Intuitives Langbogenschießen

Bogenschiessen in der Praxis, mediterran, Daumentechnik u.a.
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shokunin
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Re: Intuitives Langbogenschießen

Beitrag von shokunin » 07.08.2011, 20:39

Hi Gali,

ich denke Du hast schon recht ... nicht nur mit dem wirr schreiben... ;) ... auch bei mir immer zu viel und zu diffus... :-\

Stimmt schon, das Lernen ist was Elementares in uns.
Die Herausforderung... das Spiel... auch.
Tiere spielen nur jung - wir hören nie auf...
Tiere üben sich auch nicht in unnützen Künsten... haben kein Guinness Buch der Rekorde...
Der Reiz der Herausforderung und das endlose Lernen (gerade durchs Spielen) sind uns eigen und wichtiger Faktor in unserer Entwicklung.
Man kann sicher sagen Bogensport als Spiel, als körperlich-geistige Heraufsorderung hat einen Reiz... tiefer muss es wohl auch nicht gehen.

Die Entspannung oder der Stimulus den wir beim Bogenschiessen erfahren kann rein die Befriedigung des Spieltriebes sein, stimmt.
Ich wünsch mir halt evtl was "bedeutsameres" "urtümlicheres"... spielen kann ich mit dem Ping Pong Ball auch... beim meinen 2.3 langen glamourösen Bogen verlangt es mir nach mehr ;) ... da brauch ich wohl Esoterik.. ;D
Ich hege die Befürchtung das bin wohl bloss ich und Blaise Pascal's Gott-förmiges Loch die da Urgewalten in mir hochkochen haben wollen wenn ich den Bogen spanne...
Im Ernst...
Musik bewegt uns ja auch sehr direkt und profund...
Bogenschiessen kann das auch manchmal...
Awa Kenzo (Lehrer Herrigels) soll ja z.B. beim Schiessen eine Art Apotheose erlebt haben...
Ich suche jetzt nicht wirklich nach der Spiritualität im Bogenschiessen aber ich denke es passieren dort evtl schon Dinge die über Spass und Entspannung hinausgehen und uns menschlich bereichern.
Was das dann wäre kann ich nicht formulieren - nur erahnen...

Was Du sagst ist aber schon mal gut... Lernen,... ich tu mal "Spiel" dazu... evtl "Kreativität"... das Ausleben unserer kreativen Fähigkeiten...? Das Guinness Buch der Rekorde - der Reiz des Menschen-Möglichen?
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Ralph
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Re: Intuitives Langbogenschießen

Beitrag von Ralph » 07.08.2011, 21:25

shokunin hat geschrieben:Man kann sicher sagen Bogensport als Spiel, als körperlich-geistige Heraufsorderung hat einen Reiz... tiefer muss es wohl auch nicht gehen.

Die Entspannung oder der Stimulus den wir beim Bogenschiessen erfahren kann rein die Befriedigung des Spieltriebes sein, stimmt.
Ich wünsch mir halt evtl was "bedeutsameres" "urtümlicheres"... spielen kann ich mit dem Ping Pong Ball auch... beim meinen 2.3 langen glamourösen Bogen verlangt es mir nach mehr ;) ...
Ich suche jetzt nicht wirklich nach der Spiritualität im Bogenschiessen aber ich denke es passieren dort evtl schon Dinge die über Spass und Entspannung hinausgehen und uns menschlich bereichern.
Was das dann wäre kann ich nicht formulieren - nur erahnen...


TYPISCH ASIATISCH BESCHÄFTIGTER QUÄLER EINES SCHNURBESPANNTEN STOCKES ! ;D ;D ;D ;D ;D
Kann ich daher nur zu gut nachvollziehen ! :D :D :D :D :D Deshalb hat eine bestimmte Klasse von Bogenschützen auch ein Problem, sich mit Fahrradcompoundlern und bierflaschenübernenparcourschleppenden Bogenrauchern zu identifizieren, obgleich man auch selbst nicht alles bierernst nimmt. Und das ist gut so (Denke ich, weil ich so intolerant bin). ::)

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SeKan
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Re: Intuitives Langbogenschießen

Beitrag von SeKan » 07.08.2011, 21:47

Es gibt da einen schönen Vergleich, den Georg Simmel mal angeführt hat. Da geht es zwar nicht um Bogenschießen sondern um den praktischen Nutzen der Philosophie, aber ich finde, man kann ihn auch- irgendwie......

