Gerade weil dieses tatsächlich vorhandene "allgemeine Verständnis vom Sport" nicht mehr mit meinem Verständnis von Sport konform ging, bin ich hier gelandet und fühle mich dabei viel besser.Original geschrieben von Dendrobates
Ich spreche auch niemandem die Sportlichkeit seiner/ihrer Anstrengungen mit einem Primitivbogen ab - wenngleich ich selbst keinen großen Reiz darin entdecke. Ich sage nur: Das allgemeine Verständnis vom Sport (und darum ging es hier) verträgt sich schwer mit dem bewussten und radikalen Verzicht auf technische Innovation.
Ich finde es ausgesprochen "unsportlich", wenn jeder neue sportliche Trend sofort als Absatzmarkt erkannt und ausgeschlachtet wird. Sofort wird vom gesellschaftskonform konsumgetrimmten Sportler jede absatzfördernde technische Innovation aufgegriffen und der Wettstreit um die bestmögliche Darstellung des eigenen Geldsäckels ist quasi automtisch eröffnet. Je techischer die Sportart, umso ausgeprägter ist das dann. Sport muss ja irgendwie auch Fortschritt sein, sonst passt es nicht.
Zugegeben, das ist Mainstream in Reinkultur. Und die Abkehr davon ist das eben wirklich nicht, egal ob man es nun gleich Subkultur nennen will. Damit sollte man leben können, wenn man diese Abkehr bewusst vollzieht. Man sollte auch nicht die Hoffnung haben, dass die Anerkennung als Sportler durch die Öffentlichkeit bei so einem eigentlich ja gesellschaftfremden Ansatz per se erfolgt. Jedenfalls nicht solange jemand, der auf etwas verzichtet was seine Leistung erhöhen könnte, schon nicht mehr verstanden wird. Der Trend geht ja gerade nach den momentanen Enthüllungen in vielen Sportarten eher verstärkt in die andere Richtung ...

Ich kann ganz gut damit leben, dass mich viele High-Tech-Sportler belächeln. Mach ich ja umgekehrt insgeheim auch, wenn ich z.B. mal wieder in der Fußballkabine dem Gespräch unserer gesetzten Auswechselspieler über die neuesten Stollenmodelle lausche.
Etwas anderes ist es nach meiner Erfahrung mit der Akzeptanz dann, wenn Teile der Öffentlichkeit über die sehr oberflächliche Betrachtung nach Äußerlichkeiten hinausgehen. Der aus meiner Sicht wirkliche sportliche Gedanke ist ja (noch?) nicht so weit abgetötet, dass es Leuten nicht Anerkennung entlockt, wenn jemand mit ganz einfachen Mitteln eine eben eher körperliche Leistung erbringt, mit welcher der Betrachter vielleicht gerade wegen der eingesetzten, hoffnungslos veralteten Technik nicht gerechnet hat.
So kann man sich die Anerkennung verschaffen, die sicher jeder doch irgendwie braucht. Wenn die Leute lange genug hinschauen, um zu sehen, dass man barfuss auch schnell laufen kann, dass man ohne viel Klimbim und Schnickschnack auch gut reiten kann, dass man dabei auch noch mit einem einfachen Bogen was treffen kann, kommt schnell Interesse auf. Dies wird durch den deutlichen Hinweis darauf, dass das Leute in früheren Zeiten auch schon (und noch besser) konnten, eher noch erhöht (denn Geschichte ist durchaus im Trend). Und dann ist man auch schon bei der Kleidung und der einfachen Ausrüstung dieser vergangenen Zeit, die dann gar nicht mehr so belächelt wird, wenn es mehr ist als ein bloßes Verkleiden, sondern ein echte Beschäftigung mit diesen Wurzel wiederspiegelt.
Leider ist ein Nebeneffekt der auch sportlichen Konsumorientiertheit, dass den Leuten dabei verkaufsfördernd möglichst schnelle Erfolge versprochen werden, so dass die Antwort auf die häufig gestellte Frage "Könnte ich das auch lernen?, dann das Interesse oft schnell wieder erlahmen lässt.
Anerkennung im Sport ist letztlich doch eine simple Sache. Möchte ich sie haben, muss ich eine anerkennenswerte Leistung zeigen. Ist mir die Anerkennung egal, kann mir auch die Leistung egal sein. Was ich dabei anhabe bzw. für Ausrüstung dazu benutze, ist bei wirklich sportlicher Betrachtung doch eigentlich völlig schnurz, denn es geht doch im Sport in seinem ursprünglichen Sinne um die körperliche Leistungsfähigkeit des Menschen.