Mein erster Bogen aus Robinie - Stave geeignet?

Themen zum Bogenbau
Antworten
ortega
Newbie
Newbie
Beiträge: 17
Registriert: 10.11.2006, 15:48

Mein erster Bogen aus Robinie - Stave geeignet?

Beitrag von ortega »

Hallo!

Nachdem meine Robinienspaltlinge getrocknet sind, habe ich einen astfreien seitlich-geraden Stave mit 3,9mm dicken Jahresringen (3,6mm Spätholzanteil) grob aus einem Viertel herausgearbeitet.
Das Problem ist, dass der Stave einseitig reflex (siehe Foto) und die andere Seite kaum reflex ist.

Sollte ich - nachdem der Bogen grob fertig ist - die andere Seite auch in der selben Ausprägung reflex biegen oder die reflexe Seite zurückbiegen?

Grüße

Ortega

Bild
Bild
Bild
ortega
Newbie
Newbie
Beiträge: 17
Registriert: 10.11.2006, 15:48

Beitrag von ortega »

Schade dass mir hier keiner seine Meinung sagen möchte. Aber egal. Ich werde versuchen die nicht reflexe Seite reflex zu machen und hoffe, dass die Robinie das aushält.
Benutzeravatar
Frank
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 740
Registriert: 06.08.2003, 23:46
Hat Dank erhalten: 1 Mal

Beitrag von Frank »

Hi!
Den Stave im ganzen zu biegen, kannst Du vergessen. Leg einen Jahresring frei, zeichne die gewünschte Bogenform auf und säg ihn mit einiger Zugabe grob vor. Hol die Bogenseiten mit dem Ziehmesser raus, um den Fasern folgen zu können und um noch Korrekturmöglichkeiten zu haben. Dann bringst du den Bogen in den 'Floortillerzustand'. Die Bogenarme sollten sich also grad ein weinig biegen lassen. Nun holst Du auf der Bauchseite einen Jahresring um die Stelle raus, die du biegen oder dämpfen willst.

Jetzt erst kannst du den Stave dämpfen oder mit der Heißluftpistole korrigieren.
Dann wieder mindestens 2 Wochen ruhen lassen (ich warte so 2 Monate).
Wenn die Rausgedämpften Stellen im Biegebereich liegen, also nicht an den letzten 10cm der Wurfarme mußt du etwa 1/3 mehr reinbiegen, als später beim tillern überbleiben soll.

Ich würds machen. Robinie hab ich schon einige male gedämpft und nie Probleme gehabt.

Noch Fragen?
Gruß, Frank
ortega
Newbie
Newbie
Beiträge: 17
Registriert: 10.11.2006, 15:48

Beitrag von ortega »

Hi Frank,

danke erstmal für die ausfürhliche Antwort!
Floortiller sagt mir nichts (im Lexikon und Wiki hier und google nix gefunden).
Dämpfen wollte ich sowieso, wenn der Bogen grob herausgearbeitet ist.

Habe ich das also richtig verstanden, dass auf der Länge, die gebogen werden soll, dem Bauch ein Jahresring fehlen soll? Wozu macht man das?

Soll das Holz beim "ruhen lassen" noch eingespannt bleiben oder soll es einige Zeit nach dem Dämpfen ausgespannt und dann ruhen gelassen werden?

Grüße

Ortega
Benutzeravatar
Frank
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 740
Registriert: 06.08.2003, 23:46
Hat Dank erhalten: 1 Mal

RE:

Beitrag von Frank »

Original geschrieben von ortega

Floortiller sagt mir nichts (im Lexikon und Wiki hier und google nix gefunden).
Beim Floortiller hat man den Bogen soweit, daß sich die Wurfarm gerade von Hand biegen lassen. Man nimmt das eine Bogenende in die linke Hand und stellt den Bogen etwas schräg auf den Boden (floor) und drückt mit der rechten den Griff. Nun kann am Bogen langsehen und die ersten Biegungen begutachten.
Original geschrieben von ortega
Habe ich das also richtig verstanden, dass auf der Länge, die gebogen werden soll, dem Bauch ein Jahresring fehlen soll? Wozu macht man das?
Ne, nicht unbedingt fehlen, du sollst nur auch den Fasern folgen, wie am Rücken. Zweck: wenn der Bogen naß und heiß vom dämpfen ist und du ihn in Gegenrichtung biegst, ist die Gefahr groß, das sich Späne abheben. Dahre möglichst keine angeschnittenen Jahresringe. Such einfach mal nach dämpfen im Forum.
Original geschrieben von ortega
Soll das Holz beim "ruhen lassen" noch eingespannt bleiben oder soll es einige Zeit nach dem Dämpfen ausgespannt und dann ruhen gelassen werden?
Ich nehm den Rohling nach 24h aus der Form und lager ihn dann irgendwo in der Wohnung. Wenn ich beide Seiten dämpfe, kommt nach nem Tag halte die nächste Seite dran.