Also, eine kurze Fabel:

Ein Bauer sagt im Sterben seinen Kindern, in seinem Acker läge ein Schatz vergraben. Sie graben daraufhin den Acker überall ganz tief auf und um. Ohne den Schatz zu finden. Im nächstem Jahre aber trägt das so bearbeitete Land dreifache Frucht.
Dies symbolisiert hier den Nutzen der Phil.
Den Schatz werden wir nicht finden, aber die Welt, die wir nach ihm durchgraben haben, wird dem Geist dreifache Frucht bringen- selbst wenn es sich in Wirklichkeit etwa überhaupt nicht um den Schatz gehandelt hätte, sondern darum, das dieses Graben die Notwendigkeit und innere Bestimmtheit unseres Geistes ist.

Oder vieleicht Bogenschießen ;)


LG
SeKan

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Re: Intuitives Langbogenschießen

Beitrag von BBouvier » 07.08.2011, 22:21

Danke, shokunin!

Du hebst das Thema auf die ihm gebührende Ebene.
Bogenschiessen ist (und sicherlich nicht nur mir)
der reinen Zweckmässigkeit, wie Fleischerwerb und Fernwaffe,
das es in vergangenen Epochen sicherlich eher gehabt haben mag,
entwachsen und eine Art "künsterische Betätigung" geworden,
die Seele und Gemüt erheitert.
Abgreifen der Sehne weit unter dem Nock und Zielen über die Pfeilspitze
- zum Beispiel - hat sicherlich engere Gruppen zur Folge:
Ich käme mir dann jedoch vor, wie Jemand der mit Stützrädern radelte,
weil er eigentlich das Radeln gar nicht beherrschte.

Nichts geht doch über die Befriedigung, sich in langen Jahren
der Kasteiung dem Ziele immer weiter zu nähern:

Und dann schiesst "es"!

Beste Grüsse,
BB

Ralph
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Re: Intuitives Langbogenschießen

Beitrag von Ralph » 07.08.2011, 22:47

Oooohhh, was Philosophisches …schöööön…

Also „der Weg ist das Ziel“ oder auch ne andere (asiatische) Anekdote….

Es war einmal ein Mann, der wohnte nahe eines Dorfes. Der hatte einen Sohn, um den ihn jedermann beneidete: Groß, stark, schön etc…

Die Leute des Dorfes rannten in ihrer teilweisen Abergläubigkeit relativ häufig zu einem nahen Tempel, erzählten dem dortigen Möch von den aktuellen Ereignissen und baten um eine Deutung.

Eines Tages fiel der Sohn des Mannes vom Pferd und brach sich ein Bein. Der Bruch verheilte nicht gut und der Sohn mußte für den Rest des Lebens hinken. Die Leute rannten zum Mönch erzählten ihm dieses und jammerten „Der arme Mann, der arme Sohn…“ – und der Mönch antwortete „Wer weiß…?!“

Dann überzog Krieg das Land und der Daymio (Districtherr) führte eine Zwangsrekrutierung aller wehrfähigen Männer durch. Sämtliche der rekruten wurden im Krieg getötet. Den Sohn des Mannes hatte man aber wegen seiner Behinderung nicht rekrutiert. Die Leute rannten zum Mönch erzählten ihm dieses und jubelten „Der glückliche Mann, der glückliche Sohn…“ – und der Mönch antwortete „Wer weiß…?!“

Eines Tages erkrankte der Mann und starb. Der Sohn erbte das karge Stück Land des Mannes und mußte den Boden, der eh nie viel an Ernte erbracht hatte, nun selbst – hinkend – bearbeiten…. Die Leute rannten wieder zum Mönch erzählten ihm dieses und jammerten „Der arme Sohn…“ – und der Mönch antwortete „Wer weiß…?!“

Dann entdeckte der Sihn beim Umpflügen des Feldes einen Schatz, der ihm bis zum Ende seines Lebens zu Wohlstand verhalf. Und wieder rannten Leute zum Mönch erzählten ihm dieses und jubelten (neidisch) „Der glückliche Sohn…“ – und der Mönch antwortete wieder … ?

