Anfänger sucht Rat

Themen zum Bogenbau
SteSchl
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Re: Anfänger sucht Rat

Beitrag von SteSchl »

Ups :o, ein Sehnenöhrchen hat sich beim tillern aufgelöst.
Wie kann das passieren?
Hat nach dem erstellen eigentlich recht ordentlich ausgesehen.
Arbeite im Moment mit festen Knoten.

Gruß

  Stefan
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Ravenheart
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Re: Anfänger sucht Rat

Beitrag von Ravenheart »

Verkehrt herum oder zu locker gezwirbelt, nicht genug gewachst, verspleisste Enden zu kurz, Sehne nicht eingedreht....

So weit der Kanon der möglichen Fehler....
:-\

Rabe
Boettger
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Re: Anfänger sucht Rat

Beitrag von Boettger »

aber am wahrscheinlichsten den Knoten einmal falsch eingeschlagen ...

mfG
SteSchl
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Re: Anfänger sucht Rat

Beitrag von SteSchl »

Hallo,

der verzogene, obere Wurfarm macht im unteren drittel (15cm vom Ende Probleme.)(plus weiche Stelle im Holz) :'(
Er verzieht die Sehne bei Standhöhe um ca. 1cm am Griff nach links (Pfeilseite) und der Abstand von Sehne bis Wurfarmmitte hat schon zum unteren eine Differenz von >12mm.


An der starken Seite habe ich Sehnenkerbe schon etwas mehr eingefeilt und  Material entfernt, mit minimalem Erfog.

Wie tief kann man hier einkerben,bzw. kann ich hier noch was retten?


Der Bogen ist noch nicht voll ausgezogen, bin bei 1/2 Auszug.

Er hat auch 5cm Set, so das ich mit dem Gedanken spiele ein backing aufzubringen.

Macht das Sinn, welches backing wäre geeignet?

@squid,

mit unsere Ahorn-staves von gervase, habe wir wohl kein Glück. ::)

Gruß

  Stefan
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Ravenheart
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Re: Anfänger sucht Rat

Beitrag von Ravenheart »

3 Lösungswege:

1. Segment einsetzen.
Du sägst den Bogen an der Bauchseite bis zur halben Dicke ein, und raspelst den Abschnitt raus. Dann klebst Du (mit Epoxi) ein neues Stück des selben Holzes ein. (Auf gleiche Lage der Ringe und Faserrichtung achten!). Das Einpassen des Stückes muss an den Sägeschnitten sehr exakt erfolgen, flächiger Holz-an-Holz-Kontakt.
Das Stück wird erst mal etwas breiter/dicker hergestellt und dann bündig verschliffen.

2. Facing aufleimen.
Den Bauch plan schneiden, und mindestens 3 mm eines druckfesten Holzes aufleimen. Mindestens zu beiden Seiten 5 cm länger, als die Schwachstelle, damit erst mal flach auslaufende Übergangsbereiche hergestellt werden können. Dann neu tillern.
Sollten die Übergangsbereiche beim Tillern fast wieder verschwinden, is das o.k....
Gibt es das Problem, dass das Facing in den Übergangsbereich zum Griff reichen müsste, hobelt man erst mal den GANZEN Griff auf die Dicke ab und leimt ein SO dickes Holzstück auf, dass sich daraus der ganze Griff neu herstellen lässt, incl. Übergangsbereich auf dem anderen WA.

3. Rest des Bogens der Schwachstelle anpassen
Die starke Seite so weit schwächen, dass er gerade zieht, dann den Wurfarm insgesamt in eine gute Krümmungskurve bringen, dann den anderen WA dem anpassen. Dabei wird der Bogen insgesamt natürlich deutlich schwächer, und MANCHE Stellen sind SO schwach, dass der WA hinterher so schief ist, dass es sch***** aussieht, und man den Versuch feierlich verbrennt...
:-\  8)

Rabe
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Re: Anfänger sucht Rat

Beitrag von SteSchl »

Hi Rabe,

da bewahrheitet sich doch wieder das alte Sprichwort,
"aller Anfang ist schwer". :(

Mit einem backing z.B Bambus ist da wirklich nichts zu machen?

Wie geht das mit dem facing?

Welches Holz wäre geignet?

Stefan
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Ravenheart
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Re: Anfänger sucht Rat

Beitrag von Ravenheart »

Backing ist riskant, denn wenn das Holz da tatsächlich "schwächelt", würde es unter einer Rückenverstärkung regelrecht "zerquetscht", also Kompressionsbrüche bekommen!

