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Längsrisse im Rücken

Verfasst: 05.05.2014, 12:35
von Bastelnomade
Hallo,


da habe ich gestern an einem kleinen Eibenbogen herumgetillert (wie immer, ohne Anspruch auf Professionalität!). Als ich den Bogen gestern weglegte, fielen mir zumindest keine Schäden auf. Das Holz war beim Verarbeiten trocken und lag nicht in der Sonne.

Heute sehe ich dann besagte Längsrisse im Rücken und habe mich ganz schön geärgert.

Woher kommen die? Beim Vertillern müssten doch eher Querbrüche auftreten, oder? Habe sowas, was ich hier habe jedenfalls noch nie gesehen.

Kann ich da noch etwas tun, und wenn ja, was?
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Re: Längsrisse im Rücken

Verfasst: 05.05.2014, 13:01
von Gornarak
Es kann z.B. sein, dass das Holz nicht ganz durchgetrocknent war.

Re: Längsrisse im Rücken

Verfasst: 05.05.2014, 13:03
von ralfmcghee
Mir fällt ganz ad hoc die Epoxy-Föhn-Methode ein. Möglicherweise sträuben sich einem erfahrenen Bogenbauer dabei die Haare, aber nach meiner bisherigen Erfahrung (ich habe auf die Weise schon bauchseitige Brüche geflickt) scheint mit Uhu Endfest für solche Probleme ein Wundermittel zu sein.

Alternativ könntest Du den Rücken abschleifen. Noch einen Ringe herunterarbeiten sehe ich eher kritisch, denn dann hast Du vermutlich kaum mehr Holzsubstanz.

Nun bin ich gespannt, was die Kollegen meinen. Dir viel Erfolg und

mach Späne
Ralf

Re: Längsrisse im Rücken

Verfasst: 05.05.2014, 13:08
von Bastelnomade
Danke für deine schnelle Antwort. Der rücken ist der ring unter der Rinde. Herunter arbeiten wird denke ich ausfallen, habe das noch nie gemacht und es handelt sich um einen recht dünnen ast...

Re: Längsrisse im Rücken

Verfasst: 05.05.2014, 13:54
von ralfmcghee
Dass es mit dem Herunterarbeiten nichts wird, daxhte ich mir. Ich würde dann tatsächlich versuchen, Epoxy einzuföhnen. Aber vielleicht kann Dir Blacky oder Heidjer einen ultimativen Tipp geben. Die beiden zählen zu den absoluten Eiben-Koryphäen. Ich bin auch schon gespannt, welche Lösungsvorschläge Du noch bekommst.

LG
Ralf

Re: Längsrisse im Rücken

Verfasst: 05.05.2014, 14:16
von Blacksmith77K
Sind die Risse auch bauchseitig, also im Kernholz? Wenn nicht, kannst du für dein Gewissen Epoxy einföhnen. Musst aber nicht.

Re: Längsrisse im Rücken

Verfasst: 05.05.2014, 14:24
von Bastelnomade
Also der Bauch ist, soweit ihm das sehen kann, heile. Nur am rücken sind die Brüche zu sehen.

Re: Längsrisse im Rücken

Verfasst: 05.05.2014, 14:27
von Blacksmith77K
Falls möglich Bogen auf Standhöhe bringen, Epoxy schnell einföhnen und Bogen sofort abspannen. Überschüssige KleberReste später verschleifen.

Re: Längsrisse im Rücken

Verfasst: 05.05.2014, 19:17
von Heidjer
So lange die Risse nicht irgendwo am WA rauslaufen, würde ich nichts machen, einfach ignorieren bis das Tillern abgeschlossen ist und dann, beim Finischen darauf achten das der Lack oder das Hartöl reichlich in die Risse einzieht und sie verklebt. Längstrisse im Faserverlauf sind im Allgemeinen unkritisch solange sie nicht auf Torsion belastet werden. ;)
Aber es zeigt Dir, dass, das Holz noch nicht zur Ruhe gekommen ist, da ist die Holzfeuchtigkeit noch ungleichmäßig im Holz verteilt, oder es wurde einer Wärmequelle ausgesetzt.

