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Hollunderbogen - Ich erbitte euren Rat
Verfasst: 20.12.2022, 17:57
von ThomasausderHeide
Hallo liebe Bogenbauergemeinde.
ich habe ein schönes Stück Hollunder gefunden und möchte daraus einen haltbaren, effizienten Bogen bauen. Das Zuggewicht soll bei 35 Pfund landen. Da meine Bögen meist schwächer werden, peile ich erstmal 40 Pfund an.
Folgendes habe ich geplant bzw umgesetzt:
Der Stave ist von Nocke zu Nocke 177 cm lang, Die Wurfarme sind vom Griff Richtung Nocke in den ersten 2/3 38 mm breit, im letzten Drittel sollen sie sich zur Nocke auf 10 mm verschmälern, Zur Zeit haben sie ca, 15 mm an den Tips.
Der Bogenbauch ist ganz flach gehalten.
Im Foto ist der Bogen mit 33 Pfund auf 18 Zoll ausgezogen.
Nun meine Fragen:
Was haltet ihr vom Konzept und Design. Ist damit ein langlebiger und effizienter Bogen zu erwarten?
Was haltet ihr vom bisherigen Tiller?
Wenn ich nun einen 50 Pfundbogen bauen wollte, könnte ich diesen Bogen einfach kräftiger ziehen und hoffen, dass er nicht bricht?
Ich freue mich auf eure Einschätzung und Ratschläge, Thomas
Re: Hollunderbogen - Ich erbitte euren Rat
Verfasst: 20.12.2022, 18:33
von kra
Für mich siehts schon mal nicht schlecht aus. Schwachstellen: Linker Wurfarm vor dem steifen Ende hast du ne Schwachstelle (überproportionale Biegung) eingebaut - zw. D und E - die du entlasten solltest. Rechter WA biegt sich zu stark ab dem Fadeout (bei A) und zu wenig nahe dem steifen Endstück.
Halte den Bogen mal so, das du die Sehne von dir wegdrückst und du über die eingezeichnete Hilfslinie peilen kannst. Dann siehst du sehr genau, wo es Unstetigkeiten in der Biegung gibt.
Re: Hollunderbogen - Ich erbitte euren Rat
Verfasst: 22.12.2022, 16:12
von MrCanister123
Was haltet ihr vom Konzept und Design. Ist damit ein langlebiger und effizienter Bogen zu erwarten?
Sieht interessant und vielversprechend bei der Länge aus, kommt jetzt ganz auf den Tiller an
Was haltet ihr vom bisherigen Tiller?
Finde ich soweit auch ganz gut, die Schwachstellen wurden schon genannt.
Vor allem den D-Bereich links musst schonen.
Aber im gesamten ist der Tiller für den Anfang gut, einfach immer aufpassen, dass du langsam was abschabst und den Bogen lieber 1x öfter auf den Tillerbaum legst, bevor du nachher Schwachstellen hast.
Wenn ich nun einen 50 Pfundbogen bauen wollte, könnte ich diesen Bogen einfach kräftiger ziehen und hoffen, dass er nicht bricht?
Du könntest ihn einkürzen (wenn der Sehnenwinkel beim Vollauszug noch passt) oder evtl. den Bogenbauch mit der HLP bearbeiten um ein paar Pfund mehr rauszubekommen.
Aber ich denke nicht, dass du nur durch einen weiteren Auszug auf 50# kommst, außer du ziehst 35"

Außerdem solltest ja eigentlich auch immer den gleichen Ankerpunkt haben, sonst kommst da ja durcheinander
Re: Hollunderbogen - Ich erbitte euren Rat
Verfasst: 22.12.2022, 18:18
von Roby-Nie
MrCanister123 hat geschrieben: ↑22.12.2022, 16:12
Du könntest ihn einkürzen (wenn der Sehnenwinkel beim Vollauszug noch passt) oder evtl. den Bogenbauch mit der HLP bearbeiten um ein paar Pfund mehr rauszubekommen.
Aber ich denke nicht, dass du nur durch einen weiteren Auszug auf 50# kommst, außer du ziehst 35"

Außerdem solltest ja eigentlich auch immer den gleichen Ankerpunkt haben, sonst kommst da ja durcheinander
Er hat bis jetzt 33lb bei 18", da sollten 50 drin sein, auch ohne kürzen.