Ralph

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Re: Intuitives Langbogenschießen

Beitrag von shokunin » 08.08.2011, 07:50

Na dann bin ich mit meinen Allyren ja wenigstens nicht alleine... ;D

Es ist etwas sehr Menschliches sich über sich selbst Gedanken zu machen - Philosophie also...
Bogenschiessen als Philosophie - klar wieso nicht,... in Geduld schult es uns allemal... ;)
Und man muss sicher kein Asiat sein um im Tun das Sein erfahren zu können.

Das war so ein Punkt hier eben... was SIND wir wenn wir schiessen?

BB erwähnte "Seele"... Bogenschiessen ist gut für sie...
Das war es was mich an der Idee vom instinktiven Schiessen interessierte... rein praktisch gibt es keinen Grund sich abzumühen "kasteien", wie BB sagt, nur um schlecher zu treffen ;)
Wir könnten schon besser treffen... müssten halt am Gerät arbeiten und die Arbeit an uns selbst zurückstellen.
Es geht aber anscheinend um das was es uns emotional bietet so an uns zu arbeiten...
Beim Thread zur "Schützenkönigin von Hintertupfing" oder was es war... ;) da zeigte sich ja die FC gemeinde hat im Grossen und Ganzen nix mit Religion am Hut...
dennoch betreibt man "Seelenpflege"... das Bedürfnis ist da... ein Spiritualitätsinstinkt...?
Oder nur Entspannung, Lernen, Kreativ sein,... sich Fordern...?

Bogenschiessen ist spielerische Herausforderung... der Spieltrieb, sich Messen an anderen,... die eigene Grenze suchen vielleicht auch... Auf dieser Ebene ist es einfach Entspannung, Befriedigung von Urtrieben... Spiel, Sozial sein - was ja auch ein Instinkt in uns ist.
Dennoch,...
Gerade im modernen Kyudo z.B. will man ja auf "höheres" hinaus... Selbsterfahrung, -Vervollkommnung, suche nach der Essenz des Schiessens - "Es schiesst" war aller Wahrscheinlichkeit nach nur "verhört", aber da ist schon was dran...
Gelegentlich sehen wir Tänzer, Künstler, Handwerker sogar,... die das verkörpern was sie tun... so lange an sich zu arbeiten bis man das IST was man TUT...
Im Kyudo sieht man das manchmal,... Schützen die "nur" schiessen, die wollen nichts, die hoffen nicht... jetzt! ja! vielleicht! noch!... die schiessen nur - sind nur...
Ich hatte das Gefühl dass das "instinktive/intuitive" Schiessen wirklich ist, das Sein im Schiessen.
Ich fand es interessant dass das im traditionellen westlichen Bogenschiessen auch da ist - halt nicht so formalisiert...
Daher die Frage: was sind wir wenn wir wenn wir schiessen...? Welchen Aspekt unserer "Seele" berührt es?
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Re: Intuitives Langbogenschießen

Beitrag von BBouvier » 08.08.2011, 10:19

<"Welchen Aspekt unserer "Seele" berührt es?">

Hallo, shokonin!

=>
Das (seelische) Streben nach Vollendung:
Ganz gleich, anhand welchen Vehikels.

<"Es schiesst" war aller Wahrscheinlichkeit nach nur "verhört"...">

Nein.
Durchaus nicht.

Beste Grüsse,
BB

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Re: Intuitives Langbogenschießen

Beitrag von shokunin » 08.08.2011, 11:44

@BB

Vollendung... Vervollkommnung ... evtl eben gerade die Selbst-Vervollkommnung.... ja, da kann ich dir nur zustimmen.
Die Suche nach einem Ideal...
Endet die Suche immer irgendwie spirituell...?

zum "es schiesst"
Prof. Shoji Yamada schreibt in "Shots in the dark" sehr kritisch zum Thema Zen - insbesondere Zen im Kyudo, in der Garten-Kunst,... und er verdammt Herrigel als Nazi-Mitläufer und weiss sich was. Er spricht ihm jedes Verständins der jp Sprache (auch Kyudo, Zen, etc) ab und argumentiert er habe das "es schiesst" misverstanden...
Yamada ist lesenswert - sehr gut übersetzt von US Kyudoka Earl Hartman - auch wenn ich ihn persönlich für zu zynisch halte.
Er zerreist Herrigel... die gesamte Zen-Aesthetik Japans,...
Ganz so schwarz und weiss sehe ich es nicht aber interessant nichts desto trotz.