Gruß, Frank
Benutzeravatar
Ravenheart
Forengott
Forengott
Beiträge: 22358
Registriert: 06.08.2003, 23:46
Hat Dank erhalten: 1 Mal

Beitrag von Ravenheart »

Also ich würde an dem Stave gar nicht rumbiegen, sondern das im Tiller regeln!

Und WENN biegen, dann eher die reflexe Seite etwas begradigen!

Ortega scheint ja eher Anfänger zu sein, da ist schon ein geringer Reflex eine erhebliche Schwierigkeit! Gerade zu Beginn des Tillerns schwer zu händeln (neigt zum "Umklappen") und auch der Tiller selber schwer zu beurteilen!

Tipp: Griffbereich erst mal nicht schmaler machen, im Tillerstock mit Schraubzwinge gegen Umklappen fixieren! Alternativ im Griffbereich einen leichten Deflex reinbiegen, so dass schon bei geringem Auszug die Enden tiefer als die Auflage kommen, dann liegt er sicher!

Für "Floortiller" gibt es übrigens das schöne deutsche Wort "Bodentiller"...
8-)

Rabe

P.S.: @ortega: Hast Du schon die Bogenbau-Seite im Wiki entdeckt?
Benutzeravatar
Frank
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 740
Registriert: 06.08.2003, 23:46
Hat Dank erhalten: 1 Mal

RE:

Beitrag von Frank »

Original geschrieben von ravenheart

Also ich würde an dem Stave gar nicht rumbiegen, sondern das im Tiller regeln!

Und WENN biegen, dann eher die reflexe Seite etwas begradigen!

Ortega scheint ja eher Anfänger zu sein, da ist schon ein geringer Reflex eine erhebliche Schwierigkeit! Gerade zu Beginn des Tillerns schwer zu händeln (neigt zum "Umklappen") und auch der Tiller selber schwer zu beurteilen!

Tipp: Griffbereich erst mal nicht schmaler machen, im Tillerstock mit Schraubzwinge gegen Umklappen fixieren! Alternativ im Griffbereich einen leichten Deflex reinbiegen, so dass schon bei geringem Auszug die Enden tiefer als die Auflage kommen, dann liegt er sicher!

Für "Floortiller" gibt es übrigens das schöne deutsche Wort "Bodentiller"...
8-)

Rabe
Naja, eine reflexe und eine deflexe Seite im Tiller zu handeln - äh- tschuldigung - zu regeln finde ich schwieriger, als zwei gleiche reflexe Seiten zu tillern. Gleiches gilt für starken und schwachen Reflex, wie hier. Für den ersten Bogen ist ein gerader Stave natürlich ideal, völlig klar. Einen leicht deflexen Bogen kann man natürlich gut tillern ohne ihn an den Tillerstock zu schrauben. Aber, ein bisschen Vortrieb soll ein Bogen aber schon haben ;-)

Grad eben nach meinem letzten post hab ich einen Osagestave gedämpft, der auch eine Seite reflex und eine deflex hatte. Allerdings hat der auch starken Drehwuchs. Mein Rohling hat daher mit zwei leichten Recuves eine wirklich starke Propellerform - obwohl die Sehne über die Mitte geht. Dat wird nicht so einfach.

Da hat der Rabe sicher recht, beim Dämpfen kann was schiefgehen und den Rohling versauen, respektive die Angelegenheit noch schwieriger machen und ein reflexer Bogen ist eh' schwerer zu tillern. Allerdings halte ich einen geringen Reflex nicht für eine erhebliche Schwierigkeit.

Auch wenn das Dein erster Bogen ist, würde ich trotzdem versuchen, die beiden Seiten zumindest annähernd gleich zu bekommen - das halte ich insgesamt schon für einfacher.

