Eibe-sollte wie dick sein

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scout
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Eibe-sollte wie dick sein

Beitrag von scout »

tach auch!
hätte da mal ne frage an die eibefachmänner(frauen)und natürlich alle anderen.
bekomme die nächste zeit 3-4 eibestämmchen-durchmesser ca.6-8cm länge ca. 180-200cm.
taugt das für nen flachbogen?
danke für die hilfe
schönen abend noch.
:anbet
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Ravenheart
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Beitrag von Ravenheart »

Klare Frage, klare Antwort: Nein!

Das müssen englische Langbogen werden!

Solche dünnen Eibenstämme haben einen Kernholzbereich von max. 3 - 4 cm, am dünneren Ende gerade mal 1,5 cm!

Den Qualitätsvorteil von Eibe nutzt Du aber nur aus, wenn der
Bogenrücken aus Splintholz (d = ca. 6 mm),
der Bogenbauch aus Kernholz (und zwar in voller Breite) besteht!

Für einen Eiben - Flachbogen bräuchtest Du mindestens 10 - 12 cm Stammdurchmesser!

Aber engl. Langbogen sind doch auch was Schönes, oder?

Rabe

P.S.: Nicht vergessen:

Eibe muss mindestens 4 Jahre trocknen! Sorry!
Lass Dir nix Anderes erzählen! Schnelltrocknung ist "pfui", und nach 6 Monaten schnellgetrocknet und verarbeitet hast Du die Qualität von Esche! Wär schade drum!

:o
scout
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der dank sei dein--RABE

Beitrag von scout »

werde deinen rat versuchen zu beherzigen-kann aber nicht garandieren das ich das 4 JAHRE aushalten werde.
einen engl.langbogen zu schnitzen ist ja nich grad das leichteste-da fehlt die erfahrung.
naja hab noch genug esche zum üben um mich in 4 jahren da dran zu wagen.:D
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Ravenheart
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Warten

Beitrag von Ravenheart »

Original geschrieben von scout
...naja hab noch genug esche zum üben um mich in 4 jahren da dran zu wagen.
:-)

DAS ist genau die richtige Einstellung!

Rabe
bighand
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Beitrag von bighand »

Meine Frage steht ja schon oben. Da ich nächste Woche bei Bekannten eine Eibe entfernen soll würde ich mich freuen wenn ihr mir in folgenden Punkten kjlarheit verschaffen könnt:

1. s.o. ab welcher Stammdicke kann man einen Bogen bauen, für tips zur vorgehensweise bin ich ebenfalls dankbar, also evtl. backing, decrowning...

2. wie sollten die stämme behandelt werden? enden versiegeln ist klar, aber was ist mit spalten und schälen? gleich oder wenn trocken?

zum trocknen frage ich nicht mehr, ich vermute ich muss die 4jahre warten. macht aber nichts, ich habe sowieso noch nicht genug übung für Eibe ;-)
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Ravenheart
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Beitrag von Ravenheart »

1. Stammdicke

(Mir ist nicht ganz klar, ob nur auf Eibe bezogen, oder allgemein...)

Auf jeden Fall: Hängt vom Holz und vom beabsichtigten Bogentyp ab!

Eibe: für Langbogen: Der dunkle Kernbereich muss an der dünnsten Stelle min. 2 cm Durchmesser haben, für Flachbogen: 3 - 4 cm..

Ulme (und div. andere Laubhölzer): für LB: ab 4 cm Stammdurchmesser verwendbar, für FB: ab 6 cm

Haselnuss: max. 8 cm, dickere Stämme könnten spröde sein

Robinie: a. nur wenige Robinien eignen sich zum Bau eines LBs, daher FB bevorzugen, b. viele verwenden nur das Kernholz, obwohl bei manchen Robinien das Splintholz die höhere Zugfestigkeit und Elastizität aufweist. Wg. FB min. 6 cm, soll nur Kernholz verwendet werden, min. 12 cm.

2. Behandlung

Hängt von den Stammdicken, Ringdicken und der Holzart ab!

