Ein Üechtländer Langbogen

Hier kann man seine selbstgebauten Sachen zeigen. Nicht für Händler zum Vorstellen neuer Artikel gedacht.
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killerkarpfen
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Ein Üechtländer Langbogen

Beitrag von killerkarpfen »

Gegen Herbst ist wieder Bogenbauzeit. So ist aus Musse wieder einmal ein einfacher Üechtländer entstanden der auch einmal bedenkenlos auf über 30" gezogen werden kann. Etwas für den Mittelalterfreund dem die echten Kriegsbögen doch nicht liegen.

Gefertigt aus einer alpinen Eibe von einem Südhang am Thunersee. Die Jahrringe sind nicht die feinsten, doch der Früh- Spätholzanteil sieht sehr günstig aus. Der Baum ist auf etwa 800m ü.M. im Kalkfelsen gewachsen. Das dort herrschende Klima hat sich nach meiner Überzeugung nicht schlecht auf die Holzeigenschaften ausgewirkt. Es ist jedenfalls ein zäher widerspenstiger Hund, der trotz schönem Faserverlauf nicht einfach zu bändigen war.

Der Bogen zieht sich recht linear zunehmend ohne spürbares Stacking. Bei niedriger Standhöhe ist spürbarer Handschock da.

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Der Bogen mit 30" Auszug
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Sehnenverlauf

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Der Stave war noch nicht wirklich durchgetrocknet, da hat er sich leider während den Ferien etwas verzogen.

DSC_0018.JPG
Auszug 28"

Länge N to N 61/2 Fuss 198.3cm
Der Bogen bringt
bei 28" Auszug 48#
bei 30" sind es 54#

Breite Dicke im Griff 11/4 x 11/4" 32x32mm
Wurfarm Mitte 32x21mm knapp ein 5/8 Verhältnis
Enden ca 7/16" rund 14mm
Gewicht 673gramm

Die Wurfarme laufen bis zur jeweiligen Mitte parallel und verjüngen sich erst dann zu den Nocken.
Der kleine Recurve am unteren Wurfarm ist so gewachsen.
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Ilmarinen
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Re: Ein Üechtländer Langbogen

Beitrag von Ilmarinen »

Da ist dir ein schöner Bogen mit einem interessanten Designen gelungen.
Ich gratuliere!
Vor allem die kleinen Hornnocken finde ich hübsch und passen gut zum Rest.

Grüße

Jörg
„Der archimedische Punkt, von dem aus ich an meinem Ort die Welt bewegen kann,
ist die Wandlung meiner selbst.“ Martin Buber
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Rotzeklotz
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Re: Ein Üechtländer Langbogen

Beitrag von Rotzeklotz »

Offenbar liegt im alpinen Raum gerade irgendetwas in der Luft, das die dort ansässigen Bogenbauer aus ihrem Bau lockt, sie ihre Kameras zücken und fleissig Bögen präsentieren lässt ;D
Der gefällt mir auch gut! Kannst du was zu diesem Bogenyp sagen? Ich habe vorher noch nie etwas von Üechtländern gehört.
Eine kleine Anmerkung: Der untere WA scheint mir n Stück zu stark im letzten Drittel zu biegen, oder täusche ich mich da bzw. gibt es gute Gründe dafür?
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schnabelkanne
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Re: Ein Üechtländer Langbogen

Beitrag von schnabelkanne »

Servus, gelungener Bogen mit schöne Maserung am Bauch - gefällt mir sehr gut.
Gruß Thomas
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killerkarpfen
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Re: Ein Üechtländer Langbogen

Beitrag von killerkarpfen »

Als Üechtland wird das deutschsprachige Gebiet um Freiburg im Üechtland bezeichnet. Freiburg/Fribourg Schweiz. In älteren Chroniken wird zum Teil das ganze Gebiet westlich von Bern das deutschsprachige Seeland und Teile vom Frienisberg bis in die Voralpen des Sensegebiets als Üechtland bezeichnet. Heute zählt eigentlich nur noch das Sensegebiet bis zum angrenzenden Murtensee dazu

