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Bambus-Robinie
Verfasst: 27.04.2007, 22:25
von AlfredChicken
Hi Leude,
ich bin recht neu hier und habe bis jetzt eher mitgelesen aber nun brauche ich mal eure Hilfe :-) !
Wie das Thema vermuten laesst, gehst um nen Robinienbogen mit Bambusbacking der mir einiges Kopfzerbrechen bereitet. Die beiden Schichten habe ich nicht mit nem Epoxy-Kleber geklebt, sondern mit Ponal Super 3, bis jetzt halten die Wurfarme. Der Bogen ist etwa 180cm lang und am Griff 4,3cm breit, er verjuengt sich zu den Hornnocken hin auf 1,3cm Breite. Die Robinie und der Bambus bringens am Griff auf 1,5cm und an den Enden auf 1cm Dicke. Weil ich zu ungeduldig war, habe ich die Robinie jetzt schon verarbeitet ^^, obwohl ich vermute, dass das Holz nach Bogenbauermaßstaeben noch nicht durchgetrocknet sein kann ... hier die Probleme:
1.Nachdem ich den Bogen gezogen habe, haben die vorerst voellig geraden Wurfarme ein wenig die gekrümmte Form beibehalten, ist das OK? Meine anderen Boegen haben das wirklich nur ganz minimal gemacht. Liegt das vielleicht am Dämpfen der Robinie (wegen Begradigung) oder an der Bambusstange ausm Baumarkt?
2.Im Griffbereich ist der Bambus ein wenig aufgespalten, wie kann ich verhindern, dass sich das fortsetzt, denn das tut es bereits. Ich bin zwar gerade am Kleben, aber ich denke die Chancen stehen schlecht, dass sich der Spalt nicht bis zum unteren Wurfarm verlaengert und damit den bogen zerstört :-(
also, bitte helft mir, in dem Bogen steckt viel Arbeit und die soll nicht umsonst gewesen sein...
Re: Bambus-Robinie
Verfasst: 28.04.2007, 00:04
von Matthias Herp
Hallo AlfredChicken!
Zu 1. würde ich sagen, dass der Bogen Stringfollow/Set bekommen hat. Dafür könnte es 2 Gründe geben:
* Die Robinie war (wie du schreibst) noch nicht ganz durchgetrocknet
* Robinie ist nicht sehr druckstabil und könnte eventuell von dem sehr zugstarken Bambus leicht überlastet worden sein. Gibt es Stauchrisse am Bogenbauch?
Wieviel Set hat der Bogen denn bekommen?
Zu 2. Längsrisse sind nicht so kritisch, der Bogen wird dadurch nicht brechen. Du kannst die Risse mit Epoxy füllen (mit Heissluft warm machen, dass er flüssiger wird und in den Spalt eindringt). Und eventuell eine Wicklung zur Verstärkung anbringen.
Bevor du aber damit anfängst, wart noch auf andere Tipps.
Stelle doch mal ein Bild von den Rissen hinein.
Viel Erfolg!
Liebe Grüße,
Matthias
Re: Bambus-Robinie
Verfasst: 28.04.2007, 00:56
von AlfredChicken
Vielen Dank fuer die schnelle Antwort Matthias!
Ich weiss nicht genau wie man das Set richtig angibt aber ich versuchs mal so zu beschreiben: angenommen der Bogen war vorher voellig eben und ich lege ihn nun mit dem Ruecken auf den Boden, dann betraegt der Abstand vom Ruecken bis zum Boden am oberen Wurfarm am Nock 3,5cm und am unteren 2,5cm... das scheint vielleicht nicht viel zu sein aber ich habe den Bogen bis jetzt noch nicht einmal voll durchgezogen... Stauchungen gibts ein Glueck keine.
Also sollte ich den Bogen erstmal garnicht mehr schiessen und ihn 2 Jahre trocknen lassen? ^^
Bilder kann ich fruehstens morgen reinstellen weil ich gerade keine Digicam hab.
Re: Bambus-Robinie
Verfasst: 28.04.2007, 03:04
von comix
wie dick ist den dein Bambus Backing?
evtl ist das einfach nur zu stark für den bauch...
Re: Bambus-Robinie
Verfasst: 28.04.2007, 08:14
von Rifle
Hi,
Bei meinem BambusHolunderELB war der Holunderbauch auch noch etwas zu feucht nach dem verkleben. Ich habe deswegen versucht die Trocknung zu beschleunigen (unter dem Glasdach), da hat das Ding Bambus-Längsrisse bekommen. Nachdem ich ihn wieder in milderes Klima gesteckt hatte, ist der Längsriss komplett zugegangen (man sieht nichts, ich würde die Stelle nicht mal mehr finden). Der Bogen hat danach auch keine Wicklung bekommen und hat über 70#.
Bambus wird schnell feucht und bekommt dann auch viel Set. Wie trocken war der Bambus? Hast du PerryReflex verleimt?
