Kurze Frage zum vollpyramidalen Design

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Wazuka
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Kurze Frage zum vollpyramidalen Design

Beitrag von Wazuka » 24.01.2014, 15:36

Hoi Gemeinde,

ich bastel grade an einem vollpyramidalen Flachbogen aus Hasel und bin mit dem Grobzuschnitt fertig, wobei ich mir noch so einiges an Sicherheit habe überstehen lassen. Sorry, grade keine Fotos parat, aber dafür die Dimensionen, und um die geht es mir ja. Länge 180 cm. Griff (steif) 11 cm. Fades 5 cm auf beiden Seiten. Breite an den Fades 5 cm. Breite an den Tips 1.2 cm. Dicke an den Fades 2.5 cm. Dicken an den Tips 1.7 cm. Von den Fades zu den Tips laufen alle Maße linear. Die Tips sollen sehr schmal werden.

Erste Frage: Passen die Maße zu dem Design?

Zweite Frage: Das Ding biegt sich derzeit fast noch gar nicht, vielleicht ein paar cm, wenn ich mich mit vollem Gewicht in den Bodentiller stemme. Es ist geiles Holz mit schönen Ringen, so ca. 2 mm pro Ring. Soll ich mich ab jetzt ganz langsam und sachte vorantasten und immer so 1 mm am Bauch wegnehmen? Oder kann ich gleich noch einen halben cm wegmachen (an den Tips evtl. etwas weniger, weil sehr schmal)? Zielzuggewicht mind. 50# bei 28", wenn möglich 10-20# mehr.

Es geht mir dabei prinzipiell um etwas Zeitersparnis. Wenn ich mich langsam rantaste, könnte es sein, daß ich die nächsten Wochen mit viel Raspeln verbringe, um dann irgendwann die Geduld zu verlieren. Insofern würde ich gerne wissen, um wieviel ich in etwa "überdimensioniert" bin. Ich hab mit dem Design noch NULL Erfahrung.

Cheers,

Thomas

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Wilfrid (✝)
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Re: Kurze Frage zum vollpyramidalen Design

Beitrag von Wilfrid (✝) » 24.01.2014, 16:19

hasel von 5cm Breite an den Fades? Was für einen Prügel hast Du da? ich sach mal so, 5 mm in der Dicke runter, wenn nicht gar 7. Aber bei 80cm Biegebereich solltest Du nicht deutlich über 2 cm in der Dicke liegen. sonst knautschst

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Frankster
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Re: Kurze Frage zum vollpyramidalen Design

Beitrag von Frankster » 24.01.2014, 17:22

Hallo Thomas,

Bei 5cm Fadebreite würde ich auf ein Endmaß (Dicke) von 20mm auf 12mm an den Tips tippen. Die Raspel oder der Schweifhobel ist Jetzt eine gute Wahl. Bei schmalen Tips immer auch auf die seitliche Stabilität achten.
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acker
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Re: Kurze Frage zum vollpyramidalen Design

Beitrag von acker » 24.01.2014, 17:36

Bei einem vollpyramidalen Design gibt es (fast) keinen Dickentaper .
-> heißt ab ende der fades bis zum Ende des Wurfarmes ist die dicke (fast) linear .
Der Tiller sieht dann auch etwas anders aus, wir wollen dort wo der Wurfarm am breitesten ist auch die meiste Biegung haben,- zu den Enden hin wird sie geringer.


Problem :
Man braucht am besten einen großen Stammdurchmesser um einen rel Flachen Rücken zu bekommen.
Bei der Hasel würde ich eher ein semipyramidales Design wählen.
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.

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Heidjer
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Re: Kurze Frage zum vollpyramidalen Design

Beitrag von Heidjer » 24.01.2014, 18:34

Der acker hat Recht, bei einen optimalen Vollpyramidalen Design gibt es keinen Dickentaper. ;)
Das bekommt man aber vermutlich nur mit einen perfekten Hickorybrett hin, bei Saplingen nimmt die Zugstärke aber auf Grund der Rückenwölbung zu den Tips hin zu, somit wird ein geringer Dickentaper nötig sein. Ich denke mit 2mm-3mm Taper wirst Du etwa hinkommen. Wenn die Tips jetzt 17mm haben dann arbeite die Fades jetzt auf 20mm herrunter. ;)

Die Biegebelastbarkeit von Holz hängt von der Zug- und Druckfestigkeit ab und die auftretenden Zug- und Druckkräfte wiederum davon, wie weit die Schichten voneinander entfernt sind.
18mm Hasel hält einen Biegeradius von ca etwa ungefähr 100cm aus (das wäre ungefähr der Radius eines Langbogens) nimmt man so ein Brett von ~5cm Breite und tillert es so nur über die Seiten das sich alles gleichmäßig biegt, dann kommt eine perfekte Pyramide dabei heraus. In der Praxis kommt bei einen Sapling ein mehr Eifelturmartiges Design dabei heraus weil die Rückenwölbung zu den Tips hin, immer weniger zum Tragen kommt.


