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Schießtechnik in der Steinzeit
Verfasst: 05.11.2012, 20:09
von Frankster
Hallo Zusammen,
im Internet steht zwar viel über Bögen und Pfeile aus der Steinzeit, aber wenig wie damit umgegangen wurde. Wer von Euch selbst schon mal Pfeile aus Schösslingen hergestellt hat, kennt die Schwierigkeiten:
100% gerade werden die Schäfte meist nie.
Die Schäfte haben ein unterschiedliches Gewicht, genauso wie die Spitzen wenn man sie selbst herstellt.
Und der relative Schwerpunkt (FOC) ist auch bei jedem Pfeil unterschiedlich.
Einen Spinetester gab es in der Steinzeit wohl auch nicht. Unter diesen Voraussetzungen ist Bogenschießen extrem schwer.
Auch kann man davon ausgehen das die Jagtpfeile mit Steinspitzen nicht zu Übungszwecken eingesetzt wurden, wegen Bruchgefahr der Spitzen. Der Schütze war quasi immer mit neuen Situationen konfrontiert.
Mich wundert es ob es bei dieser Ausrüstung und den Träningsmöglichkeiten überhaupt möglich ist, das man damit eine Zielgenaugigkeit erreicht um z.B. Vögel zu jagen was die gefundenen Kolbenspitzen belegen.
Was glaubt ihr? Ist mit Steinzeitequipment eine derartige Genauigkeit drin oder war einfach sehr viel Glück dabei wenn mal ein Treffer gelandet wurde?
Re: Schießtechnik in der Steinzeit
Verfasst: 05.11.2012, 20:20
von Wilfrid (✝)
egal, welcher Schießstil, mit etwas Übung erfühlt man Spine und Gewicht so, das nahezu jeder Pfeil ein Treffer wird. Vorallem, wenn man jung anfängt und mit blunt viel übt. Dann trifft man auch mit der Steinspitze. Regelmäßig ...
Re: Schießtechnik in der Steinzeit
Verfasst: 05.11.2012, 20:39
von Alexander S.
Man muss sich halt klarmachen das die damit angefangen haben als sie nen KinderBogen ziehn konnten.
Auch waren die nicht so verwöhnt wie wir mit supergraden Schäften und so also waren die „abgehärtet" was das schießen anbelangt ,ih denke die konnten mit jeden Bogen gleich gut umgehen.
Gruß Alex
Re: Schießtechnik in der Steinzeit
Verfasst: 05.11.2012, 20:55
von mbf
Was bedeutete damals "treffen"? Welche Distanz, welche Zielgröße?
Wenn man das eingegrenzt hat, kann man überlegen, welche Unsicherheiten im System toleriert werden können.
Re: Schießtechnik in der Steinzeit
Verfasst: 05.11.2012, 22:32
von walta
Nun - wenn dir jemand im Alter von 4 Jahren einen Bogen in die Hand drückt und dir sagt "in 5 Jahren musst du dir dein Essen selber schiessen" dann denke ich das sowas schon äusserst motivierend sein kann ;-)
walta
Re: Schießtechnik in der Steinzeit
Verfasst: 05.11.2012, 23:02
von Rook
Re: Schießtechnik in der Steinzeit
Verfasst: 05.11.2012, 23:41
von Frankster
mbf hat geschrieben:Was bedeutete damals "treffen"? Welche Distanz, welche Zielgröße?
Wenn man das eingegrenzt hat, kann man überlegen, welche Unsicherheiten im System toleriert werden können.
Ich denke die Jagtentfernung entspricht ca. 10-15m. Man findet z.B. die Aussagen das die Herstellung eines Pfeiles ca. 4h in Anspruch genommen hat. Von daher wollte man Diesen nicht durch Weitschüsse aufs Spiel setzen. Bei einem Vogel oder einem Nager auf einem Baum kommen sicher die 10-15m auch hin.
