Haltbarkeit Eibenbögen

Themen zum Bogenbau
Benutzeravatar
locksley
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 5855
Registriert: 06.08.2003, 23:46
Hat gedankt: 14 Mal
Hat Dank erhalten: 24 Mal

Re: Haltbarkeit Eibenbögen

Beitrag von locksley »

You made my Day, Blacky. ;D
Ein grosser Mann wird weder vor dem Kaiser kriechen, noch einen Wurm zertreten (Benjamin Franklin)

Wenn das Atmen schwieriger waere, haetten wir weniger Zeit um Unsinn zu reden.

Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd (Sprichwort)
langbogenschuetze
Newbie
Newbie
Beiträge: 4
Registriert: 29.11.2010, 16:38

Re: Haltbarkeit Eibenbögen

Beitrag von langbogenschuetze »

Hallo Nevis,

meine Erfahrungen als Hobbybauer:
2 pazifische Eiben 65lbs- Langbogen und 70lbs Flachbogen sehenbelegt ohne Anzeichen gebrochen.
1 schweizer Bergeibe- Langbogen auch ohne Vorwarnung explodiert , obwohl kein Stringfollow und mit Reseven gebaut.

Gründe: (angenommen)
die ersten zwei hatten an der Bruchstelle 7-8 % Feuchtigkeit -also war das Splintholz wegen falscher Lagerung (im Haus) ausgetrocknet und brach.

Schweizer Bergeibe- da habe ich mir von einem kompetenten Bogenbauer, der auch wissenschaftlich arbeitet ,sagen lassen, dass die Eibe auf dem richtigen Boden wachsen muß !
D.h. eine Eibe die auf kalkhaltigem Boden wächst wird immer brechen -ohne Vorwarnung.

Bei einem Turnier, wo nur Primbögen geschossen werden, sah ich Schützen die mit bester Eibe 5- 7 Sekunden im Anker schon jahrelang den gleichen Bogen schiessen- echt abgefahren.

Mittlerweile schiesse ich eine auf Humus gewachsene Garteneibe, die ich draussen lagere und ab und zu etwas befeuchte.
Jetzt baue ich gerade eine alpine italienische Eibe, die von einem bekannten italienischen Bogenbauer erstanden habe- bin mal
gespannt.

Bin auch gespannt ob die Profis hier auch etwas von der "Kalkeibe" rausrücken / wissen.

viele Grüsse
Langbogenschütze
Benutzeravatar
Nevis
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 56
Registriert: 14.11.2015, 22:41

Re: Haltbarkeit Eibenbögen

Beitrag von Nevis »

Hallo zusammen,

zunächst mal vielen Dank für die freundliche Aufnahme.

Und vielen Dank für Eure Antworten.

ich fasse mal kurz zusammen:

Ein gut gebauter Eibenbogen kann unter optimalen Bedingungen bis zu 50.000 Schuß halten. Das klingt doch schonmal gut ;D
Das gilt für Eibe. Ist aber auch auf Bögen aus anderen Holzarten übertragbar.

Hier spielen noch eine Reihe von Faktoren mit rein. Sei es nun die Herkunft des Holzes, das Geschlecht der verwendeten Eibe oder auch mögliche Fehlstellen im Holz wie z.B. nicht sichtbare/entdeckte Totästchen.

Interessant fand ich die zahlreichen Hinweise zu den Lagerbedingungen. Das hatte ich bislang nicht auf dem Schirm.
Ich dachte bislang eher in die Richtung dass wenn der Bogen einmal fertig versiegelt/lackiert ist das dann Umgebungsbedingungen wie Luftfeuchte oder Temperatur keinen maßgeblichen Einfluß auf die Holzeigenschaften mehr haben sollten.
Meinen aktuellen Bogen habe ich zunächst mit Leinölfirnis versiegelt und im Anschluß zum finishen Bienen- und Carnaubawachs aufgetragen.
Euren Aussagen nach würde ich jetzt mal ableiten das für einen solchen Bogen eine Lagerung auf dem Balkon einer Lagerung in meiner Wohnung vorzuziehen wäre...richtig?
Bei dem von mir verwendeten Finish kann ich mir durchaus noch vorstellen dass das noch, wenn auch gebremst, durchlässig für Wasser ist und das, über einen längeren Zeitraum gesehen, eine Lagerung bei geringer Luftfeuchte zu einer Reduktion der Feuchte im Holz führen kann.
Aber wie verhielte es sich damit wenn man hier moderne Polymerlacke verwenden würde?
Die sollten doch in der Regel wasserundurchlässig sein oder?

