Bei den heutigen Lebensbedingungen der Mustangs in Nordamerika wie auch bei denen in Forschungsprojekten habe ich mit den Forschungsergebnissen so meine kleineren Probleme, das näheste von hier aus gesehen befindet sich nördlich von Berlin und umfasst ein Gebiet von etwa 500 ha mit im Ursprung 50 Pferden. Ich habe deshalb meine Probleme damit, weil ich aus der Literatur vergangener Jahrhunderte weiß, daß früher die Herden größere Stückzahlen umfassten.
Das liegt ganz einfach daran, daß nicht mehr wirklich natürliche Bedingungen in ihrem auch in den USA begrenzten Lebensraum herrschen. Falls Ihr mal was vom russischen Mustang gehört habt, den gibt es auch und bei ihm könnte ich mir das schon eher vorstellen. Leider kommen aus der Region so gut wie gar keine Informationen zu uns.
Ob in der Uckermark, in Dülmen, den Niederlanden oder auf der Doppelinsel im Atlantik, bei der vor dreihundert Jahren die Spanier mal ein Schiff verloren hatten und dann über fünfzig Pferde verwildert waren.
Ihre Möglichkeiten zu wandern sind sehr begrenzt, Fressfeinde haben sie gar nicht und selbst in den Weiten der USA sind die Bewegungsräume nicht mehr so wie sie waren, als Pferde wirklich in den Verhältnissen lebten, in denen sich ihre psychische Grundstruktur über den Zeitraum von ein paar Jahrmillionen entwickelte.
Einer der Hauptfaktoren waren die auf diese Beute ausgerichteten Raubtiere. Selbst in den USA sind die in Frage kommenden Beutegreifer so dezimiert, daß sie als Einflussfaktor gar nicht mehr gezählt werden können.
In einer intakten Natur sorgen sie für eine selektive Dezimierung bei den kranken und schwachen herdenmitgliedern, aber vor allem auf der männlichen Seite. Da nun aber die männliche Seite nicht mehr dezimiert wird hat fast jeder Hengst gerade so viele Stuten, wie er in der Lage ist von anderen Hengsten weg zu treiben. Dabei entstehen dann patriarchatische Strukturen, wie sie in eineM funktionierenden Ökosystem nicht entstehen können. Das verfälscht das Bild. In der funktionierenden, unverfälschten Natur gibt es kein wirkliches Patriarchat, nur Fehlinterpretationen vom Menschen.
Die Tiere organisieren ja ihre Strukturen nicht bewusst, sondern nach den Gegebenheiten und ohne moralische Vorstellungen, denn jedes einzelne Tier ist ein Egoist natürlicher Prägung.
In all den genannten Gebieten funktionieren nicht mehr jene Mechanismen, die jede Tierart entwickelt hat um Inzucht zu vermeiden, wozu bei polygamen Arten eine starke Auslichtung der männlichen Seite gehört.
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Trotzdem bleibt auch beim domestizierten Tier die psychische Grundstruktur als angeboren vorhanden.
Nehmen wir den Vergleich zum Hund: Der Hetztrieb eines Windhundes, der Hüteinstinkt eines Collie, das Vorstehen eines Jagdhundes sind samt und sonders Komponenten aus der Grundstruktur des Wolfes. Jeder Pekinese, wie auch Samojede oder Bernhardiner ist nichts anderes, als ein mehr oder weniger degenerierter Wolf und Erbe dessen Grundstruktur. Es sind immer nur wenige Bestandteile, die wir in der Zucht je nach Bedarf hervorgehoben oder verringert haben. Die Zusammensetzung bleibt die gleiche - auch nach vielen Jahrtausenden in der Hand des Menschen.
Wie beim Pferd.
Kleiner Tip: Wer Tieren Ehrgeiz oder dgln. bescheinigt versteht Verhaltensbiologie nicht wirklich.