Aber einfach bis 50lb ziehen halte ich für bedenklich. Die Schwachstelle muss erst weg und dann kannst du schauen was übrig bleibt. Immer erst weiter ziehen, wenn der Tiller stimmt.
Und wichtig: mach die Kanten rund (Bauch und Rücken).
Re: Hollunderbogen - Ich erbitte euren Rat
Verfasst: 22.12.2022, 21:42
von Chirurg
ThomaausderHeide!
Schön zu sehen, das Du eine Tillerlinie eingezeichnet hast. Da sieht man, das bei D keine Schwachstelle besteht, sondern die vermeintliche Schwachstelle durch die Welle bedingt ist. An der Tillerlinie sieht man, dass der linke WA zwischen B und C zu steif ist, da würde ich noch ein bißchen was abschaben, der rechte WA sieht gut aus. Zuletzt die Tips noch etwas feiner ausarbeiten. Derzeit 33 Pfund bei 18 Zoll Auszug. 2 Pfund pro Zoll wird das Zuggewicht ungefähr zunehmen. Das wären dann bei 28 Zoll 53 Pfund. Durch das Abschaben wirst Du noch 5-7 Pfund verlieren, durch das gründliche Schleifen bei Holler nochmal 5-7 Pfund und mit dem regelmäßigen Schießen wird er nochmal 5-7 Pfund verlieren und damit landest Du bei Deinem Wunsch Zuggewicht zwischen 35 und 40 Pfund. Alles bestens! Übrigens mein Lieblingsbogen war auch ein Hollerbogen mit 35 Pfund Zuggewicht. Bei einem Turnier habe ich auf 18m 40x hintereinander ins Gelbe geschossen. Gehalten hat der Bogen 2 Jahre, dann hat er am oberen Wurfarm eine Knitterfalte bekommen und sehr rasch einen Knick entwickelt. Bei regelmäßigem Schießen des Bogens sind 2 Jahre bei Holler ein gutes Ergebnis, hält er länger, hast Du Glück gehabt oder nur gelegentlich geschossen. LG Stephan
PS: habe mir gerade wieder einen Hollerbogen gebaut und er zieht und schießt schon wieder so verdammt angenehm und akkurat (Dé-jà-vu)
Re: Hollunderbogen - Ich erbitte euren Rat
Verfasst: 22.12.2022, 22:14
von schnabelkanne
Servus,
ja wurde schon gesagt die Kanten schön abrunden, der Tiller gefällt mir sehr gut da würde ich vorerst nichts ändern.
Für die Haltbarkeit wäre es besser wenn die Enden etwas mitarbeiten.
Lg Thomas
Re: Hollunderbogen - Ich erbitte euren Rat
Verfasst: 23.12.2022, 11:40
von ThomasausderHeide
Vielen Dank für eure Einschätzungen!
Ich habe oft von Hauptbiegezonen gelesen, die manchmal weiter innen, meist weiter aussen liegen.
Ich habe den Tiller versucht möglicht gleichmäßig zu machen und habe erwartet, dass jemand vorschlägt, die Hauptbiegezone hierhin oder dorthin zu legen. Da dieser Einwand nicht kam werde ich versuchen die Biegung bei größerem Auszug so zu erhalten.
Dabei werde ich versuchen den rechten Wurfarm in Griffnähe nicht weiter zu schwächen, und am linken Wurfarm die steife Stelle am Knast zu erweichen.
Um möglichst viel Rückstellkraft am Bauch zu erhalten und Knitterfalten zu vermeiden, werde ich die Kanten gut runden aber mit geringem Radius.
@Chirurg, hast du nur mit Hollunder die Erfahrung gemacht, dass der nach zwei Jahren guten Gebrauchs ermüdet? IDas ist ja eigentlich schade, wenn die Bögen so gut funktionieren!
Re: Hollunderbogen - Ich erbitte euren Rat
Verfasst: 23.12.2022, 14:47
von Chirurg
Das Problem bei mir war immer der Markkanal. Durch diesen reduziert sich die Bogenbauchfläche fast um 1/3. 2/3 müssen die Kompressionskräfte aufnehmen, die sonst auf die gesamte Bauchfläche verteilt sind. Meist habe ich am oberen WA einen komplett durchlaufenden Markkanal und am unteren WA einen Markkanal, der nach einem Drittel ausläuft. Wenn Du keinen Markkanalrest in der Hauptbiegezone hast, dann wird Dein Bogen länger halten.
