Zusammenhang zwischen Standhöhe, Bogentyp und Wurfweite?

Fragen zu Boegen zum Bogenschiessen. Keine Fragen zum Bogenbau.
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Ursus maximus
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Zusammenhang zwischen Standhöhe, Bogentyp und Wurfweite?

Beitrag von Ursus maximus »

Hallo,
gibt es einen Zusammenhang zwischen Standhöhe, Bogentyp und Wurfweite?

Wenn ja, welche genau?
Kann die Standhöhe auch ein Kriterium zur Wurfweite sein?
Oder ist die nur rein vom Bogentype, Stärke und Auszugslänge abhängig?

Ich versuche weiter zu definieren:
Bogentypen unterschiedlich (Hunne, Mongole, Türke, Ungar, Sythen usw.) also klassische Reiterbögen
Bogenstärke zum Beispiel 35#
Bei gleicher Auszugslänge 30"
Standhöhe ist je nach Bogentype und Bogenstärke unterschiedlich, darum habe ich die Bogenstärke und den Auszug mal gleich gesetzt.

Gut die Materialien sind auch unterschiedlich, darum soll bei meiner Frage von der tratitionellen Bauweise ausgegangen werden (Holz, Sehne usw. nicht Fiberglas, Carbon ...).

Gruss Ursus
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captainplanet
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Re: Zusammenhang zwischen Standhöhe, Bogentyp und Wurfweite?

Beitrag von captainplanet »

Zur Standhöhe: Ist sie groß, ist der Beschleunigungsweg des Pfeiles kurz. Ist sie zu niedrig, hat der Bogen keine vernünftige Vorspannung (und außerdem schlägt die Sehne dauernd an). Irgendwo dazwischen hat die Wurfweite ein Optimum.

Zum Bogentyp: Je kürzer und je weniger Gewicht an den Tips, desto besser.
Wenn wir Reiterbögen speziell betrachten, müssen wir noch genauer auf den Sehnenwinkel und die Form der Siyahs eingehen. Aber dazu sag ich besser nix, bevor ich Dummfug schwatze. :P

Lg Georg
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Re: Zusammenhang zwischen Standhöhe, Bogentyp und Wurfweite?

Beitrag von Bogenschütze »

Wie captainplanet schon sagt: Je nach Standhöhe erhöht/vermindert sich der Weg der Sehne und entsprechend größer/kleiner sind die Kräfte, die auf einen Bogen wirken.

Genau diese Kräfte sind es, die je nach Bogentyp, nach Konstruktionsweise und Schießkomfort unterschiedliche Standhöhen erforderlich machen.

Nimm den Recurve, der im Vergleich zum Langbogen wesentlich höhere Standhöhen hat.
Warum?
- Eine höhere Standhöhe macht den Bogen in Bezug auf den Handschock viel ruhiger > genaueres Schießen.
- Durch die wirksamen Recurves des Recurves braucht dieser weniger Sehnenweg, um zu einer vernünftigen Pfeilgeschwindigkeit zu kommen > hohe Pfeilgeschwindigkeit = weniger Flugparabel = weniger anfällig für Äste etc. ...
- Gleichzeitig sind die Wurfarme eines Recurves im Vergleich zum Langbogen dermaßen dünn, dass sie bei einer sehr kleinen Standhöhe mehr leiden würden als es ein LB tut.
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benzi
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Re: Zusammenhang zwischen Standhöhe, Bogentyp und Wurfweite?

Beitrag von benzi »

ich stimme allem zu, bis auf diesem hier:
Gleichzeitig sind die Wurfarme eines Recurves im Vergleich zum Langbogen dermaßen dünn, dass sie bei einer sehr kleinen Standhöhe mehr leiden würden als es ein LB tut.
meine bisherige Kenntnisse sagten: zu HOHE Standhöhen lassen Bogen leiden

zu den Matrerialen, im Prinzip verhalten sich moderne Materialien Glas, Carbon) in dieser Frage nicht anders als natürliche (Horn Sehne) mit modernen Materialien kann ich aber mehr an die Grenze gehen ohne einen Bogenbruch zu riskieren, z.B. sehr hohe Standhöhe bei kurzem türkischen Bogen usw

Grüße benzi
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Re: Zusammenhang zwischen Standhöhe, Bogentyp und Wurfweite?

