Zaunkoenig hat geschrieben:
ich hätte da mal eine frage; kann mir jemand fototechnisch einen arbeitenden griffbereich zeigen (tillerbild) und mir auch zugleich aufzeigen ab welchem winkelmass er nicht mehr arbeitet. ich hab mal was gelesen das wenn der griff sehr steil in den wurfarm übergeht das er nicht arbeitend sein soll, doch sind meine eigenen erfahrung diesbezüglich eher eine andere.
ist es möglich eine versetzte griffsektion (nach links oder rechts) zu bauen um mit der pfeilauflage näher an die mitte zu kommen. wen ja auf welche begebenheiten ist hierbei zu achten? wirken hierbei die zugkräfte nicht etwas eigenartig auf die bogenhand (das gefühl das sich der bogen in der hand drehen würde da die kraft ja eher seitlich an der hand vorbei zieht).
Hier sind Aufnahmen des Griffbereichs meines Hartriegelbogens (der aus ackers Sapling Q&D). An der Markierung wird der Pfeil angelegt, im Bild links davon ist die Bogenmitte. Der Bogen biegt eher viel im Inneren.

Ich weiß nicht, was du mit nicht arbeitendem Winkelmaß meinst. Der biegende Griffbereich ist eigentlich nicht anders als der Rest der Wurfarme. Es gibt keine Übergänge. Ich orientiere mich an den Maßen der Mary Rose-Bögen. Ich weiß das jetzt nicht auswendig und der Maßzettel liegt im Keller, aber die Breite bleibt so über den Daumen gepeilt über die mittleren 40cm konstant, erst dann beginnt der Breitentaper. Der Dickentaper beginnt in der Mitte und geht linear bis fast zu den Tips. Fast deshalb, weil dort ja auf dem letzten Stück zu den Nocken hin stärker verjüngt wird.
Ich tillere die Bögen von der Mitte nach außen. Ich lasse dazu die Wurfarme anfangs etwas stärker oder "rechteckiger" im Querschnitt. Die inneren ~60cm arbeite ich auf die geplanten Endmaße. Wenn ich dann mit einer langen Sehne ein bißchen ziehe, biegt sich normalerweise erstmal der innere Bereich. Dabei kriegt man schon ein Gefühl, wo man mit dem Zuggewicht ist und braucht nur Schritt für Schritt nach außen tapern, um Biegung in die äußeren Bereiche zu bringen. Immer schon auslaufend flächig arbeiten, nie punktuell, dann kann da nicht viel schief gehen.
Der Vorteil dieser Vorgehensweise ist folgender:
Wenn man bei bereits biegendem Griff den Auszug steigert, kommen die äußeren Bereiche nach. Sie fangen an zu biegen. Wenn man aber von außen her arbeitet, kann man die biegenden Wurfarme ziehen, bis sie brechen, der innere Bereich wird steif bleiben.
Wenn du den Griff versetzt, wird es dir den Bogen ziemlich sicher in der Hand verdrehen. Gerade deshalb müht man sich bei manchen Bögen am meisten dabei, die Sehne in die Mitte zu bekommen.
Gruß,
Daniel