Wie tillert man einen vollpyramidalen Bogen?

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nemrod
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Wie tillert man einen vollpyramidalen Bogen?

Beitrag von nemrod »

Hallo alle Zusammen!
Ich bin dabei mein ersten vollpyramidalen Bogen mehr oder weniger nach Heidjer´s Recept http://www.fletchers-corner.de/viewtopi ... 15#p298696 zu bauen.
180 cm lang NN; symmetrisch; Breite nach dem Fadeout 4 cm auf dem Rücken, 5 cm am Bauch (getappert), 10 cm lang parallel danach vollpyramidal auf 1 cm (Rücken) bzw. 1,5 cm (Bauch); die Wurfarme sind auf die ganze Länge gleichmäßig 1,5 cm dick.
FC.png
Standhöhe = 0
15" Auszug = 35#

Abgesehen davon, dass der rechte Wurfarm stärker ist, sind meiner Meinung nach die Wurfarme ab die Mitte nach außen zu steif. Irgendwie schaut das Auszugsbild krank aus!
Und jetzt die Frage: wie zum Kuckuck geht jetzt weiter??
Tiller ich jetzt nur noch von der Seite oder vom Bauch oder beides (die Enden müssen so wie so noch schmäler werden)?? Wenn ich nämlich die äußere Hälfte vom Bauch her bearbeite habe ich keine gleichmäßige Dicke mehr?! Wobei ich mir denke, dass es nicht auf die mm gleichmäßig werden soll, schließlich ist ja Holz nicht homogen?!
Fragen über Fragen!
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Heidjer
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Re: Wie tillert man einen vollpyramidalen Bogen?

Beitrag von Heidjer »

Ja die äußeren WA-Hälften sollen etwas mehr biegen. ;)
Aber für mich sieht es auf dem Bild so aus als wäre der linke WA stärker, er scheint in der äußeren Hälfte auch steifer wie der rechte WA zu sein! ???
Da der maximale Biegeradius von Holz nur von der Dicke abhängt und es bei vollpyramidalen Bögen quasi nur eine einzige Dicke gibt, sollen solche Bögen sich über den gesammten Biegebereich sehr gleichmäßig biegen.
Tiller das Holz nach "Gefühl", fühle mit Daumen und Zeigefinger die Dicke des WA in dem Bereich wo etwas weg muß und fühle wie die WA gleichmäßig schmaler werden. Dann entscheide Dich, sehr wenig vom Bauch zu kratzen oder 8 x soviel von den Seiten. Ich sehe zu, das die Seitenlinie gut aussieht und sich sehr gleichmäßig anfühlt, dann wird nur noch vorsichtig am Bauch gekratzt. ;)


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.
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Gringo
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Re: Wie tillert man einen vollpyramidalen Bogen?

Beitrag von Gringo »

Willst du denn am Breitentaper noch arbeiten? Ich persönlich stelle immer erst den Breitentaper so gut wie möglich fertig bevor ich an den eigentlichen tiller gehe. Welches Auszugsgewicht strebt du denn an? Die WA Enden können ruhig schmaler. So 1cm - 0,8 wären ok .
Der linke WA hat da wohl einen gewachsenen Knick.
Beide WA's müssen sich erstmal an den letzten dritteln mehr biegen bevor du den Bogen weiter Ausziehst.
Vorsicht am linken WA!
Ansonsten warte auf die Meinungen von den Profis denn ich bin noch keiner... ;)

LG
Gringo
If you're willing to change the world, let love be your energy.
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nemrod
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Re: Wie tillert man einen vollpyramidalen Bogen?

Beitrag von nemrod »

Heidjer hat geschrieben: als wäre der linke WA stärker,
Ja, eh! :-[ Weil links ist da wo der Daumen rechts ist! ;D
Heidjer hat geschrieben:Tiller das Holz nach "Gefühl", fühle mit Daumen und Zeigefinger die Dicke des WA in dem Bereich
Na, ja bei mir war bis jetzt mehr die Schublehre und der Maßband im Einsatz! Aber die lege ich jetzt auf der Seite!
Gringo hat geschrieben:Willst du denn am Breitentaper noch arbeiten?
Wie immer 45# und es werden wahrscheinlich wie immer wieder 35#! :'(

OK, danke! Das hat mir schon weitergeholfen!

Gruß
nemrod
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nemrod
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Re: Wie tillert man einen vollpyramidalen Bogen?

