Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

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Hieronymus
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Hieronymus » 10.11.2019, 19:11

Sieht schon mal nicht schlecht aus. ;) Bin gespannt wie es weiter geht.
Neumi hat geschrieben:
10.11.2019, 17:58
Den Ziehklingenhalter werde ich neu bauen und mit einer seitlichen Führung versehen.
Das funktioniert nur, wenn die Wurfarme sich nicht verjüngen oder man muss es vorher machen.

Gruß Markus
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Neumi » 17.11.2019, 17:09

Die erste Lage Sehnen ist drauf - gute 40 g und mit in etwa der gleichen Menge leimt geklebt:

Meine Heatbox, mit dem sous vide stick kann ich die Temperatur optimal kontrollieren. Ein Gefäß mit Wasser und eines mit dem Leimgemisch 25%
heatbox.jpg
Der grundierte Rohling, Leimgemisch 10%
Rohling.jpg
grundiert01.jpg
grundiert02.jpg
Die Sehnen habe ich bündelweise gewogen und mit numerierten Klammern über Nacht eingeweicht (geparkt im Kühlschrank). So muss ich nicht lange überlegen, welches Bündel als nächstes kommt.
klammer numeriert.jpg
Dann habe ich immer ein Bündel durchgekämmt, das Wasser gut rausgepresst und das Bündel in 3 aufgeteilt. Nochmal Restwasser rausgepresst und nochmal gekämmt, damit der Leim gut benetzt (habe ich mit dem Pinsel aufgetragen).
wasser raus.jpg
Sehnenportion aufgeteilt.jpg
Sehnenportionen gekämmt.jpg
Dann habe ich warmen Leim auf den WA aufgetragen und die Bündel versetzt aufgeklebt. Die Bündel überlappen mit den nächsten immer 4 cm, allerdings war ich hierbei nicht ganz genau, so dass einem WA zum Schluss noch Reservesehnen benutzen musste (Reservesehnen sind übrigens ne gute Idee, falls irgendwo noch was fehlt. Was man nicht braucht, kann man wieder trocknen).
belegt01.jpg
Nachdem alle Sehnen drauf waren, musste ich feststellen, dass sich der WA im Qurschnitt betrachtet konkav verzogen hat - das ging ganzschön schnell und eigentlich hätte ich erwartet, dass sich der WA konvex verzieht. Ich bin gespannt, wie sich das weiter entwickelt.
WA konkav.jpg
Nach dem gelieren alles mit Hosengummi eingespannt und zwar in der Form und morgen wird ausgepackt.
eingepackt.jpg

Wenn man einen Heizlüfter in relativer Nähe zum Bogen benutzt, muss man aufpassen, dass die bereitsgeklebten Sehnen nicht zu schnell abtrocknen, deswegen habe ich immer wieder ein wenig warmes Wasser drüber gepinselt (bzw. mit dem Finger aufgetragen, damit der Pinsel nicht zuviel Wasser hat und die Leimmischung nicht mehr stimmt. Also noch einen 2. Pinsel bereit halten).

Anregungen, Kritik wärmstens erwünscht. Ich bin z.B. mit den Überlappungen nicht zufrieden, die scheinen mir zu dick geworden zu sein. Das muss ich ändern, denke ich.

Grüße - Neumi
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Hieronymus » 17.11.2019, 17:24

Hi Michael,

das Holz verzieht sich beim trocken noch in die andere Richtung ;) Nun die Überlappungen sind immer etwas dicker, aber das war noch nie ein Problem. Warum sind deine Sehnen rot eingefärbt? Die Hosengummis würde ich 2 Tage drauf lassen, dann ist sicher das sich keine Sehnen abheben. Zumal du die Wurfarme in der Form hast und nicht etwas zusammen gezogen sind um zusätzlich druck auf den Belag auszuüben. Ich kämme die Sehnen nicht mehr vor dem Auftragen, ich halte sie unter fließendem Wasser und streiche das Wasser mit den Fingern mehrmals aus , dann liegen sie perfekt neben einander.
Aber sieht doch gar nicht so schlecht aus :) 40g Sehnen kommen mir für eine Schicht ein bisschen wenig vor, bei der Fläche.Ich habe bei den Osmanen schon doppelt so viel verbraucht...