Als Holz für Facing wäre Eibenkern oder Osage (0 aber schlechter zu kleben!)  ideal, danach kämen Ulme, Holunder, Hainbuche, - Ahorn geht natürlich auch...

Rabe
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Re: Anfänger sucht Rat

Beitrag von SteSchl »

@Rabe,

es ist noch ein Abschnittstück vom Stave vorhanden,
in ca.20cm Länge vorhanden.

Würde das zum einsetzen reichen?

Stefan
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Squid (✝)
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Re: Anfänger sucht Rat

Beitrag von Squid (✝) »

Bei "unseren" Ahorns würd ich kein Backing riskieren, dass irgendwie mehr Spannung aufbaut... das püriert garantiert die Unterseite.
Höchstens aus Textil - aber das ist nur Bruchschutz und den brauchste grad nich.

Vorhandenen Set kann man mit einem Backing auch kaum reduzieren, wenn man einen "bauchschwachen" Bogen mit Set wieder "gradebiegt" und dann ein Backing aufleimt, dann entwickelt er nach den ersten Schüssen oftmals noch mehr Set, weil das Backing die Belastung des Belly erhöht.

Nebenbei: 5 cm Set sind völlig im Rahmen des Normalen. Mein erster hatte sogar 8 cm  ::) der Ahorn liegt auch bei gut 5 cm.

Einer der TBB Autoren (ich meine, es ist Baker) schreibt, dass er bei seinen Jagdbögen bis zu 5 cm Set toleriert, erst danach ist der Bogen für den praktischen Einsatz nicht mehr optimal.

Zu den Nocken: Man kann die Nocken - abhängig von Dicke des Holzes und Zuggewicht ausgesprochen tief gestalten. 5-6 mm Holz zwischen den kerben genügen bei "normalen" zuggewichten völlig (auch wenn einem das Angst macht  ;) ).

Zur Schwachstelle: Wo ist die denn? Bei 15 cm vorm Ende?
M. E. müsstest du dann zwischen den Zentimetern 10 und 20 vom Ende das Holz nach des Raben Methode austauschen. Da das Ganze aber so nah am Ende ist, kannst du auch die kompletten letzten 20 cm des Arms "planieren" - das macht den Austausch leichter, da du nur eine "Stoßkante" bei 20 cm hast und du nicht an 2 Seiten passgenau arbeiten musst.
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 27.09.2007, 14:09, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
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Ravenheart
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Re: Anfänger sucht Rat

Beitrag von Ravenheart »

SteSchl hat geschrieben: @Rabe,

es ist noch ein Abschnittstück vom Stave vorhanden,
in ca.20cm Länge vorhanden.

Würde das zum einsetzen reichen?

Stefan
Sorry, um das qualifiziert zu antworten müsste ich den Bogen erst mal "live" sehen, das musst Du leider selber entscheiden..

Rabe
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Re: Anfänger sucht Rat

Beitrag von SteSchl »

@ Rabe,@Squid,

schaut mal hier sind ein paar Fotos vom Bogen.

Sieht besch.... aus, bin total gefrustet. :'(

http://www.fletchers-corner.de/cpg/disp ... pos=-19448
http://www.fletchers-corner.de/cpg/disp ... pos=-19450
http://www.fletchers-corner.de/cpg/disp ... pos=-19449

Gruß

Stefan
Zuletzt geändert von SteSchl am 27.09.2007, 21:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Squid (✝)
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Re: Anfänger sucht Rat

Beitrag von Squid (✝) »

Hi,
Ich will nix beschönigen: das sieht ziemlich sch..... aus.

Zunächst mal ein grundsätzliches Problem, dass ich instinktiv erkannt zu haben glaube: Dein Griffbereich bis zum Beginn der tatsächlichen Biegung ist zu lang. Die Fadeouts (Verjüngung des Griffs bis hin zum arbeitenden Bereich) könnten viel kürzer sein. Ich arbeite (bei kurzen Bögen )inzwischen mit 12 cm Griff plus 4 cm Fadeout unten und 6 cm Fadeout (incl. Pfeilanlage) oben. Mit kürzeren Fadeouts kannst du mehr arbeitendes Material freimachen.

