gewandung entschieden, da mir die Ideale die Er verkörpert auch persönlich sehr nahen kommen. Sich auch für andere und schwächere einsetzen auch wenns mal den einen oder anderen Nachteil einbringt. Ein angenehmer Nebeneffekt davon war, dass ich mich wieder intensiver mit dem Bogenschiessen befassen musste, da ich in diesem Kostüm doch auch etas treffen sollte.
Nachricht wurde von locksley am 05.07.2003-01:20 nachbearbeitet!
Robin Hood pro und contra
Verfasst: 07.07.2003, 08:34
von Mongol
@Umbra
Du hast mir da aus der Seele gesprochen - ich wollte die Sache mit den Guerillaangriffen eigentlich auch noch erwähnt haben, aber da bist du mir zuvor gekommen...
@Lockley
Ich kann auch ohne meine Gewandung treffen - manchmal

Wo ist das Grab von Robin Hood?
Verfasst: 20.10.2003, 14:13
von Uli
Bei uns in der Werkstatt lag da so eine Bildzeitung rum, ich würde sowas eigentlich nie lesen

. Aber auf der letzten Seite lese ich da so, man hat das Grab von Robin Hood in der nähe eines Klosers im Sherwood Forest gefunden.
Auf seinem Totenbett hat er ja der Legende nach einen Pfeil abgeschossen und wo der landet wollte er begraben werden. Nun hat man laut Bildzeitung Schießversuche gemacht und dadurch sein Grab gefunden.
Ob das wohl stimmt, wo in dieser Zeitung wahrscheinlich sogar der Wetterbericht frei erfunden ist? ;-)
The hooded man
Verfasst: 20.10.2003, 14:53
von John Turtle
Hai Leute,
ein paar sehr umfangreich Kapitel zu Robin Hood findet Ihr in dem Buch
"The medieval archer"
ich hoffe ich bekomme das noch zusammen.
Der Author beschreibt, das die Legende aus dem 12 Jahrhundert stammt und sich in Laufe der Geschichte sehr oft gewandelt hat.
( Vom Verbrecher zum Adligen )
Über die Person Robin Hodd gibt es wohl keine wirklichen Beweise,
Wohl aber zu einigen seiner Compadres.
So wurde z.B ein Johannes Petit ( John Little )
erwähnt, der in Sheerwood verurteilt wurde
und von einem sehr renitenten Bruder, der aus seinem Orden ausgeschlossen wurde.
Ich denke jedoch das man solch schöne Gecshichten nicht wirklich wissenschaftlich hinterfragen muss, ähnlich wie Artus, Siegfried usw.
Den heiligen Gral wird man ebensowenig finden wie Robin´s Bogen.
Sie entsprechen aber teilweise schönen Idealen die man, wenn man mag, verfolgen kann
Verfasst: 20.10.2003, 17:43
von locksley
Da sich mit dem Thema auch schon Generationen voh Historikern und Hobbyforscher beschäftigt haben, gibts dazu natürlich jede Menge Material. Hier mal ein paar Links zum Thema.
http://benturner.com/robinhood/rh_hut.php
http://www.robinhood.ltd.uk/
http://www.webspan.net/~amunno/rhood.html
Das Problem ist halt, daß es mindestens drei Gräber von Robin Hood aus verschiedenen Jahrhunderten gibt.
Legende & Wahrheit
Verfasst: 20.10.2003, 23:31
von shewolf
@locksley: Du hast Recht, aber auch das Internet verbreitet nur, was Menschen geschrieben haben. Und da sehe ich den springenden Punkt; warum muß eigentlich immer alles beweisbar sein? Ich finde, die Eigenschaften, die wir mit Mr. Hood verbinden und mit denen wir uns identifizieren sind wichtiger als etwaige "Beweise" für seine Existenz. Ist die RH-Legende nicht eine Geschichte von Zivilcourage, von Freundschaft und Tapferkeit und Großmut? Die Figur Robins sehe ich als "Bild" der vielen guten Eigenschaften, die in uns stecken können. Und ich glaube, so dachten auch die Leute, die vor langer Zeit ihren Kindern "Die Legende von Robin Hood" erzählten.