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Teil-Facing möglich?
Verfasst: 04.08.2011, 23:18
von Halldor
Hallo zusammen,
anfang der Woche ist mir ein alter Eschen-Rohling (Flachbogen) in die Hände gekommen, bei dem ich mich etwas vertillert hatte: Die Enden sind so dünn geworden, das sie beim Weitertillern abbrechen würden oder ich höchstens noch einen Kinderbogen rausbekommen würde.
Da beides nicht in meinem Sinn ist, kam mir folgende Idee:
Kann man im Bereich der Enden (die sich sowieso wenig oder gar nicht biegen sollen) ein Teil-Facing aus Esche anbringen, um die Enden wieder dicker zu machen?
Hat jemand von euch schon mal so was gemacht? Oder ist das völliger Blödsinn?
Gruß
Stefan
Re: Teil-Facing möglich?
Verfasst: 04.08.2011, 23:35
von Blacksmith77K
Nö, ist totaler Blödsinn...
...geht natürlich...

Re: Teil-Facing möglich?
Verfasst: 05.08.2011, 00:18
von Windmann
Wie schon geschrieben: Natürlich geht das. Ein sauberes Arbeiten beim Kleben vorausgesetzt, besonders an den Ausläufen zur Bogenmitte hin.
Re: Teil-Facing möglich?
Verfasst: 05.08.2011, 21:44
von Holzfäller
aber macht das das tillern nicht wesentlich schwieriger?
ich meine,zwei unterschiedliche stücke Holz...mit verschiedenen faserverläufen...
Jedes Stück Holz ist für sich ein Unikat, was den Aufbau seiner Zellen angeht, hervorgerufen durch die ganz indivividuellen Einflüsse beim Wachsen.
das hat windmann gestern erst geschrieben
grüße
holzer
Re: Teil-Facing möglich?
Verfasst: 06.08.2011, 02:10
von Squid (✝)
Nö. Denn dieses "Teilfacing", auch als "Underlay" bezeichnet soll ja nicht getillert werden. Es soll in einem Bereich kleben, an dem der Bogen starr sein soll.
Re: Teil-Facing möglich?
Verfasst: 06.08.2011, 09:10
von Wilfrid (✝)
Es geht auch im biegenden Bereich, s. Reparatur von Stauchrissen etc.
Das ist doch nix anderes. Es wird zu viel weggenommenes Holz zu gefügt. Ordentlich geleimt/geklebt kein Thema.
Töchterchens Bogenwar ein wenig schwächlich geworden (Töchterchen ist ja erwachsen geworden, da war der mit 18# nu nix mehr).
Also, n Pferdehaarzopf drauf, da warens 23#. Nur der Bauch ... , den legte er in Falten. 2 schöne Späne Hartholz draufgeleimt und alles war wieder schön.
Re: Teil-Facing möglich?
Verfasst: 06.08.2011, 13:27
von Holzfäller
klingt nach einer klasse möglichkeit, restholz zu verwerten und gleichzeitig einen bogen zu retten
werd ich mal ausprobieren
grüße
holzer
Re: Teil-Facing möglich?
Verfasst: 06.08.2011, 15:11
von Squid (✝)
Naja, ganz so einfach isses nicht!
Wenn man wirklich einen Bogen mit Stauchrissen mit einem Holzpflaster retten will, ist der Aufwand schon etwas größer. Abschleifen, Pflaster passgenau formen, einpassen, einschleifen, ggf. wickeln, nachtillern...
Dabei auf superfeine Übergänge achten...
Einfach 'n Holz übern Stauchriss babschen geht nämlich nicht. Da entstehen umgehend neue Schwachstellen an den Enden des aufgeleimten Holzes.
Da ist ein Komplettfacing dann doch die bessere Wahl...
Re: Teil-Facing möglich?
Verfasst: 06.08.2011, 17:46
von Halldor
Puhh, da bin ich froh, dass da noch was zu retten ist
Ich werde das Underlay (schon wieder eine neues Wort gelernt

) aber evtl ein klein wenig in den biegenden Bereich auslaufen lassen müssen. Sollte ich dann noch eine Wicklung anbringen? Oder doch nur ganz sanft auslaufen lassen?
Gruß
Stefan
Re: Teil-Facing möglich?
