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Ästigkeit bei Robinie
Verfasst: 14.01.2009, 22:40
von Waldmensch
Hallo erstmal, ich bin der Neue

und will euch gleich mit Fragen löchern.
Ich habe bei uns im Wald ein paar Robinien gefällt und auf 2m geschnitten, aber irgendwie finde ich da keinen Stammteil, der keine Äste enthält. Wie macht ihr das, sucht ihr astfreies Furnierholz oder nehmt ihr sowas trotzdem? s. Fotos, jeder Farbspritzer ist eine Astnarbe.
Und könnte man die nach dem Handspalten auch mit der Tischkreissäge weiter vierteln bzw. schmaler machen (und vielleicht an den Ästen vorbeisägen). Ich habe bisher hier immer nur von Bandsäge gelesen, aber daran fehlts bei mir etwas, dafür hat mein alter Herr eine Tischkreissäge.
Grüße und Danke schonmal, Waldmensch
Re: Ästigkeit bei Robinie
Verfasst: 14.01.2009, 23:01
von Ravenheart
Zuerst mal willkommen in der FC, falls ich's noch nicht gesagt hab...
Nur, wie kommst Du darauf, dass er keine Astnarben haben darf?
Leider funzt wegen Seitenumbau momentan die Galerie nicht, sonst könnte ich Dir Dinger zeigen, die vor Ästen nur so strotzen!
Und Äste im Griffbereich (Dein 2. Bild) machen den Bogen nur unverwechselbar schön - mehr Auswirkung haben sie nicht...
Mit Ästen muss man "umgehen"....
Da ein Ast eine Schwachstelle ist, wird der Bogen in dem Abschnitt entsprechend breiter gelassen. (Oder in Griffbereich: Halt dick genug).
Die Fasern verlaufen eh um den Ast herum, man muss ihnen eigentlich nur folgen!
Guck mal, hier sieht man es auf zwei der unteren Bilder gut (runter scrollen!) :
http://www.fletchers-corner.de/http://w ... 49#p178549
Nur ganz am Rand gelegen wird's problematisch, aber das kann man ja bei geschicktem Zuschnitt vermeiden...
Oder auch da "tricksen" (Holzpflaster, Rohhaut, Wicklung....)
Also: Spalte an den Ästen vorbei - oder nimm sie in die Mitte. Beides geht.
Allerdings gebe ich auch zu: Gerade von Robinie KANN man auch Stämme finden, die auf 2 m, zumindest an einigen Seiten, astfrei sind.
Robinien sind ja a) häufig und b) lang.
Man muss ja nicht das erstbeste Stück nehmen...
Etwas wählerisch darf ein Bogenbauer schon sein, oder?
Rabe
Re: Ästigkeit bei Robinie
Verfasst: 14.01.2009, 23:04
von benz
hallo,
die Meinungen wieviel Äste Robinie als Bogen verträgt gehen hier weit auseinander. Sicher ist es gut, wenn es gelingt sie nicht direkt in den am stärksten belastenen Teil des Bogens zu legen.
Mit der Bandsäge kannst Du dem Faserverlauf um die Äste herum folgen, mit einer Kreissäge geht das nicht.
Beim Spalten kann es gut gehen, der Spalt kann aber auch im Bereich eines Astes verlaufen, sodass kein Rohling mehr übrig bleibt.
Wenn Du keine Bandsäge hast, dann würde ich Spalten und dabei beim Ansetzen der Keile versuchen einen Spalt vorherzusehen, der die Äste in einen von mir gewünschten Bereich legt. Ich hoffe das ist verständlich ausgedrückt?
Zu sehr würde ich dabei aber mein Herz nicht an das Holz hängen, denn ohne Erfahrung kann es durchaus auch schiefgehen.
Also Spalten wenn Du damit leben kannst es zu verhaun, sonst Bandsäge ausfindig machen.
liebe Grüße benzi
PS momentan sehe ich zwar vor dem posten dass ein Beitrag geschrieben wurde, kann ihn aber nicht lesen, deshalb haben sich die beiden Beiträge überschnitten
Re: Ästigkeit bei Robinie
Verfasst: 15.01.2009, 00:29
von acker
Hallo,
Also Ich würde zuerst Spalten mit Axt und Keil etc damit Du siehst wie der Stamm gewachsen ist --> wegen Drehwuchs.
Hast Du den Stamm in 2 Hälfteln gespalten und es schaut gut aus , dann kannste die Handkreissäge nehmen und einen Führungsschnitt anlegen und dann durch diesen Schnitt spalten.
Das geht recht einfach und klappt zu 90%.
Gruß acker
Re: Ästigkeit bei Robinie
Verfasst: 15.01.2009, 11:30
von Satorius
Meine Erfahrungen mit Robinie (8 taugliche Bögen) und Astigkeit bringen mich zu folgender Einschätzung: mehr noch als bei anderen Holzarten wie Eibe, Ahorn, Ulme oder Esche sollte bei der Robinie ins Kalkül gezogen werden, dass das Bogendesign, das gewünschte Zuggewicht etc. stark vom jeweiligen Rohling abhängig ist. Hast du beispielsweise vor einen Bogen mit ideal rechteckigem Querschnitt zu bauen, wofür die Robinie sich sehr gut eignet, musst du ja zwangsläufig den Rücken plan herunternehmen (s. dazu BBB Tim Baker "staves from boards") und schneidest dabei die natürlichen Verstärkungen, die der Baum sich um die Äste angelegt hat, durch. Robinie mag das nicht, was aus meiner Sicht mit der überaus hohen Zugbelastbarkeit (148) zusammenhängt. Dann kommt nämlich zum Tragen, dass eine Kette immer nur so stark ist wie ihr schwächstes Glied: die Äst weisen nämlich einen senkrecht zur Zugbelastung des Rückens stehenden Faserverlauf auf.
Rabe hats schon gesagt, dem kannst du mit Zugabe an den Schwachstellen oder einem Backing entgegenwirken, alles Maßnahmen, die Erfahrung benötigen (und bringen!). Und du legst den Bogen eben so rein, dass die Äste nicht in den superkritischen Bereichen liegen.
Mit Schwierigkeiten ist auch das Dämpfen bzw. Biegen astiger Bereiche, was aber auch bei anderen Hölzern gilt. Wenns einfach wär, könnts jeder. An solchen Stäben gewinnt man immer, es hängt nur davon ab, wie du es persönlich wertest, es gibt ja Leute mit Null Frustrationstolleranz. Die sollten keine Bogen bauen, das kann am Baum enden.
Spalten ist gut, mitten durch die Äste, danach arbeite ich mit dem Beil weiter, dann realisiere ich den Faserverlauf besser als mit der Säge; Drehwuchs kann dann schon frühzeitig kompensiert werden.
Zur besseren Illustration werde ich mal Bilder suchen. Bis dann: viel Erfolg
Gruß Martin
Re: Ästigkeit bei Robinie
Verfasst: 19.01.2009, 22:10
von Waldmensch
N'abend
Vielen Dank erstmal für die Ermutigung, dann kann ich ja doch mal Axt, Bello und Keile ansetzen. Aber momentan liegen die Stämme unter einer schneeschicht, daran wird sich auch so schnell nichts ändern. Vielleicht kann ich mich dann ja nochmal melden und euch um Rat fragen
Grüße und Dank, Waldmensch