alte feile = messerklinge

Hier kommt alles rein, was in irgendeiner Form mit der Herstellung von Messern zu tun hat.
Zentaur (✝)
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1825
Registriert: 06.08.2003, 23:46

alte feile = messerklinge

Beitrag von Zentaur (✝) »

hat jemand erfahrung damit?
wie geht dem?
was brauchisch?
weachzoich un so....:D
was interessiert mich mein dummes geschwätz von gestern. :)
(K. Adenauer)
Benutzeravatar
Snake-Jo
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 8800
Registriert: 10.10.2003, 11:05
Hat gedankt: 29 Mal
Hat Dank erhalten: 99 Mal

Beitrag von Snake-Jo »

Mache meine Drechseleisen z.T. aus alten Feilen, im Prinzip das Gleiche:
Mit der großen Flex und Schutzausrüstung (Brille, Handschuhe etc.) die Riffel wegflexen und eine Form reinbringen. Griff bauen, Heft einsetzen, auf Bandschleifer mit viel Wasser fein schleifen, fettich!:D
Bitte beachten: Feilen und Raspeln sind i.d. Regel durchgehärtet und damit sehr spröde. Deshalb sollte man mit den dünneren Klingen nicht hebeln, jedenfalls nicht gewaltsam. Wer es nicht glaubt: Feile auf eine Kante legen, einmal drauftreten und den Müll dann in die Tonne.:D
Habe in Eicklingen auf dem letzten Turnier einen Anbieter gesehen, der ganz anständige Messer aus den großen Hufraspeln gebaut hatte, so ne Art Haumesser... schwere Klinge. Die tiefen Raspelhiebe blieben als Muster erhalten.
Harbardr
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1151
Registriert: 06.08.2003, 23:46

kein leichtes Brot...

Beitrag von Harbardr »

...aus'ner Feile 'n Messer zu machen.

Als Erstes steht das Ausschmieden der Klingenform (nimm sehr alte Feilen, die sind nicht pulvermetallurgisch hergestellt).
Das Abkühlen in Holzkohle hat sich bei mir als sehr positiv herausgestellt.
Hab meinen Schmied dazu befragt, doch der meinte nur lakonisch, "wenn's so klappt, dann mach so weiter". :o

Ich härte die Klingenrohlinge nicht mehr, da die Schnitthaltigkeit völlig ausreichen ist u. mehr Härte würde das Metall nur spröde machen.
Wahrscheinlich ist das Verdichten der Schneide beim Schmieden das, was das Härten überflüssig macht.

Das Schleifen der Klinge birgt so manch Schwierigkeit, weswegen ich "nur" einen Keilschliff mache, die Klinge längst auf'm Schleifband (60er bis 400er Körnung). Runterschleifen bis auf ca. 0,5 mm, danach die Schneide im (ca.) 30° schleifen.

Wichtig, nur bis zur leichten Erwärmung schleifen, dann wieder abkühlen lassen (o. im Wasser schleifen). Das Gefüge der Klinge verändert sich sonst zum Nachteil.
Ist also eine u.U. langwierige Angelegenheit. :-)

Bei meinen 5 Saxklingen hatte ich rund 'ne Woche mit der Schleiferei zu tun.

Wichtig ist auch, daß der Übergang von der Klinge zum Erl nicht eckig, sondern in Radien ausläuft (erhöht die Bruchfestigkeit in diesem Bereich).

Hier drei meiner Saxe, deren Klingen ich aus alten Feilen geschmiedet habe.

Bild
Harbardr
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1151
Registriert: 06.08.2003, 23:46

RE:

Beitrag von Harbardr »

Original geschrieben von Schattenwolf

...halt stückchenweise mit ner flex in form gebracht und dann geschliffen...
...genau das isses was'nen Klingenschmied u. Messermacher von'nem "Bastler" unterscheiden tut, er flext nicht, er schmiedet u. schleift!

Das mit dem Schmieden hat schon seinen Sinn, das Gefüge der Feile/Raspel wird über die Schneide verdichtet, die Klinge wird so weit haltbarer, als bei ausgeflexten Material.

Ist zwar 'ne Sauarbeit, aber es lohnt sich. Ich hab eine Klinge seit ca. 3 Jahren im stetigen Gebrauch u. die wurde noch nie nachgeschliffen.
Und, wer mich in Tracht kennt, der kennt auch mein Sax. :)
Harbardr
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1151
Registriert: 06.08.2003, 23:46

nicht böse sein...

Beitrag von Harbardr »

...denn das sollte keine Kritik an Deiner Person sein, Schatti u. hab Dank für das riesen Lob. :bussi :knuddel
Mag mich etwas verlegen machen.

Hab meine Aussage lediglich auf die Klinge bezogen, bzw. die Aussage des "Herstellers".