Gruß Dirk

PS: Mein Vollpyramidaler Eschenbogen hat im gesammten Biegebereich fast genau 14mm und bringt 40#, hat dafür einen fast perfekt geraden Rücken ohne Wölbung. ;)
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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Re: Kurze Frage zum vollpyramidalen Design

Beitrag von Ravenheart » 24.01.2014, 19:13

Ja, Pyramidalbogen sind meist fast durchgängig gleich dick. Hängt aber auch ein wenig vom Holz ab, jedoch mehr als 5 mm Taper werden es nicht sein...

Habe noch keinen Pyramidalen aus Hasel gebaut. Hat der nicht irre viel Rückenwölbung?? Oder war der Hasel so dick??
(WA-Dicke wird immer an der höchsten Stelle der Wölbung gemessen, nicht am Rand! ^^ )

Für 50# ist aber bei jedem Holz klar: MEHR als 2 cm werden es auf keinen Fall.

Und Tipp: Mach den Rand gleich auf 5 mm runter und gib dem Bauch ne Wölbung, wenn das Holz es her gibt. Lässt sich besser tillern. Erst mal auf durchgehend 20 mm runter ist ein guter Ansatz.

Rabe

PS: Bedenke die Biegekurve! Man sieht oft Pyramidale, die zu stark an den Enden biegen! Pass auf, dass Du die äußeren WA-Bereiche nicht voreilig überlastet, sonst handelst Du Dir da Set ein!

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Re: Kurze Frage zum vollpyramidalen Design

Beitrag von Wazuka » 26.01.2014, 12:08

Und wieder hat es sich extrem gelohnt, hier mal kurz nachzufragen! Vielen Dank für die sehr wertvollen Informationen. Die seitliche Verwindung an den Tips werde ich im Auge behalten. Könnte tatsächlich ein kleines Problem werden, aber mal sehen. Zudem war mir nicht wirklich bewußt, daß ein pyramidaler mehr griffnah biegen soll/muß. Aber klar, da ist ja auch das meiste Holz, also völlig logisch. Ich hab zwar die Bibel gelesen, aber anscheinend bleibt nicht immer alles hängen, vor allem, wenn man es noch nicht in die Praxis umgesetzt hat.

Ich hab jetzt die WA an den Fades auf 20 mm runtergearbeitet und einen fast linearen Taper auf 17-18 mm an den Tips gemacht. Und siehe da, er fängt an zu biegen. Sehr fein!

Der Hasel war tatsächlich ordentlich dick, so gute 15+ cm. Es ist noch etwas Rückenwölbung vorhanden, aber relativ wenig. Und ja, Rabe, ich messe die Dicke immer vom Rücken (Wölbung) aus, nicht von der Kante. Danke für die Bestätigung, daß das so richtig ist. Ich werde den Bauch auch leicht linsenförmig machen, so wie Du es vorgeschlagen hast. Ecken und Kanten mag ich sowieso nicht so gern, lieber etwas runder.

Und schon wieder viel gelernt - cool! 8) :)

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Frankster
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Re: Kurze Frage zum vollpyramidalen Design

Beitrag von Frankster » 26.01.2014, 19:59

15cm Hasel ist aber eine Hausnummer!

Als weitere Option wenn man Stämme mit Rückenwölbung _ohne_ DIckentaper bauen will wäre ein Eifelturmdesign. D.h. progressiv verjüngende Enden, was sehr massearme Wurfarme zur Folge hat.

Was ist nicht ganz verstehe, warum müssen die Tips so Dick sein? Ein > 100# Elb und sei er aus Hasel kommt die letzten 10cm auch mit ca. 12mm dicken Tips aus.
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Re: Kurze Frage zum vollpyramidalen Design

Beitrag von Wazuka » 27.01.2014, 12:50

Uhm, die müssen ja auch nicht so dick sein. Ich wollte sie einfach nur recht schmal machen und wußte nicht, wieviel Dicke ich dafür stehen lassen muß. Plan ist, erst mal die Biegung über die erste Hälfte der WA ab Griff gut hinzubekommen, und dann die Dicke der Enden entsprechend anzupassen. Wenn ich es richtig verstanden habe, sollen sich die Enden beim vollpyramidalen Design ja nicht so stark biegen.