Danke Rook für das Video. Ich schätze die Entfernung hier liegt bei um die 10m. Auch der Lehrer neigt, wenn man sich die Trefferlage der beiden Pfeile die er geschossen ansieht etwas zum streuen. D.h. für einen kleinen Vogel würde er evt. mehrere Anläufe benötigen.
Ich glaube gerade wenn einer geringen Distanz geschossen wird bei der die Pfeile sich noch nicht richtig stabilisieren macht es sehr viel aus, ob man mit 100% geraden Schäften schießt oder nicht.
Bei meinen Versuchen hab ich z.B. gemerkt das mit meinen Schösslingspfeilen die Trefferlage auf 15m kaum besser ist als auf 8m. Ich glaube ein bisschen was davon liegt am Equipment.
Interessant wäre es auch zu wissen ob man durch bestimmte Schießtechniken toleranter werden kann gegenüber dem verwendeten Material.
Re: Schießtechnik in der Steinzeit
Verfasst: 06.11.2012, 00:10
von Yumiya
Steinzeit - die längste Epoche in der Geschichte der Menschheit.
Ein viel zu lange Zeit um über EINE bestimmte Schießtechnik zu sprechen.
Die Jagd mit Bogen und Pfeil war bestimmt trotz relativ simpler Ausrüstung viel "leichter" als in neuerer Zeit.
Das zahlenmäßige Verhältnis von Mensch und Tier wird eher umgekehrt zur heutigen Zeit gewesen sein. Das Wild war weniger scheu, was ein näheres Herankommen der Jäger an ihre Beute ermöglichte. Das größte Manko war vermutlich, wenn so ein Braten mit einem wertvollen Pfeil im Hintern davon lief. Ihre Kolbenpfeile hatten die bestimmt nur einfach in die Vogelschwärme hineingeschossen.
So stell ich mir das vor ... ein hartes (Über)Leben trotzdem ...
Yumiya
Re: Schießtechnik in der Steinzeit
Verfasst: 06.11.2012, 00:23
von Anasazi
Stell doch die Frage mal im Primitive Archer Forum. Da gibt es Leute die heute noch mit solchen Pfeilen (Schößlinge als Schaft und/oder Steinspitze) jagen und dort gibt es keine Tabus bezüglich der Jagd.
Ansonsten: Welcher Schuss ist der wichtigste und welche Bedeutung hatte Jagdethik in der Steinzeit?
Über die verwendete Schießtechnik kann nur spekuliert werden. Die letzten lebenden Zeugnisse steinzeitlicher Jagdtechnik findet man vielleicht noch unter Urvölkern Asiens, Afrikas und Südamerika. Berichte und Fotos zu Ishi könnten vielleicht auch weiter helfen.
Re: Schießtechnik in der Steinzeit
Verfasst: 06.11.2012, 06:46
von doubleD
Also ...
ich denke die Distanzen lagen zwischen 10 und vieleicht 50 Meter je nach Größe und Gefahr (auch Bären, Wisent, Raubkatze etc wurden gejagt )
Der Tod der Beute wurde oft durch Blutverlust oder Zusammenbruch der Lunge verursacht was die Zielgröße mächtig erhöht hat, viele primitive Völker benutzen/benutzten auch Pfeilgifte.
Darüber hinaus kannten die Jäger sowohl ihren Bogen als auch ihre Pfeile (bestimmt hatte jeder wichtige Pfeil einen Namen)
Die meisten Pfeile waren nur angespitzt und im Feuer gehärtet.
Geübt wurde auch und das bestimmt reichlichst. Geschossen wurde dabei auf natürlich oder auch künstliche Erdhügel als Ziele dienten Blätter oder ev auch Kränze aus dünnen Trieben.
Die Wahl der tauglichen Pfeile (Spine Foc Gewicht) wurde durch wahrscheinlich über Versuch und Irtum getroffen, der wahrscheinlich stattfindende Tausch untereinander hielt den damit verbundenen Aufwand im Rahmen.
Was die Präzision angeht dürfte der durchschnitliche Steinzeitjäger auf dem Stand heutiger Hochleistungssportler gestanden haben, war der Erfolg bei der Jagd doch eine wesentliche Voraussetzung zur Fortpflanzung.
