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von Feathers62 » 20.08.2009, 16:28
generell sollte zwischen dem typischen querschnittsverlauf eines flachbogens und dem (holz)bogen einer armbrust kein unterschied sein, nur dass der armbrustbogen eben gedrungener ist.
der verlauf der biegebelastung im wurfarm ergibt sich ja aus der zugkraft der sehne und dem abstand zum angriffspunkt der sehne am bogenende (kraft x hebelarm). das biegemoment, wie es eigentlich richtig heisst, steigt also vom tip geradlinig bis zur bogenmitte (kraft bleibt die selbe, der abstand wird immer größer), wo der bogen an der säule befestigt ist. damit der bogen sich schön gleichmäßig biegt und damit die festigkeit des holzes an jedem punkt des bogens gleich stark ausgenutzt wird, soll die biegefestigkeit (technisch: das widerstandsmoment) des bogens dem verlauf des biegemoments entsprechen. das heisst, dass auch das widerstandsmoment zwischen dem maximum in der bogenmitte und dem wert null an den tips geradlinig verlaufen soll.
das tillern hat also den zweck einen querschnittsverlauf zu finden, der diese eigenschaft hat. dazu kann man die breite und/oder die dicke des bogens ändern. klar.
die breite beeinflusst das widerstandsmoment proportional: doppelte breite, doppeltes widerstandsmoment, halbe breite, halbes widerstandsmoment. theoretisch bräuchte man also den bogen nur von der breite in der mitte zu den tips hin auf breite null auslaufen lassen, um die geradlinige abnahme des widerstandsmomentes zu den tips hin zu erreichen (was in der praxis nicht geht, weil man dann die sehne nirgends mehr einhängen kann)
die dicke geht (bei konstanter breite) quadratisch in das widerstandsmoment ein: doppelte dicke, vierfaches widerstandsmoment, halbe dicke, gevierteltes widerstandsmoment. deshalb ist beim tillern die dicke mit besonderer vorsicht zu behandeln, hier kann wenig änderung schon ziemlich großen einfluss haben. (viele bogenbauer können ein lied davon singen, es ist eine super gelegenheit einen schönen bogen beim letzten arbeitsgang noch so richtig zu versauen...)
nach einer rechnerischen abschätzung (excel ist geduldig) müsste eine geradlinige verringerung der breite von 100% in der mitte auf etwa 60% am tip bei gleichzeitiger, geradliniger abnahme der dicke von 100% in der mitte auf etwa 40% am tip eine ganz gute annäherung an den gewünschten, geradlinigen verlauf des widerstandsmomentes ergeben.
trotzdem: das ist eine rechnerische abschätzung, und daher mit der gegebenen vorsicht zu geniessen. jedes stück holz ist anders, und die einflüsse dieser eigenschaften sind nur beim arbeiten selbst herauszufinden. wenn du also diesen querschnittsverlauf versuchen willst: das ganze als ausgangsbasis betrachten und sich schrittweise ranarbeiten, denn garantieren kann ich dir leider nichts!
gut holz!
feathers62
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Feathers62 am 21.08.2009, 09:36, insgesamt 1-mal geändert.