Vorneweg ein paar allgemeine Anmerkungen zu meinen sechs Pfeilen: Sie sind alle unterschiedlich, ob in Holzart, Länge, Dicke, Spine, Spitze, Nocke, Befiederung, Finish, keiner ist exakt wie ein anderer. Das war vollste Absicht, da dies meine ersten Sap-Pfeile sind und ich möglichst viel experimentieren und dabei lernen wollte. Ich habe nicht durchgehend historische Materialien verwendet, d.h. Kleber (2K Uhu Endfest), Wicklungen und Lack (Bootslack) sind „neuzeitlich“. Dahingegen habe ich bei der Bearbeitung keinerlei Maschinen verwendet, sondern alles nur mit Kraft meiner Hände gefertigt. Elektrizität wurde nur zu Zwecken der Beleuchtung eingesetzt

. Übrigens: Schaftdicken der Rohlinge habe ich leider nicht vermessen, kann sie deswegen nicht angeben, sorry. Ein spezieller Dank geht an meine Vereinskameradin Sabine, die zwei Aras in einem Vogelpark ehrenamtlich betreut, und mir zu meiner großen Freude ein paar wunderschöne Arafedern geschenkt hat! Da die Federn recht unterschiedlich waren (Färbung, Größe, kleine Fehler von Mauser und Schädlingen, RW, LW, etc.), mußte ich bei Zusammensetzung und Formgebung ein wenig improvisieren. Wie auch immer, Bilder sprechen mehr als Worte, deswegen ab zur Präsi:
Kriegspfeil:
Holzart: Holunder
Länge: 34“ (87 cm)
Spine: 100 #
Durchmesser: 11 mm vorne; 10 mm hinten
Gewicht: 782 grn (50,7 g)
Spitze: geschmiedete Eisenspitze (aus einer historischen Schmiede in Dänemark)
Befiederung: Gans, Unterseite der Federn, volle Höhe und Länge
Nocke: Insert aus Vollholunder mit einer Zwischenschicht Wasserbüffelhorn
Finish/sonstiges: Schwarzes Garn für Spitzenwicklung, Zahnseide für Feder- und Nockwicklung. Schaftende und Nocke nußbraun gebeizt. Ausgeprägter Markkanal, deswegen an der Spitze ein Stück Kiefernschaft 11/32 eingesetzt für Befestigung der Eisenspitze.
Zier- oder Zeremonienpfeil (auf Wunsch meines Sohnes):
Holzart: Walnuß
Länge: 31,5“ (80,5 cm)
Spine: 33 #
Durchmesser: 11 mm vorne; 8,5 mm hinten
Gewicht: 502 grn (32,5 g)
Spitze: Amethyst (von meinem Sohnemann bekommen)
Befiederung: Leitfeder Falke(?), die anderen vom Ara blau/gelb
Nocke: Insert aus Kiefer, nußbraun gebeizt
Finish/sonstiges: Zahnseide für Spitzenwicklung, schwarzes Garn für Federn und Nocke. Die Walnußschößlinge sind sehr weich und haben einen ausgeprägten Markkanal. Sehen zwar toll aus, würde ich aber nicht zu einem ernsthaften Satz verbauen.
Kinderpfeil:
Holzart: Apfel
Länge: 23“ (58 cm)
Spine: nicht meßbar (weil zu kurz), gefühlt recht weich
Durchmesser: 8,5 mm vorne; 6 mm hinten
Gewicht: 414 grn (26,8 g)
Spitze: Feldspitze brüniert, 70 grn
Befiederung: Leitfeder Falke(?), die anderen vom Ara blau/gelb
Nocke: Selfnock
Finish/sonstiges: Schwarzes Garn für Federn und Nocke. Dieser Pfeil wird in den Besitz meines Sohnes übergehen und wird auch geschossen werden. Bin gespannt, ob und wie lange er hält.
Jagdpfeil v1:
Holzart: Falscher Flieder (Schmetterlingsstrauch)
Länge: 30,7“ (78 cm)
Spine: 54 #
Durchmesser: 10 mm vorne; 8 mm hinten
Gewicht: 412 grn (26,7 g)
Spitze: Wasserbüffelhorn
Befiederung: Ara, Leitfeder blau/gelb, die anderen blau/rot
Nocke: Selfnock, allerdings mit einen in den Markkanal eingeklebten Stück Buche
Finish/sonstiges: Zahnseide für Spitzenwicklung, schwarzes Garn für Federn und Nocke. Von allen meinen Schaftmaterialien das beste Holz: Es ist fest, hoher Spine, trotzdem sehr leicht, schön gerade, einfach zu verarbeiten.
Jagdpfeil v2a:
Holzart: (Falscher) Jasmin
Länge: 30,3“ (77 cm)
Spine: 40 #
Durchmesser: 8,5 mm vorne; 8 mm hinten
Gewicht: 475 grn (30,8 g)
Spitze: Wasserbüffelhorn
Befiederung: Ara, Leitfeder blau/gelb, die anderen blau/rot
Nocke: Selfnock
Finish/sonstiges: Zahnseide für Spitzenwicklung sowie für Federn und Nocke, Schaftende nußbraun gebeizt. Auch ein recht gutes Holz für Pfeilschäfte, aber schwerer als der Flieder, und vor allem läßt es sich gar nicht gerne geraderichten. Zickig.
Jagdpfeil v2b:
Holzart: (Falscher) Jasmin
Länge: 29,3“ (74,5 cm)
Spine: 60 #
Durchmesser: 9 mm vorne; 8,5 mm hinten
Gewicht: 554 grn (35,9 g)
Spitze: Wasserbüffelhorn
Befiederung: Ara, Leitfeder blau/gelb, die anderen blau/rot
Nocke: Selfnock
Finish/sonstiges: Zahnseide für Spitzenwicklung, schwarzes Garn für Federn und Nocke.
Und jetzt nochmal
alle:

- Von links nach rechts: Kriegspfeil (Holunder), Zierpfeil (Walnuß), Kinderpfeil (Apfel), Jagdpfeil v2a (Jasmin), Jagdpfeil v2b (Jasmin), Jagdpfeil (Flieder)

- Von oben nach unten: wie vorheriges Bild von links nach rechts.
Zu guter Letzt geht noch ein ganz lieber Dank an meine Frau, die viel besser fotographieren kann als ich und deshalb die Fotos für die Präsi gemacht hat. Wenn man schon keine Felle und Totenschädel hat, muß man eben anderweitig für Chancenerhöhung sorgen

. Ich hoffe, die Pfeile gefallen euch. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, sie zu bauen. Und gelernt hab ich dabei immens! Cheers!
Deep in the human unconscious is a pervasive need for a logical universe that makes sense. But the real universe is always one step beyond logic.