Daß das fertige Stück sehrwohl gut aussieht steht außer Frage.
Nur, ich versuch halt den handwerklichen Weg der Alten, wenn auch mit etwas anderen Materialien, als diese.
messermacher
Full Member
Full Member
Beiträge: 121
Registriert: 14.05.2004, 17:55

Beitrag von messermacher »

Ich möchte jetzt wirklich nicht klugsch.... aber wenn man es richtig machen möchte sollte die Klinge wirklich neu gehärtet werden. Wenn Du nur schleifst hast Du ne weiche Schneide und einen harten, spröden Rücken. Wenn man schon neu härten muß dann am besten selektiv, das heißt weicher Rücken und harte Schneide.
wenn Du nicht schmieden kannst würde ich Dir eher raten ein Stück Flachstahl bei der Firma Recknagel zu bestellen. Der ist schön weich und läßt sich gut mit der feile bearbeiten. Der 1.2842 wäre ein klasse Stahl dafür.
@Harbardr
normalerweise werden Feilen aus Kohlestoffstahl hergestellt. PM-Stahl wäre zu teuer und würden bei einer Feile nicht viel Sinn machen. Mag sein das es PM-Feilen gibt , mir ist in die richtung allerdings nicht´s bekannt.
Gruß Heiko
Harbardr
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1151
Registriert: 06.08.2003, 23:46

wat iss'n heut noch normal ???

Beitrag von Harbardr »

Original geschrieben von messermacher
normalerweise werden Feilen aus Kohlestoffstahl hergestellt.
Hab schon einige Feilen neueren Datums verarbeiten wollen, die hellrot glühend unter'm Hammer wie Griesbrei auseinanderfielen.

Nachfragen bei Metallern erbrachten eben die Aussage mit'm PM-Stahl.

Der Preis kann's eigentlich nicht sein, da z.B. die Schweden seit Längerem einfache Klingen aus PM-Stahl herstellen, deren Preise im unteren Bereich (so um die 10 b. 15 €) rangieren

Was das Härten von ausgeschmiedeten Feilenstahl angeht, haben wir (Lorenz der Schmied u. ich) eher schlechte Erfahrungen gemacht. Einige der Klingen sind uns, trotz des abschließenden Anlassen, abgebrochen, wobei die Bruchstellen ein sehr kristallines Gefüge zeigten.
Der fehlende Stahl-Schlüssel mag wohl auch eine Rolle gespielt haben, doch ordne mal eine alte Feile da richtig ein, zumal, wenn's keine Herstellenzeichen o.ä. zu finden gibt, die u.U. weiterhelfen könnten.
Juergen Becht
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1104
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Beitrag von Juergen Becht »

Man könnte aber auch (sofern genug Schmiedeerfahrung vorhanden) die Feilen mit einem weicheren Stahl verschweisen, dann hätte man die typische Damastklinge.

Aber das ist, glaube ich nur was für alte Hasen :anbet :anbet :anbet
osage
Full Member
Full Member
Beiträge: 118
Registriert: 20.08.2004, 14:25

Anlassen

Beitrag von osage »

Hallo Harbardr,

hier mal eine Frage an Dich als Messerschmied.

Die Qualität eines Messers ist ja vom Stahl und damit vom Kohlenstoffgehalt abhängig, aber die Härte einer Feile im Verhältnis zu einem Beil hängt doch vom Anlassen ab.

Könnte man nicht eine Feile einfach neu Anlassen ? Ein harter Werkzeugstahl wird doch nur hellgelb angelassen und ein weicherer Werkzeugstahl braun bis dunkelblau.

Gruss Ringo
Trebron
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1415
Registriert: 12.06.2004, 13:20

Werkzeugstähle

Beitrag von Trebron »

Hallo ihr "Bastler"

Alle als "Werkzeugstähle" bezeichneten Stähle haben ihre eigene DIN-Bezeichnung und ihre eigenen Härte- und dem Einsatz entsprechenden Anlass-Empfehlungen / Vorschriften;-)was Höhe der Temperatur und Zeitdauer anbelangt.
Manche Stähle müssen auch mehrfach über Stunden angelassen werden !!
Siehe Messermacher: "Der 1.2842 wäre ein klasse Stahl dafür"
Den hab ich auch für meine Messer verwendet;-)
(Galerie)
Ein Umformen / Nacharbeiten fertiger Werkzeuge ist ohne Kenntnis der Stahlsorte Erfahrungs- oder Glücksache, je nach dem, wer da was macht:D :D :D :D

Beim Einen klappts, beim Andern nicht,
das ist Tatsache, kein Gerücht :D :D

wiedermal
handwerkliche Grüße

Trebron
Wer nur zur?ck schaut, sieht nicht, was auf ihn zukommt

angeblich ungarisches Sprichwort
Harbardr
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1151
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Ahnung ???

Beitrag von Harbardr »

...was ist das schon!? :-(

Hab selber auch keine "Ahnung" vom Schmieden, eben nur mal soviel, wie's mir erklärt wurde, bzw. das, was mir meine (klitzekleine) Erfahrung so sagen tut.
Ich hatte wohl bisher das (vielleicht auch seltene) Glück, daß mir nur wenige Schmiedearbeiten mißraten sind, da ich sehr behutsam zu Werke ging.

Das mit'm Anlassen hat Trebron sehrgut beschrieben, dann die meisten Stähle werden gem. der Stahltabelle im Ofen gehärtet u. auch angelassen.
"Mein" Schmied hat einige Erfahrung im Erkennen der Farbthemperaturen u. kann dadurch auf so'n Ofen verzichten, obwohl er liebend gerne einen solchen in Besitz nehmen würde (aaaaaber die ollen Euronen).