Beitrag von Bogenschütze »

benzi hat geschrieben:ich stimme allem zu, bis auf diesem hier:
Gleichzeitig sind die Wurfarme eines Recurves im Vergleich zum Langbogen dermaßen dünn, dass sie bei einer sehr kleinen Standhöhe mehr leiden würden als es ein LB tut.
meine bisherige Kenntnisse sagten: zu HOHE Standhöhen lassen Bogen leiden
Mmmmh ... verstehe ich nicht ganz. Je höher die Standhöhe, desto weniger Energie wird frei, die die Wurfarme bzw. der ganze Bogen fangen muss. Warum sollen denn dann hohe Standhöhen den Bogen leiden lassen?
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tomtux
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Re: Zusammenhang zwischen Standhöhe, Bogentyp und Wurfweite?

Beitrag von tomtux »

höhere vorspannung, mehr biegung im auszug.

bei niedriger standhöhe werden die tipps höher belastet, da hats mir schon overlays weggerissen! der bogen hatte (hat) zwar eine sehr hohe grundspannng und das geweihmaterial war nicht erste wahl, tillern hat es aber überstanden. nur beim zurückgehen auf 4,5" standhöhe flogs dann ab. needletipps sollten dann auch eher fehlerfrei sein, sonst gibts blitzartig bruch.

die sehenspannung ist auf standhöhe am höchsten.
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Re: Zusammenhang zwischen Standhöhe, Bogentyp und Wurfweite?

Beitrag von Bogenschütze »

Entschuldige tomtux,
aber ich habe die Hälfte deines Post rein sprachlich nicht verstanden.
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tomtux
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Re: Zusammenhang zwischen Standhöhe, Bogentyp und Wurfweite?

Beitrag von tomtux »

zu hohe standhöhe=mehr biegung und belastung des bogens auf standhöhe und mehr biegung des bogens beim auszug. da wird noch gar keine energie frei, da wird erst mal nur gebogen und je kürzer die sehne desto mehr muss ich den bogen schon zum aufspannen biegen.höhere biegung bzw, kleinere biegeradien belasten jedes bogenmaterial stärker.

im umgekehrten fall (zu niedrige standhöhe) steigt die sehnenspannung und seitliche instabilitäten oder materialproblem an den tipps wirken sich noch stärker aus. recurves sind meistens ohnehin schon anfällig für verdehen, an den materialgrenzen gebaute bögen zeigen aber unabhängig ob recurve oder langbogen die selben stabiltätsprobleme.
reiterbögen mit zu geringer standhöhe schlagen aus diesem grund beim schiessen auch ganz gern mal um, auch wenn sie statisch noch stabil sind. die dynamische stabiltät ist da für die standhöhe weit wichtiger als etwaige 3m mehr wurfweite.
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Re: Zusammenhang zwischen Standhöhe, Bogentyp und Wurfweite?

Beitrag von Bogenschütze »

Ah, jetzt hab ich´s. Danke.

Nachfrage: Beim Aufspannen und später bei der höheren Standhöhe erreiche ich doch niemals dieselbe Spannung wie im Vollauszug - wie kann das belastender sein?

Oder geht es eher um die statische Belastung des "in Ruhe" aufgespannt seienden Bogens, die ja bei höherer Standhöhe höher ist und damit zeitlich gesehen auch länger einwirkt als die kurzzeitige Belastung beim Schuss.
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captainplanet
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Re: Zusammenhang zwischen Standhöhe, Bogentyp und Wurfweite?