Beitrag von nemrod »

Hallo alle Zusammen,

für meine Begriffe ist der Bogen fertig getrillert. Sieht ihr das auch so? Habe ich irgendwo eine gröbere Schnitzer drin?
Was mich etwas irritiert:der Bogen ist ja symmetrisch und daher habe ich den unteren Wurfarm (rechts) stärker gelassen. Passt da so? Ist es nicht zu viel? Der Standhöhe gefällt mit rein optisch nicht unbedingt und der obere Wurfarm (links) hat auch mehr Set entwickelt wie der Untere - ist das weil der Untere zu viel stärker ist? Bei 24# Auszug sind die Tipps jedoch auf gleicher Höhe - was ich auch nicht ganz verstehe. ???
Der Bogen hat ca. 50 Schüße hinter sich, haut die Pfeile sauber raus, zu meiner Überraschung aber tritt er wie ein Esel - obwohl die Tipps schon ziemlich schlank sind. Hat das event. was mit der symmetrische Bauweise zu tun (die Wellen treffen gleichzeitig im Griff ein?)?
FC1.png
Schönen Sonntag
nemrod
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Benedikt
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Re: Wie tillert man einen vollpyramidalen Bogen?

Beitrag von Benedikt »

Ich finde, der Linke WA könnte ein bisschen mehr zum Ende hin Biegen, da ist der ja relativ gerade. Sieht man auch auf dem Bild mit der Ellipse :)
Mach Späne
Benedikt
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Re: Wie tillert man einen vollpyramidalen Bogen?

Beitrag von Wilfrid (✝) »

so ganz außen darfs auch etwas mehr Biegung sein.
Und ja, das Treten kann von der "guten Symmetrie" kommen.
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Toddi
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Re: Wie tillert man einen vollpyramidalen Bogen?

Beitrag von Toddi »

sieht doch garnicht schlecht aus der Tiller - bisschen mehr Biegung zu den Enden hin kann er vertragen.

wenn er zu sehr tritt würd ich den unteren WA ca. 5 cm kürzen und nachtillern.

ich baue meine Flatbows meist so, dass der Pfeil etwas über Bogenmitte rausgeht. Bogenmitte = Schwerpunkt = Druckpunkt.

Hatte mit dieser Konstellation noch nie Probleme mit Handschock ;) ...oder ich merk´s einfach nicht :P ;D

Was ist das eigentlich für Holz ? Esche ?

Gruß Toddi
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nemrod
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Re: Wie tillert man einen vollpyramidalen Bogen?

Beitrag von nemrod »

Ja, das sehe ich jetzt auch - bzw. ich denke der Rechte passt aber der Linke könnte außen noch ein bisschen was vertragen!

@Toddi: ja ist Esche. Ich habe bis jetzt alle meine Bögen asymmetrisch gebaut - diesmal wollte symmetrisch. Werde also denke ich nicht kürzen sondern die Enden noch filigraner machen, wenn er noch immer Handschock hat, ja dann.... baue ich den nächsten! Aber wieder asymmetrisch! ;)

Und wie siehts mit der unterschiedliche Stärke der Wurfarme aus? Passt so oder doch zu viel?
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nemrod
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Re: Wie tillert man einen vollpyramidalen Bogen?

Beitrag von nemrod »

Hallo alle Zusammen,

ich habe hier und da noch ein bisschen geschabt und als es so aussah
Vor einschiessen.png
dachte ich mir - besser wird nicht mehr, also habe ich es eingeschossen, ein paar Parcourrunden gedreht und sogar ein Turnier damit geschossen. Also so um die 200-300 Pfeile (wer zählt das schon-außer unser Lord ;D ) Der Bogen hatte zwar noch ein bisschen Handschock aber noch immer 46# und was für mich viel wichtiger war - null Kompressionsbrüche! Das habe ich bis jetzt nicht geschafft! Also würde hier ein normaler Mensch sich zufrieden zurücklehnen und sein neuer Bogen genießen! Aber bitte - ich doch nicht! Weil der kleine Teufel >:) am linker Schulter meinte ja immer: für 46# ist es schon a bissi lahm! Da geht noch was! Also temper es!! >:) Und ich Depp tat es! O0
getempert.png
Natürlich von lauter keine Zeit und auf der Schnelle zwischen Tür und Angel! Dabei bemerkte ich beim Rückwärtspannen nicht daß der obere WA durch die deflexe Welle sich weniger rückwärts bog und dadurch den unteren WA um ein Ecken mehr im Reflex spannte als ich wollte: statt 5 cm so um die 10-15 cm! Das merkte ich erst als ich anfing den oberen WA zu tempern (der Untere war da schon fertig ::) ) Ich habe zwar dann versucht den Oberen auch mehr Reflex zu geben aber der wollte es nicht so richtig - und wegen die Welle traute ich mich auch nicht so! Das war vor 2 Wochen.
nach tempern.png
Mein Plan war den Bogen mit der lange Tillersehne 30x auf Standhöhe zu pumpen und dann auf halber Standhöhe eine Nacht stehen lassen - dadurch hätte sich der Reflex schon etwas relativiert. Ja denkste! Der Bogen hat jetzt mit der lange Tillersehne bis zur Standhöhe gezogen bereits 40# und hat dann die original Sehne (10 Stang Dacron, die sich durch das Schießen bereits gesetzt hat, die ich aber jetzt etwas aufgedreht habe) einfach gerade gezogen! Also mein dämlichen Gesichtsausdruck hätte ich mal gerne selber gesehen - und erst recht als auf einmal die Sehne mit einem lauten peeng schlaff wurde! 8) Erst dachte ich die Sehne ist gerissen aber
Overlay ab.png
es hat den Overlay (Essigbaum) abgefezt!

