Seite 1 von 1
Eibe bei Frost? Bestanden! ...jetzt der Feinschliff.
Verfasst: 28.12.2010, 22:51
von Blacksmith77K
Um das rauszufinden habe ich kurzerhand einen 75'' Langbogen mit 70#@28'' zusammengezimmert. Save ist der Bogen bis 30 Zoll. Nix dolles, aber zweckdienlich.
Mit dem gehts übermorgen raus um zu sehen, ob bei 0°C die Eibe denn nun wirklich Fratzen macht oder ob das ein 'Käse' ist. Lederhelm und Schutzbrille gehen natürlich mit!
Hier der Test-Kandidat:
'Strumpel'
...melde mich übermorgen.

Re: TEST: Eibe bei Frost, Ja oder Nein?!
Verfasst: 28.12.2010, 23:12
von the_Toaster (✝)
Es gibt in einer der TBBs einen Artikel, wo der Autor etwas über das Klimaverhalten von Bögen schreibt.
Fazit ist, dass der Bogen am Besten in dem Klima funktioniert, in dem er gebaut wurde.
Baust Du also einen Eibenbogen bei um die Null Grad und der im Winter üblichen Luftfeuchte, wird sich sein Tiller im Sommer verändern. Genau so umgekehrt. Das KANN dann so weit gehen, dass Dir der Bogen um die Ohren fliegt, MUSS aber nicht.
Mir ist das bei meinem Haselyumi passiert. Im Sommer gebaut, im Winter explodiert.
Meistens ändert sich aber nur die Schussleistung.
Re: TEST: Eibe bei Frost, Ja oder Nein?!
Verfasst: 28.12.2010, 23:17
von Blacksmith77K
Ich habe die Bibel nicht zum Lesen hier. Wenn er die Nummer überlebt, tiller ich ihn auf 45-50# runter und mach ihn richtig hübsch.

Re: TEST: Eibe bei Frost, Ja oder Nein?!
Verfasst: 29.12.2010, 09:31
von Snake-Jo
@Blacky: Vom Versuchsansatz her: Es bedeutet nur, dass dein Bogen diese Prozedur überlebt oder nicht. Es gibt keinen Hinweis auf Allgemeingültigkeit, sondern nur einen Hinweis auf deinen individuellen Bogen. Man weiß auch nicht, ob er wegen der Kälte explodiert oder an einem Holzfehlern plus Kälte.
Ein allgemeingültiger Versuch wäre:
100 Holzproben von 100 verschiedenen Eiben mit laminarem Wachstum, alle gleich groß geschnitten im Standardbruchtest, einmal bei Zimmertemperatur, dann bei Kälte.
Erweiterter Test: Kälte variieren, Proben aus verschiedenen klimatischen Bereichen.
Verkleinerter Test mit weniger statistische Aussagekraft: 20 Proben
Re: TEST: Eibe bei Frost, Ja oder Nein?!
Verfasst: 29.12.2010, 15:41
von ThomasThome
Moin,
passt vielleicht nicht 100% zum Thema Bogen, aber ich baue öfters Beilstiele aus Eibenästen. Die sind mir bis jetzt immer im Winter bei Minusgraden zerfetzt. Ich glaube schon, dass Eibe keine tiefen Fröste leide kann.
MfG
Thomas
Re: TEST: Eibe bei Frost, Ja oder Nein?!
Verfasst: 30.12.2010, 11:08
von Blacksmith77K
ThomasThome hat geschrieben:Moin,
ich baue öfters Beilstiele aus Eibenästen. Die sind mir bis jetzt immer im Winter bei Minusgraden zerfetzt.
Thomas
Warum mach man denn sowas?!

Ich würde da 'nen Hickorystiel machen. Eibe als Gerätestiel ist ja wohl nicht so der Bringer, das federt doch ohne Ende!

Davon ab, Bogen hat gehalten!

Ich habe den Bogen jetzt eine gute Kante schmäler gemacht. 32mm im Griffbereich, dann Breitentaper auf 12mm an den Enden. Ist jetzt Full-Range, also 8/8tel in den Wurfarmen. Also so breit wie tief und hat immer noch 70#@30''
Hier mal der Tiller (...bischen knotig das Ganze, also schwierig wirklich rund zu bekommen...):
Re: Eibe bei Frost? Bestanden! ...jetzt der Feinschliff.
Verfasst: 02.01.2011, 20:00
von ThomasThome
Hehe, ich habe mal als Kind das Buch "Der Eibenförster" von Curt Strohmeyer gelesen, und dort war beschrieben, dass auch früher Eibenäste für Hammer- und Beilstiele benutzt wurden. Ist auch wirklich angenehm, wenn der Stiel leicht nachgibt, das schohnt die Gelenke