Wenn man dagegen z.B. Soetsu Yanagi liesst (the Unknown Craftsman)... auch sehr einfühlsam interpretiert für uns durch Bernhard Leach... findet man eine andere Auffassung der Japanischen Kunst und Künste... meist geht s um Textilkunst, Keramik,...auch Tee-Zeremonie wird erwähnt... mich hat aber vieles auch an Kyudo erinnert... Yanagi redet von koreanischen Teetassen und man denkt an Taihai... :-\ ...

Mag sein Yanagi hat für mich mehr Bedeuting weil er sich in "meiner" Welt bewegt...
Ich bin ja selbst Handwerker und eher emotional veranlagt, klar liegt mir Yanagi mehr...
Er ist einfühlsamer... er urteilt mit dem Bauch nicht dem Hirn.
Das ist aber auch der einzige Weg Kunst zu verstehen.

Yamada versteht sie nicht und spricht ihr daher jede Validität ab... dann wird seitenweise auf Unstimmigkeiten und Details hingewiesen die "beweisen" es gibt keinen Standard für Schönheit... man kann die Schönheit des Ryoan-ji Gartes nich belegen...
Ach!?... surprise, surprise... Kunst entzieht sich der akademischen Anlyse... pahhhhh! >:)
Naja,... auch Yamada hat seine guten Seiten... was er zum Umgang der Japanischen Gesellschaft mit ihrer historschen Kultur schreibt ist schon lesenswert...
Sorry, bevor ich mich hier wieder mal total verzettle... es gibt die These, und die ist auch gut fundiert, dass Kenzo Awa was anderes sagte als "Es schiesst"...

Gruss,
Mark
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Re: Intuitives Langbogenschießen

Beitrag von BBouvier » 08.08.2011, 13:57

Danke für so viel Licht, shokunin!

Yamada etc. war mir dabei durchaus geläufig.
Ich möchte mich auch gar nicht auf die Verteidigung
des von ihm kritisierten Bereiches versteifen.

Beim Bogenschiessen treffen sich wohl mehrere Aspekte,
und nicht von ungefähr galten in Kulturepochen
Falknerei und Bogenschiessen als besonders edler "Zeitvertreib".

Das Bogenschiessen:
- erweitert den Einflussbereich des körperlich begrenzten Radius´
- zeigt bei jedem Pfeile unmittelbar das Ergebnis eigenen Tuns
- erzieht zur Selbstdisziplin
- ist eine kriegerische Kunst
- fordert lebenslanges Bemühen
- stärkt Köper, Geist und Seele

...und ist insofern einfach "mehr" als alles andere,
das mit bekannt:
Man wächst über sich hinaus.

Beste Grüsse,
BB

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Re: Intuitives Langbogenschießen

Beitrag von Schattenwolf » 08.08.2011, 21:12

shokunin hat geschrieben:
Stimmt schon, das Lernen ist was Elementares in uns.


Es ist so Elementar, dass man es schon als den Sinn des Lebens im Allgemeinem bezeichen könnte!

Aber hier irrst du gewaltig!!!

Tiere spielen nur jung - wir hören nie auf...



z.B.:
Wölfe hören nie auf zu spielen, es ist ein wichtiges soziales Ritual um das Rudel zusammen zu halten.

Aber für all euch Japan-Dojokas hab ich mal ein "modernes" Zitat eines Kantonesen - Hong-Kong Chinesen - Amerikaners und Jugendidol von mir dessen Weitblick ich immerwieder aufs neue schätzen lerne.

"Empty your mind, be formless, shapeless, like water.
Now you put water into a cup, it becomes the cup,
you put watter into a bottle, it becomes the bottle,
you put water into a teapot, it becomes the teapot.
Now water can flow, or it can crash. Be water my friend."

