Hallo,
das ist natürlich ein weites Gebiet!
Ohne Festlegung auf eine bestimmte Zeit mußt Du dann das Frühmittelalter mit der Völkerwanderungszeit, das Hochmittelalter und das Spätmittelalter bis ins 15. Jh. abdecken.
Die Frage ist dann noch, welche Region Du behandeln willst. Allein auf deutschem Boden waren unter anderem die Awaren, die Ungarn und die Mongolen, also reiternomadische Völker mit dreiflügeligen Pfeilspitzen oder Blattspitzen mit Schaftdorn. Fränkische Spitzen zeichnen sich durch große Typenvielfalt aus, allen ist aber eine Tülle gemein. Allerdings wurden in fränkisch-alamannischen Gräbern auch Pfeilspitzen mediterraner Herkunft gefunden, die wohl über Handelsbeziehungen nach Deutschland gelangten.
Und das war erst das Frühmittelalter...
Eingehendere Informationen mit Literaturhinweisen habe ich mal in
diesem thread
gepostet, da findest Du eine Menge Infos.
Locksley hat diese Literaturhinweise in der
Literatursammlung auf FC
auch nochmal gesammelt.
Holger Riesch hat in seinem sehr empfehlenswerten Buch "Pfeil und Bogen zur Merowingerzeit" (Wald-Michelbach: Karfunkel Verlag 2002) zur Verwendung und Wirkung von Pfeilspitzen sowie zu der Vielfalt der frühmittelalterlichen Typen ein sehr gelungenes Werk geschrieben.
Das Buch "Mittelalterliche Geschoßspitzen" von Bernd Zimmermann, das Bogi oben (zu einem übrigens sehr günstigen Preis) empfiehlt, befaßt sich mehr mit dem HochMA und damit zwangsläufig auch mehr mit Bolzen- als mit Pfeilspitzen, ist aber dennoch sehr empfehlenswert.
Du siehst, das Thema ist komplex. Ich besitze inzwischen annähernd 300 originale Pfeilspitzen und stoße immer noch regelmäßig auf Typen, die ich noch nicht habe oder noch nicht einmal kannte.
Um Dir aber wenigstens einen konkreten Tip für Dein "Pfeilspitzenbrett" (eine gute Idee übrigens, wie ich finde), zu geben:
Beschränke Dich auf gängige Formen, die auch ein Laie auf den ersten Blick als Pfeilspitze identifizieren kann. Stelle die verschiedenen Schäftungsformen gegenüber: Tülle und Schaftdorn. Tüllenspitzen stehen eher im fränkisch-germanischen Kontext, Schaftdornspitzen eher im reiternomadischen (bevor Harbadr jetzt aufschreit: ja, auch die Wikinger und die Slawen haben Schaftdornspitzen benutzt).
Unterscheide dann zwischen Jagd- und Kriegsspitzen: Jagdspitzen sind allgemein breit-schneidend, häufig breite Blattspitzen, häufig auch mit Widerhaken. Kriegsspitzen sind eher schmale, lanzettförmige Blattspitzen, aus Stabilitätsgründen häufig mit Mittelgrat. Eine Sonderform der Kriegsspitzen sind die panzerbrechenden Typen mit quadratischem oder rautenförmigem Vierkantquerschnitt, die von der Römerzeit bis in die Renaissance verwendet wurden. Daneben gibt es noch Sonderformen, wie Brandpfeile mit gelochtem Blatt zur Befestigung des Brandmaterials oder die häufig (falsch) als Sehnenschneider oder Seilschneider bezeichneten querschneidenden Typen, die entweder spachtelförmig oder gabel- bis halbmondförmig aussehen: sie alle sind Jagdspitzen.
Ein wichtiger Spitzentyp wird sehr stiefmütterlich behandelt, nämlich die blunts oder Kobenpfeile. Sie waren häufig aus einem einzigen, nach vorne verdickten Stück Holz hergestellt und dienten zur (balgschonenden) Jagd auf Vögel und auf kleinere Pelztiere. Diese Spitzen sind bei den Hunnen, den Wikingern, im Rußland des 13. und im Frankreich des 15. Jahrhunderts nachzuweisen, man kann von einer noch weiteren Verbreitung ausgehen.
Bis Du die alle zusammenhast, wird sowieso eine Weile vergehen...
Hast Du vor, Originale oder nachgeschmiedete Spitzen auszustellen?
Gruß, horsebow