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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Neumi » 17.11.2019, 18:42

Hieronymus hat geschrieben:
17.11.2019, 17:24
Warum sind deine Sehnen rot eingefärbt?
Naja, sind doch ROT-Hirsch-Sehnen ;D :D :D - ich brauch halt einfach Farbe :)
Hieronymus hat geschrieben:
17.11.2019, 17:24
Zumal du die Wurfarme in der Form hast und nicht etwas zusammen gezogen sind um zusätzlich druck auf den Belag auszuüben.
Da hätte ich noch ein Foto machen sollen - den Bogen habe ich nicht in der Form belegt. Nach dem belegen war das Ding fast gerade - somit habe ich durch das einspannen in die Form den Bogen ziemlich stark zusammen gezogen ;)
Hieronymus hat geschrieben:
17.11.2019, 17:24
40g Sehnen kommen mir für eine Schicht ein bisschen wenig vor, bei der Fläche.
In dem uralten Bericht über eine chin. Bogenwerkstatt wurden ca. 140 g Sehnen für einen Bogen mit ca. 105# Zuggewicht angegeben. Davon bin ich so in etwa ausgegangen. Wenn ich jetzt noch 2x 50 g drauf packe, komme ich dahin. Was dann aber zum Schluss tatsächlich rauskommt, wird sich zeigen. Schau mer mal :)
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Hieronymus » 17.11.2019, 19:01

Ich bin manchmal so vernagelt ::) Ich habe 80g für 2 Osmanen verbraucht, ergo 40g für einen. Das kommt davon , wenn man 2 Bögen gleichzeitig baut, da verliert man den Überblick ;D
Neumi hat geschrieben:
17.11.2019, 18:42
Naja, sind doch ROT-Hirsch-Sehnen - ich brauch halt einfach Farbe
;D :D :D
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von TorstenT » 18.11.2019, 07:38

Neumi, hast Du nicht Bedenken, dass die eingeweichten Sehnen den Leim verwässern und/oder schlechter damit binden?
Rein intuitiv hätte ich ein besseres Bauchgefühl, die Sehnen ein paar Minuten im 50° warmen Leim (10%) einzuweichen, dann auszustreichen und zum Aufbringen in 25%igen Leim einzutauchen.
Ist das nur ein Versuch von Dir, oder hast Du damit schon Erfahrungen gemacht?

LG
Torsten

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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Neumi » 18.11.2019, 08:06

Die Sehnen müssen gewässert werden, die können sich ja sonst nicht zusammen ziehen. Und ob ich die 10-30 min. einweiche oder über Nacht, iss grad egal. Und ich habe ja geschrieben, dass ich das Wasser wieder raus drücke. Und es ist kein Versuch, sondern getestet.
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von TorstenT » 18.11.2019, 09:54

Danke für die Antwort! Das Einweichen der Sehnen in Wasser vor dem Auflegen hab ich im Karpowicz wohl überlesen... ...ich dachte, man lässt sie sich mit niedrigprozentigem Leim vollsaugen, dann könnten sie sich ja auch noch kontrahieren. Wahrscheinlich würde der Leim - auch stark verdünnt - gar nicht richtig in das straffe Kollagenbündel eindringen können.
Wieder was gelernt...
Aber so weit, mit Sehnen zu „spielen“ bin ich auch noch lange nicht. Bisher hängen meine selbst“geernteten“ Rothirschsehnen noch zum Trocknen im Keller.

Nochmals Grüße
Torsten

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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Neumi » 18.11.2019, 10:04

Du kannst die Sehnen auch in dem 10% Leim einweichen, das funktioniert. Ich hatte das mal für Reparaturwicklungen so gemacht und hatte dann den Eindruck, dass die Sehnen nach dem trocknen nahezu transparent waren. Ich kann mich aber auch täuschen oder vielleicht lags daran, dass die Wicklung recht dünn war.
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Hieronymus » 18.11.2019, 10:10