@ ralfmcghee, den Titel mit der Eiben-Koryphäe überlasse ich gerne Blacky, ich habe erst höchstens 20 (Garten) Eiben verwurstet und dabei bin ich noch nie über 60# gegangen. ;)


Gruß Dirk

Re: Längsrisse im Rücken

Verfasst: 06.05.2014, 23:22
von Bastelnomade
Habe die Epoxy-Füllmethode angewendet und in meinem Rahmen zuende getillert. Keine weiteren Risse soweit.

Wenn einer Lust und Zeit hat, kann er mir meine Tillerbilder um die Ohren hauen ::) ;D

Grundmaterial war ein krummer, sehr dünner Eibenast mit wenig Kernholz.
Wegen der Lage diverser Äste ist es von Grund auf ein Deflex-Bogen (Set ist vielleicht 1" dazugekommen, aber nicht viel). Die Tipps sind leicht geflippt, leider aber auf einer Seite stärker als auf der anderen. Ich bilde mir ein, deswegen darf das Wurfarmende rechts im Bild etwas steifer aussehen, als das linke Wurfarmende. Hoffe ich habe diesmal nicht wieder ins Klo getillert.
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@ Heidjer

Wo du es sagst fällt es mir ein: Ich hatte doch an dem Wurfarm eine Korrektur mit der HLP gemacht wegen der Sehnenlage!
Hatte es nur abkühlen lassen und weitergemacht. Dachte das sei nicht schlimm, da ich das vorher schonmal (nur VIEL extremer!) mit einer Garteneibe gemacht habe und da nichts passiert war.
Aber das war wohl der Übeltäter.

Re: Längsrisse im Rücken

Verfasst: 07.05.2014, 04:23
von ralfmcghee
Guten Morgen Bastelnomade,

wie es aussieht, kannst Du bei Deinem Bogen mit Stolz sagen: Ende gut, (fast) alles gut. Dein Längsriss-Problem ist im Griff - prima. Mir ist nur eines aufgefallen: Wenn mein Auge mich beim Vollauszugsbild nicht täuscht, bist Du beim Sehnenwinkel des linken Wurfarms ein klein wenig über die 90 Grad hinaus gekommen. Daraus habe ich abgeleitet, dass sich der linke Wurfarm irgendwo etwas zu stark biegt und glaube, dass er das in der Wurfarmmite tut.

Frage an alle: Habe ich richtig gesehen oder muss ich meinen Tillerbildbetrachtungsblick noch deutlich schärfen?

LG
Ralf (der noch nie einen optimalen Tiller hinbekommen hat)

Re: Längsrisse im Rücken

Verfasst: 07.05.2014, 08:16
von Blacksmith77K
Würden sich die letzten 20cm der wurfarme mehr biegen, würde das den mittleren Teil entlasten und der Tiller wäre prima. So ist er stark mittenlastig, aber noch vertretbar.

Re: Längsrisse im Rücken

Verfasst: 15.05.2014, 15:32
von Bastelnomade
So, der Vollständigkeit halber:


Ich habe nochmal die Wurfarmenden etwas bearbeitet. Leider dabei gut 2lbs verloren...

Ich habe den Bogen jedenfalls für fertig erklärt.
Insgesamt bin ich sehr zufrieden, es ist der erste Bogen, den ich angenehm zu schießen finde. Es ist Bogen Nr. 5 und bislang der kräftigste, den ich hinbekommen habe ;)
Mit leichten Pfeilen wirft er sehr gut und fix.

Länge ist 146cm
knapp 32 lbs bei 28"
Eibekurz3.jpg
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Eibekurz1.jpg