Robinie ist mit Bambus kritisch (Kompressionsrisse), hab bis jetzt mit der Kombination nur Bögen unter 40# damit gebaut
Re: Bambus-Robinie
Verfasst: 28.04.2007, 09:41
von AlfredChicken
noch mehr Antworten... sehr gut :-)
@Comix: Wenn es wirklich so ist wie du sagst, könnte es wirklich an der Dicke liegen. Die Schichten sind vor allem an den Enden des Bogens fast gleich dick, naemlich die Robinie 5mm und der Bambus 4mm. An den Enden faellt das Set aber weniger ins Gewischt... ich mach bald mal Fotos.
@Rifle: Ich musste nur am Griff ein wenig unter Spannung kleben, also PerryReflex, weil die Robinie sich da einfach nicht durch Daempfen in Form bringen lassen wollte! Der Bambus sollte aber im Baumarkt lange genug unter nem Dach gestanden haben, er hat sich acuh sehr trocken angefühlt...
Re: Bambus-Robinie
Verfasst: 28.04.2007, 10:24
von Matthias Herp
Hallo AlfredChicken,
rifle hat recht, vielleicht kommen die Risse im Bambud dadurch, dass die Robinie jetzt durchtrocknet. Die Bauchseite trocknet schneller und zieht sich zusammen, die Rückseite bleibt gleich breit und wölbt sich dadurch etwas, wodurch der Bambus seitlich auseinandergezogen wird und reisst.
warte mal 1-2 Monate ab, ob sich die Risse wieder schließen.
Liebe Grüße,
Matthias
Re: Bambus-Robinie
Verfasst: 28.04.2007, 10:46
von Squid (✝)
Moin
Wie lange ist die Robinie denn vor dem Verbauen getrocknet? Und wie dick war sie? Wenn es eine Leiste von geringer Stärke war, hätten auch wenige Wochen Trocknung genügt.
Möglicherweise ist der Bogen aber durch die Verleimung zu feucht geworden. Denn durch den Holzleim (wasserbasis) ist ja zusätzlich viel Wasser ins Holz eingebracht worden. Also könnten 3-4 Wochen der Trocknung bei Zimmertemperatur helfen.
Ich vermute als Hauptproblem aber einen Fehler in Design und Holzkombination.
Robinie mag keine Kompression. Bambus ist aber eines der stärksten Rückenmaterialien und erzeugt am Bauch viel Kompression. Robinie daggen gilt schon als Selfbow als stauchungsanfällig ohne das da noch Bambus mitwirken muss. Gleichzeitig ist der Bogen mit 4,3-1,3 cm zu schmal für diese Kombination.
Entsprechend tippe ich darauf, dass der Bogen überlastungsbedingt Set bzw. Stringfolow entwickelt hat. Das bekommst du auch nicht mehr weg.
Das macht aber nix, wenn sich das irgendwo bei 5-6 cm einpendeln würde.
Re: Bambus-Robinie
Verfasst: 28.04.2007, 18:39
von AlfredChicken
Die Robinie hatte so wie ihr sie auf den Bildern sehen koennt eine Woche zum Trocknen, dann kam das Backing. Der Stave ist aus dem Viertel eines Stammes mit 15cm Durchmesser gemacht, dieser lag draussen wohl einige Monate rum.
hier die Bilder:
http://rapidshare.com/files/28402186/Ba ... e.JPG.html
Re: Bambus-Robinie
Verfasst: 28.04.2007, 22:19
von Squid (✝)
Das klingt ein wenig, als hättest du beide Probleme: Ungünstiges Design UND zu frisches Holz. Lass ihn trocknen und versuch in einer Monat, ihn voll auszuziehen und zu schiessen. Wenn er weniger als 7-8 cm Stringfollow entwickelt, dann freu dich dran, ansonsten nimm es als Lerneffekt: Kein Bambus auf Robinie.
EDIT: Bambus is die HÖLLE! Ich habe auch grad zum ersten Mal 'nen Streifen als Backing genutzt.... und musste ihn zweimal aufkleben - wegen der völlig falsch kalkulierten Dicke. Und auch beim 2. Versuch isses eigentlich noch viel zu viel. *grummel*
Re: Bambus-Robinie
Verfasst: 30.04.2007, 10:10
von Ravenheart
Tja, leider sehe ich es auch so:
3 klassische Anfängerfehler! Ungetrocknetes Holz verwendet, falsche Materialkombination und falsches Dickenverhältnis der Schichten.
Klingt hart, sorry, aber Beschönigen hilft Dir ja auch nicht!
Robinie braucht mindestens 6 Monate korrekte Trocknung, um Bogenholz zu werden,
Bambus auf Robinie ist eine der schlechtesten Kombinationen, die mir so einfällt, und
Bambus auf Holzbauch sollte immer so dünn wie möglich sein, also nur noch 1 mm Randdicke, was in der Mitte (wg. Wölbung) dann ca. 3 - 4 mm ergibt. Mehr geht selten gut, bzw. nur bei besonderen Hölzern (z.B. erstklassigem Osage)...