Den Feilenstahl in weicheres Material einpacken ergit aber noch keinen Damast, doch sicher eine schöne 3-Lagenklinge.
Erst wenn mehr als 3 Schichten verschiedener Stahllegierungen feuergescheißt, tordiert, gefaltet, o. auch nur in Schicht verarbeitet werden, dann ist die Rede von Damast. Die Verarbeitung einer solchen Damastschiene zu einer Klinge ist aber im Wesendlichen aufwändiger u. setzt ein etwas anderes Wissen voraus.

Es gibt da eine sehrschöne Damast-Site , schaut sie euch mal an. :-)
Benutzeravatar
Snake-Jo
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 8800
Registriert: 10.10.2003, 11:05
Hat gedankt: 29 Mal
Hat Dank erhalten: 99 Mal

am Thema vorbei

Beitrag von Snake-Jo »

Tut mir leid Leute, ich hab den Thread anders verstanden, aber der Urheber hat sich ja nicht weiter geäußert: Zentaur melde Dich!:) :)

Also: Wenn ich einen fertigen, geschmiedeten und behauenen Stahl (= Feile) habe, dann muss ich das Ding nicht umschmieden, sondern kann es so nutzen
(s. Bild von Schatti).
Wenn aber das Thema schmieden heißt, nun da haben wir erstens schon einen schönen Thread (s. Harbard) und außerdem ist dann der Titel verfehlt; der heißt nämlich alte feile = Messerklinge und nicht: Messer aus Feilenstahl schmieden.
@Schatti: genau so ein Messer aus Hufraspeln hab ich gesehen, danke fürs Bild.
messermacher
Full Member
Full Member
Beiträge: 121
Registriert: 14.05.2004, 17:55

RE: wat iss'n heut noch normal ???

Beitrag von messermacher »

Original geschrieben von Harbardr


Der Preis kann's eigentlich nicht sein, da z.B. die Schweden seit Längerem einfache Klingen aus PM-Stahl herstellen, deren Preise im unteren Bereich (so um die 10 b. 15 €) rangiere
Hast Du da ein Link dazu?
Mich kostet das Rohmaterial schon mehr.
Weißt Du ne Stahlbezeichnung?

Ein Freund von mir,Peter Abel , macht übrigens Klasse Messer aus Feilen. Mein Spezialgebiet ist es eigentlich nicht. Ich verarbeite lieber die "rostfreien" PM-Stähle.
Auf jedenfall braucht man wirklich erfahrung wenn man die Klingen selbst härten möchte.
Deshalb auch mein Vorschlag mit dem Flachstahl von der Fa. Recknagel und dann ab in eine Härterei.
Auf meiner Homepage ist in der Galerie ein Messer mit der Bezeichnung "old Style" das ich aus Feilen-Damast gefertigt habe.
Gruß Heiko
Trebron
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1415
Registriert: 12.06.2004, 13:20

RE: alte feile = messerklinge

Beitrag von Trebron »

Original geschrieben von Zentaur

hat jemand erfahrung damit?
wie geht dem?
was brauchisch?
weachzoich un so....:D
Genau das war die Frage !

Und da gibt es eben verschiedene Möglichkeiten aus einer Feile ein Messer zu machen.
Zum Bleistift: mit der Flex und Schrupp- und Fächerscheibe, oder eben Umformung durch schmieden;-)

Erstes ist die einfache Methode, man muß nur aufpassen, dass man beim Flexen den Stahl an der Schnittfläche nicht verbrennt und ausglüht.
Das kann natürlich bei der falschen Wärmebehandlung auch passieren.

Wie Snake-Jo geschrieben hat, mit der Flex und Schrupp- und Fächerscheibe, mit Bandschleifer und viel Wasser für Kühlung ist das sehr wohl machbar.


Es kommt eben darauf an, was für Werkzeug dem Zentaur zur Verfügung steht, wir kennen seine Werkstatt nicht;-)

Die Sägeblätter von einer Metall - Hubsäge sind für Gebrauchsmesser auch gut verwendbar.

funkenstiebende Grüße

Trebron
Wer nur zur?ck schaut, sieht nicht, was auf ihn zukommt

angeblich ungarisches Sprichwort
AZraEL
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 999
Registriert: 18.05.2004, 14:20

Ein wirklich...

Beitrag von AZraEL »

...sehr interessantes thema. von einem bekannten landwirt könnte ich 2 oder 3 alte feilen in verschiedenen größen erhalten, das würde sich ja anbieten damit mal ein wenig zu experimentieren. also den teil wie man die kline bearbeitet hab ich verstanden, rohe klinge mit geduld un kühlung in die gewünschte form flexen und schleifen.
und wie mache ich dann einen einfachen und haltbaren griff? wie setze ich die klinge am besten ein?
...jedenfalls werfen sie keine sachen mehr nach mir, vielleicht, weil ich einen bogen mit mir rumtrage?
Antworten

Zurück zu „Messer“