Re: Hollunderbogen - Ich erbitte euren Rat
Verfasst: 23.12.2022, 18:27
von MrCanister123
Roby-Nie hat geschrieben: ↑22.12.2022, 18:18
Er hat bis jetzt 33lb bei 18", da sollten 50 drin sein, auch ohne kürzen.
Aber einfach bis 50lb ziehen halte ich für bedenklich. Die Schwachstelle muss erst weg und dann kannst du schauen was übrig bleibt. Immer erst weiter ziehen, wenn der Tiller stimmt.
Und wichtig: mach die Kanten rund (Bauch und Rücken).
achso, ich hatte es so verstanden, dass er den bogen jetzt auf die gewünschten 40# bauen will (wurde ganz oben erwähnt) und dann danach an den bogen nochmal ran will und einen stärkeren daraus bauen will.
bspw. ein jahr später eine "überarbeitung"
aber klar, wenn es jetzt noch offen ist, sind die 50# natürlich möglich
Re: Hollunderbogen - Ich erbitte euren Rat
Verfasst: 25.12.2022, 16:45
von ThomasausderHeide
@McCanister
Nein, das hast du falsch verstanden. Ich hätte mit einem 50Pfund-Bogen keinen Spaß.
Heute habe ich den Tiller nachgebessert und die Tips verjüngt. An den Ästen ist der Bogen noch etwas steif, aber kann so bleiben, oder?
Bei der Gelegenheit wünsche ich euch allen ein schönes, besinnliches Weihnachtsfest.
Re: Hollunderbogen - Ich erbitte euren Rat
Verfasst: 25.12.2022, 21:36
von Uranus79
Also ich finde rechts direkt nach Fadeout biegt der punktuell etwas zuviel und die äußeren ca 4/10 viel zu wenig, also so ab c/d. Links sieht's viel harmonischer aus.
Viele Grüße und frohe Weihnachten,
Uranus
Re: Hollunderbogen - Ich erbitte euren Rat
Verfasst: 26.12.2022, 09:44
von Uranus79
Also das mit am Fadeout kann auch optische Täuschung sein. Ich würde erstmal die Biegung rechts außen erhöhen, dass der Wurfarm an sich gleichmäßiger biegt
Viele Grüße, Uranus
Re: Hollunderbogen - Ich erbitte euren Rat
Verfasst: 26.12.2022, 12:31
von Neumi
Wenn ich das richtig sehe, soll der rechte WA der obere sein?
Wenn dem so ist, ist er zu kräftig für den unteren. Vor allem im Bereich Mitte C/D - Mitte D/E müsste mehr Biegung rein.
Eine Anmerkung zur Linie auf den WA. Prinzipiell ist das eine gute Hilfe, aber in diesem Fall ist die Linie nicht gerade (im Hauptbiegebereich sozusagen reflex) und täuscht deswegen den Betrachter.
Grüße - Neumi
Re: Hollunderbogen - Ich erbitte euren Rat
Verfasst: 26.12.2022, 23:30
von ThomasausderHeide
@ Neumi
Ich verstehe nicht, warum du den rechten (oberen) Wurfarm für zu stark hältst.
Ich habe den Bogen so aufgehängt, dass die Sehne auf Standhöhe waagerecht ( in Flucht mit der Fliesenfuge ) hängt, und dann beim Auszug darauf geachtet, dass die Tips sich gleichmäßig senken. Wo liegt mein Fehler?
Zur Information:
Bei den ersten Fotos besteht die Tillerlinie aus zwei sich überschneidenden Gerade je Wurfarm.
Beim letzten Foto habe ich nach dem Bearbeiten der Tips die Tillerlinie neu eingezeichnet, dieses mal als eine durchgehende Gerade je Wurfarm.
Re: Hollunderbogen - Ich erbitte euren Rat
Verfasst: 27.12.2022, 00:02
von benzi
Dein Fehler liegt da wo Du nur den Endpunkt betrachtest, aber nicht den Weg (die Biegung) dort hin...
Wenn die Sehne mittig über dem Griff steht und es die Griff Ausformung noch zulässt, würde ich ihn umdrehen...