Ein weiterer Interessanter Punkt sind die Andeutungen/Beschreibungen zum Ableben eines Eibenbogens.
Hier wird ja vielfach geschildert das Eibe dabei oft regelrecht explodiert.

Das kann ich aus eigener Anschauung bestätigen.

Der von mir Eingangs erwähnte Kinderbogen den ich für meinen Neffen aus einem Eibenast gefertigt hatte ist mir mit einem lauten Knall um die Ohren geflogen. Ursache waren hier zwei direkt nebeneinander liegende Totästchen und vermutlich überziehen meinerseits. Auf jeden Fall sind mir einige Stücke vom Bauch heftig um die Ohren geflogen und eines hat mich im Gesicht in Höhe des Wangenknochens getroffen und nen netten Cut verursacht. Und das bei einem 20-25# Bögelchen.
Da mag ich mir nicht ausmalen was bei nem Bogen mit > 70# passiert.....
Ihr tragt nicht zufällig Schutzbrillen wenn Ihr Eure Eibenbögen schießt oder? 8)
Benutzeravatar
Nevis
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 56
Registriert: 14.11.2015, 22:41

Re: Haltbarkeit Eibenbögen

Beitrag von Nevis »

Blacksmith77K hat geschrieben:Auf den kompletten Bogen bezieht sich das. So ziemlich alle Stoffe verändern ihr Biegeverhalten bei 0 Grad Celsius. Wenn dein Zeigefinger 0 Grad hat, biegt der auch komisch.
Wenn der Zeigefinger Null Grad hat und ein komisches Biegeverhalten aufweist könnte das auch an dem Malheur mit der Bandsäge liegen, und dass man sich gerade, mit dem Finger in der Eisbox, auf dem Weg ins nächste Krankenhaus befindet. ;)
Benutzeravatar
locksley
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 5855
Registriert: 06.08.2003, 23:46
Hat gedankt: 14 Mal
Hat Dank erhalten: 24 Mal

Re: Haltbarkeit Eibenbögen

Beitrag von locksley »

Meine Eibebögen sind bisher alle ohne Vorwarnung, wie knarren oder ähnliches im Auszug gebrochen. Explosionsartig kann ich nicht bestätigen, ein lauter Knacks dann fiel mir jeweils der obere Wurfarm vor die Füße.
Ein grosser Mann wird weder vor dem Kaiser kriechen, noch einen Wurm zertreten (Benjamin Franklin)

Wenn das Atmen schwieriger waere, haetten wir weniger Zeit um Unsinn zu reden.

Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd (Sprichwort)
Benutzeravatar
Nevis
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 56
Registriert: 14.11.2015, 22:41

Re: Haltbarkeit Eibenbögen

Beitrag von Nevis »

@Locksley:

Das doch klingt beruhigend. Ich habe hier wie gesagt bislang nur ein Beispiel aus eigener Anschauung.
Benutzeravatar
Bowster
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 3677
Registriert: 17.02.2012, 16:50
Hat gedankt: 4 Mal
Hat Dank erhalten: 2 Mal

Re: Haltbarkeit Eibenbögen

Beitrag von Bowster »

aus meiner Erfahrung kann ich das explosionsartige Brechen auch bestätigen, da liegen dann nicht nur 2 Stück Holz in der Landschaft, allerdings bin ich mir inzwischen auch ziemlich sicher, dass ich noch nie wirklich gute Eibe in den Händen hatte, die zwei die es mir zerrissen hat, hat es mir auch bereits beim Tillern zerrissen..
Beim Weitschiessen, als ich einen selbstgebauten Osagebogen 2 Zoll weiter auszog als er getillert war, flog mir dieser allerdings auch sehr spektakulär um die Ohren.
Benutzeravatar
Nevis
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 56
Registriert: 14.11.2015, 22:41

Re: Haltbarkeit Eibenbögen

Beitrag von Nevis »

@Schnabelkanne

die Photos von den Mary Rose Bögen sind nice. Fände ich schon crass wenn die nach 450 Jahren im Meerwasser noch funktionieren täten. ;)
Benutzeravatar
Blacksmith77K
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 6025
Registriert: 17.09.2010, 22:55
Hat Dank erhalten: 1 Mal

Re: Haltbarkeit Eibenbögen

Beitrag von Blacksmith77K »

Sie tun es. Ich suche dir ein Video raus.
...du biegst nicht den Bogen, der Bogen biegt Dich!