Verfasst: 06.08.2011, 18:03
von Squid (✝)
Wenn dus wirklich papierdünn ausschleifst, mit einer Steigung von 0 auf 1 mm über zwei oder drei Zentimeter, reicht schleifen.
Die Wicklung gibt zusätzliche SIcherheit, dann kann das Ganze etwas knapper ausfallen.
Hinzu kommt die Frage der Optik - was gefällt dir besser?
Re: Teil-Facing möglich?
Verfasst: 06.08.2011, 18:37
von Halldor
Naja, rein optisch wäre es mir natürlich ohne Wicklung lieber...
Da ich noch nie ein Underlay o.ä geklebt habe, ist mir gerade noch die folgende Frage gekommen
Klebt man das Underlay eigentlich als Block auf und schleift es dann am unteren Ende flach aus, oder schleife ich es schon vor dem kleben auf Maß?
Gruß
Stefan
PS: Schon mal vielen Dank für die Hilfe!
Re: Teil-Facing möglich?
Verfasst: 06.08.2011, 19:03
von Squid (✝)
Der Vollstädigkeit halber etwas umfassender: Das hängt ein wenig von der Position am Bogen ab.
Ein "Teilfacing" zur Wurfarmreparatur wird vorher so weit wie möglich in Form geschliffen. denn es soll ja eine Lücke füllen.
Ein Unterlay wird genau wie ein Overlay üblicherweise als grob vorbearbeiteter Klotz aufgeklebt, denn es verstärkt den Wurfarm ja ausschließlich, es wird vorher kein Holz drunter weggenommen.
Da du aber teilweise im Biegebereich arbeiten möchtest, kannst du den "Klotz" auch vorher schon etwas ausschleifen, zumindest im extradünnen Bereich. Das hat den Vorteil, dass sich das dünne Ende besser an den Wurfarm - da wo er sich krümmen möchte - anpassen lässt. Wenn der Arm aber ganz gerade ist, ist auch das Wurscht - dann kommt es nur auf deine Schleifkünste an, damit du nicht am Ende des Underlays in den Wurfarm 'reinschleifst und da eine sehr unerwünschte Schwachstelle reinfräst...
Re: Teil-Facing möglich?
Verfasst: 06.08.2011, 19:35
von Holzfäller
Och, ich finde,eine gute gemachte wicklung kann auch sehr schön sein
da ihr euch anscheinend gut damit auskennt,was ist die beste vorgehensweise für ne wicklung?
Grüße
Holzer
Re: Teil-Facing möglich?
Verfasst: 06.08.2011, 19:43
von Squid (✝)
Den ausgewählten Faden nehmen, den zu wickelnden Bereich mit einem geeigneten Klebstoff einschmieren (ggf. in einzelnen Abschnitten, wenn die Wicklung etwas länger wird), den Faden dicht an dicht stramm 'rumwickeln, die Wicklung mit dem gewählten Klebstoff großzügig beschmieren.
Der Faden muss zur Wicklung passen. 3 oder 4 mm am Pfeil macht man eher mit Zwirn, 5 oder 6 cm am Bogen sollte schon ein kräftiges Schustergarn o. ä. sein. Und der Kleber sollte zum Garn passen. Nylongarne kann man z. B. nicht mit Holzleim fixieren.
Das mit dem Klebstoff MUSS man nicht machen, aber es empfiehlt sich bei allen "Funktionswicklungen". Bei rein optischen Geschichten muss das nicht sein. Allerdings muss man dann natürlich die Enden unter der Wicklung durchziehen - sonst löst sich das ganze logischerweise auf.
Re: Teil-Facing möglich?
Verfasst: 06.08.2011, 20:02
von Snake-Jo
Den Ausführungen von Squid kann ich (mal wieder) nichts hinzufügen,
außer ein paar Bilder von Facings.
Bild 1: Bei meinem Double-Wave verläuft das Facing hauchdünn aus in den biegenden Bereich.
Bild 2: Das Facing am Indianerbogen ist durch Beize und Wicklung unter dem fell kaschiert.
Bild 3: Beim Legolas ist es umgekehrt: das Facing verläuft vom Griff ausgehend nur bis zum Anfang des starren Hebelendes.