Entrinden setzt die äußerste Ringschicht einer schnellen Trocknung aus, was zu Versprödung führen kann (besonders bei Ahorn und Robinie).

Andererseits bilden manche Hölzer (Esche, Ahorn) unter der Rinde leicht Pilze; außerdem sitzen da bei denen oft Schädlinge!

Spalten verhindert unkontrolierte Rissbildung und lässt den Faserverlauf erkennen, so dass Drehwuchs aussortiert werden kann.

Stämme unter 6 cm Durchmesser werden nicht gespalten, da sie selten reißen und man den gesamten Querschnitt benötigt. Dickere würde ich immer spalten.

Ahorn und Esche würde ich immer entrinden, soll der oberste Ring verwendet werden, den dann aber mit einer Lackschicht überziehen.

Robinie muss entrindet werden, wenn sie sehr nass ist, sonst versäuert sie; kann entrindet werden, wenn nur das Kernholz verwendet werden soll.

Ulme entrinde ich nur, wenn die äußersten Ringe unbrauchbar (=zu dünn) sind.

Rabe
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geomar
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RE:

Beitrag von geomar »

Original geschrieben von ravenheart
...
Ahorn und Esche würde ich immer entrinden, soll der oberste Ring verwendet werden, den dann aber mit einer Lackschicht überziehen.
...
Rabe
Holla, das ist ja ein interesanter und für mich neuer Tip!

Welchen Lack sollte man denn bevorzugen?

Hört sich jetzt sicher doof an, aber wenn ich das Endfinish bspw. mit Leinöl machen will...

...oder was ist z.B. mit Zelluloselacken (Clou) die tief in das Holz eindringen und innen aushärten - könnten die nicht den Rücken spröde machen?
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Ravenheart
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Beitrag von Ravenheart »

Ich nehme auch dafür meinen geliebten PU-Acryl-Lack auf Wasserbasis! Holzleim, evtl. etwas verdünnt, geht sicher genau so gut, falls man den in 5-L-Gebinden rumstehen hat...

Manche Indianer sollen übrigens aus selbigem Grund (Schutz vor zu schnellem Trocknen) die Staves mit Büffelfett eingerieben haben...
Dadurch bin ich drauf gekommen, nachdem mir einige Staves mal oberflächlich versprödet sind...
Ich fand, es hat sich bewährt!

Warum sollte aber nicht auch Leinöl gehen? Is nur nix für mich, daher hab ich's nie getestet...


Rabe

So nebenbei:

Ich hatte mal eine Ladung sommergeschlagene Esche, die fürchterlich pilzig auf der Oberfläche wurde (hoher Nährstoffgehalt, hohe Feuchte!)

Die habe ich dann mit Nitro abgerieben, und mit Xylamon- (heute Xyladecor-) Holzschutz eingestrichen! Hat wunderbar geklappt! Keine Pilze mehr, keine Risse, kein Verspröden!
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Beitrag von bighand »

Danke schonmal für die Hilfe!
Ich habe beshlossen wie folgt vorzugehen:

1. alle Stämme/Äste die länger als 90cm sind und am dünnen Ende einen Kernholzdurchmessen grösser gleich 2cm haben werden getrocknet.

2. alles was am dünnen Ende mehr als 4cm Kernholzdurchmesser hat wird gespalten.

3. die Rinde bleibt dran.

Bleibt die Frage ob man die Spaltfläche versiegeln sollte.

@rabe: eigentlich hätte mir bei der Dickenangabe die für Eibe gereicht, aber so ersparst du mir für andere Hölzer zu fragen.
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Ravenheart
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dünne Eibenstaves...

Beitrag von Ravenheart »

...werden übrigens gerne krumm! das ist bitter, v.a. wenn sie vorher schön gerade waren!

Man kann das zumindest eindämmen, wenn man immer z.B. 3 Stück alle ca. 50 cm (oder öfter) fest zusammenbindet! So halten sie sich quasi gegenseitig gerade. Die Bindung muss sehr stramm sein, da das Holz eh noch schrumpft, und sie sich daher ohnehin noch lockert...

Hat man nur einzelne, nimmt man 2 Dachlatten o.ä. hinzu...

