Englische Federformen

Fragen zu Pfeilen zum Bogenschiessen. Keine Fragen zum Pfeilbau.
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Archer
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Englische Federformen

Beitrag von Archer »

Möchte mir neue Pfiele befiedern aber mit einer
historische Federform (Englisch).
Kann mir jemand weiter helfen.

Besten Dank im vorraus.
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Marty
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Beitrag von Marty »

Wie wäre es mit "Old English"? :-) Ansonsten die Federform die oben im Banner ist.
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Mathias
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englische Formen

Beitrag von Mathias »

Die Feder muss mindestens 5 Zoll lang sein, über die Höhe ist mir nichts genaueres bekannt, als dass sie etwa bei eiem Halben Zoll liegt.

Ich schneide die Form aus Federn mit voller Länge, da kriegtst du in der Regel zwei Federn raus.
Ob man die englische Form irgendwo kaufen kann, ist mir nicht bekannt,aber kaum eine andere Form, lässt sich leichter selbst schneiden.

Viel Vergnügen !
horsebow
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Beitrag von horsebow »

Die mittelalterlichen englischen Pfeile waren nicht selten sogar mit 6" langen dreieckig zugeschnittenen Federn versehen, die hatten aber auch schwere Kriegsspitzen, und eine schwere Spitze braucht nun mal "mehr Feder". Nach den Regeln der British Longbow Society ist eine 5" Befiederung ausreichend (bei modernen Scheibenspitzen allemal).
Wenig bekannt ist, daß es im Mittelalter auch Saubuckel ("sawbuckle", wird in Roger Ascham's "Toxophilus" 1545 erwähnt) -Befiederung gab, auch hier würde ich 5" empfehlen.
Für den historischen look unbedingt die Federn an den Schaft wickeln, dabei die Wicklungen nicht zu weit machen.
Guckstdu hier:
[url=http://www.fletchers-corner.de/cpg/albums/userpics/10149/i3_0022.jpg]
Bild[/url]

...oder in meiner usergalerie.


Gruß, horsebow
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John Turtle
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Englische Federn

Beitrag von John Turtle »

Ich habe ein Dokument von einem freundlichen Mitarbeiter des britischen Museums bekommen.
Es ist eine Untersuchung eines der auf der Mary Rose gefundenen Pfeile, deie Feder dort ist 6" lang und war vermutlich eine Schwanenfeder.
Die Form wie in unserem Banner ist wie Horsebow schon schreibt absolut Ok. Es gibt auch Bilder von Saubuckel Federn, z.b in einem der Altarbilder von H. Bosch.

Geht man davon aus, daß spätmittelalterliche Maler sich an die Proportionen gehalten haben, dann sind auch mehr als 6" üblich gewesen.
horsebow
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Beitrag von horsebow »

@John Turtle:
Klingt interessant, könnte ich bitte auf meine Kosten eine Kopie davon haben?
Ich schick Dir 'ne IM mit meiner Adresse!

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elcartan
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Beitrag von elcartan »

@archer:
old english ist sehr trad.. das ist auch die federnform, die ich verwende wenn ich mir selbst federn schneide.
unter lernvideos gibts eine anleitung spez. für eine old english feder.
Manchmal stupst mich ein(e) Freund(in) nach einer Minute follow-through an und fragt mich, ob alles in ordnung ist. Mit vertr?umten blick noch immer auf das Ziel starrend sage ich: "Ja, bestens."
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locksley
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Beitrag von locksley »

@horsebow

Hier ist die Darstellung einer Saubuckelfeder von Hieronymus Bosch

Die Hölle Seitenflügel

Hier noch einige Old English Federn auch von Hieronymus Bosch

Das jüngste Gericht

Hier gibts noch mehr Bilder von ihm, mit verschieden Darstellungen von Pfeilen

Web Museum

Olgas Gallery

Durch die Detailgetreue seiner Malerei kann man sich auch ein Bild über die Kleidung und viel Alltagsgegenstände und Waffen, der zweiten Hälfte des 15. Jhd. machen.
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horsebow
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Beitrag von horsebow »

@Locksley: THX für die links, daß es bei Hieronimus Bosch Pfeile zu sehen gibt, war mir bisher unbekannt (THX auch an John Turtle!).
Könntest Du die links im thread pictures of bows in medieval manuscripts nochmal posten? Sinn der Sache ist, einen thread mit lauter links zu mittelalterlichen Pfeil- und Bogendarstellungen zu schaffen.