Beitrag von captainplanet »

Ich vermute, Du beziehst Dich auf diesen Satz hier:
die sehenspannung ist auf standhöhe am höchsten.
Der hat in der Tat schon für viel Verwirrung gesortgt. Dabei ist er ganz logisch, wenn man bedenkt daß die Spannung auf Standhöhe im Moment des Abschusses(!) ziemlich groß ist. ;)
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Squid (✝)
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Re: Zusammenhang zwischen Standhöhe, Bogentyp und Wurfweite?

Beitrag von Squid (✝) »

Das Problem: Man vergisst, dass die größere Standhöhe eine kleinere Sehnenlänge bedingt. Wenn ich aber eine kurze Sehne am Bogen habe, wird der Bogen mehr belastet, als mit einer langen Sehne.

Um es plastisch zu machen muss man es ins Extrem treiben: Man stelle ich vor, man würde die Sehne eines Bogens auf die Hälfte kürzen. Das hätte zum einen eine enorme Standhöhe zur Folge, es würde aber auch bedeuten, dass die Wurfarme beim gleichen Auszug wie mit der langen Sehne viel stärker gebogen würden.

Oder anders: Wenn ich versuche aus 170 cm Bogen und 160 cm Sehne eine Art kreisförmiges Gebilde zu formen (annähernd ein Bogen beim Auszug), ist der Durchmesser größer und die Krümmung der einzelnen Kreissegmente geringer, als wenn ich aus der Kombination 170 cm Bogen und 80 cm Sehne eine Art Kreis formen will. Der Durchmesser ist hier kleiner, die Krümmung stärker und damit für einen Bogen die Belastung deutlich stärker.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
tomtux
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Re: Zusammenhang zwischen Standhöhe, Bogentyp und Wurfweite?

Beitrag von tomtux »

die sehnenspannung ist auch statisch auf standhöhe am höchsten.
ein stück am boden liegendes holz kann durch eine parallel zum boden gespannte schnur gegen ien widerlager nur mit einem wesentlich höheren kraftaufwand aufgestellt werden, als wenn diese schnur in einem z.b. 45 grad winkel zum boden steht.

hier
http://www.primitiv-bogen.de/forum/view ... 8557358181
gibts das auch gerechnet.
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captainplanet
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Re: Zusammenhang zwischen Standhöhe, Bogentyp und Wurfweite?

Beitrag von captainplanet »

Hmmm... na ja, es läßt sich ja einfach überprüfen. Die Spannung der Sehne korreliert ja mit der Frequenz des Tones, der entsteht wenn man daran zupft. Muß ich mal probieren.... ???
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Re: Zusammenhang zwischen Standhöhe, Bogentyp und Wurfweite?

Beitrag von Bogenschütze »

tomtux hat geschrieben:die sehnenspannung ist auch statisch auf standhöhe am höchsten.
ein stück am boden liegendes holz kann durch eine parallel zum boden gespannte schnur gegen ien widerlager nur mit einem wesentlich höheren kraftaufwand aufgestellt werden, als wenn diese schnur in einem z.b. 45 grad winkel zum boden steht.

hier
http://www.primitiv-bogen.de/forum/view ... 8557358181
gibts das auch gerechnet.
Interessanter Post.
Aber irgendwie überzeugt es mich nicht recht.
Die Kraft ist doch eindeutig am höchsten, wenn nach dem Lösen die Sehne abrupt gefangen wird.
Und je länger der Weg, den die Sehne nach dem Lösen zurücklegt, desto größer die Kraft/Energie, die frei wird - also: je niedriger die Standhöhe, desto belastender für den Bogen ...

Oder habe ich da was übersehen?
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Squid (✝)
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Re: Zusammenhang zwischen Standhöhe, Bogentyp und Wurfweite?

Beitrag von Squid (✝) »

Ja, den Pfeil.
Denn je länger der beschleunigt wird, je geringer die Standhöhe also ist, desto mehr Energie nimmt er mit, die dem Bogen dann nicht mehr schaden kann.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
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