TorstenT hat geschrieben:
18.11.2019, 09:54
Das Einweichen der Sehnen in Wasser vor dem Auflegen hab ich im Karpowicz wohl überlesen
Auf Seite 121 das gepunktete Kästchen, da werden 3 Arten beschrieben. Ich verwende Punkt 3, da ich mit ein wenig Spüli im Wasser(2-3Tropfen), die Sehnen zusätzlich entfette. Danach gut unter fließendem Wasser ausspülen und das Wasser herausdrücken. Ich verarbeitet lieber eingeweichte Sehnen, auch wenn man sie direkt in den Leim tauchen kann, weil die Sehnen danach geschmeidiger sind und sich besser verarbeiten lassen ;)

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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von TorstenT » 18.11.2019, 12:02

Nochmals Danke für Eure Rückmeldungen!
Das mit dem Spülmittel im Wasser ist ja auch in Snake Joes Anleitung erwähnt.
Den Aufbau mit Sous-vide-Stick finde ich genial! Genauer kann man die Leimtemperatur ja kaum einstellen und man kann seinen Arbeitsplatz auch noch flexibler wählen. Hab mir gleich mal einen bestellt - auch wenn das kein billiges Vergnügen ist (aber immer noch günstiger, als ein Leimkocher).
Grüße
Torsten

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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Neumi » 18.11.2019, 15:02

Das Spülmittel ist nicht unbedingt notwendig, es kommt vielmehr auf die Sehnen an.
Die Rothirschsehnen haben praktisch kein Fett oder so wenig, dass es den Leim nicht stört. Übrigens hat Hautleim in der Regel auch einen geringen Fettgehalt unter 0,5%. Sogar techn. Gelatine kann Fett enthalten (die von Kremer-Pigmente wird z.B. mit max. 1,5% angegeben).
Rinderrückensehnen dagegen können recht fettig sein, das merkt man schon beim anfassen und die sollte man entfetten.
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Snake-Jo » 18.11.2019, 17:32

Neumi hat geschrieben:
18.11.2019, 15:02
Das Spülmittel ist nicht unbedingt notwendig, es kommt vielmehr auf die Sehnen an.
Ja, völlig richtig. Ich mache das einfach automatisch mit ein paar Tropfen Spüli: ist nicht verkehrt.

Sous-vide-Stick: Es ist auf jeden Fall günstig, die genaue Temperatur zu halten. Diese liegt bei rund 60° C.
Alternativ: Magnetrührer mit Heizplatte (einstellbar), ca 65,- Euro

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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Neumi » 22.11.2019, 20:59

So, hier mal ein Zwischenstand:
Der Bogen hat sich schön gleichmäßig reflex gezogen und hat nahezu exakt die Kurven der Form.
Dann habe ich mal überflüssigen Leim runtergeschabt und zum Schluß nochmal grob geschliffen.

Rohling.jpg
Sehnen01.jpg
Sehnen02.jpg
Sehnen03.jpg

Jetzt kann die 2. Lage Sehnen drauf und an dieser Stelle hätte ich mal ne Frage:

Soll ich den Bogen beim nächsten Belag vorher aus dem Reflex etwas aufmachen oder die Sehnen auf den ungespannten Bogen drauf machen? Wenn ich das mache, wird ja der Reflex noch stärker.
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Hieronymus » 22.11.2019, 21:20

Neumi hat geschrieben:
22.11.2019, 20:59
Soll ich den Bogen beim nächsten Belag vorher aus dem Reflex etwas aufmachen oder die Sehnen auf den ungespannten Bogen drauf machen? Wenn ich das mache, wird ja der Reflex noch stärker.
Grüße - Neumi
Hi Michael,

Ich würde ihn an ein Kantholz zwingen so wie ist und ihn dann belegen. Nach dem gelieren des Leims die Hosengummis drüber und dann würde ich ihn auf jeder Seite 3cm zusammen drücken und die Zwingen wieder festziehen. Dann so trocken lassen... ja der Reflex wird größer werden, bei dir sowieso da du kein Horn drauf hast. Vielleicht kann dir Snake joe da mehr sagen, wie du das vermeiden kannst. Aber manche Manchu Bögen hatten auch schon ziemlich starken Reflex(sieh Bild)
1-72c-211194.jpg
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