Kirsche, morgen los?

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Heimer
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Kirsche, morgen los?

Beitrag von Heimer »

Nun bin ich ausm Urlaub zurück und will mich Morgen an den Kirschrohling machen. Die Vorfreude ließ vor ca. 20 min nach, als ich mal die Rinde entfernt habe. Da hat der Wurm doch tatsächlich 3 Löcher in den einen Arm gefressen. ;(
Was meint Ihr, soll ich trotzdem Loslegen, oder mir ein schönes Griffstück draus machen?

Heimer
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Ravenheart
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Beitrag von Ravenheart »

...wenn die Löcher nicht gerade da liegen, wo die Kante des Bogens sein MUSS, dürfte das kein Problem sein! Allerdings muss der Schlingel, wird er nich "ausgebohrt", erst mal "abgemurkst" werden, sonst knabbert er ja evtl. weiter! Heißluft oder Dampf bieten sich an, wobei Dampf Kirsche leider unschön verfärben und Heißluft zur Rissbildung führen kann! Und man muss schon über 60° im Inneren erreichen! Alternativ wäre ein Tröpfchen "Holzwurmtod" in jedes Löchli...
(des Holzes! :D )

Vor der Verarbeitung würde ich die Löcher dann schließen!

Dafür bieten sich an:

Selbstgemachte Holzdübel aus dem selben Stamm, (Faserrichtung quer! Richtungsverlauf beim Einleimen beachten!)
ein Holzleim-Sägemehl-Gemisch,
ein Epoxi-Sägemehl-Gemisch,
oder Epoxi-Glasfaserschnipsel-Gemisch
(bei Letzterem bitte Staubmaske tragen und Glasreste sofort wegsaugen!).

Rabe
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Snake-Jo
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Käferlarven

Beitrag von Snake-Jo »

Ja, Kirschholz wird gern von einer bestimmten Käferart bewohnt. Die Larven nagen unter der Rinde und gehen auch ins Holz, meist nur in die ersten, weicheren Jahresringe. Diese Löcher sind recht groß, ca 5 mm queroval und daher kaum zu reparieren. Ich würde den Stave soweit abhobeln, wie es geht, um zu sehen, wie weit die Larven rumgefressen haben. Vielleicht bleibt noch genug übrig für einen Bogen.
Ein Holzwurmmittel funktioniert schon gegen die Larven, aber das Problem sind eher die großen Fraßgänge. Natürlich müssen aktive Larven abgetötet werden. Ich habe in meinem Kirschholz auch oft Massen von diesen Käferlarven und säge das Holz solange klein, bis kein Fraßgang mehr zu sehen ist.:D
Manche Larven kann man auch mit einer spitzen Pinzette oder einem Haken herausziehen, da sie meist keine sehr tiefen Gänge bohren. Kirschholz, das nur etwas befallen ist und das man einlagern möchte, sollte man in einer großen Tiefkühltruhe 2 Wochen bei minus 20° einfrieren.
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Snake-Jo
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Beitrag von Snake-Jo »

@Heimer: Nun, ist es der Bohrgang vom "Holzwurm" oder doch eine Holzkäferlarve?

Da Kirschholz öfters mal von Bockkäferlarven zerfressen wird, hier ein Bild und ein paar Anmerkungen: Die Larven fressen erst unter der Rinde, gehen aber auch etwas ins Splintholz, besonders, wenn sie ihre Puppenwiege anlegen. Häufig findet man die Larven des "Veränderlichen Scheinbocks" in Laubhölzern und auch in Kirschholz. Bei allen Bockkäfern sind die Ausfluglöcher oval und ziemlich groß. Bei der genannten Art 6 x 3 mm. Bei der Abbildung sieht man über dem Pfeil eine angesägte Larve, etwas matschig jetzt. Die macht keine Löcher mehr!:D

Bild
rico
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Kirsche bearbeiten

Beitrag von rico »

Hallo zusammen

Gestern habe ich in meiner Nachbarschaft an einen wunderbar geraden Kirschbaum gesehen. Für den Besitzer war der Ertrag der Baumes nicht ausreichend und deshalb liegt er jetzt in seinem Garten. Gut für mich... Natürlich habe ich mir das Teil sofort unter den Nagel gerissen... aus Erbarmen... ich konnte nicht ansehen, dass ein solch schöner Stamm zu Brennholz verarbeitet wird. :D

Wie ich gelesen habe, muss man mit Obstbäumen aufpassen, wegen Rissen und Verdrehungen. Wie soll ich nun bei den ersten Schritten vorgehen.