[ Nachtrag:
Das ist wohl eines seiner bekanntesten Zitate, aber in seiner Weisheit doch recht komprimiert.... interessant zum Thema ist auch was er sagt zu natürlicher-unnatürlichkeit oder unnatürlicher-natürlichkeit...zum "instinktiven und zum mechanischem" Menschen - vielleicht seht ihr auch das Interview ja mal in voller Länge an - ich denke es lohnt sich!
http://www.youtube.com/watch?feature=fv ... eR3NVyy148 ]


Er übersetzte auch Schriften und Weisheiten chinesischer Philosophen, wie diese:

"Immer wieder der gleiche Wind fährt durch die Eichen im Tal und die Kiefern auf den Hügeln.
Warum klingt sein Rauschen jedesmal so anders?"

Was einigen von uns beim Bogenschiessen mitunter wiederfährt und auch bei anderen Tätigkeiten ist das Loslassen - das Einswerden. Das Loslassen von uns selbst und all der Bande die uns einengen, wir werden eins mit unserem "ureigenem Selbst" (unser "höheres Ich, befreit vom Ego und den Begierden die es uns eingiebt) und befinden uns zugleich im Fluss ( the flow ) mit allem um uns herrum.
Das ist es warum wir diese Leidenschaft entwickeln und wiedrigkeiten auf uns nehmen. Um diesen Fluss zu fühlen, wieder eins zu sein - oder diesem Gefühl zumindest nahe zu kommen....

Es geht nicht um praktischen Nutzen, es geht um Harmonie - und vielleicht um die Macht, die dieser "göttlichen/natürlichen" Harmonie zu Grunde liegt, aber nicht (um die Macht) um ihrer selbst willen.

Oder anders ausgedrückt, all die technischen Erungenschaften die uns das Leben angeblich leichter machen, es sind nur Krücken! Und wir bedienen uns ihrer schon so lange das wir schon fast verlernt haben ohne sie gehen, oder gar zu laufen - uns wahrlich frei zu bewegen. Und aus diese Sehnsucht nacht freier, ungegängelter Bewegung erwächst die fazination des traditionellen Bogenschiessens!
Abergläubisch? - Pah!
1000 Generationen Erfahrung ist kein Aberglaube, sondern gesunder Menschenverstand.
So möge Thor seinen Hammer schwingen Euch allen Vernunft und Weisheit einzubleuen!

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Re: Intuitives Langbogenschießen

Beitrag von shokunin » 10.08.2011, 09:48

Hi Schattenwolf

danke für den Beitrag. Ich kann Dir in vielem, fast allem, was Du sagst zustimmen. :D

Danke auch für die Erklärung zum Sozialverhalten von Wölfen.
Das mit dem Spielen bei Tieren hatte ich vor, ich weiss nicht mehr,... 20 Jahren fast denke ich, mal gelesen. Wahrscheinlich stand da ein relativierendes "in der Regel" o.Ä. das sich bei mir zu "alle" verhärtet hat. :-\
Du hast sicher Recht, alle sind es nicht, Wölfe z.B.

Der Bruce Lee Clip ist interessant.
Er war schon irgendwie ein charismatischer Mensch.

Was er da sagt zu Natur und Technik (natural instinct & control) ist interessant.
Sinngemäss dass der Kampfsport dem Menschen erlaubt sich als Mensch auszudrücken... körperlich...
Interessant auch ihm zu zu sehen, er spricht auch sehr "körperlich", ausdrucksstark... mit den Händen.

Er sagt es muss ein harmonisches Gleichgewicht herrschen zwischen Instinkt und Kontrolle... das hattest Du ja auch angesprochen... ein inneres Gleichgewicht.
Lee formuliert es als "un-natürlich Natürlichkeit" oder "natürliche Unnatürlichkeit"... hatten wir hier ja auch schon dran gestreift... Mütze meint Kultur konditioniert durch Natur, ich sehe es eher umgekehrt...
Kommt auf den Blickwinkel an...
Beginnt man mit Technik und raffiniert sie bis sie so rein und natürlich wird dass man zur Natur der Techink kommt - oder beginnt man mit Natur und distilliert sie durch Technik zur Kunst...

