Er will der Bogenverband im deutschen Raum werden.
Er will attraktiv für möglichst viele traditionelle Bogenschützen sein.
Es soll nur drei traditionelle Bogenklassen geben (Jagdbogen, Langbogen, „Primitivbogen“).
Die Bogenklassen sollen möglichst einfach definiert sein und die Bögen sollen einfach vor Ort kontrollierbar sein.
Zum Trefferbild unterschiedlicher Bogentypen für gleiches Zug- und Pfeilgewicht bei gleicher Auszugslänge:
Mit dem Jagdbogen kann ich dank tiefausgeschnittenen Bogenfenster, Pistolengriff und möglicher Plastikpfeilauflage am präzisesten schießen. Ich habe die höchste Reproduzierbarkeit beim Halten des Bogens, sowie beim Pfeilauflegen. Zugleich ermöglichen die Recurves einen effizienteren Energieübertrag von Bogen auf den Pfeil. Daraus resultiert eine flachere Flugbahn des Pfeils und somit ein Vorteil bei größeren Entfernungen.
Gegen über dem Jagdbogen fehlen dem Langbogen der Bogenköcher (eine im Prinzip willkürliche Abgrenzung zum Jagdbogen), die Pfeilauflage und die Recurves. Der Verlust von Pfeilauflage und Recurves führ zu einem Präzisionsverlust. In der Regel sind Bogenfenster und Griff nicht so stark ausgeschnitten wie beim Recurvebogen.
Beim „Primitivbogen“ oder besser Bogen ohne Pfeilauflage und eingeschnittenen Schussfenster, habe ich durch den Schuss über den Handrücken (leider) vielmehr Möglichkeiten den Bogen unbewusst anders zu Greifen. Durch das Fehlen des Shelfs bzw. der Pfeilauflage unterliegt die Position des Pfeils vorne am Bogen einer größeren Streuung als bei den anderen Bogentypen. Somit trifft man mit diesen Bögen wiederum etwas schlechter.
Der Unterschied zwischen Yumi, ELB, Mongolischem- oder Manchu-Bogen oder einem Osage-Flachbogen ist im Vergleich dieser Bögen mit einem modernen Jagdbogen mit ILF und Pfeilauflage gering. Alle fünf habe die gleichen Probleme beim reproduzierbaren Greifen und Pfeilauflegen. Sie unterscheiden sind eher im Energieübertrag auf den Pfeil, also im Weitschussverhalten (35m und mehr).
Das oben gesagte spiegelt sich in den von Felsenbirne genannten Lippekfaktoren für diese Bogentypen auch gut wieder: 1,00 Primitivbogen mit Holzpfeil vs. 0,98 für Reiterbogen mit Holzpfeil. D.h. mit dem Reiterbogen kann ich theoretisch 2% mehr Ringe schießen. Meine Formschwankungen sind deutlich größer.
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Wie kam es zur Materialfreigabe bei den Primitivbögen:
Der DBSV will die Primitivbogenklasse Richtung der Historical Bow der IFAA öffnen, sich allerdings nicht auf Zertifikate irgendwelcher Bogenbauer/-hersteller einlassen. Vielen Bögen ist ihr Innenleben einfach nicht auszusehen: Glasfiberreiterbogen mit Lederüberzug; Eibenbogen mit Bambusbacking (sogar aktuell DBSV konform); Reiterbogen mit Laminat aus Sehne, Holz, Glas und Kunsthorn; Yumi mit Carboneinlage; Ulmenbogen mit Rohhautbacking (sogar aktuell DBSV konform).
Da bleiben also nur zwei Möglichkeiten wenig Schützen die nur reine Selfbows schießen: Kein Backing, kein nichts. Wenn sich z.B. ein Span abhebt, kannst Du den Bogen nicht mittels einer Hanfwicklung oder eines Backings flicken, sondern musst ihn wegwerfen.
Oder man gibt die Bogenform vor (keine Pfeilauflage, kein eingeschnittenes Schussfenster) und das Material frei. Dann hat man mehr Schützen in dieser Klasse, die sich unter meiner Meinung nach einigermaßen fairen Bedingungen messen können. Yumi, ELB, Mongolischem- oder Manchu-Bogen oder einem Osage-Flachbogen & Co spielen dann alle in der selben Klasse. Und können mit beliebigem Ablass geschossen werden.
Hier lautet auch das Motto des DBSV: Notfalls lieber 5 Schützen verlieren, aber dafür 30 Schützen gewinen.
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Warum Holzpfeile beim Primitivbogen?
Man könnte ja konsequenterweise auch noch das Pfeilmaterial freigeben. Dies würde aus meiner Sicht zu deutlich zu starken Vorteilen der Bögen aus modernen Materialien in dieser Klasse führen. Da gerade bei Zuggewichten zwischen 20# und 40# dann Bögen aus modernen Materialien mit extrem leichten Carbonpfeilen ausgerüstet werden können (8ggp und weniger sind kein Problem) und sich somit auf Entfernungen ab 35m deutliche Vorteile ergeben (ach bis 50m kann ich immer gerade draufhalten).
Man könnte aber bei den Regeln natürlich ein relatives Mindestpfeilgewicht von z.B. 9ggp vorschreiben (ein reines Mindespfeilgewicht von 400gn wäre gegenüber leichten Bögen nicht fair und bei Bögen über 50# beinah sinnlos). Aber wie will man das gefahrlos, schnell, einfach und ohne Schummelmöglichkeit kontrollieren?
Holz bringt da ein intrinsisches Mindestgewicht mit. Da kommt man bei handelsüblichen Zugewichten von 30# bis 50# kaum auf 8ggp, 9ggp sind schon teilweise schwer zu erreichen. Und Zuggewichte über 50# müssen ja auch erst einmal technisch sauber geschossen werden können.
Viele Grüße
Jens
P.S: Ich habe aus DBSV-Kreisen auch schon den Spruch 512 Bogenschützen und 512 Klassen gehöhrt. Zwei Schützen haben nie exakt das gleiche Material und sind im gleichem Alter.
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