Rabe

P.S.: Versiegeln der Spaltfäche ist nicht nötig! Ich schneide sie allerdings mit dem Ziehmesser so weit nach, dass der Markkanal vollständig weg ist, da ich dort schon mehrfach Risse hatte...
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boegli
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RE: dünne Eibenstaves...

Beitrag von boegli »

hallo bighand,
versuch das spalten beim schlechtesten deiner hölzer, ich wünsch dir gutes gelingen, falls deine eine hälfte gegen null ausläuft, bleibt dir nur ne grosse bandsäge und das aufsägen überig.
(den aufschrei einiger eibebogenbauer hör ich nicht)
wenn dir 2 oder mehr deiner eiben so verrecken ist dir das spalten wurscht und du sägst den rest mit der bandsäge auf.
so hast du wenigstens 2 relativ gute hälften.
die schnittflächen hab ich nicht versiegelt.
viel erfolg wünsch ich dir, und lass dem holz die nötige zeit, achtung wirst du vor deiner eibe schon haben?!!
gruß richard:-)
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Beitrag von komposti »

moin,
einen trocknungstrick weiß ich auch noch.
ein vor 20 jahren, 86 jahre alter drechslermeister brachte mir das bei.
er verarbeitete nur selbstgeschlagenes holz.
seine obsthölzer, eschen und eichen wurden gespalten, über hirnholz und ästen versiegelt und dann "abgeplaggt".
abplaggen heißt, die rinde belassen, aber fleckenweise entfernen.
die feuchte kann also nur kleinflächig aus der rindenseite und großflächig aus der kernseite entweichen.
bei schonender lagerung kann also das wasser nur quer zur faser auf beiden seiten entweichen, was spannungen (rißbildung)erheblich mildert.
jeder vorteil wird mit einem nachteil erkauft.
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Ravenheart
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abplaggen

Beitrag von Ravenheart »

Tja, dieser (ohne Zweifel korrekte) Tipp zeigt leider wieder einmal, dass Tischlerwissen nur begrenzt für den Bogenbau taugt! (Und ich weiß, wovon ich rede, denn mein Vater IST Tischler....
8-|

Beim Abplaggen entstehen "Trockenspots", also Stellen, die stärker trocknen als andere...

Dies ist für Holz, das "tischlermäßig", zu Schalen und Kerzenleuchtern etc. verarbeitet wird, absolut o.k... Wohl kaum eines seiner Werkstücke wird auf Zug oder Druck grenzwertig belastet!

Der Bogen aber schon!

Bogenholz soll daher in seinen Eigenschaften und seiner Qualität so gleichmäßig wie möglich über die ganze Länge sein; da ist das Abplaggen contra-produktiv, weil dabei punktuelle Versprödungen auftreten können!!

Ich würd's lassen!

Rabe
komposti
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RE: abplaggen

Beitrag von komposti »

moin ravenheard,
endlich habe ich eine bestätigung mit begründung, warum ich mich unbewußt, in unkenntnis, witzigerweise, genau in diesem fall nicht daran gehalten habe, seit ich mich bemühe endlich einen anständigen bogen für mich bauen zu wollen (ein vergleichsrohlig liegt noch).
und ich dachte, ich kann mit überliefertem wissen (sollte seinen grund haben) helfen.
danke !


[royalblue](edit: was kein Zitat is, soll auch nicht so aussehen..Rabe)[/royalblue]
jeder vorteil wird mit einem nachteil erkauft.
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Kosten

Beitrag von Broken Arrow »

Hi

Hab grad mit nem Bogenbauer gesprochen und wir sind aufs Thema Eibenholzpreise gekommen.

Weiss jemand wie teuer ein Stave für einen LB in guter Qualität ist?

Mir sind jedenfalls die Tränen in die Augen geschossen.
Mittlerweile hat sich mein Puls auch wieder beruhigt und das Herzflattern ist auch wieder weg;-)

Also wer bietet mehr??

Bin mal gespannt was ich so ausgeben muss.

Rolf
Sieh nicht nur den Baum, sieh auch den Bogen darin
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