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Lucky Luke
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Re: Kurze Frage zum vollpyramidalen Design

Beitrag von Lucky Luke » 27.01.2014, 13:30

acker hat geschrieben: ... wir wollen dort wo der Wurfarm am breitesten ist auch die meiste Biegung haben,- zu den Enden hin wird sie geringer.


Vorsichtig, ein pyramidaler Bogen sollte idealerweise einen Kreisförmige Biegung an den Wurfarmen haben. D.h. jede stelle biegt sich gleich stark!
Im Vergleich zu einer standardmäßigen elyptischen Biegung biegt sich der griffnahe Bereich natürlich mehr, aber er darf sich nicht mehr biegen als der Rest des Wurfarms.

Wie stark sich ein Holz biegen kann, ohne zu überlasten, hängt von der Dicke ab, nicht von der Breite. Und da der Pyramidale Bogen idealerweise überall gleich dick ist, kann er sich auch überall gleich gut biegen.

Zusätzlich ist bei einem realen Bogen der Wurfarm aber auch kein ideales Dreieck (dann wären die Sehnenkerben ein "Punkt") sondern ein Trapetz. Auch dadurch braucht man ein leichtes Dicketaper hin zu den Tips.
D.h. wenn man von dem Kreistiller abweicht, dann lieber die Biegung hin zu der Mitte der Wurfarme verschieben...

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Re: Kurze Frage zum vollpyramidalen Design

Beitrag von Wazuka » 28.01.2014, 22:32

Danke auch für die Erinnerung mit dem Kreistiller. Hatte ich auch in der Bibel mal gelesen, war mir aber nicht mehr so sehr bewußt. Ich werde es beachten!

Hab mal auf die Schnelle ein paar schlechte Fotos von dem jetzigen Zustand gemacht. Bin in der Zwischenzeit nicht mehr zum Weiterarbeiten gekommen, also noch 20 mm an den Fades.

IMG_2171_web.jpg
Gesamte Länge

IMG_2172_web.jpg
Oberer WA

IMG_2173_web.jpg
Unterer WA

IMG_2174_web.jpg
Detail oberer WA, Seitenansicht von Fades bis ca. 2/3 WA-Länge.


Die WA von oben hab ich aus schräger Perspektive vom Griff weg fotographiert. Deswegen wirken der Griff und die Fades extrem breit, was sie nicht wirklich sind. Griff ca. 25 mm, Fades ca. 50 mm.

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Re: Kurze Frage zum vollpyramidalen Design

Beitrag von jetsam » 28.01.2014, 22:48

Ravenheart hat geschrieben: Hat der nicht irre viel Rückenwölbung??

Also ist viel Rückenwölbung schlecht? Oder gut? Oder nur bei Hasel? Bzw. warum?
Ist das was holzartabhängiges, von wegen Zugtoleranz oder dergl.?
Grüße jetsam
Dies ist die Welt.
Wundervolle und schreckliche Dinge werden geschehen.
Sei ohne Furcht.

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Re: Kurze Frage zum vollpyramidalen Design

Beitrag von Frankster » 28.01.2014, 23:01

Genau, das ist Holz abhängig. Bei zugstarken Hölzern funktionieren IMHO Staves mit starker Rückenwölbung sehr gut. Gibt es keine natürliche Rückenwölbung kann man die Wirkung auch über Trapping erzielen.

@Wazuka
schaut klasse aus!
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Re: Kurze Frage zum vollpyramidalen Design

Beitrag von Wazuka » 29.01.2014, 01:49

Frankster hat geschrieben:schaut klasse aus!


Hmmm, ja, gefallen tut er mir auch. Wenn er doch nur schon biegen täte. Aber da muß wohl noch so einiges weg. Momentan taugt er eher noch als Prügel ... ;)

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Re: Kurze Frage zum vollpyramidalen Design

Beitrag von Ravenheart » 29.01.2014, 15:06

Wazuka.jpg

Den rot markierten Bereich bitte vorerst weitgehend so lassen! ggf. erst ab der Linie dünner machen, undd erst NACH dem Tillern ganz vorsichtig den Übergang glätten, nicht mehr...

Rabe

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