76" Yew Warbow (ELB) 135#@32"
74" Yew Warbow (ELB) 105#@32"



...and several yew warbows...
Benutzeravatar
Schreiner
Full Member
Full Member
Beiträge: 115
Registriert: 01.12.2013, 14:39

Re: Haltbarkeit Eibenbögen

Beitrag von Schreiner »

@Blacky:
das Video würde mich auch sehr interessieren...freu mich es zu sehen.

Schöne Grüsse,
Schreiner
Benutzeravatar
Nevis
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 56
Registriert: 14.11.2015, 22:41

Re: Haltbarkeit Eibenbögen

Beitrag von Nevis »

@Blacksmith
da bin ich auf jeden Fall gespannt. ;)
Zu den Mary Rose Bögen habe ich in der Vergangenheit schon ein wenig gelesen. Halt das was man im Internet so dazu findet. Und das war auch schon das ein oder andere mal Thema in irgendwelchen Dokus die ich gesehen habe. Aber das die auch geschossen worden sind habe ich irgendwie verpasst.... :p
Benutzeravatar
Schreiner
Full Member
Full Member
Beiträge: 115
Registriert: 01.12.2013, 14:39

Re: Haltbarkeit Eibenbögen

Beitrag von Schreiner »

@nevis:
darum interessierts mich nämlich auch sehr....super wenn Blacky da einen Beitrag dazu hat- perfekt! Ich hab das bis dato auch nicht gewusst das man zu Testzwecken mal einen solchen historischen Bogen hergenommen und geschossen hat. Im Gegenteil- ich hab mal irgendwo mitbekommen das es hieß "unmöglich- die wären nicht mehr schießbar", aber offensichtlich hat man das doch probiert.

Sehr interessant. Freu mich auf den Beitrag.

Lg und schönen Abend an Alle,
Schreiner
Benutzeravatar
fatz
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 6644
Registriert: 12.05.2015, 21:54
Hat Dank erhalten: 147 Mal

Re: Haltbarkeit Eibenbögen

Beitrag von fatz »

Normal fasst ein Archaeologe sowas nur mit Samthandschuhen an, aber aus der Mary Rose hatten sie so viele Boegen,
dass sie da etwas experimentierfreudiger waren. Ich hab auf yt mal eine englische Doku gesehen, wo sie einen auf dem
Tillerbaum hatten und das Zuggewicht gemessen haben.
Dass die Dinger auch geschossen wurden hab ich noch nicht gehoert. Waer aber logisch. Wenn Blacky das Video finden
koennte waere das klasse.
Haben ist besser als brauchen.
Benutzeravatar
Arcito
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 404
Registriert: 24.03.2012, 22:41

Re: Haltbarkeit Eibenbögen

Beitrag von Arcito »

Abend,

Wenn ich mich nicht täusche ist im Buch von Jürgen Junkmanns ein Eintrag dazu zu finden, nebst Bild einer der Mary-Rose-Bögen im Vollauszug.

Junkmanns, Jürgen. Pfeil und Bogen: Von der Altsteinzeit bis zum Mittelalter.

Gruß
Arcito
Benutzeravatar
Nevis
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 56
Registriert: 14.11.2015, 22:41

Re: Haltbarkeit Eibenbögen

Beitrag von Nevis »

Wie hat man egtl. damals Bögen gegen Witterungseinflüsse und Feuchtigkeit geschützt?
Ich habe hier Bienenwachs und Fett auf dem Schirm. Zumindest was Bögen aus dem europäischen Raum angeht.
Könnte mir hier auch Zusätze wie Propolis und diverse Baumharze mit antiseptischer Wirkung gut vorstellen...
Antworten

Zurück zu „Bogenbau“