Vieles was er sagt bezieht sich auf Erfolg... wie kämpft man effizient, entschlossen, zielstrebig,...
Vieles aber auch nicht... oder nicht unmittelbar... Dein Zitat mit dem Wasser z.B... man wird was man tut... Wasser "tut" nicht, es IST... man kämpft nicht... man "macht" nicht kämpfen... man IST Mensch im Kampf...wie Wasser Wasser in der Tasse oder Flasche IST und nicht die Flasche "macht".

Und zum Üben und Lernen...
Er sagt "all knowledge is self-knowledge" wir lernen um uns selbst zu erfahren... und dann eben auszudrücken - unsere Natur und Kultur im Einklang...
Das hatten wir hier auch schon versucht auszudrücken... Selbstfindung,...
Und wie Du sagst ablegen der "Krücken", Hilfsvorrichtungen, Technik,... das Gleichgewicht wiederherstellen zwischen Natur und Technik...
Wenn es klappt und wir im Gleichgewicht sind entsteht das Gefühl der Ausgeglichenheit... oder wie auch immer man es nennen mag... Es mag nicht für jeden gleich an eine spirituelle Erfahrung grenzen aber es ist doch auf jeden Fall mehr als nur ein "sich sonnen" im gerade erzielten Erfolg.

Du hast noch einen weiteren interessanten Punkt erwähnt...
die MACHT...
ich kann mich des Dranges nicht erwehren hier wenigstens einmal das Wort JEDIRITTER zu schreiben... ;D ahhhh, jetzt geht es mir besser... ;)
Ernsthaft...
Im Bogen sind Kräfte gefangen. Wir haben die Macht, oder wir üben jedenfalls daran, die Kräfte nicht bloss zu entfesseln sondern sie zu beherrschen.
Wir beherrschen die Naturgewalten die im Bogen stecken und machen sie uns dienstbar...
Auch das ist sicherlich ein wichtiger emotionaler Beweggrund für das Schiessen mit "Naturbögen". In Jp wird der Bogen ja seit alt her sehr verehrt und er wird bis heute in religiösen Ritualen benutzt. Der Grund ist sicher das man in ihm Naturgewalt "sichtbar" machen kann.
Sichtbar machen und ausüben...

Da kommt mit der Macht ein weiterer Punkt einher... die Gewalt... Du sagtest ja nicht Macht der Macht wegen... eine moralische Komponente...
Wir nutzen den Bogen nicht mehr jagdlich, kriegerisch,... viele verwehren sich jeder Idee dass das einen Reiz haben soll (siehe "der Killer..." Thread)..., dennoch gehen wir auf den Parkur und spielen Jagd und wir lassen das kriegerische Bogenschiessen vergangener Zeiten mit Warbows und weiss-ich-was aufleben.

Die Faszination der Waffe, des Tötens...
passt nicht wirklich in unser modernes Bild unserer selbst... aber sie ist da.
Auch der Kampf ist noch in uns. Wir haben ihn halt ritualisiert im Sport etc... aber dennoch ist er da und wir wollen uns messen... an einander und auch an der Menschheit an sich... das Guinness Buch der Rekorde hatte ich ja eher scherzhaft mal erwähnt... aber es ist da was dran...
Wenn heute ein FC-ler seinen Warbow mit 120# spannt... was tut er dann? Er misst sich an einem jahrhunderte alten Standard. Er beweist sich dass er den Leuten damals in nichts nachsteht, nichts an Vitalität eingebüsst hat...
Der kämpferische Aspekt der Kampfkünste wird zunehmend "abstrahiert", es "geht ja nich wirklich um's Kämpfen"... schau in den Nachbarthread... erwähn' mal "Bogen" und "Töten" im selben Satz und schau was passiert... so spielerisch kann es gar nicht sein dass nicht gleich drei daher kommen die sich verbitten mit solchen Geschmacklosigkeiten konfrontiert zu werden.
Wir sind weit weg von einer Welt wo es nötig war mit dem Bogen zu töten - dennoch sind die zwei sehr nah beeinander - so nah dass es manchen gleich unangenehm wird wenn man auch nur spielerisch drüber spricht. Es ist halt kein Spiel, es ist immer noch tot ernst... da darf man nur ehrfurchstvoll und auf abstaraktem Niveu davon sprechen... :-X
Wie dem auch sei...
Ein wenig Adrenalin... Kampf, Risiko,...