Was mich auch irritiert:
Du schreibst, Du hättest den Bogen "noch nicht mal voll durchgezogen"..
Wie hast Du ihn dann getillert? Oder hast Du noch gar nicht?
Hat er die Krümmung etwa einzig durch das Kleben bereits bekommen?? Dann kommt es vmtl. vom Aufquellen des Bambus durch den nassen Kleber!
Auch dass selbst so schon ein Riss auftaucht, spricht für massive Designfehler oder Trocknungsschäden.
Mein Vorschlag:
Lass ihn jetzt erst mal 6 Monate trocknen. In einem unbeheizten, aber natürlich auch nicht feuchten Raum, z.B. Elternschlafzimmer unter'm Bett, unbenutztem Gästezimmer, Besenkammer ö.ä....
Danach sicherst Du den gerissenen Bereich, noch 2 cm weiter, als man den Riss sieht (JETZT, wo man ihn gut sieht! Mit Bleistift markieren!!) mit einer Wicklung aus sehr reißfestem Garn.
Ist er trocken und der Riss gesichert, vorsichtig tillern, bis zum Vollauszug!
Stelle Dich aber drauf ein, dass er mit großer Wahrscheinlichkeit Kompressionsmarken bekommt!
Mach es trotzdem, als Lehrstück!
Und tröste Dich: Der nächste Bogen wird schon deutlich besser werden!
Rabe
Re: Bambus-Robinie
Verfasst: 30.04.2007, 17:41
von AlfredChicken
mhhh, schade weil er eigentlich son guten Eindurck gemacht hat. Ich habe mit ner professionellen Bogenbauerin gesprochen und die meinte, dass man nen Bambusbacking ganz besonders gut auf ganz hartes Holz klebt und da Robinie in unseren Breiten eines der haertesten ist, welches ich kenne und dazu noch sehr oft zum Bogenbau benutzt wird, dachte ich das passt ^^
Zur Berichtigung muss ich aber sagen, dass der Bambus am Rand sogar weniger als 1mm hat nur in der Mitte sind es halt ueberall 4-5mm... an den Enden der Wurfarme musste ich den Bambus natuerlich auch verjüngen, sodass es daruch zum Verhältnis 1:1 Bambus-Robinie kommt, aber eben nur an den Enden!!! sonst ist ja noch ueberall nen extrem flacher Rand erhalten geblieben; bei einer Breite von 4cm in Griffnaehe.
Ich habe den Bogen halb ausgezogen und er hat sich meiner Meinung nach perfekt gebogen, also habe ich es dabei belassen. Das Set hat sich aber trotzdem ergeben... Wie auch immer, bau ich halt bei Gelegenheit mal nen Neuen, vielen Dank fuer die Antworten Leude, ich werde also nicht mehr machen koennen als Trocknen, Kleben, Wickeln und Hoffen!
Re: Bambus-Robinie
Verfasst: 30.04.2007, 20:30
von Rado
Oder bald mit einem Neuen anfangen.
Du darfst ihn nicht über sein späteres Zuggewicht ausziehen(den Fehler hab ich bei meinem ersten selfbow auch gemacht das set war viel größer als sonst,eigentlich klar) und nicht weiter ziehen, wenn er bei geringem Auszug einen miesen tiller hat.Aber das weisst Du ja offensichtlich.
Das sind ebenfalls zwei Sachen die mörderischen set verursachen.
Nur nicht aufgeben...
Gruß
Rado
PS:Ach ja, es ist ungeheuer wichtig jedesmal nach einer Holzabnahme so 20, 30 mal warm zu ziehen.Ich ziehe ihn 10x zu nem Drittel 10x zur Hälfte und 10x ganz (heißt bis zu dem Auszug wo er sein Endzuggewicht hat und ist am Anfang natürlich eine kurze Strecke)
Das Holz muss sich an die Belastung gewöhnen und immer wenn Du mitten beim tillern Holz abnimmst, nimmst Du "gewöhnte" Fasern ab.
Re: Bambus-Robinie
Verfasst: 30.04.2007, 23:05
von AlfredChicken
Das sind gute Tipps Rado, so werde ichs machen. Vielleicht funzt der Bogen ja allen Erwartungen zum trotz doch ganz gut und es beweist sich, dass Bambus-Robinie durchaus nen Versuch wert is :-)
Das is uebrigens nicht mein erster Bogen, allerdings mein erster mit Backing und nen Bogen mit Backing is nun einmal was voellig anderes!!!
Re: Bambus-Robinie
Verfasst: 01.05.2007, 22:38
von Anasazi
Also ich habe jetzt am Wochenende einen Bambusgebackten Robinienbogen auf nem turnier gesehen, der war echt toll und ging ab wie die Luzie und der Besitzer war ganz stolz. Ich vertehe nicht warum diese Kombi so schlecht sein soll???