Ich hatts ja schon im Technikfortschritte-Thread angedroht ... ich hab was verstanden, glaub ich

Ich dacht ich stell das ganze mal zur Diskussion, um
a) meine Interprätation dazu zu Überprüfen
b) Fragen besser zu beantworten
c) weils den Daumentechnikveränderungen Beiträg sprengt.
Ich übersetze mir momentan Stück für Stück das Werk „Arab Archery“ von Faris und Elmer. Ich beziehe mich dabei auf die Kapitel 6, 15 und 20 (bzw meine Übersetzung) – und hier im Beitrag ausschließlich auf die Technik von abu-Hasim al-Marwadi (Schreibweise in anderen Werken abweichend) ein. Zitate und frei zitiertes ist ausschließlich aus der von mir eingedeutschten Fassung von Arab Achery und zur kenntlichmachung kursiv gedruckt.
I. „Hä, was das fürn Typ?“ Apu vom Kwik-E-Mart hieß anders ...
Der Typ heißt „abu-Hashim al-Mawardi“ [wörtlich: Der Vater von Hashim, der Mann, der Rosenwasser verkauft]. Er für sein Wissen über das Bogenschießen berühmt und sein Ruhm reicht weit. Jeder, der das Bogenschießen meistern will sollte auch in seine Arbeiten schauen und für sich heraussuchen, was für einen selbst passt, wie es auch al-Tabari in seinem Buch al-Wadih [Das klare Buch] tat.
Wenn er Rosenwasser verkauft, wird er wohl eine Weile umherreisen. Diese Wahre war und ist Speisezusatz, also Gewürz, also ist ein nomadisches und reisendes Verhalten anzunehmen. Sein Name schließt, im Gegensatz zu den zwei anderen genannten Meisterschützen, deren namen eindeutig einem Ort und einer Stadt zugeordnet werden können, das Reisen nicht aus. Auch sind seine sonstigen Techniken älter, als die der beiden anderen.
II. „Wie greift man die Sehne? Und was hat das mit dem Typ zu tun?“
Es gibt sechs Griffe über die sich die Experten einig sind: 63, 69, 73, 83, 24 (nennt man Khusurwani [nach Chosores, König von Persien] und 72, den man Reserve nennt. 63, 69, 73 und 83 kommen für den „twist“ in Frage. Bei der 24 ist der Zeigefinger gerade ausgestreckt, was es zwar nicht unmöglich, aber untauglicher macht. Der 72er hat Zeige- und Mittelfinger über dem Daumen, was das Lösen generell erschwert. Das behindert das saubere Lösen ohnehin, und das ist auch für diese Lösetechnik nicht förderlich, also weg damit. Die 83 muss ich auch ausschließen, weil ich die nicht verstehe.
Getestet, erprobt und für gut befunden sind also 63, 69 und 73.
Einschub Fingerrechnen:
Die Araber haben ein System (gehabt?), um mit einer Hand die Zahlen von 0 bis 100 zu Zählen. Da diese Zahlen 2 Ziffern haben ist die Hand unterteilt. Daumen und Zeigefinger sorgen für die Zehnerschritte, und Mittel- bis kleiner Finger für die Einserschritte. Hier die relevanten Auszüge:
50: Der Daumen wird so gebogen, dass er die Handfläche, nahe dem Zeigefingergrundgelenk, berührt;
60: Der Daumen bleibt in der Position von
50, und der Zeigefinger wird um den Daumen herumgelegt, das er komplett umschlossen ist;
70: Daumennagelspitze an das mittlere Zeigefingerglied, und dann die Zeigefingerspitze um den Daumen legen, dass die Innenseite des Zeigefingers an der Seite der Daumenspitze liegt;
80: Zeigefingerspitze über den Daumennagel legen.
In Bildern:
50

60

70

80

3: Mittel- bis kleiner Finger eingekrümmt/eingefaltet, so dass ihre Spitze das Fingerkissen (Das weiche Gewebe an den Körperinnersten Fingergelenken) berühren.
9: Mittel- bis kleiner Finger eingekrümmt/eingefaltet, so dass ihre Spitze das Daumenkissen berühren.
In Bildern:
3

9

Man Formt also mit Zeigefinger und Daumen den Zehnerschritt, und gleichzeitig mit Mittel- bis kleinem Finger die Einserziffer, und fertig ist die Zahl!
Klar soweit?
Also: Griff... Ich nehme mal die 63 als Beispiel.