Man kann den Bogen kontrollieren aber nicht total... er bleibt ein Stück Natur... nicht 100% messbar, berechenbar, beherrschbar,... das macht auch mit den Reiz aus... Risiko...
David Pye (1914-93) - Architekt, Holzschnitzer, Professor am Royal College of Art in London hat den Begriff "Workmanship of Risk" geprägt, ihm steht "Workmanship of Certainty" gegenüber...
Workmanship ist die Qualität handwerklicher Arbeit... und dann eben Risiko oder Sicherheit... der Reiz handwerklicher Arbeit ist das Risiko - das Risiko dass es schief geht. Der Reiz am Bauen ist nicht in der Erwartung dessen was man sicher am Ende erhält sondern im Risiko dass man NICHTS erhält...
Mit dem Schiessen ist es das gleiche... wir schauen dem Hochseilakrobaten auch nur zu weil uns das Risiko kitzelt... Wenn nix mehr schief gehen kann, kann ich mir das Hinschauen schenken... das Bogenschiessen eben so...

Ich verzettle mich wieder total... ja mei... :-\ ... sorry... immer etwas stream-of-consciousness... :-[
...aber danke für den Clip, die Inspiration, deine Gedanken,...
echt interessant... da ist viel drin von dem was hier auch schon diskutiert wurde...

Also, warum instinktiv, ohne Sights, Cams, Releases, Krücken, Netz oder doppelten Boden,...

Inneres Gleichgewicht, Ausdruck der meschlichen Körpers im Kampfsport, Sich-Messen an der Natur, Macht ausüben über die Naturgewalten in Bogen,... aber natürlich nie Macht und Gewalt irgend wie toll finden... wir schauen Bruce Lee nur aus philosophischen Gründen zu wenn er in 90 min 190 Mann die Birne einschlägt... >:)



Gruss
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Re: Intuitives Langbogenschießen

Beitrag von Wilfrid (✝) » 10.08.2011, 10:04

Hmh
ich weiß nicht, wenn ich am Schießen bin, so richtig, nur am Schießen, wenn die Welt versinkt, nur noch das ziel, derPfeil, der Bogen und ich, irgendwann nur noch der Bogen und ich Wenn sich dann wieder Ziel und mein Bild im Kopf trennen, der Pfeil fliegt die Spannung sich löst, ist einfach toll.

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Re: Intuitives Langbogenschießen

Beitrag von SeKan » 10.08.2011, 16:38

Im Grunde ist es ja ganz einfach was sich da abspielt, es ist halt nur sehr schwer in Worte zu fassen.
Letztendlich, beim Schießen, IST man nur noch. Damit meine ich, alles wertende, abwägende u.s.w. fällt weg. Ebenso die dualistische Wahrnehmungsweise, in der man normalerweise lebt. Der Satz: "Werde zum Ziel" ist schon wahr.

Ich glaube nur nicht, das dazu zwingend intuitives schießen notwendig ist. Es erleichtert das hinkommen zum SEIN vieleicht.
Die angestrebte Lebensweise sollte aber dieses SEIN im Alltag sein.

Die Freude und Konzentration, wenn ich z.B. einem selbstgebautem Bogen den letzten Schliff gebe, sollte genau so da sein, wenn man sich ein Butterbrot schmiert.

Das ganze Leben ist Bogenschießen.

......oder was auch immer man tut, um zu SEIN.......

Wirr, ich weiß, aber mir war gerade danach. ;)

LG
SeKan

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Re: Intuitives Langbogenschießen

Beitrag von Lord Hurny » 10.08.2011, 17:58

Das Ziel ist im Kopf, und ist es nicht im Kopf - dann ist es nirgendwo...

mir war auch gerade danach ;)
lg,
Lord Hurny

der manchmal den Bogen überspannt...

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Re: Intuitives Langbogenschießen

Beitrag von Wilfrid (✝) » 10.08.2011, 18:15

Eigentlich ist "das Ziel" im mom des Lösens aus dem Kopf, wenn nicht, haste Kill-Fieber

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