Der Stamm hat einen Durchmesser von ca. 18cm und ist ca 1,8m lang. Der Kernholzteil hat einen Durchmesser von ca 6cm.

1. Ist das Splintholz der Kirsche überhaupt geeignet für Bögen? Sollte der Kernholzteil beim Bau mit einbezogen werden?
2. Ist beim Spalten auf etwas zu achten? Läuft das Holz beim Spalten aus der Faser?
3. Soll die Rinde zum Trocknen entfernt werden? Wenn ja, sollte die Oberfläche dann versiegelt werden?
4. Klar ist, dass die Enden sicher fett mit Holzleim bestrichen werden.

Besten Dank für Eure Hilfe...

Gruss

Rico
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Ravenheart
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fein gemacht!

Beitrag von Ravenheart »

1. Ist das Splintholz der Kirsche überhaupt geeignet für Bögen?

Unbedingt! Eher umgekehrt, das Kernholz KANN spröde sein!

Sollte der Kernholzteil beim Bau mit einbezogen werden?

Wenn er nicht spröde ist, klar!

2. Ist beim Spalten auf etwas zu achten? Läuft das Holz beim Spalten aus der Faser?

Wenn Du genau im Markkanal spaltest, UND dem Spalt keine Äste in die Quere kommen, ist die Gefahr gering. Tipp: Man spaltet, "wie der Vogel scheißt", also von oben nach unten!

3. Soll die Rinde zum Trocknen entfernt werden?

Unbedingt, um ggf. Schädlinge (sh. oben!) zu entdecken!

Wenn ja, sollte die Oberfläche dann versiegelt werden?

Wenn Du den ersten Ring unter der Rinde verwenden willst (Dicke 4 mm oder mehr), kann das nicht schaden; Material: verdünnter Holzleim oder Klarlack...

4. Klar ist, dass die Enden sicher fett mit Holzleim bestrichen werden.

Na, das hoffe ich doch! Sollte auch so schnell wie möglich geschehen! Ruhig auch erst mal am ganzen Stamm, wenn Du erst später zum Spalten kommst! Faustformel: Pro unversiegeltem Tag verlierst Du 5 cm Gesamtlänge!

Rabe
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Beitrag von rico »

Mein lieber Rabe... wenn wir Dich nicht hätten... :anbet :anbet

Immer hast du eine passende Antwort zur Hand und weisst einem mit Deinem Rat Hilfe zu leisten. Ich könnte mir FC ohne Dich gar nicht vorstellen.

Den Besten Dank für Deine Antworten...

Gruss

Rico
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RE: fein gemacht!

Beitrag von rico »

Original geschrieben von ravenheart

...

4. Klar ist, dass die Enden sicher fett mit Holzleim bestrichen werden.

Na, das hoffe ich doch! Sollte auch so schnell wie möglich geschehen! Ruhig auch erst mal am ganzen Stamm, wenn Du erst später zum Spalten kommst! Faustformel: Pro unversiegeltem Tag verlierst Du 5 cm Gesamtlänge!

Rabe
Das ist ja eine erschreckende Bilanz...
Aus welchem Grund dieser Verlust? Wegen Rissen?

Gruss

Rico
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Ravenheart
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Beitrag von Ravenheart »

Ja, Risse und Versprödung infolge Austrocknung! Ist natürlich vom Klima abhängig; im Dauerregen kann auch nach 2 Tagen noch alles i.O. sein, aber ein paar Tage länger, und sie reißen selbst dann...

Übrigens: Auch wenn man die Risse noch nicht gleich sieht! Später kommen sie!

Und es ist bitter, wenn man einen schönen Stave nach ein paar Monaten vom Trockenboden holt, und der dann auf jeder Seite 10 cm weit in der "Ideallinie" gerissen ist!