Re: Eibe bei Frost? Bestanden! ...jetzt der Feinschliff.
Verfasst: 03.01.2011, 08:23
von Okki
Da drängt sich doch fast der Gedanke auf ob zur damaligen Zeit der Nahrungserwerb oder kriegerische Handlungen verschoben wurden bis die Temperaturen wieder oberhalb des Taupunkts gelegen haben. Kann ich mir so eigentlich nicht vorstellen. Hunger und Differenzen waren ja wohl temperaturunabhängig. Oder hat man evtl. zweierlei Bögen gehabt. Einen für die kalte und einen die wärmere Witterung ? Wie wurde damals überhaupt die Temperatur gemessen ? Mehr so nach Gefühl ?
Nur mal so ein Gedanke.
Re: Eibe bei Frost? Bestanden! ...jetzt der Feinschliff.
Verfasst: 03.01.2011, 09:33
von Blacksmith77K
@Okki
Das war der Grundgedanke, dem der 'Versuch' entsprungen ist. Ich denke, dass der Grund der knallenden Bögen nicht bei der Temperatur, sondern bei einer fehlerhaften bis gänzlich fehlenden Akklimatisierung der Bögen liegt.
Wie auch immer, hier das Endprodukt:
http://www.fletchers-corner.de/viewtopi ... 16&t=15370
Re: Eibe bei Frost? Bestanden! ...jetzt der Feinschliff.
Verfasst: 03.01.2011, 11:39
von Ravenheart
Okki hat geschrieben: Wie wurde damals überhaupt die Temperatur gemessen ? Mehr so nach Gefühl ?
Nur mal so ein Gedanke.

...nö, man hatte "Ostfriesen-Wetterstationen"!
Kannst Du Dir auch bauen!
Material: 1 Brett, 1 Nagel, 1 Bindfaden
ca. 2 - 3 m vor'm Fenster aufhängen...
Ablesung:
1. Faden ist nass: Regen
2. Faden ist vereist: Frost
3. Faden wackelt: Windig
4. Faden wirft Schatten: Sonnig
5. Faden nicht zu sehen, Licht im Zimmer an: Nacht
6. Faden nicht zu sehen, Licht im Zimmer aus: Nebel
7. u.s.w..
Im Ernst: Denke schon, dass auch unsere Vorfahren gemerkt haben, ob es friert oder nicht....
@Blacky: Schön, dass er gehalten hat, aber leider ist das mit EINEM Versuch ja leider NICHT repräsentativ! Ich wäre da vorsichtig mit Verallgemeinerung! Es gibt für meinen Geschmack ZU viele Eibe-bei-Frost-Bruch-Berichte, um da Entwarnung geben zu können...
Rabe
Re: Eibe bei Frost? Bestanden! ...jetzt der Feinschliff.
Verfasst: 03.01.2011, 11:59
von Galighenna
Es reicht ja auch schon, wenn die Eibe nicht zu 100% ganz sauber getillert ist, oder eine Stelle dort etwas spröder ist als normal. Kommt dann geringe Luftfeuchtigkeit dazu, reagiert die Eibe vielleicht empfindlicher auf diese Umstellung und solche vormals nicht sichtbaren Fehler enden dann tragisch...
Nachweisen lässt sich sowas nur mit statistischen Methoden und unheimlich viel Datenmaterial von möglichst exakt und unter vielen Gesichtspunkten vermessenen Eibe-Bögen...
Für uns ist das einfach nicht machbar und somit wird es immer ein "Mythos" mit evtl einem kleinen Kern Wahrheit bleiben...
Neigt Eibe nicht auch bei zu starker Trocknung zu unumkehrbarer versprödung? Oder war das Robinie?
...
Re: Eibe bei Frost? Bestanden! ...jetzt der Feinschliff.
Verfasst: 03.01.2011, 12:05
von Snake-Jo
Wie ich oben schon schrieb.....
Es ist nun einmal so, dass Holzfasern bei Kälte fester werden (nicht nur Eibe). Folge: Der Bogen schießt schneller, ist aber auch bruchgefährdeter. Ein Eibenbogen mit viel Reserve, z.B. bis 30" getillert, wird auch bei Kälte noch mit 28" schießbar sein...
Grundsätzlich gilt aber: Vorsicht! und gut warm machen (vor jeder Passe). Besser ist das!

Re: Eibe bei Frost? Bestanden! ...jetzt der Feinschliff.
Verfasst: 03.01.2011, 12:31
von Blacksmith77K
Snake-Jo hat geschrieben:
Grundsätzlich gilt aber: Vorsicht! und gut warm machen (vor jeder Passe). Besser ist das!

Genau!
Snake-Jo hat geschrieben:Ein Eibenbogen mit viel Reserve, z.B. bis 30" getillert, wird auch bei Kälte noch mit 28" schießbar sein...
Jetzt kommen wir der Sache doch näher. Denn 'allgemein' wird gesagt, dass bei Frost die Eibe knallt. In der Ausführung von Snake-Jo beruhigt das doch ungemein!