Nun kommt abu-Hashim al-Marwadi ins Spiel: 63 Sagt nur ungefähr, wie die Finger für die Zahl geformt werden. Das ist keine Anleitung für den Sehnengriff, sondern nur eine grobe Kategorisierung für die Sehengriffe.
Wenn man die exakte Weise der Griffe betrachtet, so haben die Experten Differenzen, wo die Sehne in Relation zum Daumen, und auch wo sich die Daumenspitze und der Zeigefinger befinden soll.
Einige lehren, dass die Sehne in der Mitte des Äußeren Daumengliedes liegen soll, schräg Richtung Daumenspitze, während die Daumenspitze auf dem mittleren Fingerglied des Mittelfingers liegt und das mittlere Fingerglied des Zeigefingers auf dem äußeren Daumenglied, mit dem äußeren Fingerglied des Zeigefingers um den Daumen herumgebogen und dem Zeigefinger nahe dem äußersten Gelenk des Daumens und neben der Nocke. Beim Ausziehen vergrößerst du den Abstand zwischen Daumen und Mittelfinger während die Zeigefingerspitze außerhalb des Bogens liegt. Dies ist die Methode von abu-Hasim al-Marwadi.


III. Let's twist (again ...)
Der gedrehte Ablass (mafruk) besteht aus dem Auszug des Pfeils bis zu seiner vollen Länge. Dann wird pausiert, bis bis zwei gezählt wurde. Dann gibt man dem Pfeil eine Drehung mit der rechten Hand an der Innsenseite der Sehne. Dann löst man Zeigefinger und Daumen und entspannt die Hände. Die Drehung (twist/farkah) besteht aus einem leichten drücken gegen die Bogensehne mit dem körperinnersten Gelenk des Zeigefingers und dem Drehen der rechten Hand ein wenig, bis der Freiraum von Daumen und Zeigefinger an der Seite vom Hals befindet und diesen auch berührt oder auch daran reibt.
Vollauszug

Mit "twist"

IV. Warum macht man das?
Es ermöglicht (mir) ein sauberes und starkes Lösen. Je schneller man löst, desto schneller wird auch der Pfeil. Je gleichmäßiger es ist, desto besser trifft man. Der Witz ist, dass durch das Verdrehen der Daumen auch von der Bogensehne aus der Flugbahn gedrückt wird. Darüberhinaus geht die Pfeilbeschleunigung nicht sofort los, sondern um die Zeit verzögert, bis die Sehne vom Wurfarm gerade gezogen, und dann gerade in Schussrichtung losschnellt. Dadurch kann der Daumen schon einen Tacken weiteraus dem Weg sein, als ohne das. Und ... es ist soo toll!

V. Was verbindet es denn?
So eine Drehung findet man in Korea, Japan und der Türkei. Sicher auch an anderen Orten der Welt. Gleichzeitig gibts eine Verbindung in der Befiederungsweise! Im Orient wird mit der Leitfeder oben befiedert. Im Okzident mit der Leitfeder außen. Beim twist dreht sich nämlich die Leitfeder genau so, dass sie den gleichen Winkel wie die links daneben, zum Bogen steht, und die rechts von der Leitfeder, wie bei eine Leitfeder von den Fitas vom Bogen absteht. So wird es wie ein Bindeglied zwischen Compound und Elb, mit dem Flair des Elb und dem Speed des Compound (vor 20 Jahren

Es wurde im FA mal geäußert, dass es nicht ginge, was hier gezeigt wird, aber genau das ist der Twist! (auf koreanisch, fernsehcineastisch)
http://www.youtube.com/watch?v=TGmdeHLA ... page#t=29s
Und ich kann es, bis 66#. Etwas anders, weil ich die Sehne anders greife, aber es geht.
Frohes diskutieren und so,
Sateless