Daher: Sofort nach dem Schlagen / Ablängen versiegeln!

Rabe
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Risse im Obstholz

Beitrag von Snake-Jo »

Obstbaumhölzer neigen sehr zum Reißen, am stärksten Zwetschgen-/ Pflaumenholz. Hier mal eine Reihe zur Rissanfälligkeit von weniger bis stark bei Obstbaumhölzern:
Birne-Apfel-Kirsche-Mirabelle-Zwetschge

Kirschholz liegt mittendrin, ist natürlich auch eine Frage der Lagerung. Den o.g. Ausführungen von Rabe kann ich nur hinzufügen, dass ich die Kirsche - nach der Behandlung wie oben bei Rabe angeführt - noch in Bohlen von ca 6 x 4 cm zersäge, um durch die gleichmäßige Holzstärke möglichst viel Spannung aus dem Holz zu nehmen. Danach nochmals neu versiegeln. Jedes Astloch versiegle ich zusätzlich.
rico
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Drehwuchs bei Kirsche

Beitrag von rico »

Hallo zusammen...

Vielen Dank für all Eure Antworten.

Ich habe meinen Kirschenstamm dieses Wochenende gespalten, versiegelt und geschält. Leider hat sich beim Spalten gezeigt, dass sich das Holz schon zu verdrehen beginnt.

[url=http://www.fletchers-corner.de/cpg/albums/userpics/12152/kirsche_9-12_4_spalten.jpg]
Bild[/url]

Ich hab dann versucht den Stave entsprechend einzuspannen, um die Verwindung zu kompensieren, was leider nicht zum Ziel geführt hat. Ich bekomm aber nicht genügend Kraft auf den Stave, um der Drehung entgegenzuwirken.

[url=http://www.fletchers-corner.de/cpg/albums/userpics/12152/kirsche_9-12_6_spannen.jpg]
Bild[/url]

Gibt es bessere Möglichkeiten? Sollte die Drehung vor oder nach (mittels Dämpfen) dem Trocknen kompensiert werden? Wie geht Ihr damit um?

Gruss

Rico
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Ravenheart
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Beitrag von Ravenheart »

Die Verdrehung ist doch (bei den 3 linken Staves) nur minimal; das geht schon so! Perfekt gerades Holz ist selten, mit leicheten Asymmetrien muss man halt richtig umgehen (im Tiller ausgleichen: stärkere Seite etwas dünner machen).

Bei dem ganz Rechten musst Du den Bogen etwas diagonal in's Holz legen, und die dadurch entstehende Drehung des Rückens dann rausdämpfen, wenn der Bogen grob in Form gebracht ist!

Den ganzen Stave drehen kannst Du vergessen! Ist aber ja auch nicht notwendig (sh. oben!).

Rabe
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Drehkirsche

Beitrag von rico »

Besten Dank Rabe...

Ich wollte mir nur sicher sein, dass ich das Holz nicht versaue, wenn ich jetzt erst mal nichts mache. Ist es egal, ob das Holz noch grün oder schon trocken ist, wenn man es dämpfen und biegen will?

Der Stave ganz rechts werde ich wahrscheinlich zu Laminat verarbeiten. Er ist ziemlich dick geraten und wenn ich aus dem Teil einen Bogen machen will, gibt' s ziemlich viel Abfall.

Gruss

Rico
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Beitrag von Ravenheart »

Das Holz sollte trocken sein, sonst kann man sich nämlich ziemlich verschätzen, weil es sich ja beim Trocknen noch erheblich verziehen kann!

Auch für Laminate wäre übrigens drauf zu achten, dass die Fasern gerade verlaufen! Nach dem Zuschnitt also genau den Faserverlauf "analysieren", am besten mit Bleistift nachzeichnen, und dann genau parallel dazu die Längsseiten nachschneiden! Der Laminatstreifen würde also sozusagen diagonal aus dem "Brett" geschnitten....

Damit ist der "Verschnitt" dann quasi identisch... Schräge Fasern sind schräge Fasern, egal, ob man den Stave im Stück oder als Laminat verarbeitet!! Gleicht man das nicht aus, zieht der Bogen schief...

Rabe
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