Und jetzt werde ich beim Einschlafen darüber sinnieren wie ich weiter machen soll! ;D Ist doch scheiße so was! ;D

Gute Nacht!
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Idariod
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Re: Wie tillert man einen vollpyramidalen Bogen?

Beitrag von Idariod »

Jaha, das mit dem Tempern...ich hätt auch nit gedacht dass mein Erstling bei 59# rauskommt. ^^ Aber die HLP machts möglich, trotz bösem Set und Deflex. :D
Teile dein Wissen und gib nicht vor zu wissen was du nicht weißt - ein guter Ratschlag von einem tüchtigen Tischler. Das steht hier um mich daran immer zu erinnern, und für alle denen der Schuh passt.
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Benedikt
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Re: Wie tillert man einen vollpyramidalen Bogen?

Beitrag von Benedikt »

Ganz im Ernst?
Mach Hornoverlays drauf, die halten das unter Garantie aus :)
Gruß
Benedikt
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Dolge
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Re: Wie tillert man einen vollpyramidalen Bogen?

Beitrag von Dolge »

Essigbaum als Overlay? Geht es denn eigentlich noch weicher? :D
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Ravenheart
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Re: Wie tillert man einen vollpyramidalen Bogen?

Beitrag von Ravenheart »

...und auch noch faserprallel aufgeklebt....

also...

1. Ich habe aufgehört, mitzuzählen, wie viele Bogen hier bereits als durch Tempern zerstört präsentiert wurden...
Klar, es gibt auch Fälle, wo es (zumindest ne Zeit lang) gut ging. Aber es gibt auch Leute, die aus dem 4. Stock vom Balkon fallen und das unverletzt überstehen. ::)

2. Ein Overlay kann man relativ problemlos ersetzen.

3. Ist der Bogen nun unsymmetrisch, muss nachgetillert werden... UND nachgetempert, wobei man den Zugewinn durch's Tempern beim Tillern einbeziehen muss - fast unmöglich.... Reines Glücksspiel...

Wünsche Dir viel Erfolg!

Rabe

PS: "Stärker" heißt leider NICHT automatisch "schneller"... Die Bogengeschwindigkeit entsteht nicht nur durch die Kraft, sondern auch durch die Reaktionsgeschwindigkeit des Holzes. Beim Tempern wird der Bauch verhärtet, womit ein Teil der Längenänderung (infolge des Krümmens) auf den Rücken verlagert wird. Das Holz am Rücken kommt dadurch näher an seine Streckungs-Grenze (und näher an die Bruchgrenze ::) )... In der Nähe der Streckungs-Grenze aber nimmt bei vielen Materialien die Reaktionsgeschwindigkeit ab!
Kennt man auch von sich selber: Wer "normal" in die Hocke geht und hochhüpft, kommt höher als jemand der so tief runter geht, dass er mit dem Po auf den Boden kommt...
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Bogenhannes
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Re: Wie tillert man einen vollpyramidalen Bogen?

Beitrag von Bogenhannes »

Ja meine Erfahrung mit Tempern ist auch eher durchwachsen mit einem weinendem und einem lachenden Auge. Was mich bei deinem Holz wundert ist der Zugewinn an Zugkraft. War bei mir nicht so.

Aber ich denke, du bist über einen der typischen Fallstricke des Bogenbaus gestolpert...und dann auch zu schnell gehandelt ohne lange nachzudenken.
ABER: Der Bogen ist noch nicht zerstört! Ich denke über kurz oder lang wären die Essigbaumteile sowieso kaputt gegangen. Es ist ein viel zu weiches Holz für die Belastung...ersetze es durch ein gutes Hartholz.

Ich würde an deiner Stelle nachtillern und es dabei belassen. Du könntest natürlich auch versuchen bestimmte Stellen des Bogenbauchs durch Tempern weiter zu härten, aber mir wäre das zu riskant. Außerdem setzt man dem Holz ganz schön zu und man muss immer auf das das Feuchtigkeitsgleichgewicht achten...

@Rabe: Ich denke jetzt, dass man schon tempern kann ohne den Bogen zu schädigen. ABER dann eher sanft und nur um dem Set entgegenzuwirken. Ansonsten ist jedem das Experimentieren freigestellt, wenn er oder sie genug Bögen hat :)

Viele Grüße
Johannes
Die Richtung eines Pfeils wie auch eines Wortes lässt sich nicht mehr ändern
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