Bergulme dampfbiegen - Erfahrungswerte gefragt

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Bergulme dampfbiegen - Erfahrungswerte gefragt

Beitrag von Neumi » 03.12.2014, 20:54

Hallo Allerseits, ich war vorhin meinen Keller nach Sperrmüll durchsuchen und bei der Gelegenheit habe ich wieder einen Blick über mein lagerndes Holz geworfen. Jetzt ist mir aufgefallen, dass sich ein Ulmen-Stave noch etwas mehr verdreht hat, so. ca. 25°. Ich habe in einigen Beiträgen gelesen, dass Ulme gerne nach dem dampfbiegen wieder in seine ursprüngliche Form zurück kriecht. Könnt Ihr das aus Erfahrung bestätigen oder wie oft ist Euch das tatsächlich passiert? Ich möchte den Drehwuchs nicht ignorieren, da aus diesem Stave ein ELB gebaut werden soll und ich mit dem Drehwuchs in diesem Fall nicht bauen möchte und auch nicht klar kommen werde. Mit Dampfbiegen komm ich aber super klar ;D
Danke schonmal für die Erfahrungswerte.
Grüsse - Neumi
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Re: Bergulme dampfbiegen - Erfahrungswerte gefragt

Beitrag von Neumi » 05.12.2014, 20:13

Hallo Allerseits, ich hol den Thread nochmal hoch, aber nicht mit der Bitte um Antworten, sondern mit einer Feststellung.
Die Meinungen sind bez. der Erfolgsquote sehr geteilt. Ich habe FC durchsucht und bin auf die aberwitzigsten Theorien zum Dampfbiegen gestossen (möchte ich nicht weiter erläutern). Auf was ich aber nicht gestossen bin, ist auch nur ein einziger gezeigter Bogen, bei dem das Holz wieder in seine ursprüngliche Form zurück gekrochen ist, sondern ausschliesslich die Aussage, dass es so passiert wäre.
Grundsätzlich müsste Ulme hervorragend zum warmbiegen geeignet sein, da der Ligningehalt für ein einheimisches Laubholz sehr hoch ist (ca. 24% - an der Grenze des Ligningehaltes bei einheimischen Laubhölzern). Was passiert beim biegen nach erhitzen: ganz einfach - das Lignin ist sozusagen der Kleber, der die Gefässe und Leitungsbahnen zusammen hält und durch das erhitzen wird ermöglicht, dass die Leitungsbahnen und Gefässe sich gegeneinander verschieben können (ohne Veränderung der Zellulosestrukturen) und nach dem abkühlen ist das ganze praktisch frisch verklebt und zwar dauerhaft. Und da Versuch ja kluch macht, werde ich das testen ;D und dann über meine Erfahrung berichten.
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Re: Bergulme dampfbiegen - Erfahrungswerte gefragt

Beitrag von Bogenhannes » 05.12.2014, 20:19

Also ich habe vor drei Wochen einen etwas krummen Stave, der warbow-Maße hat grade gebogen. Ich musste ihn zweimal in die gleiche Richtung biegen, weil ich das erste mal nicht stark überbogen hatte. Beim zweiten mal habe ich ihn weit überbogen. Musst du im Gefühl haben, wieviel noch geht. Auf jeden FAll ist der Stave nach einer Woche in der Form dann beim Trocknen wieder zurück "gekrochen", aber so, dass man ihn gerade noch so verwenden kann. Rabe hat mal woanders geschrieben, dass Ulme unter LAst zurückgeht. Ich probiere es jetzt mal aus...der Stave ist jedenfalls gerade. Wenn er zurückgeht habe ich wohl Pech...
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Re: Bergulme dampfbiegen - Erfahrungswerte gefragt

Beitrag von Osboan » 05.12.2014, 21:37

Hi Neumi, hab vor ein paar Monaten auch eine Bergulme gebogen. Die Biegung passierte im Griff, deshalb musste ich sie lange kochen. Glaub nach über einer Stunde gab sie dann erst nach. Habe sie überbogen und sie ist wie zu erwarten etwas zurückgekrochen, aber sonst ging alles gut. Sie hält jetzt ihre Form schon seit August. Ich habe sie in der Zwischenzeit ein paar mal gespannt, ein paar Pfeile geschossen. Dann gabs leichte Stauchrisse, weil Zuggewicht zu hoch und Bogen sehr kurz. Hab sie also nachgetillert und beim verbinden einer Schwachstelle aus Jux auch gleich noch den Bauch getempert und etwas Reflex reingebogen. Die Dampfbiegung hält noch, aber ich habe sie noch nicht fertigtillern und einschießen können, weil mir beide Overlays eingegangen sind und ich den Bogen kürzen musste.

Grüße, Oscar
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Re: Bergulme dampfbiegen - Erfahrungswerte gefragt

Beitrag von zwirn » 06.12.2014, 18:39

Der Bogen hatte aber eine interessante Vita: Bogen mit Stauchrissen, Tempern, Reflex eingedämpft und einkürzen???

LG Zwirn
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Wenn einer, der mit Mühe kaum, gekrochen ist auf einen Baum,
schon meint, daß er ein Vogel wär, so irrt sich der.