Er kann ja Fotos von den Tillerfortschritten machen und hier reinstellen. Da wird ihm ja immer geholfen :-)

PS. Bodentiller hab ich noch nicht gehört, sollte sich aber durchsetzen.
Gruß, Frank
Eldoro
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 631
Registriert: 08.01.2006, 16:55

Beitrag von Eldoro »

Wär es nicht einfacher, wenn er den nicht reflexen WA einen leichten Recurve verpasst ?
So einen langen Bereich zudämpfen,naja, ich persönlic bin nicht so der Fan davon :D
Juhhuuu, neues UsErBiLd .......
ortega
Newbie
Newbie
Beiträge: 17
Registriert: 10.11.2006, 15:48

Beitrag von ortega »

Ok, danke für die Ratschläge. Ich denke, ich werde wirklich versuchen die eine Seite im Reflex anzugleichen.
Habe den Rücken jetzt sauber auf einen Jahresring heruntergearbeitet und habe noch eine Frage:

Sollte ich den Rücken decrownen, weil dieser eine deutliche Wölbung aufzeigt, oder doch den einen Jahresring belassen?

Werde jetzt die Tage anfangen das Profil herauszuarbeiten...

Anbei die Photos des Staves:

von oben:
Bild

von der Seite:
Bild

linke Seite:
Bild

rechte Seite:
Bild
Benutzeravatar
Ravenheart
Forengott
Forengott
Beiträge: 22358
Registriert: 06.08.2003, 23:46
Hat Dank erhalten: 1 Mal

RE:

Beitrag von Ravenheart »

Original geschrieben von ortega
Habe den Rücken jetzt sauber auf einen Jahresring heruntergearbeitet und habe noch eine Frage:

Sollte ich den Rücken decrownen, weil dieser eine deutliche Wölbung aufzeigt, oder doch den einen Jahresring belassen?
Also eine Wölbung ist für sich allein noch KEIN Grund zum Decrownen - is ja eher "normal"!

Decrownen tut man aus v.a. aus 2 Gründen:

1. der Rückenring ist relativ dünn , der Stave aber insgesamt zu dünn UND zu stark gewölbt, um ihn auf einen dickeren Ring runter zu arbeiten.

Da bei einer starken Wölbung ja die Haupt-Zuglast des Rückens von der "Scheitellinie" der Wölbung ausgehalten werden muss, schafft man hier durch das Decrownen eine breitere Fläche, auf der sich die Zugspannung verteilen kann!

2. Der Bogen ist zu stark, und ebenfalls stark gewölbt, so dass er beim Abarbeiten der Bauchseite gleich deutlich schaler werden würde - was wiederum wegen der damit reduzierten Bauchbreite (Druckverteilung) und der schlechteren Verwindungs-Steife (je schmaler ein Bogen, desto leichter kann er sich seitlich verziehen!) nicht gewollt ist.

Hier reduziert das Decrownen die Dicke, die Breite und der Bauch bleiben aber "unbehelligt"!

Weitere Gründe zum Decrownen könnten sein:

- Längsrisse (Trockenrisse) im Rücken
- Holzbacking geplant
- gestalterische Gründe (flacher Rücken gewollt)

Rabe
ortega
Newbie
Newbie
Beiträge: 17
Registriert: 10.11.2006, 15:48

Beitrag von ortega »

In der Bibel I steht nämlich, man solle für eine optimale Zuglast-Verteilung den Rücken decrownen und ich kann noch nicht einschätzen, on das bei der gegebenen Wölbung (vgl. Bilder) nötig ist. Ich hatte schonmal einen Ahorn Bogen gebaut mit einer etwas stärkeren Wölbung und der ist mir am Rücken gerissen und man konnte deutlich am Riss erkennen, dass die Zuglast nur von einer rel. schmalen Rückenbreite gehalten wurde. Den Fehler wollte ich nicht nochmal machen.

Aber wenn Ihr Spezis mir das OK für diesen Rücken gebt, dann ist ja alles gut ;-)

Danke nochmals für die zahlreichen praktischen Infos!!

Werde das Endprodukt mal zur Begutachtung posten, sobald ich eine neue Werkbank gekauft habe (alte kaputt).

Grüße

ortega
Antworten

Zurück zu „Bogenbau“