Die intuitiven menschlichen Fähigkeiten werden einfach weit unterschätzt weil wir in unserer modernen Welt nur wenig und immer weniger Gebrauch davon machen.
Re: Schießtechnik in der Steinzeit
Verfasst: 06.11.2012, 08:28
von Snikers
Die intuitiven menschlichen Fähigkeiten werden einfach weit unterschätzt weil wir in unserer modernen Welt nur wenig und immer weniger Gebrauch davon machen.[/quote]
Das Denke ich auch. Wenn die Leute schon schießen bevor Sie richtig laufen

können, dann übt das enorm.
Je mehr Übung das Hirn kriegt, des do besser funktioniert es.
Natürlich gibt es noch eine Portion extra Motivation wenn ich Abends vorm leeren Topf sitze.
Gruß Andreas
Re: Schießtechnik in der Steinzeit
Verfasst: 06.11.2012, 08:39
von Netzwanze
Schnellantwort zum Thema Spinewert:
Der Spinewert wird überschätzt. Mit der richtigen Technik (zB wegdrehen des Bogens im Schuss) ist der Spine fast egal (nur zu weich sollte er nicht sein). Es ist also ohne weiteres Möglich, dass die "Menschen" damals eine spezielle Technik verwendeten.
Re: Schießtechnik in der Steinzeit
Verfasst: 06.11.2012, 09:26
von skinwalker
doubleD hat geschrieben:
Die intuitiven menschlichen Fähigkeiten werden einfach weit unterschätzt weil wir in unserer modernen Welt nur wenig und immer weniger Gebrauch davon machen.
Ich denke das ist der wichtigste Ansatz zu diesem Thema.
Die Motivation hatte damals ganz andere Ursachen, wie ja bereits beschrieben.
Seit meinem letzten Turnier das ich mit Primitivbogen- u. Pfeilen bestritten habe, bin ich der Ansicht,
dass es möglich ist, auch mit primitiven und was den Spinewert angeht, sehr unterschiedliche Pfeilen,
gute Plätze zu belegen.
Voraussetzung ist natürlich, dass die Pfeile von der Veranstalter/Parcourbetreiber zugelassen werden.
Was die Technik angeht, kann ich nur sagen, das wenn man bereits "intuitiv" unterwegs war, mit etwas Training
und der richtigen Einstellung gepaart mit einer Menge Spass vergleichbare Ergebnisse wie bei "Hightechpfeilen"
machbar sind.
Ich habe mit diesen Pfeilen beim letzten Turnier keine Probleme mit dem Veranstalter bekommen :

- Spitzen aus Hirschhorn

- Hartriegelschäfte / Graugansfedern / Wicklung aus Hirschsehne
Und nochmal auf die Motivation zurück zu kommen ...
Versucht mal "hungrig" auf den Parcour zu gehen - ihr werdet sehen, die Trefferquote wird besser ...
gruß
skinwalker
Re: Schießtechnik in der Steinzeit
Verfasst: 06.11.2012, 09:28
von Chirion
Der Beweis für die Effektivität steinzeitlicher Jäger ist unsere Existenz.....
Ein auch nur mittelprächtiger steinzeitlicher Jäger würde warscheinlich jedes 3D Turnier gewinnen.
Re: Schießtechnik in der Steinzeit
Verfasst: 06.11.2012, 09:34
von Wilfrid (✝)
Also, Spine, FOC, Gewicht sieht man mit Erfahrung schon am Schößling, der Rest wird mit Wicklung und Spitzengewicht ausgeglichen, was dann noch fehlt, merkt man und der Körper hält entsprechend höher, mehr rechts/links ....
Früh angefangen übt sich das. Und ein Fehlschuß in nen Baum erzeugt einen senkrecht steckenden Pfeil, den man leicht wiederfindet.
Und 4 Stunden für einen einfachen , geraden Pfeil? Ist da die Trocknungszeit mit eingerechnet?
Hat man alles zusammen, ist das keine halbe Stunde.