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Beitrag von locksley »

@horsebow

Ich habe da auch nie drauf geachtet, obwohl ich zwei Bücher mit den Gemälden von HB habe. Ich wurde erst durch den Hinweis von John Turtle darauf aufmerksam. Liegt aber wohl auch an der Menge von Details mit denen diese Bilder ausgestattet sind.
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Beitrag von Archer »

meine Pfeile

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dietze
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Entstehung von Federformen...

Beitrag von dietze »

Als ich neulich mit Truthahnfedern vom Bauern ein paar Pfeile befiedert habe, kam mir plötzlich die Idee/ Frage:
Könnte es sein, dass "Old English" und "Saubuckel"-Form darauf zurückzuführen sind, dass es sich dabei einfach um den vorderen und hinteren Teil der ganzen Feder handelt (ob ich mich wohl verständlich ausdrücke...??? :wundern )
Es kamen nämlich bei mir zwei Pfeile raus, deren einer unbeschnitten verd... nach SWaubuckel, und der andere deutlich nach "old english" aussah...
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Was sagen die Spezialisten dazu?
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Lohtrecht
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Beitrag von Lohtrecht »

Die Vermutung habe ich auch, das es sich bei der Form ganz einfach um Naturwuchs handelt. Ich bin gerade dabei Schwanenspitzposen zu verarbeiten, und die weisen ungeschnitten alle diese Form auf, ich brauchte sie praktischerweise nur am Kiel trennen und ablängen. Das trifft jedoch nicht auf alle Federarten zu. Gänsefedern zum Beispiel musste ich noch in Form schneiden.
Allzeit bereit...

"Nemo ocior sagitta currit"

Lohtrecht
horsebow
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Beitrag von horsebow »

Da lassen wir doch am besten Roger Ascham wieder zu Wort kommen ("Toxophilus", London 1545):

"to sheer a shaft high or low, must be as the shaft is, heavy or light, great or little, longer or short; the swineback fashion makes the shaft deader, for it gathereth more air than the saddle-backed; and therefore the saddle-back is surer for danger of weather, and fitter for smooth flying. Again, to sheer a shaft round, as they were wont sometimes to do, or after the triangle fashion, which is much used now-a-days, both be good."

Ob ein Schaft hoch oder niedrig zu scheren ist (Anm. des Übersetzter: gemeint ist, die Federn auf einem mit Federn voller Höhe befiederten Schaft zuzuschneiden), hängt von der Art des Schaftes ab, schwer oder leicht, groß oder klein (gemeint ist dick oder dünn), lang oder kurz; die Saubuckel-Art macht den Schaft schwerfälliger, weil er mehr Luft einfängt (mehr Luftwiderstand leistet), als der Sattelrücken; und deshalb ist der Sattelrücken sicherer bei Wind, und besser für einen glatten (gemeint ist schnellen) Pfeilflug geeignet. Dennoch, einen Schaft rund zu scheren, oder nach der dreieckigen Form, die heutzutage viel benutzt wird, ist beides gut.

Ascham schreibt mehrere Seiten nur über Federn, aber aus dieser Stelle geht klar hervor, daß die Federn beschnitten wurden, und zwar nach dem Befiedern!

Gleichzeitig erfahren wir vier Federformen, die bereits in der Renaissance (und sicherlich auch im Mittelalter, wenn man sich die erhaltenen Bilder ansieht) benutzt wurden:
Saubuckel
Sattel
Dreieck und
rund.

Gruß, horsebow

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