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Re: Bergulme dampfbiegen - Erfahrungswerte gefragt

Beitrag von Osboan » 09.12.2014, 20:41

Das alles zusammen liest sich jetzt echt lustig neben deinem Avatarbild :)

In der Tat, ich mache mir Sorgen, dass das zu erwartende höhere Zuggewicht vom Tempern und die Kürzung für die Dicke der Wurfarme einfach zu viel ist... ich überlege gerade, ihn über die Breite auf 50 # runterzutillern, damit ich die schöne getemperte Farbe am Bach behalten kann. Sonst muss wohl doch noch was in der Dicke weg - und dann wird einfach nochmal drübergetempert, diese Karamellnuancen sind einfach zu schön anzuschaun :D
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Re: Bergulme dampfbiegen - Erfahrungswerte gefragt

Beitrag von Bogenhannes » 30.11.2015, 14:59

Hier nochmal jetzt auch aus mehrfacher Erfahrung:
Bergulme dampfbiegen und anderes Ulmenholz funktioniert nicht. Sorry :'(

Vielleicht phasenweise mit der HLP, hält aber auch nicht lange ...

(Bin nochmal über den Thread gestolpert.)
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Re: Bergulme dampfbiegen - Erfahrungswerte gefragt

Beitrag von Gornarak » 01.12.2015, 08:08

Osboan hat geschrieben:ich überlege gerade, ihn über die Breite auf 50 # runterzutillern

Ich glaube, über die Breite zu Tillern ist bei deinen Bedenken falsch. Breit ist ja eigentlich gut für nen Bogen. Wenn du den schmaler machst änderst du an der Spannung zwischen Bauch und Rücken ja eigentlich gar nichts.

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Re: Bergulme dampfbiegen - Erfahrungswerte gefragt

Beitrag von Osboan » 01.12.2015, 08:39

Jo, das war echt der falsche Ansatz :)
Hab den Bogen dann doch noch über die Dicke nachgetillert und heuer einige Male am Parcours geschossen. Jetzt hält er einigermaßen, aber ganz zufrieden bin ich nicht. Werd ihn wahrscheinlich noch einmal schwächen. Naja, war ja auch erst der 5. Bogen, also bin ich schon zufrieden damit. :)

Mir ist noch eingefallen, dass in der TBB Band 2 ein ganzes Kapitel über das Dampfbiegen von Recurves ist, da verwendet der Autor Ulme. Er verpasst sogar einem schon eingeschossenen Bogen nachträglich Recurves und es hält. Allerdings wird das wahrscheinlich eine amerikanische Ulmenart sein - möglich also, dass sich diese wieder anders verhält beim Dämpfen.
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Re: Bergulme dampfbiegen - Erfahrungswerte gefragt

Beitrag von Bogenhannes » 01.12.2015, 08:41

Gornarak, der Thread ist von letztem Jahr ;)

Osboan hat geschrieben:Die Biegung passierte im Griff, deshalb musste ich sie lange kochen... Sie hält jetzt ihre Form schon seit August.

Weil der Griff nicht arbeitet.

Arbeitende Stellen im WA "kriechen" nicht nur zurück, sondern gehen einfach nach ein paar Tillerdurchgängen in die alte Stellung zurück. Kannste dich auf den Kopf stellen, das Holz rückt zurück.

Neumi hat geschrieben:... mit einer Feststellung. (Aha)

Auf was ich aber nicht gestossen bin, ist auch nur ein einziger gezeigter Bogen, bei dem das Holz wieder in seine ursprüngliche Form zurück gekrochen ist, sondern ausschliesslich die Aussage, dass es so passiert wäre. (Reicht doch auch, oder?

Grundsätzlich ... Ulme hervorragend ... geeignet , da ... Ligningehalt für ein einheimisches Laubholz sehr hoch (ca. 24% ). ...beim biegen nach erhitzen: das Lignin ist sozusagen Kleber ... durch das erhitzen wird ermöglicht, dass ... sich gegeneinander verschieben können ... nach dem abkühlen ist das ganze praktisch frisch verklebt und zwar dauerhaft. (Theoretisch, ja ;)

Und da Versuch ja kluch macht, ... dann über meine Erfahrung berichten. Dann berichte doch mal endlich
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Re: Bergulme dampfbiegen - Erfahrungswerte gefragt

Beitrag von Bogenhannes » 01.12.2015, 08:42

@osboan
Weil seine Recurves nicht arbeiten
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Re: Bergulme dampfbiegen - Erfahrungswerte gefragt

Beitrag von Ravenheart » 01.12.2015, 11:13

Nach meinen bisherigen Erfahrungen bleiben bei Ulme max. 10% der Biegung erhalten.
Selbst Begradigungen QUER zur Biegerichtung gingen gnadenlos wieder zurück...

Rabe

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Re: Bergulme dampfbiegen - Erfahrungswerte gefragt

Beitrag von RudBoy » 02.12.2015, 05:04

Habe meinen ersten Ulmenbogen vier mal versucht mit Dampf zu biegen und wie Rabe sagt sind ca. 10% erhalten geblieben. War allerdings Feldulme :)
LG Rudi
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Re: Bergulme dampfbiegen - Erfahrungswerte gefragt

Beitrag von Neumi » 02.12.2015, 18:31

Hallo, biegen von Ulme funktioniert dauerthaft.
Nur muss man die passende Vorgehensweise wählen.
Wenn ich z.B. seitlich biegen will, schau ich mir an wie weit ich das Stück kalt biegen kann und wenns dann gedämpft ist, wirds über diesen Punkt deutlich drüber gebogen. Und dann klappt das auch dauerthaft. Allerdings ist es zunächst schwierig zu beurteilen, wieviel man wirklich biegen muss - nochmal man muss über die - ich nenns einfach mal so - Kaltbruchgrenze drüber und nicht nur soweit oder etwas drüber biegen, wie es zum Schluss sein soll, sondern viel mehr. Muss man halt testen.
Grüsse - Neumi
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Re: Bergulme dampfbiegen - Erfahrungswerte gefragt

Beitrag von Neumi » 02.12.2015, 18:33

Das les ich ja eben erst - was ist das eigentlich für ein Scheisston Bogenhannes??!! >:(
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