Die deutliche Schwachstelle bei Q (übrigens: schöne Tillerwand!) ist entweder auf mieses Holz, auf zu enthusiastisches Ziehen, oder auf Bockmist beim Tillern zurückzuführen. (nicht böse sein... am Anfang passiert sowas und ich sag das dann auch... trotz fehlender eigener Routine)

Folgendes kannst du tun:
1. den linken Wurfarm insgesamt schwächen

2. BEIDE Fadeouts verkürzen so dass mehr biegendes Holz frei wird

3. Der Knick sitzt ja insbesondere bei Q. Das bedeutet, das links und rechts davon das Holz dünner = schwächer sein muss um den Knick zu entlasten. Daher würde ich, um diesen Bogen noch zu retten, zu einem leichten Peitschentiller (die Wurfarmenden biegen merkbar mit, die "berühmten" starren 10 - 15 cm am Ende entfallen)  raten. In der Hoffnung, dass es je 10 cm pro Quadrat sind, gehe ich davon aus, dass der Bogen noch über 180 cm lang ist. Dann geht das gerade so.

4. Worauf nun zu achten ist, ist, dass der Wurfarm mit dem Knick nun nur noch auf Passform mit Peitschentiller gebracht wird ohne an Stärke zu verlieren und der andere dann angeglichen wird.

5. Alternativ kannst du den Bogen pro Seite um je 10 cm kürzen und erneut zu nem kurzen Bogen tillern. Allerdings besteht da erheblich die Gefahr, das das Holz dann doch zu sehr überlastet wird und nix sinnvolles mehr herauskommt.

6. Zunächst verlagerst du jedoch die Fadeouts nach innen, so das der sichtbare Biegebereich schon 5 - 10 cm links und rechts des Griffs beginnt. Das wird zumindest zum Teil den Knick entlasten. Dann gleichst du die Arme aneinander an.

7. Dieser Bogen wird nie ein hohes Zuggewicht erreichen. Dazu ist der Defekt schon zu offensichtlich. Mach ihn dennoch fertig, trotz Frustration: Zum einen wegen des Lerneffekts, zum anderen: selbst wenn er in der "Asservatenkammer" landet, kann er eines Tages noch ein Backing, ein Griff oder ein Tip-Overlay eines erfolgreicheren Bogens werden.

Die Seitenkrümmung würde ich dagen zunächst ignorieren. Denn damit kann man oftmals leben ohne dass der Bogen zu ungenau wird.

Warte trotzdem noch mal auf den Raben: Der hat vorwiegend viele Bögen gebaut, während ich vorwiegend eine große Klappe hab ;)
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 28.09.2007, 09:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Anfänger sucht Rat

Beitrag von kra »

Sorry, jetzt spiele ich mal den "bad guy": Betrachte es als Lehrgeld.

Wenn du noch sehr weit vom Ziel-Zuggewicht bist sehe ich noch eine Chance, wenigstens den Tiller zu "retten", wenn nicht kann es noch ein Kinderbogen werden.

Mein Vorschlag: übe daran das Tllern und dann mit der neuen Erfahrung an den nächsten Bogen

Sorry für die harsche Antwort, aber  so sehe ich es.

;D Squid war schneller, seinen Ausführungen ist nichts hinzuzufügen
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw
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Re: Anfänger sucht Rat

Beitrag von Ravenheart »

Is wohl so....

Aber da mussten wir alle durch! Gehört leider dazu...
Mit steigender Erfahrung lässt das nach, aber ganz verhindern kann man es nie, kommt immer wieder mal vor....

Kopf hoch!

Rabe
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Re: Anfänger sucht Rat

Beitrag von SteSchl »

Hallo,

danke für eure Hilfe (bis jetzt) und ich denke ehrliche Meinung.

Wenn ja noch ein Kinderbogen daraus werden könnte, wäre ja auch nicht so schlecht. Das wäre ne Riesenfreude für mein Patenkind.

Um wieviel sollte ich ihn dann kürzen?
Was mache ich mit dem zu langen Griffteil?

Das Lehrgeld für den stave hat schon ein bischen geschmerzt. >:(
Deshalb werde ich demnächst hier in der Nähe einen Bogenbaukurs mitmachen bevor ich den nächsten stave verhunze.

@Rabe,

wäre ein facing immer noch möglich?
Wenn, wo und wie lange?

Gruß

  Stefan
Zuletzt geändert von SteSchl am 28.09.2007, 09:32, insgesamt 1-mal geändert.
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