Dort am Rande findet man dieses typische eher flache Bogenprofil. Wahrscheinlich vom gleichen, einem berühmten unbekannt gebliebenen Bogenbauer erschaffen ;D
Im Grunde wurden nach den archäologischen Funden in der Schweiz, die meisten Bögen mit diesem seitlich ovalen Wurfarmprofil gebaut. So ist anzunehmen, dass es im Üechtland nicht anders war.
So es denn für diesen Bogentyp keinen bezeichnenden Namen gibt, benenne ich meine eben nach ihrem Herstellungsort.
Ähnlich dem ELB, Burgunder, Holmegaard und Oberflacht.

Was die Helvetische Bogenbaueraktivität anbelangt könnte das im Zusammenhang mit der vielerorts endenden Herbstferienzeit stehen.

der untere Wurfarm hat einen leichten deflexen Knick. Da sich der Knick mitten im biegenden Bereich befindet, habe ich den ganzen Wurfarm gleichmässig biegen lassen und die Stelle bewusst nicht ausgeglichen. Der gewachsene Recurve gleicht das auch wieder aus.
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ralfmcghee
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Re: Ein Üechtländer Langbogen

Beitrag von ralfmcghee »

Sehr cool, ein Üechtländer. So entstehen neue Bogentypen. Die Archäologen der fernen Zukunft werden ein grandioses neues Forschungsfeld vorfinden. :) Solche schönen Bögen rechtfertigen das auf jeden Fall.
Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht.
Der Student geht zur Mensa bis er bricht.
Mein Bogen geht auf den Tillerstock bis er bricht.
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bowjo
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Re: Ein Üechtländer Langbogen

Beitrag von bowjo »

Sehr schön, gefällt mir gut. Hätte mich beim unterem Wurfarm auch Jonas angeschlossen, hast ja aber erklärt. Ansonsten, 1A.
Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe.

Nur wer fragt, kann Antworten bekommen.
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Osboan
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Re: Ein Üechtländer Langbogen

Beitrag von Osboan »

Toller Bogen, der strahlt so eine Leichtigkeit und Eleganz aus mit den kleinen Hornnocken. Auch das Profil gefällt mir sehr.

Aber was sehe ich denn da: der hat ja gar keine Leinensehne! >:) Bring das aber mal schnell in Ordnung :P ;D
"Lernresistenz ist kein Privileg des Alters ;D" (fatz)
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killerkarpfen
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Re: Ein Üechtländer Langbogen

Beitrag von killerkarpfen »

;D erwischt! ;D

Hast Du dafür die Farben der Sehne studiert ::)

Ich weiss noch gar nicht was mit dem Bogen passiert. Je nach dem wird eine Leinensehne zur Pflicht.
Wird er hingegen ausschliesslich zum 3-D schiessen gebraucht, ist die Verwendung nach IFAA Reglement leider nicht erlaubt.

Und der Vorrat schwindet merklich, es ist noch genug da, aber Leinensehnen werden immer beliebter. 8)
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Coal
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Re: Ein Üechtländer Langbogen

Beitrag von Coal »

Gelungener, schöner Bogen mit kleinen Nocken, wie ich sie auch mag. Daumen hoch.
OT: Das futuristische Metallteil am ersten Auszugbild ist ein Griller? ::)
Wer nur einen Hammer hat, für den schaut jedes Problem aus wie ein Nagel.
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killerkarpfen
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Re: Ein Üechtländer Langbogen

Beitrag von killerkarpfen »

OT Jep ist unser Gartencheminée. Eigenbau :) , aber die Idee ist geklaut! :(

Es ist aus einer 10mm Stahlplatte.
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Hieronymus
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Re: Ein Üechtländer Langbogen

Beitrag von Hieronymus »

Gefällt mit gut und gratuliere dir zu deinem Bogen.
«Eines Tages wird man offiziell zugeben müssen, daß das, was wir Wirklichkeit getauft haben, eine noch größere Illusion ist als die Welt des Traumes.»
Salvador Dalí
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